Berlin im Jahr 1930
01. 01. Auf Anordnung des Generalstaatsanwalts beim Kammergericht werden sämtliche Verkehrsstrafsachen aus den Bezirken der Landgerichte I, II und III, die bisher von den Staatsanwaltschaften II und III bearbeitet wurden, von der Staatsanwaltschaft I übernommen.
01. 01. Die Reichsbahndirektion Berlin befördert am Neujahrstag, trotz Fehlens des Berufsverkehrs, 1,1 Millionen Fahrgäste.
01. 01. Mit Beginn des neuen Jahres wird die Hundesperre (Leinenzwang für Hunde) aufgehoben. Es wurde empfohlen, die Hunde nicht gleich frei umherlaufen zu lassen, da viele Tiere aufgrund der ihnen ungewohnten Freiheit verlorengehen könnten.
01. 01. Die Niederspannungs-Arbeitsgebühr nach Tarif I wird um vier Reichspfennig auf 20 Reichspfennig/kWh und nach Tarif II um 10 Reichspfennig auf 50 Reichspfennig/kWh erhöht. Die Mehreinnahmen mußten restlos an die Stadt Berlin abgeführt werden.
01. 01. In Berlin gibt es noch 246 Pferdedroschken, von denen die meisten an Bahnhöfen, insbesondere am Bahnhof Friedrichstraße (Mitte), auf ihre Gäste warteten.
01. 01. Die Verfügung des Magistrats vom 15. November 1929 über die Seelsorge in städtischen Krankenhäusern tritt in Kraft. Vom Patienten wurde eine Willenserklärung über die seelsorgerische Betreuung verlangt.
01. 01. Im Wartesaal des Bahnhofs Zoo werden zwei junge Burschen beim Verkauf von Wein und Likör festgenommen. Sie hatten die Ware bei einem Schaufenstereinbruch an der Ecke Bismarck-/Wilmersdorfer Straße (Charlottenburg) gestohlen.
02. 01. Bei der BVG wird eine allgemeine Tarifänderung wirksam, wodurch sich der Preis für einen Einzelfahrschein mit einmaliger Umsteigeberechtigung von 20 auf 25 Pfennig (Erwachsene) bzw. von zehn auf 15 Pfennig (Schüler) erhöhte.
02. 01. Trotz umfangreicher Sicherungsmaßnahmen dringen Einbrecher nachts in das Staatliche Leihhaus in der Elsasser Straße 74 ein. Sie stahlen vier Herrenpelze, einige Anzüge und Wäsche im Werte von mehreren tausend Mark.
02. 01. Im Schrebergartengelände an der Hindenburgstraße gerät eine Laube in Brand. Die Feuerwehr mußte eine mehrere hundert Meter lange Schlauchleitung legen, um an den Brandherd zu kommen. Da viel Zeit verstrich, brannte die Laube ab.
02. 01. In der Nacht zum 3. Januar fährt eine Droschke am Kleinen Stern auf eine haltende Autotaxe. Der Fahrer der defekten Taxe stand vor der geöffneten Motorhaube, wurde von seinem eigenen Wagen überrollt und getötet.
03. 01. Bürgermeister Scholtz gibt in einer Pressekonferenz eine Darlegung der Finanzlage Berlins. Trotz Sparmaßnahmen sollte der Wohnungsbau weitergeführt werden. Der Bau der Stadtbäder in der Gartenstraße und in Schöneberg sollte zu Ende geführt werden.
03. 01. Die preußische Finanz- und Baudirektion bietet die frühere Militärstrafanstalt auf dem Tempelhofer Feld zum Kauf an. Es war wohl das erste Mal, daß ein Gefängnis öffentlich zum Kauf angeboten wurde.
03. 01. Der 63jährige Direktor des Trianon-Theaters, der Bühnenschriftsteller Leo Walter Stein, erschießt sich in seiner Wohnung in der Uhlandstraße.
03. 01. An der Ecke See-/Togostraße (Wedding) kommt es um 18.30 Uhr zu einem Zusammenstoß von Arbeitslosen und zwei Polizeibeamten. Die abgegebenen Schüsse verletzten einen Zivilisten. Ein Überfallkommando zerstreute die Menge.
04. 01. Der Magistrat berät die Stillegung oder Einschränkung von Baumaßnahmen auf dem Messegelände aus Sparsamkeitsgründen. Es sollten nur die im Bau befindlichen und für die Grüne Woche vorgesehenen Hallen fertiggestellt werden.
04. 01. Auf dem Waldfriedhof Stahnsdorf wird der am 29. Dezember 1929 tödlich verunglückte Tennismeister Hans Moldenhauer beigesetzt. Der Vorsitzende des Rot-Weiß-Clubs, Dr. Friedrich Carl von Siemens, sprach im Namen des Vereins sein Beileid aus.
04. 01. In der Berichtswoche vom 30. Dezember 1929 bis zum 4. Januar 1930 erhöht sich die Zahl der Arbeitslosen im Bereich des Landesarbeitsamtes Brandenburg. Die Zahl der Arbeitssuchenden erhöhte sich um 20 173, die der Unterstützungsempfänger um 18 808.
04. 01. Der 72jährige Generalarzt a. D. Ferdinand Lauff stürzt infolge eines Ohnmachtsanfalles aus dem Fenster seiner im 2. Stock gelegenen Wohnung in der Sybelstraße 31 (Charlottenburg). Er erlitt einen Schädelbruch und starb.
06. 01. Das Nansen-Barackenlager auf dem Tempelhofer Feld wird geräumt. Die in den Baracken wohnenden russischen Flüchtlinge wurden von der Obdachlosenpolizei in der sogenannten Wanzenburg (der früheren Stadtvogtei) am Molkenmarkt (Mitte) untergebracht.
06. 01. Auf der Avus wird eine Eule durch das Scheinwerferlicht eines Autos geblendet und stürzt auf die splitternde Windschutzscheibe desselben. Die Eule war tot, der Fahrer hatte schwere Schnittwunden.
06. 01. Im Großkraftwerk »Georg Klingenberg« (Lichtenberg) explodiert die Füllung eines 6 000-Volt-Ölschalters der Eigenbedarfsanlage. In mehreren Stadtteilen traten für 20 Minuten Störungen auf.
06. 01. Im Schwurgerichtssaal des Kriminalgerichts Moabit beginnt der Prozeß gegen die Fälscher sowjetischer Banknoten (Tscherwonzen). Es bestand der Verdacht, daß nicht nur ein Münzverbrechen, sondern ein Anschlag auf die Währung Sowjetrußlands geplant war.
06. 01. Im Pferdestall des Kaiser-Wilhelm-Turms (Grunewald) bricht Feuer aus. Die Feuerwehr konnte erst mit mehreren Schläuchen das Feuer löschen.
07. 01. Zwischen Berlin und London wird der deutsch-englische Bildtelegraphie-Dienst aufgenommen.
07. 01. Im Südosten und Osten Berlins kommt es zwischen einem kommunistischen Trauerzug und der Polizei zu Zusammenstößen. 52 Personen wurden festgenommen. Die Särge von Walter Neumann und von Nubisch-Meyer wurden zum Friedhof Friedrichsfelde gebracht.
08. 01. Die Akademie der Künste veranstaltet aus Anlaß des 60. Geburtstages ihres Mitgliedes Ernst Barlach eine Ausstellung von Werken des Künstlers.
09. 01. Vor dem Schlichtungsausschuß finden Verhandlungen zwischen den Vertretern der Innung der vereinigten Droschkenbesitzer und des Deutschen Verkehrsbundes zur Beilegung des Lohnkonfliktes statt. Die Fahrer forderten eine Erhöhung des Festlohnes.
09. 01. In der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) wird das Stück »Apollo-Brunnenstraße« von Stefan Grossmann und Franz Hessel uraufgeführt.
10. 01. Verschiedene Wissenschaftler, unter ihnen Fritz Schröter und Otto von Bronk, sehen im Labor von Manfred von Ardenne in Berlin-Lichterfelde erste »Halbtonfernkinobilder« auf einer Braunschen Röhre.
10. 01. Die KPD hält auf dem Helmholtzplatz eine Versammlung ab. Die Abteilung I des Polizeipräsidiums forderte mit einem großen Aufgebot von Schutzpolizei die Teilnehmer auf, sich nach Waffen durchsuchen zu lassen. Etwa 300 Personen wurden festgenommen.
11. 01. Der SC Charlottenburg und Preußen Stettin tragen im Heim der Charlottenburger einen Schachkampf an 21 Brettern aus, der 10 1/2 : 10 1/2 ausgeht.
11. 01. Nach Geschäftsschluß tritt ein Unbekannter in das Bank- und Lotteriegeschäft von Steinberg & Co. in der Rosenthaler Straße 40/41 (Mitte) und verlangt vom Inhaber Leo Schmidt mit gezückter Pistole die Herausgabe des Geldes. Er erbeutete ca. 7 000 Mark.
12. 01. Die Schwimmende Schifferkirche feiert in Berlin-Plötzensee an der Seestraße bei der Beusselbrücke (Wedding) ihr 25jähriges Bestehen.
13. 01. Der Schlichtungsausschuß im Lohnkonflikt des Berliner Kraftdroschkengewerbes fällt einen Schiedsspruch gegen die Arbeitnehmervertreter. Anstelle eines Festgehalts von 2,50 Mark und 25 % der Bruttoeinnahmen sollte eine Einnahmebeteiligung von 33 % treten.
13. 01. Im Alter von 77 Jahren stirbt der langjährige Obermeister der Berliner Bildhauerinnung, Adolf Westphal, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer und Ehrenmeister des märkischen Handwerks.
13. 01. Ein starker Nordweststurm fegt über Berlin. Gesimsteile, Dachziegel, Schilder u.a. wurden abgerissen. Das 75 m lange Dach eines Gebäudes der Berliner Elektrizitätswerke in Lichtenberg wurde abgedeckt, stürzte auf eine Trafostation und zerstörte diese.
13. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird die Deutsche Meisterschaft im Eishockey beendet. EV Füssen gewann gegen den SC Riessersee mit 3:0 im Spiel um Platz 3. Der Berliner Schlittschuh-Club e.V. wurde mit einem 3:0 gegen Brandenburg Deutscher Meister.
14. 01. Der SA-Sturmführer Horst Wessel wird bei einem Überfall in seiner Wohnung in Friedrichshain durch einen Schuß so schwer verletzt, daß er wenige Wochen später starb.
14. 01. In den Betriebsräumen des Postamtes 2 in der Goethestraße (Charlottenburg), in dem auch das Fernsprechamt »Steinplatz« untergebracht war, bricht ein Brand aus. Der Ölbehälter der Rohrpostanlage war in Brand geraten. Die Feuerwehr dämmte den Brand ein.
14. 01. Der Schiedsspruch des Schlichtungsausschusses vom 13. Januar 1930 im Lohnkampf des Droschkenkutschergewerbes wird von den Kraftdroschkenführern abgelehnt.
14. 01. Auf dem Wege von der Stadtbank-Filiale (Köpenicker Straße) zur Innungskrankenkasse der Tischlerinnung in der Michaelkirchstraße 15 (Mitte) wird ein 68jähriger Kassenbote überfallen. Der Raub der 5 000 Mark gelang durch heftige Gegenwehr des Boten nicht.
15. 01. Der Polizeipräsident Karl Zörgiebel verbietet alle Versammlungen unter freiem Himmel einschließlich aller Umzüge. Die KPD hatte zu einer Massenkundgebung zum Gedenken an die ermordeten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht um 18.00 Uhr aufgerufen.
16. 01. In der Nacht zum Freitag wird aus der Villa des Syndikus der Berliner Handelskammer, Eduard Meyerstein, am Griebnitzsee, das gesamte Tafelsilber im Werte von 5 000 bis 6 000 Mark gestohlen.
16. 01. Die Lichtspieltheaterbesitzer treffen sich im Gebäude der Schlaraffia, um die Notlage im Kinogewerbe zu besprechen. Sie protestierten gegen teure Kinobauten und gegen den Tonfilm, dessen Apparate zu teuer seien.
16. 01. Der Allgemeine Automobil-Club nimmt die an unbeschrankten Eisenbahnübergängen der Strecke Königs Wusterhausen - Storkow errichteten Warnblinkanlagen in Betrieb.
17. 01. Die Schriftstellerin Marie von Bunsen feiert ihren 70. Geburtstag. Die Enkelin des preußischen Diplomaten Josias von Bunsen hatte zahlreiche Novellen und Feuilletons in vielen deutschsprachigen Zeitungen geschrieben.
17. 01. Der Obermeister der Charlottenburger Bäcker-Innung, Karl Grüßer, Ansbacher Straße 29 (Schöneberg) begeht seinen 50. Geburtstag.
17. 01. Das Präsidialmitglied des Reichslandbundes Dr. Martin Schiele begeht seinen 60. Geburtstag. Schiele war 1925/26 Reichsinnenminister, 1927/28 Reichslandwirtschaftsminister und vertrat seit 1920 die Deutsch-Nationale Volkspartei im Reichstag.
17. 01. Die Zeitung »Der Berliner Bär« teilt mit, daß der preußische Innenminister durch einen Runderlaß an alle Polizeibehörden Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel für ganz Preußen verboten hat.
18. 01. Die Innung Vereinigter Kraftdroschkenbesitzerverbände nimmt im Gegensatz zu den Arbeitnehmerorganisationen, die den Schiedsspruch am 14. Januar ablehnten, den Schiedsspruch über die Neuregelung der Löhne der Taxichauffeure an.
18. 01. Der Wirkliche Geheime Rat Dr.-Ing. Eduard Stieger stirbt im Alter von 87 Jahren. Stieger war seit 1910 Unterstaatssekretär der Eisenbahn-Abteilung des Ministeriums der Öffentlichen Arbeiten und wurde 1918 Mitglied des Preußischen Herrenhauses.
18. 01. In der Friedrich-Wilhelms-Universität findet die traditionelle Feier zur Erinnerung an die Reichsgründung statt. Die Festrede hielt Prof. Eduard Spranger. Der allgemeine Gesang des Deutschlandliedes beendete die Feier.
18. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstalten die Zeitungen »Die Welt am Abend« und »Berlin am Morgen« das Fest »Sturm über Berlin«, bei dem namhafte Künstler wie Ernst Busch, Karl Valentin, Erich Weinert u.a. auftreten.
19. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die Freie Turnerschaft Groß-Berlin ein Arbeiter-Hallensportfest. Höhepunkt des Festes, an dem 1 500 Sportler teilnahmen, war das Spielen der »Internationale« von der Sport- und Musikvereinigung.
19. 01. Der Bund der Berliner Haus- und Grundbesitzer veranstaltet in der Neuen Welt in der Hasenheide eine Massenveranstaltung gegen die vom Magistrat ausgeübte Finanz- und Steuerpolitik.
20. 01. Im Konzerthaus Clou in der Mauerstraße (Mitte) feiert die Kreissynode Kölln-Stadt ein Kirchenfest zugunsten des Baus evangelischer Krankenhäuser. Für die nächsten fünf Jahre erwartete man einen Bedarf von etwa 6 000 Krankenhausbetten.
21. 01. Die Spielgemeinschaft Berliner Schauspieler unter der Leitung von Fritz Staudte bringt mit dem Stück »Der Fall Slowenski« ihre erste Inszenierung heraus.
22. 01. General Karl Lietzmann feiert seinen 80. Geburtstag. Lietzmann war bis 1905 Direktor der Kriegsakademie und militärischer Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Zeitschriften.
25. 01. Prof. Eduard Meyer begeht seinen 75. Geburtstag. Das Hauptarbeitsgebiet des Althistorikers, der seit 1902 an der Universität Berlin dozierte, war die Zeit um Christi Geburt.
28. 01. Conrad Alexander Theodor Biesalski stirbt in Berlin. Der Orthopäde war seit 1914 Leiter des Oskar-Helene-Heims und Initiator der »Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge«.
28. 01. Der Astrologe Willy Krone hält in den Pharus-Sälen (Müllerstraße, Wedding) einen Lichtbildervortrag über »Astrologie und menschliches Geschick« und zwei Tage später über »Sternennacht und Liebesleben«.
29. 01. Wilhelm Stahl beginnt seine Tätigkeit als Direktor der Staatlichen Versuchswirtschaft für Schweinehaltung und -zucht in Ruhlsdorf (Kreis Teltow).
01. 02. Die Reichsbahn setzt die Fahrpreise der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen herauf. Die Mindestpreise im Berliner Eisenbahnverkehr betrugen bisher in der 3. Klasse 15 und in der 2. Klasse 25 Pfennig. Sie betrugen fortan 20 bzw. 30 Pfennig.
01. 02. Durch einen Erlaß des Reichswehrministers wird Generalmajor Kurt Schreiber, bisheriger Abteilungschef im Personalamt des Reichministeriums, zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt.
01. 02. Der Stadtkommandant von Berlin, General von Schleinitz, nimmt seinen Abschied.
04. 02. In einem Brief an den Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft präzisiert Max von Laue die Ziele der Arbeit eines Institutes für theoretische Physik.
06. 02. Die Königgrätzer Straße (Kreuzberg) wird in Stresemannstraße umbenannt. Nach zwischenzeitlicher Benennung in Saarlandstraße erhielt sie 1947 wieder den Namen Stresemannstraße.
07. 02. Im Sportpalast (Schöneberg) führt die NSDAP eine Massenkundgebung zum Thema »So kann es nicht weitergehen!« durch, an der 15 000 Menschen teilnehmen. Redner waren u.a. General Karl Litzmann, Gauleiter Dr. Joseph Goebbels und Hauptmann Hermann Göring.
08. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet der »Kaschemmenball«, statt. Er sollte die Tradition der Zille-Bälle fortsetzen, hatte aber bei weitem nicht deren Erfolg. Der Kaschemmenball war Berlins größtes Kostümfest.
09. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet das Endspiel der Europameisterschaft im Eishockey statt. Deutschland gewann gegen die Schweiz mit 2:1 und wurde damit Europameister.
10. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die Endspiele der Weltmeisterschaft im Eishockey statt. Deutschland verlor gegen Canada 1:6 und die Tschechoslowakei siegte mit 2:0 gegen die Schweiz (Freundschaftsspiel). Kanada wurde Weltmeister.
10. 02. Nach längeren Zensurverhandlungen gelangt der Film des sowjetischen Regisseurs Sergej Eisenstein »Der Kampf um die Erde« im Beisein des Autors im Berliner Mozartsaal zur deutschen Erstaufführung.
11. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet die Schlußveranstaltung der Internationalen roten Wintersportwoche - vom 1. bis 13. Februar in Oberwiesenthal, in Halle und in Berlin - als großes Eissportfest statt.
13. 02. Der Komponist und Pianist Conrad Ansorge stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee und Heerstraße (Charlottenburg).
15. 02. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Arbeiter- Turn- und Sport-Verein »Fichte« unter dem Motto »Roter Rummel« einen politisch-satirischen Karneval.
17. 02. Durch Erlaß des Preußischen Staatsministeriums wird dem Feuerwehrmann Otto Eichler, Feuerwache Friedenau, die Rettungsmedaille verliehen. Er hatte am 28. Dezember 1929 einen durch eine Rauchvergiftung bewußtlos gewordenen Kollegen gerettet.
23. 02. SA-Sturmführer Horst Wessel, am 14. Januar bei einem Überfall in seiner Wohnung lebensgefährlich verletzt, stirbt im Krankenhaus Friedrichshain. NSDAP-Gauleiter Joseph Goebbels nutzte den Tod Wessels, um ihn zu einem Märtyrer zu verklären.
24. 02. Eine Autobuslinie verbindet Teltow mit Berlin.
26. 02. Zum erstenmal kommen Straßenbahn-Gelenktriebwagen zum Einsatz.
05. 03. Im Zuge der Reform der Preußischen Universitätsverfassung erhält die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin ihre neue Satzung.
07. 03. Das Gebäude des Heinrich-Hertz-Institutes für Schwingungsforschung wird eingeweiht. Die Mittel hierfür kamen aus einer Stiftung.
12. 03. Eine »Polizeiverordnung zum Schutze von Naturdenkmälern in Berlin« (speziell einer Schwarzpappel in Tempelhof, einer Linde in Staaken, einer Roßkastanie in Kaulsdorf und einer Weide in Marienfelde) tritt in Kraft.
15. 03. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) beginnen Internationale Wettbewerbe und die Europameisterschaften der Herren im Eislaufen. Bei den Damen gewann Fritzi Burger (Wien), bei den Herren war Herbert Haertel (Berlin) erster der Tageswettbewerbe.
16. 03. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) werden die am Vortage begonnenen Eislaufkonkurrenzen zur Europameisterschaft der Herren fortgesetzt. Europameister wurde Karl Schäfer (Wien).
18. 03. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die Rote Hilfe ein Massenmeeting gegen das Severingsche Republikschutzgesetz. Als Vertreter der Bezirksleitung der Roten Hilfe sprach das Mitglied des Reichstags Wilhelm Pieck (KPD).
27. 03. In der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz) hat das Stück »Das Gericht« von C. K. Munro Premiere.
27. 03. Ein dreitägiger Europäischer Bauernkongreß wird im Logenhaus in der Kurfürstenstraße 116 (Schöneberg) eröffnet. Insgesamt nahmen 83 Delegierte aus 19 europäischen Ländern teil.
30. 03. Im Sportpalast zeigt Sonja Henie (Norwegen) ihre Weltmeisterschaftskür. Danach wurde ein 50-Runden-Mannschafts-Eisschnellauf ausgetragen. Im Eishockey spielten der HC Chamonix gegen eine internationale Mannschaft 2:2 und Brandenburg gegen den SCC 5:0.
30. 03. Das 1. Präsidialkabinett unter Dr. Heinrich Brüning wird gebildet.
31. 03. Der Reichsverband der Deutschen Presse weiht sein neues prunkvolles Heim in der Tiergartenstraße (Tiergarten) mit einem Festessen ein.
31. 03. Am Deutschen Künstlertheater gelangt das Stück des irischen Dramatikers Eugene O'Neill »The Emperor Jones« in englischer Sprache zur Aufführung. Die Hauptrolle spielte Paul Robeson, Regisseur James Light agierte als Handelsvertreter Henry Smithers.
01. 04. Der neue Reichskanzler, Dr. Heinrich Brüning, der zum erstenmal vor dem Reichstag steht, verliest die Regierungserklärung.
01. 04. Das Spezialhaus für moderne Beleuchtung, Willy Herz-Herzlicht, Nikolsburger Straße 6 und Uhlandstraße 106 (Wilmersdorf) feiert sein 40jähriges Geschäftsbestehen.
01. 04. Dr. Berthold Reiche, Leiter der Bibliothek der Berliner Kaufmannschaft, tritt in den Ruhestand. Reiche hatte in dreißigjähriger Tätigkeit aus einer Handbibliothek von 7 000 Bänden eine Fachbibliothek von 50 000 Bänden entwickelt.
01. 04. Für jugendliche Wanderer tritt eine Erleichterung in der Erlangung einer Fahrpreisermäßigung für Jugendpflege in Kraft. Die Führer von Jugendgruppen brauchten einen vom Vereinsleiter ausgefüllten Führerausweis (beglaubigt durch Jugendamt oder Polizei).
01. 04. Das »Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften« wird in der Universitätsstraße 3 b (Mitte) eröffnet. Direktor des Instituts wurde Paul Diepgen.
01. 04. Bei den Gruppenkommandos der Schutzpolizei wird folgende Veränderung durchgeführt: Polizeioberstleutnant Barsickow übernimmt die Leitung der Polizeigruppe Ost.
01. 04. Bei den Gruppenkommandos der Schutzpolizei wird folgende Veränderung durchgeführt: Polizeioberst Hellriegel wird mit der Führung der Polizeigruppe Südost betraut.
01. 04. Ministerialdirektor a. D. Dr. Friedrich Contze wird zum Präsidenten des Evangelischen Bundes gewählt. Er besetzte die Stelle des verstorbenen Geheimen Oberkonsistorialrates D. Scholz.
01. 04. In der Nacht dringen Einbrecher in die Wohnung eines Kaufmanns in der Markgraf-Albrecht-Straße 9 (Wilmersdorf) ein und stehlen Schmuck, einen Bisammantel und eine Talersammlung im Wert von 4 000 Mark.
01. 04. Bei den Gruppenkommandos der Schutzpolizei wird folgende Veränderung durchgeführt: Polizeioberst Gertz tritt als stellvertretender Kommandeur in das Kommando der Schutzpolizei ein.
01. 04. Der Prozeß vor dem Bühnenschiedsgericht, den Direktor Robert Klein vom Berliner Theater gegen den Schauspieler Hans Albers angestrengt hatte, beginnt. Albers hatte gegen die Fortsetzung des Engagements über den 1. Mai hinaus Widerspruch eingelegt.
01. 04. Der Film »Der blaue Engel« nach dem Roman »Professor Unrat« von Heinrich Mann, mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen, wird in Berlin uraufgeführt.
01. 04. Bei den Gruppenkommandos der Schutzpolizei wird folgende Veränderung durchgeführt: Polizeigruppe Mitte übernimmt Polizeioberst Niehoff.
02. 04. In einem Demonstrationszug der KPD am Kottbusser Damm/Maybachufer (Neukölln) marschiert ein Trupp Jugendlicher, die Abzeichen und Kleidung (grünes Hemd) der verbotenen Jungen Garde tragen. Fünf weibliche und 23 männliche Jugendliche wurden festgenommen.
02. 04. An vier Schulen in Berlin-Neukölln finden Streiks statt. 80 % der Schüler blieben dem Unterricht fern. Erhebliche Sparmaßnahmen des Magistrats im Schulbereich hatten zur Verschlechterung des Unterrichts geführt (z.B. 50 bis 60 Schüler pro Klasse).
02. 04. Nach Aufhebung des Demonstrationsverbots gibt es eine Vielzahl von Kundgebungen der verschiedensten politischen Richtungen: 18.00 Uhr KPD im Lustgarten und Reichsbanner im Norden, Südosten und Westen, 20.00 Uhr Nationalsozialisten im Sportpalast.
02. 04. Die SPD bringt im Reichstag einen Mißtrauensantrag gegen die Regierung Brüning ein. Die Abstimmung ergab 252 Stimmen für die Reichsregierung und 187 gegen sie.
02. 04. Das Kleingartenschiedsgericht entscheidet gegen das Bezirksamt Steglitz. Damit wurde die geplante Erweiterung des Stadtparks durch Hinzuziehung der Kleingartenkolonie »Goeben-Wiese« unmöglich.
02. 04. Vor Neuköllner Volksschulen (15. und 16. Gemeindeschule an der Lessingstraße, 31. und 32. Gemeindeschule in der Rütlistraße) versuchen Mitglieder des »Jung-Spartakusbundes« zu verhindern, daß Schüler die Schule betreten. Die Polizei griff nicht ein.
02. 04. Der Magistrat gibt in einer Mittagssitzung den Plan auf, eine Wohnungsluxussteuer zu erheben.
02. 04. Im Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Gau Groß-Berlin der NSDAP eine Kundgebung unter dem Motto »Die deutsche Freiheitsbewegung vor neuen Aufgaben«. Als Redner traten Dr. Joseph Goebbels, Wilhelm Kube und Dr. Wilhelm Frick auf.
03. 04. Der Magistrat verabschiedet den Haushaltsplan für das Etatjahr 1930/31 (Volumen von 1,150 Mrd., Vorjahr 1,137 Mrd. Mark). Der stellvertretende Stadtkämmerer Friedrich Lange brachte den Haushaltsplan am 10. April in der Stadtverordnetenversammlung ein.
03. 04. Die vom Schulstreik betroffenen Neuköllner Anstalten der 15. und 16. Grundschule in der Lessingstraße und der 31. und 32. Schule in der Rütlistraße arbeiten zum größten Teil wieder normal. Die Schulen erhielten Polizeischutz.
04. 04. Ein Polier entdeckt beim Neubau des Funkhauses in der Masurenallee, daß der Grundstein von seinem Platz entfernt worden war. Die eingemauerte Metalltruhe war mit dem gesamten Inhalt (Urkunden und Dokumente) gestohlen worden.
04. 04. Auf der Anlage des Tennis-Clubs Blau-Weiß beginnt das Training für den Davis-Pokal-Wettkampf in England (24. bis 26. April in London).
05. 04. Als erste der drei großen Pferderennbahnen nimmt Karlshorst sein Jahresprogramm mit zwei Hürden-, drei Jagd- und einem Queensland- Flachrennen auf.
05. 04. Der Fernsprechverkehr zwischen Berlin und Moskau wird eröffnet. Von russischer Seite waren Pressegespräche verboten. Ansonsten herrschte nach Auskunft des Berliner Fernsprechamtes in beiden Richtungen lebhafter Verkehr.
06. 04. Im Neuen Rathaus am Rudolph-Wilde-Platz (Schöneberg) wird die Jubiläumsausstellung (60 Aussteller) des Schöneberg- Friedenauer-Künstlerverbandes vor einem großen Kreis geladener Gäste eröffnet. Die Eröffnungsansprache hielt der Vorsitzende, Max Mackott.
06. 04. Im Theater in der Königgrätzer Straße (Stresemannstraße, Kreuzberg) bringt der Moskauer Regisseur und Theaterleiter Wsewolod Meyerhold mit seinem Ensemble Sergej Tretjakows Stück »Brülle, China!« in einer geschlossenen Matinee zur Aufführung.
06. 04. Die Trainingsvorbereitungen für den Davis-Pokal-Wettkampf in London (24. bis 26. April) werden mit Spielen auf den Plätzen von Blau- Weiß abgeschlossen.
06. 04. Das klassische Radrennen Berlin - Cottbus - Berlin wird bei den Profis von dem Berliner Dahms gewonnen. Die Frage Niederdruck- oder Ballonreifen wurde zunächst zugunsten des Ballonreifens entschieden.
06. 04. Das klassische Radrennen Berlin - Cottbus - Berlin wird bei den Amateuren vom Vorjahressieger, dem Berliner Walter Hoffmann, gewonnen. Der erste Fahrer im Ziel, der Berliner Merhan, war disqualifiziert worden, weil er den Dresdner Maidem behindert hatte.
07. 04. Im Krematorium Wilmersdorf wird im Beisein des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg der General der Infanterie, Freiherr von der Goltz, beigesetzt.
07. 04. Bei der Olex-Tankstelle Friedrichsfelde an der Straße Frankfurt (Oder) - Berlin wird eine Auto-Lotsenstation eröffnet. Ein Tag- und Nachtdienst ermöglichte, daß »Chauffeur-Lotsen« zum Fortbewegen von Fahrzeugen ständig angefordert werden konnten.
07. 04. Eine bis zum 26. April dauernde Ausstellung von Möbel- und Dekorationsstoffen findet in Berlin C, Breite Straße (Mitte), im großen Ausstellungssaal des Hauses Rudolph Herthzog statt.
08. 04. Das Gaststättengesetz, das eine einheitliche Regelung der Polizeistunde für das Reich auf 1.00 Uhr vorsieht, wird angenommen. Über Abweichungen konnte der preußische Minister des Innern entscheiden. Für Berlin blieb die 3-Uhr-Polizeistunde erhalten.
08. 04. Der bei der Unterschlagung von Post beobachtete und von der Polizei festgesetzte Briefträger Karl Gause vom Postamt NW 87 kann sich losreißen. Danach stürzte er sich von der Hansabrücke ins Wasser. Die Feuerwehr konnte die Leiche zunächst nicht finden.
08. 04. Eine Druckerei in der Wilhelmstraße (Lichtenberg) wird von der Abteilung IA des Berliner Polizeipräsidiums wegen »Herstellung kommunistischer Zersetzungsschriften« ausgehoben.
10. 04. Der nördliche Abschnitt der U-Bahn-Linie Gesundbrunnen - Leinestraße (Neukölln) von Neanderstraße (Heinrich-Heine- Straße) bis Gesundbrunnen wird in Betrieb genommen, so daß der durchgängige Verkehr auf der 10,2 km langen Gesamtstrecke möglich wurde.
10. 04. Das von den Streitparteien im Maßschneidergewerbe gewählte unparteiische Kollegium fällt einen Schiedsspruch, der die Arbeitszeitverschlechterungen des Braunschweiger Schiedsgerichts beseitigt und die Stundenlöhne um zwei bzw. einen Pfennig erhöht.
10. 04. In den Funkturmhallen (Charlottenburg) findet eine Pressevorbesichtigung der Möbel- und Einrichtungsschau Berlin 1930 statt.
10. 04. Reichspräsident Paul von Hindenburg empfängt den Gewinner des »Hindenburg-Pokals« für das Sportflugwesen im Jahre 1929, Dipl.-Ing. Wolfram Hirth, und überreicht ihm für seine fliegerischen Leistungen (Alpenüberquerung, Englandflug) den Pokal.
10. 04. Der stellvertretende Stadtkämmerer (Stadtsyndikus) Friedrich Lange (SPD) legt in der Stadtverordnetenversammlung mit einer Haushaltsrede den Haushaltsplan 1930/31 vor, der in Einnahmen und Ausgaben mit 1 150 416 Mark abschließt.
10. 04. Es wird mitgeteilt, daß der Reichsverkehrsminister von Guérard den Reichseisenbahnrat zum 1. Mai nach Berlin einberuft, um dessen Stellungnahme zum Antrag der Deutschen Reichsbahngesellschaft auf Erhöhung der Personen- und Gütertarife einzuholen.
11. 04. Der 15jährige Laufbursche Willi Bietz wird im Hause Alt-Moabit 86 b von einem Fahrstuhl zerquetscht. Er war zwischen Fahrstuhlkorb und Schacht gekommen. Von der Feuerwehr befreit, starb er im Krankenhaus Moabit.
11. 04. Der Magistrat wählt aufgrund eines Vorschlags des Verwaltungsrates der Stadtbank den Direktor Ernst Gehrke von der Deutschen Girozentrale zum Direktor der Stadtbank und Sparkasse.
12. 04. Der Hauptausschuß der Deutschen Turnerschaft stimmt den Verträgen mit dem Deutschen Schwimm-Verband, dem Deutschen Fußballbund und der Deutschen Sportbehörde zu. Damit wurde der erste Schritt zur Zusammenarbeit verschiedener Verbände getan.
12. 04. Im Reichsarbeitsministerium einigen sich die Parteien, nachdem die Gewerkschaft den Schiedsspruch abgelehnt hatte, in einer freiwilligen Vereinbarung. Eine Stundenlohnerhöhung von zwei bzw. drei Pfennig wurde festgelegt.
14. 04. Vor dem Arbeitsgericht Berlin findet eine Verhandlung gegen den Verein Großsiedlung e.V. statt. Kläger war der bisherige Vorsitzende Stefan Fischer, der fristlos entlassen worden war. Der Verein war von Prof. Walter Gropius ins Leben gerufen worden.
14. 04. In der Nacht vom 14. zum 15. dringen Einbrecher in die Villa des Bankiers Bruno Philipp, Mitinhaber des Bankhauses Jatta und Levin, in der Warnemünder Straße 2 in Schmargendorf ein. Die gestohlenen Wertsachen wurden auf 60 000 Mark beziffert.
15. 04. In der Nacht vom 15. zum 16. April bricht in drei nebeneinanderliegenden Bootshäusern in der Köpenicker Straße 7 in Grünau ein Großfeuer aus. 180 Ruderboote verbrannten. Der geschätzte Schaden belief sich auf 40 000 Mark.
15. 04. Der Potsdamer Reiterverein führt eine Reitveranstaltung auf der Grunewald-Rennbahn durch, an der die Prinzessin von Stülpnagel, der Potsdamer Polizeipräsident von Zitzewitz und der Oberlandstallmeister Gatermann teilnehmen.
16. 04. Eine Anordnung des Oberreichsanwalts wird durch Beamte der Abt. I des Polizeipräsidiums die Durchsuchung des Bezirkssekretariats der KPD in der Seydelstraße 18 (Mitte) durchgeführt. Gefahndet wurde nach dem Herstellungsort der sogenannten »Zellenzeitung.
16. 04. Die Reichsbahndirektion kündigt für Ostern die Ausgabe von Rückfahrkarten von Berlin aus zu einer Reihe von Zielorten in der Provinz Brandenburg an, darunter Dannenwalde, Landsberg (Warte) und Orte im Spreewald. Die Ausgabe begann am 17. April.
17. 04. Die Inbetriebnahme der U-Bahn-Strecke Leinestraße - Gesundbrunnen wird für den 23. April angekündigt. Nach weiterem Ausbau sollte sie den Nordringbahnhof Gesundbrunnen mit dem Südringbahnhof Hermannstraße verbinden (realisiert am 13. Juli 1996).
17. 04. Der Dichter Carl Sternheim heiratet die Schauspielerin Pamela Wedekind.
17. 04. Reichspräsident Paul von Hindenburg verläßt Berlin, um einen Erholungsaufenthalt auf dem Gut Groß-Schwuelper zu verbringen.
18. 04. In der Paul-Gerhardt-Kirche in Schöneberg findet ein Karfreitagkonzert statt. Unter der Leitung des Dirigenten Arnold Ebel hatten sich der Kirchenchor, die Schöneberger Liedertafel, der Scheinpflugsche Cor und der Chor der Rheingauschule zusammengetan.
20. 04. Am Ostersonntag werden in den Berliner Verkehrsmitteln einschließlich Ring- und Vorortbahn rund 4,2 Millionen Menschen befördert.
21. 04. Am Ostermontag werden in den Berliner Verkehrsmitteln einschließlich Ring- und Vorortbahn rund 5,12 Millionen Menschen befördert.
21. 04. In Polizeiaktionen werden die Teilnehmer an einer Kundgebung des kommunistischen Jugendtages am 20. April in Leipzig festgestellt. An der Glienicker Brücke wurden 60 Lkw mit Teilnehmern abgefangen, am Anhalter Bahnhof wurden 90 Teilnehmer zwangsgestellt.
22. 04. Die Möbel- und Einrichtungsschau Berlin 1930 in den Funkturmhallen (Charlottenburg) schließt um 20.00 Uhr ihre Pforten.
23. 04. Laut einer amtlichen Bekanntmachung werden für das Steuerjahr 1930, 1. April 1930 bis 31. März 1931, im Bereich der Berliner Stadtsynode von den kirchensteuerpflichtigen evangelischen Christen als Kirchensteuer 10 % der Einkommensteuer von 1929 erhoben.
26. 04. Die Frau des Schauspielers Werner Krauß, Frau Paula Krauß, begeht in ihrer Villa in Dahlem, Im Schwarzen Grund 17, Selbstmord.
27. 04. Unmittelbar hinter dem Bahnhof Basdorf entgleisen mehrere Wagen der von Berlin kommenden Reinickendorfer-Liebenwalder-Eisenbahn (Heidekrautbahn«) wegen falscher Weichenstellung. Elf Berliner Ausflügler wurden verletzt.
28. 04. Auf Einladung der Stadt Werder findet die traditionelle »Blütenfahrt« der Berliner Presse statt.
28. 04. Der Präsident der Columbia Universität und der Carnegie-Stiftung in New York, Nicholas Murray Butler, trifft in Berlin ein und steigt im Hotel Adlon ab.
28. 04. Unter der Führung von Oberbaurat Scheele findet eine Pressekonferenz anläßlich der Feuerschutzwoche statt.
29. 04. Auf der 60. Generalversammlung des Aktienvereins des Zoologischen Gartens stellt die Direktion das Programm für den kommenden Sommer vor. Im Zoo sollten Konzerte gegeben werden, an vier Tagen Militärmusik und an den übrigen Tagen sinfonische Konzerte.
29. 04. Auf der Monatsversammlung des Bezirksvereins Berlin-Wilmersdorf-Süd werden statistische Angaben über den Bestand an Obstgehölzen gemacht. In den Berliner Kleingärten standen danach vor zwei Jahren 1 149 800 Obstbäume und 4 372 500 Beerensträucher.
29. 04. Auf der Monatsversammlung des Bezirksvereins Berlin-Wilmersdorf-Süd werden statistische Angaben über Kleingärten gemacht. Danach wies Berlin etwa 160 000 »Schrebergärten« aus. In ganz Deutschland gab es etwa 1,5 Millionen Kleingärten.
29. 04. Der Bezirksverein Berlin-Wilmersdorf-Süd beschäftigt sich mit Kleingärten. In ganz Berlin kamen jährlich 3,2 Mill. Mark Pacht ein. In Köpenick erzeugten 1 214 Kleingärtner 2 983 Ztr. Gemüse, 6 550 Ztr. Kartoffeln, 1 054 Ztr. Getreide und 545 Ztr. Obst.
29. 04. Auf der 60. Generalversammlung des Aktienvereins des Zoologischen Gartens zieht die Direktion Bilanz. Der Besuch von Kindern war 1929 von 202 000 auf 172 000 gesunken. Am 1. August 1929 waren mit 70 000 an den Kassen die meisten Besucher gezählt worden.
29. 04. In der Flemmingstraße 1 (Tiergarten) werden die Brüder Franz und Erich Saß bei einem Einbruch überrascht und verhaftet.
30. 04. In der Weinstube in der Französischen Straße findet eine Sonderkonferenz der Westarp-Gruppe, der 28 deutschnationale Reichstagsabgeordnete angehören, statt. Sie übergaben dem Vorsitzenden der Partei eine Erklärung.
01. 05. Die Berliner städtische Säuglings- und Tuberkulosefürsorge feiert ihr 25jähriges Jubiläum.
01. 05. Als letzter der Groß-Berliner Galopprennbahnen eröffnet der Unionklub in Hoppegarten seine Pforten.
01. 05. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Ortsausschuß des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes die Maifeier des Deutschen Metallarbeiterverbandes und des Verbandes der Kupferschmiede.
01. 05. Von Beamten des Spielerdezernats wird in der Nacht in einem Lokal in der Landwehrstraße ein sogenannter »Tippelkommers«, zu dem 19 Frauen und zwei Männer gehörten, ausgehoben. Gespielt wurde »Meine Tante - deine Tante«.
01. 05. Eine Organisationsänderung in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, die ihren Sitz in Berlin hat, tritt in Kraft. Die Anstalt bestand aus der Präsidialabteilung und den Abteilungen I-Maß und Gewicht, II-Elektrizität, III-Wärme und Druck, IV-Optik.
01. 05. In Berlin beginnt ein Lehrgang der Kartographischen Abteilung des Reichsamtes für Landesaufnahme. Dieser Lehrgang war quasi der Beginn der kartographischen Ingenieurausbildung.
01. 05. Das Büro der Berliner Gauleitung der NSDAP wird von der Berliner Straße 77 (Charlottenburg) in die Hedemannstraße 10 (Kreuzberg) verlegt.
02. 05. Unmittelbar nach Vollendung seines 62. Lebensjahres stirbt der Präsident der Reichsbahndirektion Berlin, Dr. jur. Paul Stapf, im Lazarus- Krankenhaus an den Folgen eines Schlaganfalls.
02. 05. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Gau Groß-Berlin der NSDAP eine Kundgebung mit dem Thema »Raum für unser Volk«. Als Redner traten Dr. Joseph Goebbels und Adolf Hitler auf.
02. 05. Die Verkehrsdeputation des Magistrats berät über die Forderungen der Droschkenbesitzer nach Erhöhung der Droschkentaxe. Sie hatten 25 Pfennig pro Fahrt verlangt. Bei einer Besprechung im Polizeipräsidium einigte man sich auf 20 Pfennig.
13. 05. Helene Lange, Vorkämpferin der Frauenbewegung, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde sie auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1 (Charlottenburg).
17. 05. Der Techniker Max Valier stirbt in Berlin. Valier wurde vor allem durch theoretische und praktische Arbeiten zur Antriebsproblematik der Raketentechnik auf dem Wege über raketengetriebene Bodenfahrzeuge bekannt.
24. 05. Das Stadtbad in der Gartenstraße (Mitte) wird nach zweijähriger Bauzeit eröffnet.
28. 05. Das Mitglied des Exekutivkomitees Theodor Lewald stellt auf der 28. Session des IOC in Berlin den offiziellen Antrag für die Durchführung der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
31. 05. Das 650jährige Jubiläum der Kürschner-Innung, die am 2. März 1280 gestiftet wurde, wird mit einem Festakt in der Handelskammer und einem Festabend in den Krollsälen feierlich begangen.
10. 06. Der Theologe Karl Gustav Adolf von Harnack stirbt in Heidelberg. Harnack wirkte von 1889 bis 1924 in Berlin u.a. als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Beigesetzt wurde er auf dem Alten Kirchhof der St.-Matthäus-Gemeinde (Schöneberg).
11. 06. Für die Mitglieder der NSDAP in Preußen und damit auch in Berlin wird das Tragen einer Uniform verboten. Das Verbot wurde von der NSDAP meist umgangen, indem bei Umzügen weiße Hemden getragen wurden.
14. 06. Die Spielgemeinschaft Berliner Schauspieler unter Leitung von Fritz Staude bringt das Stück »Krach um Leutnant Blumenthal« von Alfred Herzog im Theater am Schiffbauerdamm (Mitte) zur Uraufführung.
15. 06. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Deutsche Beamten-Bund am Vormittag eine Protestkundgebung gegen das »Notopfer der Festbesoldeten« und die von der Regierung geplanten Sparmaßnahmen.
15. 06. Im Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin-Dahlem findet eine Gedächtnisfeier für Karl Gustav Adolf von Harnack, den ersten Präsidenten der Gesellschaft, statt.
18. 06. Zum Festabend der 2. Weltkraftkonferenz findet im Sportpalast (Schöneberg) das in der bisherigen Geschichte Berlins wohl größte Festbankett statt (3 700 Gäste, 450 Kellner, 60 Köche, u.a. Verbrauch von 15 Zentnern Lachs, 2 000 Hühnern, 4 000 Brötchen).
22. 06. Anläßlich der Weltkraftkonferenz in Berlin, die bis zum 25. Juni andauert, landet das Luftschiff LZ 127 »Graf Zeppelin« im Rahmen einer Deutschlandfahrt auf dem Flugplatz Staaken (Spandau).
22. 06. Hertha BSC wird in Düsseldorf mit einem 5:4-Sieg gegen Holstein Kiel Deutscher Fußballmeister.
23. 06. Das Luftschiff LZ 127 (Graf Zeppelin«) startet vom Flugplatz Staaken (Spandau) aus mit Passagieren zu zwei Rundflügen über Berlin.
23. 06. Zu einem »Treffen der Giganten« findet sich auf dem Flugplatz Staaken (Spandau) neben dem Luftschiff LZ 127 (Graf Zeppelin«, 237 Meter Länge) auch das erste Jumbo-Flugzeug der Welt, die viermotorige »Junkers G 38« (Spannweite 44 Meter), ein.
27. 06. R. I. Meyer spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« zum Thema »Lothar Meyer und das Periodensystem der Elemente«.
28. 06. Die von Bruno Taut und Franz Hillinger errichtete Wohnsiedlung an der Carmen-Sylva-Straße (ab 10. Juni 1954 Erich-Weinert- Straße, Prenzlauer Berg) erhält offiziell den Namen des Mitbegründers der Freien Gewerkschaften, Carl Legien.
29. 06. Der 1,2 km lange Streckenabschnitt Nordring (Schönhauser Allee) - Pankow (Vinetastraße) der U-Bahn wird in Betrieb genommen. Mit der Verlängerung der Hochbahn war auch der letzte Teil des 1, 714 km langen »Magistratsschirms« fertiggestellt.
01. 07. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Gau Groß-Berlin der NSDAP eine »Sommer-Abschlußkundgebung«. Als Redner traten Dr. Joseph Goebbels, Hermann Göring, Werner Studentkowski und Joseph Wagner auf.
04. 07. Der Angestelltenrat des Amtsgerichts Berlin-Mitte nimmt nach Dienstschluß eine Kontrolle vor. Es sollte festgestellt werden, wie viele Beamte nach Dienstschluß arbeiten mußten. Die Kontrolle ergab, daß noch 34 Angestellte in den Büros waren.
04. 07. Der Präsident des Amtsgerichts Berlin-Mitte, Dr. Dransfeld, verbietet dem Angestelltenrat des Amtsgerichts das Haus, als er erfährt, daß eine Kontrolle der Anwesenheit nach Dienstschluß durchgeführt wurde. Der Angestelltenrat klagte beim Amtsgericht.
04. 07. In der Zeitschrift »Naturwissenschaften« erscheint ein Nachruf für den am 10. Juni verstorbenen Präsidenten der Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft, Karl Gustav Adolf von Harnack.
07. 07. Der Dichter und Literaturkritiker Julius Hart, ein Vertreter des Naturalismus, stirbt in Berlin.
08. 07. Im Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Deutsche Fleischer-Verband einen Festabend anläßlich des 50. Deutschen Fleischer- Verbandstages. Rund 6 000 Gäste nahmen am Festabend teil, u.a. zahlreiche Delegierte aus Österreich, der Schweiz und den USA.
11. 07. Auf dem U-Bahnhof Gesundbrunnen werden erstmals bei der U-Bahn Rolltreppen in Betrieb genommen.
16. 07. Der Jurist Justus Budde stirbt in Sondershausen. Budde war von 1918 bis 1923 im Berliner Bankwesen tätig. Er war Präsident des Ältesten-Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft und widmete sich in dieser Funktion besonders der Handels-Hochschule Berlin.
17. 07. Als erstes Bürohochhaus in Berlin - nach einigen bereits früher entstandenen Fabrikhochhäusern - wird das Kathreiner-Hochhaus am Heinrich-von-Kleist-Park (Schöneberg) fertiggestellt. Die Entwürfe stammten von Bruno Paul.
18. 07. Auf der außerordentlichen 19. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt.
21. 07. Arthur Liebert wird zum Professor für Philosophie an der Handels-Hochschule Berlin ernannt.
23. 07. Der Techniker Rudolf Nebel führt in der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin sein erstes Flüssigkeitstriebwerk vor, das mit Sauerstoff und Benzin arbeitete.
24. 07. Der Leiter der Kommunalpolitischen Abteilung des Zentralkomitees der KPD und Landtagsabgeordnete Wilhelm Pieck begrüßt im Saalbau Friedrichshain die Teilnehmer am II. Welttreffen der Arbeiter- und Bauernkinder Berlins.
01. 08. Der Arbeitsvertrag des Generalintendanten Heinz Tietjen mit der Städtischen Oper Charlottenburg wird beendet. Der Kultusminister hatte ihn bis zum 1. August 1930 befristet und nicht verlängert, da Tietjen »wegen staatlicher Aufgaben« zu belastet sei.
01. 08. Der Mineraloge Walter Schmidt, Ordinarius an der Universität Tübingen, wird an die Technische Hochschule (Charlottenburg) berufen.
01. 08. Anläßlich der Hundertjahrfeier des Bestehens der Berliner Museen wird das Museum für den Bildhauer Christian Daniel Rauch in der Orangerie des Charlottenburger Schlosses neu eröffnet.
01. 08. Die Zahl der in Berlin betriebenen Kraftfahrzeuge beträgt 107 500 Personen- und Lastkraftwagen, Kraftomnibusse, Kraftdroschken und Krafträder. Auf jeden 40. Berliner kam ein Kraftfahrzeug.
09. 08. Claire Waldoff singt zur Einweihung des Zilledenkmals am ersten Todestag Heinrich Zilles im Garten der Elite-Sänger in der Kottbusser Straße (Kreuzberg) das »Lied vom Vater Zille«. Text und Musik stammten von Willi Kollo.
10. 08. Sonntagsrückfahrkarten mit besonderer Ermäßigung bietet die Deutsche Reichsbahn den Berlinern für den Ausflugsverkehr an. Beispielsweise kostete eine Fahrkarte 3. Klasse nach Dresden 9,60 Reichsmark und nach Lübbenau 4,60 Reichsmark.
13. 08. Der Apostolische Administrator Christian Schreiber wird erster katholischer Bischof von Berlin seit Einführung der Reformation. Die Errichtung des Bistums Berlin entsprach dem Konkordat zwischen dem Vatikan und Preußen vom 14. Juni 1929.
13. 08. Auf der Basis des Konkordats zwischen dem Vatikan und Preußen vom 14. Juni 1929 wird durch Papst Pius XI. die Diözese Berlin errichtet. Zu ihr kam der nördliche Teil der Diözese Breslau bis einschließlich Jüterbog und Dahme.
14. 08. Eine Polizeiverordnung regelt die Zulassung von Arbeits- und Wohnräumen für Künstler im Dachgeschoß.
22. 08. Auf der Eröffnungsveranstaltung der 7. Deutschen Funkausstellung und Phonoschau auf dem Ausstellungsgelände am Funkturm (Charlottenburg) hält Albert Einstein eine Rede, die von allen deutschen Sendern übertragen wird.
29. 08. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP in Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September eine Kundgebung. Die Veranstaltung zeigte erste Konflikte zwischen der NSDAP und der SA. SA-Leute zogen vorzeitig von der Veranstaltung ab.
31. 08. Bei herrlichem Sommerwetter findet im Volkspark Rehberge ein von der Sportvereinigung »Fichte Wedding« organisiertes Leichtathletik- Sportfest statt, an dem sich ca. 1 300 Sportler aus Berlin, Leipzig und der Tschechoslowakei beteiligen.
31. 08. Im Theater am Schiffbauerdamm (Mitte) wird Ernst Tollers Stück »Feuer aus den Kesseln« uraufgeführt. Albert Hövrmann spielte den Matrosen Köbis und Herrmann Speelmann den Matrosen Reichpietsch.
31. 08. Der erste katholische Bischof von Berlin, Christian Schreiber, wird inthronisiert. Der Bischöfliche Stuhl wurde in der St.-Hedwigs-Kirche errichtet, die zur Kathedrale mit einem Domkapitel erhoben wurde.
31. 08. Im Lessing-Theater (Kapelleufer/Reinhardtstraße, Mitte) wird in der Inszenierung von Erwin Piscator das Schauspiel von Teodor Plivier »Des Kaisers Kulis« gebracht.
01. 09. In Berlin werden 346 410 Erwerbslose registriert, gegenüber 357 000 in der vorhergehenden Berichtsperiode. In der Arbeitslosenversicherung wurden 166 017 und in der Krisenfürsorge 61 665 Erwerbslose unterstützt.
01. 09. NSDAP-Führer Adolf Hitler teilt im Kriegervereinshaus (Chausseestraße, Mitte) mit, daß der Konflikt der Berliner NSDAP- Gauleitung mit der Berliner SA (Stennes-Revolte) beigelegt ist. Der Etat der SA wurde erhöht.
02. 09. Vor dem Gewerbeaufsichtsamt Mitte finden Verhandlungen über die von der Berliner Verkehrs AG geplanten Arbeiterentlassungen statt. Die Direktion der BVG forderte vom Oberpräsidenten die Zustimmung zur Kündigung von 1 500 Arbeitern.
02. 09. Im Theater in der Behrenstraße (Mitte) wird die Komödie »Das häßliche Mädchen« mit Lucie Englisch und Ralph Arthur Roberts in den Hauptrollen aufgeführt. Leiter des Stücks war Felix Joachimson.
02. 09. 26 Mitglieder der Sturmabteilung der Nationalsozialisten (SA), die wegen Demolierung der Geschäftsräume ihrer Gauleitung festgenommen worden waren, werden wieder entlassen.
03. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP in Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September eine Kundgebung. Wegen der Meuterei der SA bei der Veranstaltung am 29. August war die Zahl der Teilnehmer geringer als erwartet.
03. 09. Das Gericht entscheidet bei der Klage eines Kaufmanns, der formell im Reichswehrministerium als Arbeiter geführt wurde, daß er sich als Angestellter mit allen Rechten betrachten könne. Dieses Urteil bildete die Basis für über 100 weitere Klagen.
03. 09. In der »Neuen Welt« in der Hasenheide wird die Ausstellung »Blumen, Vögel und Fische«, veranstaltet von der Deutschen Gartenbaugesellschaft, dem Reichsverband der deutschen Vogelliebhaber und dem Verband für Aquarien- und Terrarienkunde, eröffnet.
03. 09. Auf dem städtischen Gut in Blankenfelde wird auf dem Vorwerk eine Scheune Opfer einer Brandstiftung. Das Gebäude hatte einen Wert von 15 000 Mark, die gespeicherten Getreidevorräte einen Wert von 17 000 Mark.
03. 09. Im Zimmer 105 des Kriminalgerichts in Moabit tritt eine Schnell-Schöffenkammer zusammen, um eine Anzahl politischer »Verbrecher« abzuurteilen.
03. 09. Der See-Elefant Roland, im Auftrag von Karl Hagenbeck im Frühjahr 1930 im Eismeer bei Süd-Georgien gefangen, wird vom Lehrter Güterbahnhof in den Zoo transportiert. Das Tier war 4,5 m lang und wog 33,6 Zentner.
04. 09. Vor dem Schöffengericht Mitte wird wegen Mietwuchers gegen den Besitzer des Grundstücks, den Geschäftsführer und den Verwalter des Neubaublocks am Grimmnitzsee (Spandau) verhandelt. Das Gericht sprach die Angeklagten frei (minimale Überschreitung).
04. 09. In Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September veranstaltet die KPD im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Max Hölz, Kurt Schmidt und Walter Ulbricht auf.
05. 09. In den Pharussälen in der Müllerstraße 142 (Wedding) findet die Schlußveranstaltung des Roten Kabaretts statt.
05. 09. Vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte beginnt ein Beleidigungsprozeß, den Wilhelm von Hohenzollern (der abgedankte Kaiser Wilhelm II.) gegen den Redakteur Mendel angestrengt hatte. Mendel wurde zu 1 500 Mark Geldstrafe wegen übler Nachrede verurteilt.
06. 09. Im Schloß Bellevue (Tiergarten) wird die zweite Abteilung der »Groß-Berliner Kunstausstellung« eröffnet. Gezeigt wurden u.a. Aquarelle, Zeichnungen und Kleinplastiken. Unter den Exponaten waren auch Werke von George Grosz und Käthe Kollwitz.
07. 09. Die Berliner SA führt eine Lastwagenpropagandafahrt durch das gesamte Stadtgebiet durch. Am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) kam es zu Straßenschlachten.
07. 09. In Vorbereitung auf die Wahl des Reichstags am 14. September veranstaltet die SPD im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Siegfried Aufhäuser (Vorsitzender des Allgemeinen freien Angestellten Verbandes) und Artur Crispien auf.
07. 09. In der Nacht vom 7. zum 8. September erfolgt ein Einbruch in der Reichsapotheke, Elsässer Straße 36 (ab 1994 Torstraße). Geraubt wurden nur schwere Gifte: Zyankali, Strychnin, Eunitrin, Sublimat und Altropinal. Geld und Rauschgifte blieben unberührt.
07. 09. In den Lichterfelder Festsälen feiert der »Freie Sportverein VII« sein 5. Stiftungsfest.
07. 09. In den Spichern-Sälen veranstaltet der »Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller« anläßlich der Reichstagswahl am 14. September 1930 eine Intellektuellen-Kundgebung, auf der u.a. Johannes R. Becher auftritt.
07. 09. Im Stadion Lichterfelde-Ost findet ein großes Treffen der Leichtathleten statt, das als die größte leichtathletische Veranstaltung der Saison bezeichnet wird. Das größte Interesse wurde den Vereinsmehrkämpfen entgegengebracht.
08. 09. In Vorbereitung auf die Wahl des Reichstags am 14. September veranstaltet die Konservative Volkspartei im Sportpalast eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. General a. D. Paul von Lettow-Vorbeck und Reichsminister Gottfried Reinhold Treviranus auf.
09. 09. In Vorbereitung auf die Wahl des Reichstags am 14. September veranstaltet das Zentrum im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Reichskanzler Dr. Heinrich Brüning und der Berliner Zentrumskandidat Dr. Heinrich Krone auf.
09. 09. In den Armin-Festsälen, Kommandantenstraße 59 (Steglitz), findet eine Wahlkundgebung der graphischen Arbeiter statt. Es sprach u.a. Hermann Remmele (KPD).
10. 09. Die Internationale Arbeiterhilfe (IAH) hält in den Kammersälen (Lindenstraße, Kreuzberg) einen Diskussionsabend ab. Gastredner war u.a. Egon Erwin Kisch.
10. 09. Im chemischen Laboratorium des Reichspost-Zentralamtes in der Schöneberger Straße (Tempelhof) wird eine 22jährige Laborantin durch Zyankalidämpfe getötet.
10. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP in Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September eine Kundgebung unter der Losung: »Die Generalabrechnung! Deutschland ist im Erwachen!«. Als Redner traten Dr. J. Goebbels und A. Hitler auf.
10. 09. In allen Stadtteilen versammeln sich Erwerbslose zu einer vom Reichserwerbslosenausschuß organisierten Demonstration, um gegen die Herabsetzung der Erwerbslosenunterstützung durch die Brüning-Verordnung zu protestieren. 46 Teilnehmer wurden festgenommen.
11. 09. In Vorbereitung auf die Wahl des Reichstags am 14. September veranstaltet die Deutsche Staatspartei im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. Reichsminister Hermann Robert Dietrich und Reichsminister a. D. Erich Koch-Weser auf.
11. 09. Polizisten lösen eine Menschenansammlung auf und geben, durch Alarmbefehle des Polizeipräsidenten Karl Zörgiebel nervös gemacht, Warnschüsse ab. Anlaß der Menschenansammlung war ein an einem Laternenpfahl befestigter Hakenkreuzhampelmann.
12. 09. In den Räumen des Zoologischen Gartens wird die »Internationale Philatelistische Ausstellung Berlin 1930« eröffnet. Als besondere Raritäten waren u.a. eine blaue und zwei rote Mauritius und der einzig bekannte Fehldruck von Schweden »3 SK« ausgestellt.
12. 09. In Vorbereitung der Reichstagswahl am 14. September veranstaltet die KPD im Sportpalast (Schöneberg) eine Kundgebung. Als Redner traten u.a. die Mitglieder des Reichstages Ernst Thälmann und Walter Ulbricht auf.
12. 09. In den Räumen des Zoologischen Gartens wird die »Internationale Philatelistische Ausstellung Berlin 1930« eröffnet. Es wurden rund 400 Briefmarkensätze, auf 2 000 Rubriken verteilt, ausgestellt.
13. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Ausschuß für deutsche Volksbildung und Unterhaltung einen Abend mit »alter preußischer Militärmusik«. Dirigent war der Obermusikmeister des ehemaligen Gardekorps.
13. 09. Nach 22.00 Uhr halten vor dem Karl-Liebknecht-Haus, in dem sich auch die Redaktion der »Roten Fahne« befindet, zehn Propaganda- Autos der Nationalsozialisten. Die KPD-Mitglieder wurden beschimpft, ein Zuschauer wurde von der Polizei erschossen.
14. 09. Bei den Reichstagswahlen ergibt sich in Berlin folgende Stimmenverteilung: KPD 739 235, SPD 738 094, Nationalsozialisten 395 988, Deutschnationale 351 277, Deutsche Staatspartei 145 260, DVP 99 112, Zentrum 97 977 und Wirtschaftspartei 65 527 Stimmen.
14. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP am Tag der Reichstagswahl eine Wahlfeier mit einem Konzert. Als Redner trat u.a. Reichstagskandidat Dr. Joseph Goebbels auf. Die NSDAP erhielt in Berlin 14,6 % der Stimmen.
14. 09. Bei den Reichstagswahlen erhalten in Berlin die KPD mit 27,3 % und die SPD mit 27,2 % die meisten Stimmen. Drittstärkste Partei wurde erstmals die NSDAP mit 14,6 % der Stimmen. Die Ergebnisse wichen von denen im Reich z. T. beträchtlich ab.
15. 09. Der Film »Die Drei von der Tankstelle« mit Heinz Rühmann wird uraufgeführt.
16. 09. In Berlin wird die telefonische Uhrzeitansage eingeführt.
16. 09. Auf der Strecke Reinickendorf - Rosenthal - Liebenwalde (Heidekrautbahn) wird an einem ungeschützten Bahnübergang ein Pkw von der Lokomotive erfaßt, mitgeschleift und völlig zertrümmert. Der Fahrer war tot, der Beifahrer wurde schwer verletzt.
16. 09. Auf der Berliner Stadtverordnetenversammlung fordert der KPD-Verordnete Wilhelm Pieck, die Anträge der KPD gegen Bier-, Kopf- und Getränkesteuer, gegen Erhöhung der Gewerbe-, Grundvermögens- und Lohnsteuer an erster Stelle zu behandeln.
16. 09. 250 Eltern von Kindern der 5. Gemeindeschule (christliche Volksschule) und der 9. Gemeindeschule (weltliche Volksschule) beschließen, ab 17. September in den Schulstreik zu treten und die Wiedereinstellung des kommunistischen Lehrers Beyes zu erzwingen.
16. 09. Im Theater am Nollendorfplatz (Schöneberg) wird William Shakespeares Komödie »Was ihr wollt« vom hebräischen Theater Habima auf hebräisch aufgeführt.
16. 09. Die von Alexander Beer gebaute Synagoge Wilmersdorf mit 2 300 Plätzen wird eingeweiht.
17. 09. Durch die Explosion eines mit 5 000 Liter Benzol gefüllten Kessels brennt das Gebäude der Asphalt-Fabrik Rudow-AG in der Kanalstraße in Rudow völlig aus.
17. 09. Der Magistrat und die Reichswasserstraßenverwaltung vereinbaren den Umbau der Mühlendammschleuse und den damit verbundenen Neubau der Mühlendammbrücke (Mitte).
18. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die Festspielgemeinde für christliche Volkskunst bis zum 5. Oktober täglich »Passionsspiele nach Art der Oberammergauer«. Insgesamt 600 Mitwirkende nahmen jeweils an den Spielen teil.
18. 09. Die Direktion der Scala lädt die Presse zum 1. Fernseh- und Sprechversuch ein. Die Sendeapparate waren in der Friedrichstraße, die Aufnahmeapparate in der Scala aufgestellt und durch Kabel verbunden. Die Entwicklung war von John L. Baird (Schottland).
18. 09. Die Spielklubs in den Lokalen in der Kantstraße 8 (Charlottenburg), in denen Ecarté und Chonette gespielt wurde, werden von der Polizei ausgehoben.
18. 09. Die Internationale Lederschau wird in den Messehallen am Funkturm (Charlottenburg) eröffnet.
19. 09. Joseph Goebbels und ein Begleiter erhalten Gummiknüppelhiebe, als sie auf dem Polizeirevier die Freilassung von zwei festgenommenen NSDAP- Mitgliedern verlangen.
19. 09. Im Kriegervereinshaus (vormals »Eiskeller«) in der Chausseestraße (Wedding) findet eine nationalsozialistische Versammlung statt, bei der auch Joseph Goebbels anwesend ist. Nach Zusammenstößen mit der Polizei wurden zwei Personen festgenommen.
19. 09. Die Berliner Volksbühne feiert ihr 40jähriges Bestehen.
20. 09. Der Weltmeister und Inhaber von 15 Weltrekorden, der Finne Paavo Nurmi, trifft auf dem Bahnhof Friedrichstraße (Mitte) ein, um am 21. September am leichtathletischen Sportfest teilzunehmen.
20. 09. In einem Sitzungssaal des Berliner Rathauses (Mitte) findet die Reichskonferenz der Gruppe revolutionärer Pazifisten statt.
21. 09. Der Bezirksverband der Kleingärtner Berlin-Reinickendorf e.V. im Reichsverband der Kleingartenvereine veranstaltet am 21. und 22. September eine Kleingartenausstellung im »Tusculum« am Tegeler See.
22. 09. Im großen Schwurgerichtssaal des Kriminalgerichts Moabit beginnt der Prozeß gegen Ali Höhler und 16 Mitangeklagte, denen die Erschießung des nationalsozialistischen Studenten Horst Wessel zur Last gelegt wird.
24. 09. Im Flughafen Tempelhof landet kurz nach 17.30 Uhr das »Windmühlenflugzeug« (Hubschrauber) des Spaniers de la Ciera. Die Landung erfolgte durch senkrechtes Aufsetzen ohne Auslaufen.
24. 09. Ein Bewohner des Hauses Annenstraße 23 (Mitte) findet beim Suchen nach einer Kiste für den Umzug im Keller eine etwa drei Monate alte Leiche.
27. 09. Der erste Raketenflugplatz der Welt wird auf dem Schießplatzgelände in Reinickendorf durch Rudolf Nebel und W. Riedel eröffnet. In den Jahren 1930 bis 1934 wurden hier Raketen bis in Höhen von 1 000 Metern getestet.
27. 09. Der Physiker und Fernsehpionier Fritz Schröter veröffentlicht seine Arbeiten zum Zeilensprungverfahren für eine verbesserte Fernseh-Bildwiedergabe.
01. 10. Polizeioberst Hellriegel (SPD), langjährig im Berliner Polizeipräsidium im Amt, wird in Magdeburg Führer der Schutzpolizei.
01. 10. Die Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Berlin hat einen Bestand von 26 112 Bänden und 9 133 Dissertationen. Es wurden laufend 160 Zeitschriften, darunter 91 ausländische, gehalten.
01. 10. Oberbürgermeister Gustav Böß läßt sich vorzeitig in den Ruhestand versetzen. Bereits am 7. November 1929 hatte er wegen Ermittlungen in der Bestechungsaffäre Sklarek, die mit einer Unschuldsbekundung endeten, sein Amt niedergelegt.
02. 10. Das neue Gebäude des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel wird seiner Bestimmung übergeben.
04. 10. Max und Charlotte Konnopke eröffnen auf der Ecke Schönhauser Allee/Danziger Straße (Prenzlauer Berg) ihren ersten Wurststand, bestehend aus einem Zelt, einem Tisch und einem Wurstkessel.
07. 10. Im Personenverkehr wird eine Tariferhöhung vorgenommen. Damit verbunden war die Abschaffung der 4. Wagenklasse bei der Bahn.
08. 10. Das Großkraftwerk West beginnt seinen Betrieb aufzunehmen. Im April 1929 wurde mit dem Bau begonnen. Die Bauleitung und technische Beratung erfolgte durch die Siemens-Schuckert-Werke. Der Ausbau (224 000 kW gleichzeitig nutzbare Leistung) endete im Juli.
10. 10. Adolf Gustav Heinrich Engler, von 1889 bis 1921 Direktor des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums, stirbt in Berlin.
15. 10. 150 000 Berliner Metallarbeiter treten wegen Lohnsenkungen in einen zweiwöchigen Streik.
18. 10. In der Sitzung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft werden die Bilder eines zweiten Schädels des Pithecanthropus, der in der Nähe von Peking gefunden und mit dem Namen Sinanthropus pekinensis bezeichnet worden war, demonstriert.
18. 10. Der schottische Ingenieur und Fernsehpionier John Logie Baird zeigt in Berlin eine Fernsehbild-Großprojektion mit 21 000 Glühlampen (30 Zeilen mit je 700 Stück) auf einer Fläche von 0,6 m x 1,8 m.
19. 10. Bei der Reichsbahn finden am 19. und 20. Oktober in Berlin Beamtenratswahlen statt. Der Gewerkschaftsbund Deutscher Reichsbahnbeamter und Anwärter erhielt 92 401 Stimmen. Es folgte die Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner mit 61 499 Stimmen.
21. 10. Der Physiker Manfred von Ardenne hält auf einer gemeinsamen Sitzung des Elektrotechnischen Vereins und der Heinrich-Hertz-Gesellschaft in der Technischen Hochschule einen Vortrag über »Vielfachrundfunk auf einer Ultrakurzwelle in der Großstadt«.
21. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet der Gau Groß-Berlin der NSDAP eine Kundgebung unter dem Motto »Vor der Katastrophe!«. Nach den Klängen von Preußens Gloria trat u.a. das Mitglied des Reichstages Dr. Joseph Goebbels als Redner auf.
24. 10. In Berlin stirbt der Bibliothekar Prof. Heinrich Simon. Simon war von 1908 bis 1923 Leiter der Bibliothek der Technischen Hochschule zu Berlin.
25. 10. Die Preußische Staatsregierung lehnt die Ernennung von Albert Grzesinski zum Berliner Polizeipräsidenten ab. Der sozialdemokratische Politiker Grzesinski war in den Jahren von 1925 bis 1926 und von 1930 bis 1932 Polizeipräsident in Berlin.
26. 10. In Kliems Festsälen findet eine Solidaritätsveranstaltung zugunsten der streikenden Berliner Metallarbeiter statt, auf der u.a. der Schauspieler und Sänger Ernst Busch, der Dichter Erich Weinert und der Komponist Hanns Eisler auftreten.
27. 10. Im Volkspark Rehberge (Wedding) wird der von Georg Kolbe geschaffene Rathenau-Brunnen aufgestellt. Er wurde 1934 vom NS-Regime wieder entfernt.
27. 10. Auf der Sitzung des Aufsichtsrats der Städtischen Oper, Bismarckstraße (Charlottenburg), teilt der Generalintendant Heinz Tietjen mit, daß die Arbeitsgemeinschaft zwischen der Städtischen Oper und den staatlichen Opernhäusern ab sofort als gelöst gilt.
27. 10. Der Reichsarbeitsminister Adam Stegerwald eröffnet die Verhandlungen mit Vertretern der Gewerkschaft und den Unternehmern zur Beilegung des Metallarbeiterstreiks.
28. 10. In der Stadtverordnetenversammlung wird die Magistratsvorlage über die städtische Beteiligung am Neubau der Mühlendammschleuse beraten. Vorgesehen war u.a., das Ephraimsche Palais zu versetzen und das Sparkassengebäude am Mühlendamm abzureißen.
28. 10. Im Rahmen eines Abends des Bundes proletarischer Schriftsteller spricht der Autor des Romans »Zement«, Fjodor W. Gladkow (Moskau), im Nollendorf-Kasino, Kleiststraße 42 (Schöneberg), über »Proletarisch-revolutionäre Literatur in der Sowjetunion«.
28. 10. Vor dem Schöffengericht in Neukölln werden zwei Polizisten angeklagt, weil sie »außerhalb der rechtmäßigen Ausübung ihres Amtes« im angetrunkenen Zustand zwei Arbeiter schwer mißhandelt hatten. Sie wurden zu neun bzw. vier Monaten Gefängnis verurteilt.
28. 10. Ein Unterausschuß beschließt, der Stadtverordnetenversammlung zu empfehlen, einen 200 m langen Spreetunnel für die künftige Untergrundbahn Alexanderplatz - Leipziger Straße (Mitte) mit einem Kostenaufwand von 3,2 Millionen Mark zu errichten.
28. 10. Im Saalbau Friedrichshain wird von der KPD eine Kundgebung gegen den Faschismus veranstaltet. Da die Polizei ab 19.30 Uhr niemanden mehr in den Saal ließ, zogen mehrere tausend Teilnehmer zum Königstor.
28. 10. Der Magistrat beschließt, das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vor der Garnisonskirche (Friedrichstraße) in Spandau, ein Werk von Prof. Hans Dornbach, an seinem Standort zu belassen. Er schloß sich damit dem Beschluß der Deputation für Kunst- und Bildungswesen an.
28. 10. Bei den Verhandlungen zwischen den Vertretern der Metallindustrie und der Gewerkschaft wird eine Vereinbarung getroffen, die u.a. die Aufnahme der Arbeit unter den alten Bedingungen vorsieht. Dieses Ergebnis wurde von den 130 000 Streikenden abgelehnt.
28. 10. Im Saalbau Friedrichshain halten die Nationalsozialisten eine Versammlung ab. Der KPD-Reichstagsabgeordnete Heinz Neumann sprach als Diskussionsredner.
29. 10. Der mit den Unternehmern ausgehandelte stufenweise Lohnabbau (November: 2 %, Dezember: 3 % usw., bis die im Schiedsspruch vorgesehenen 8 % erreicht werden) stößt auf einmütige Ablehnung der Gewerkschaftsmitglieder in der Metallindustrie.
29. 10. Die Streikleitungen der revolutionären Gewerkschaftsopposition fordern in einer überfüllten Versammlung die Fortsetzung des Metallarbeiterstreiks. Es wurde der Beschluß gefaßt, weiter zu streiken und eine Urabstimmung durchzuführen.
30. 10. Im Sportpalast (Potsdamer Straße, Schöneberg) nehmen über 6 000 Besucher am 1. Hallensportfest der Saison der Berliner Arbeitersportler teil. Die Hauptveranstaltung bildeten die Radfahrdisziplinen. Das Fliegerrennen gewann Thomas Friedrichshain.
31. 10. Regenfälle der letzten Tage führen zu einer erheblichen Erhöhung der Wasserstände der Flüsse in und um Berlin. Die Spree war bei Köpenick um 20 cm angestiegen.
31. 10. Die Regenfälle der letzten Tage führen zu einer erheblichen Erhöhung der Wasserstände der Flüsse in und um Berlin. Am stärksten bedroht war die Kolonie Hoffnungsthal in Reinickendorf, wo es im selben Jahr bereits zu zwei Überschwemmungen gekommen war.
01. 11. Das NSDAP-Organ »Der Angriff« erscheint erstmals als Tageszeitung.
08. 11. Die Operette »Im weißen Rössl« von Ralph Benatzky wird im Großen Schauspielhaus (Am Zirkus 1, Mitte) uraufgeführt.
08. 11. Friedrich Wolfs Stück »Die Matrosen von Cattaro« in der Regie von Günther Stark hat an der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) Premiere.
09. 11. In Berlin findet eine Festsitzung anläßlich des 40jährigen Jubiläums der Pharmazeutischen Gesellschaft statt. Den Festvortrag »Der Apotheker als Kulturträger, ein historischer Rückblick« hielt Prof. Paul Walden.
11. 11. Die Berliner NSDAP-Tageszeitung »Der Angriff« wird für eine Woche verboten.
12. 11. Der Physiker Max Planck hält im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem einen Vortrag zum Thema »Positivismus und reale Außenwelt«.
14. 11. Die Pilotin Marga von Etzdorf startet mit ihrem Wellblechflugzeug (Ju A 50), mit Namen »Kiekindiewelt«, zu einem Flug von Berlin nach Teneriffa.
14. 11. Der Chemiker Hermann Reisenegger, der von 1915 bis 1926 Professor für technische Chemie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg war, stirbt in Weilheim/Oberbayern.
18. 11. Das nach Plänen von Friedrich Hellwig errichtete neue Rathaus Wedding an der Müllerstraße 148/Ecke Lütticher Straße wird nach zweijähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben.
30. 11. Im Zentralorgan der SA »Der Stürmer« wird vorgeschlagen, die Räume des Museums für Meereskunde völlig neu zu gestalten. Es sollte ein Museum entstehen, das die »germanische Seeherrschaft« begründen sollte.
01. 12. Die Bezeichnung »S-Bahn« (Schnellbahn) mit dem Symbol »weißes S auf grünem Grund« wird für den städtischen Eisenbahn-Nahverkehr eingeführt.
05. 12. Die Berliner Premiere des Anti-Kriegsfilms nach dem Roman von Remarque »Im Westen nichts Neues« wird von SA-Leuten gestört - die Vorführung wird abgebrochen. Bis zum 9. Dezember randalierte die SA vor den Kinos. Am 11. Dezember wurde der Film verboten.
10. 12. Auf Beschluß der Gewerkschaftsleitung legen die Arbeiter der Meierei Bolle um 23.00 Uhr die Arbeit nieder. Die Firma Bolle hatte auf einem sofortigen Lohnabbau beharrt, die Gewerkschaft die Weiterzahlung der bisherigen Löhne bis 1. März 1931 gefordert.
11. 12. Die Filmoberprüfstelle verbietet die weitere Aufführung des Films »Im Westen nichts Neues« nach dem Roman von Erich Maria Remarque. Das Verbot erfolgte mit der Begründung, daß das »deutsche Ansehen im Ausland gefährdet sei«.
11. 12. Der Magistrat ersucht das Stadtparlament um Zustimmung zu einer hundertprozentigen Erhöhung der Biersteuer. Die Finanz- und Steuerdeputation hatte beschlossen, der Stadtverordnetenversammlung die Biersteuererhöhung ab 1. Januar 1931 zu empfehlen.
12. 12. Der Polizeipräsident Albert Grzesinski lädt die Presse zum Tee ein.
13. 12. Das Stück »Die Defraudanten« des österreichischen Autors Alfred Polger nach dem Roman von Valentin Katajew hat an der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) in der Regie von Günther Stark Premiere.
14. 12. Dem Techniker Manfred von Ardenne gelingt in seinem Laboratorium erstmalig die elektronische Abtastung eines Gegenstandes mit dem neu entwickelten Leuchtfleck-Abtaster, später bekannt geworden als »flying spot scanner«.
15. 12. An der Kreuzung Leipziger und Mauerstraße (Mitte) stoßen die Straßenbahnen der Linien 40 und 43 zusammen. Drei Personen wurden schwer und 22 Fahrgäste leicht verletzt.
15. 12. Im Berichtszeitraum 1. bis 15. Dezember stieg im Bezirk des Landesarbeitsamtes Brandenburg die Zahl der Arbeitssuchenden um 41 722 auf 599 120 an. Davon fielen auf Berlin 426 402 Personen.
15. 12. Nach der letzten Zählung sind in Berlin nur noch 30 Pferdedroschken in Betrieb, von denen höchstens ein Dutzend regelmäßigen Dienst tut. Es wurde vorausgesagt, daß 1931 das Ende der Berliner Pferdekutschen sei.
15. 12. Der elektrische S-Bahn-Betrieb zwischen Kaulsdorf und Mahlsdorf wird aufgenommen.
15. 12. Die Zahl der Erwerbslosen in Deutschland ist gegenüber der Zählung am 30. November um 278 000  auf 3 977 000 angewachsen. In Berlin wurden 426 402 Erwerbslose registriert.
16. 12. Von Beamten der Zollfahndungsstelle wird in Oranienburg eine geheime Spritbrennerei ausgehoben. Der Spritbrenner, ein 32jähriger Engländer, wurde verhaftet. Er hatte bereits drei Monate Gefängnis wegen seiner Beteiligung am Opiumschmuggel erhalten.
16. 12. Egon Erwin Kisch liest in einer Abendveranstaltung der Ausstellung »Roter Aufbau in der USSR« in den Sophiensälen, Sophienstraße (Mitte), aus eigenen Werken.
16. 12. Die Belegschaft der Meierei Bolle nimmt in einer Geheimabstimmung den am 15. Dezember vom Schlichtungsausschuß zur Beilegung des Lohnkonflikts gefällten Schiedsspruch an. Der Schiedsspruch sah ab 18. Januar 1931 eine Lohnkürzung von 2 % bis 3 % vor.
17. 12. Die Verhandlungen im »Droschkenkrieg« werden mit einer Einigung beendet. Ab 21. Dezember fuhren die Droschken wieder zu den alten Preisen. Das Bonsystem mit dem fünfprozentigen Rabatt wurde fallengelassen.
17. 12. In der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Prenzlauer Berg steht ein Protestantrag gegen den Turnhallen-Erlaß des Magistrats auf der Tagesordnung.
17. 12. Zwischen Potsdamer Brücke und Eichhornstraße (Tiergarten) bricht ein 15 cm starkes Wasserrohr wegen der Erschütterungen durch die Lastfuhrwerke. Überschwemmungen und Reparaturarbeiten behinderten den Verkehr über mehrere Tage.
17. 12. Armin Mueller-Stahl wird in Tilsit geboren. Der Schauspieler war mehrere Jahre im Ensemble der Volksbühne. Nach seiner Ausreise aus der DDR 1980 folgten eine zweite deutsche und eine dritte internationale Karriere in Hollywood.
19. 12. Die erste Berliner Tennishalle wird 70 Tage nach der Grundsteinlegung am Fehrbelliner Platz, in der Konstanzer Straße (Wilmersdorf), übergeben.
19. 12. Im Ufa-Palast am Zoo (Charlottenburg) wird der Film »Das Flötenkonzert von Sanssouci« aufgeführt. Die Aufführung erfolgte bei starker Absicherung durch die Polizei vor dem Ufa-Palast und unter starken Protestrufen während der Filmvorführung.
20. 12. Der Schauspieler Ernst Peppler stirbt an den Folgen einer Blinddarmoperation im Alter von 47 Jahren. Er war in den letzten zwei Jahren Mitglied des Ensembles der Volksbühne. Er spielte u.a. in Shakespeares »Julius Caesar« und in Hauptmanns »Die Weber«.
20. 12. Die neue Berliner Tennishalle am Fehrbelliner Platz, in der Konstanzer Straße (Wilmersdorf), wird mit einem internationalen Tennisturnier eröffnet. Sie konnte 2 000 Zuschauer aufnehmen.
20. 12. Gegen 7.00 Uhr versammeln sich an der Markthalle am Arminiusplatz (Arminiusstraße, Tiergarten) Erwerbslose. Das alarmierte Überfallkommando erschien und zerstreute die Demonstranten.
20. 12. In einer gemeinsamen Sitzung tagen die Aufsichtsräte der Berliner städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, um über Tarifsenkungen endgültig zu entscheiden. Die Strompreise für Haushalte wurden um zwei Pfennig pro Kilowattstunde gesenkt.
21. 12. Die U-Bahn-Strecken »Friedrichsfelde - Alexanderplatz (Mitte)« und »Bergstraße (Karl-Marx-Straße, Neukölln) - Grenzallee« werden fertiggestellt. Das waren die letzten Strecken der Berliner U-Bahn, die vor dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt wurden.
21. 12. Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte haben sich Goebbels und Hugenberg wegen Beleidigung zu verantworten. Unter Bezugnahme auf ihre Immunität als Reichstagsabgeordnete erschienen beide nicht, so daß der Prozeß vertagt werden mußte.
22. 12. Der Techniker Manfred von Ardenne führt in Berlin, parallel zu Fritz Schröter, das Zeilensprungverfahren im deutschen Fernsehen ein.
23. 12. Der angesetzte Prozeß, den Brecht gegen die Nero-Filmgesellschaft in der Berufungsinstanz angestrengt hatte, fällt aus. Es war zu einer Einigung gekommen (Honorar und Filmfreigabe). Brecht wollte die Verfilmung der Dreigroschenoper verbieten lassen.
24. 12. Der langjährige sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und ehemalige Reichsminister des Innern, Dr. Eduard David, stirbt in seiner Wohnung in Zehlendorf.
24. 12. Der Techniker Manfred von Ardenne führt vor Fachleuten dem Staatssekretär Kruckow seine erste vollelektronische Fernsehübertragung mit Hilfe des Leuchtfleckabtasters vor.
24. 12. Gegen 16.15 Uhr versammeln sich am Döhnhoffplatz (an der Leipziger-Straße, Mitte) Erwerbslose und demonstrieren. Die ganze Innenstadt war mit Polizei besetzt. Auf dem Fahrdamm ritten Schupo-Patrouillen.
24. 12. Gegen 17.00 Uhr haben sich am Spittelmarkt (Leipziger Straße, Mitte) Ansammlungen von Erwerbslosen gebildet, die Arbeit und Brot fordern. Sie wurden von der Polizei brutal auseinandergetrieben.
24. 12. Gegen 15.45 Uhr bildet sich in der Chausseestraße (Mitte) ein Zug von etwa 300 Erwerbslosen. Die Polizei drängte den Zug durch die Hannoversche Straße, Elsässer Straße (ab 25. Juli 1994 Torstraße) und Friedrichstraße ab.
24. 12. Im Gebiet um die Gedächtniskirche stehen Lastwagen der Bereitschaftspolizei, während Schnellwagen und berittene Polizei den Kurfürstendamm und die Tauentzienstraße »sichern«. Wegen der Erwerbslosenproteste galt das Kudammviertel als besonders gefährdet.
25. 12. Der Wissenschaftler Eugen Goldstein, der in Berlin langjährig auf den Gebieten Strahlungsphysik und Spektren tätig war, stirbt in Berlin.
28. 12. Die Reichsbahndirektion teilt mit, daß in der Zeit vom 22. bis zum 26. Dezember rund 350 000 Reisende Berlin mit der Eisenbahn verlassen haben, was gegenüber dem Vorjahr eine Verringerung um 50 000 Fahrgäste bedeutete.
29. 12. In den Arbeitsräumen der Berliner Wäschefabrik Gebrüder Ritter, Gerichtsstraße 27 (Wedding), brechen in einem Plättraum die meisten Büglerinnen mit schweren Vergiftungserscheinungen zusammen. Von 34 erkrankten mußten acht Frauen ins Virchow-Krankenhaus.
31. 12. Die Autodiebe sind am Silvesterabend sehr aktiv. Es wurden vier Droschken, fünf Privat- und ein Lieferwagen gestohlen. Einen mit Seidenstoffen beladenen Lieferwagen fand man ohne Ladung in Weißensee wieder.
31. 12. In Berlin werden zum Jahresende 440 548 Erwerbslose gezählt. In allen Wirtschaftszweigen erfolgten Betriebsstillegungen.
31. 12. Im Trubel der Neujahrsnacht schlagen Schaufensterdiebe die Scheibe des Schaukastens eines Juweliergeschäfts in der Dorotheenstraße (Mitte) ein und rauben für 2 000 Mark Wertsachen. Obwohl die Straße stark belebt war, wurde der Vorgang nicht beobachtet.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de