Berlin im Jahr 1917
03. 01. Die Stadt gewährt Kindern bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr zusätzlich zu den übrigen Lebensmittelzuteilungen je ein Pfund Haferflocken.
05. 01. Die meteorologische Station der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem registriert den Beginn einer Frostperiode. Sie währte bis zum 10. Februar und war mit 37 Tagen die längste des Beobachtungszeitraums 1908 bis 1924.
05. 01. Die Großfunkstation Nauen bei Berlin beginnt mit der regelmäßigen Sendung des Zeitzeichens, das sie von der Sternwarte Hamburg- Bergedorf über Spezialkabel erhält.
02. 02. Prof. Karl Heinrich von Buchka spricht in der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« über »Martin Heinrich Klaproth, der erste Professor der Chemie an der Universität Berlin«.
16. 02. Professor Karl Heinrich von Buchka, Dozent für Nahrungsmittelchemie und Geschichte der Chemie an der Technischen Hochschule zu Berlin (Charlottenburg), stirbt auf der Durchreise in Basel.
08. 03. Der Luftfahrtpionier, Offizier und Techniker Ferdinand Graf von Zeppelin stirbt in Berlin. Zeppelin baute 1900 sein erstes und 1906 das gut lenkbare Luftschiff »Z 1«. In Staaken wurden u.a. von ihm Luftschiffe und Großflugzeuge für die Armee gebaut.
10. 03. Der Pilot Hans Vollmoeller kommt bei einem schweren Unfall auf dem Flugplatz Staaken bei Spandau ums Leben, als er bei einem Probeflug mit einem »Riesenflugzeug« gegen ein Tor der großen Luftschiffhalle prallt.
20. 03. Ein Ministerialerlaß gestattet, einen Lehrgang für Säuglings-, Kinder- und Krankenpflege im 1866 in Berlin gegründeten Lette-Verein einzurichten.
31. 03. Der Nobelpreisträger Emil von Behring stirbt in Marburg, wo er die Behringwerke gegründet und 1913 einen Impfstoff zur aktiven Immunisierung gegen Diphtherie entwickelt hatte. Seine ersten Erfolge bei der Diphtheriebekämpfung erzielte Behring in Berlin.
01. 04. Seit dem Beginn der »Kupfermobilmachung« (Enteignungsorder des Kriegsministeriums vom 3. April 1916) sind von den Werken 525 t Kupfer für Kriegszwecke abgeliefert worden.
03. 04. Der erste Präsident der (Deutschen) Versuchsanstalt für Luftfahrt (Luft- und Raumfahrt, DVL bzw. DVLR), Hermann Rieß von Scheurnschloß, stirbt in Zürich.
16. 04. Rund 300 000 Berliner Arbeiter beteiligen sich angesichts des Sieges der Februarrevolution in Rußland und unter dem Eindruck der Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen an Streikaktionen.
19. 04. Der erste Arbeiterrat in Deutschland wird in der Knorr-Bremse AG gebildet.
24. 04. 5 000 AEG-Arbeiter stellen als letzte den Streik ein. Am 16. April 1917 hatte der Generalstreik gegen die Fortführung des Krieges, für den sofortigen Frieden ohne Annexionen begonnen.
04. 05. In der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« spricht H. Boruttau den Nachruf auf Karl von Buchka, den Mitbegründer der Gesellschaft.
18. 05. Heinz Raack wird geboren. Der Hockeyspieler des Berliner SC gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille. Raack bestritt 15 Länderspiele und war mit dem Berliner SC 1937 und 1938 Deutscher Meister.
22. 05. Eine Kesselexplosion in der Kahlbaumschen Chemiefabrik beschädigt viele Häuser in Köpenick.
07. 06. An der meteorologischen Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem werden -0,9°C registriert. Das war das späteste Auftreten von Frost im Beobachtungszeitraum 1908 bis 1924.
28. 06. Der Physiker Ernst Pringsheim, der als Professor in Berlin und Breslau auf dem Gebiet der Optik und Strahlungsforschung arbeitete, stirbt in Breslau.
30. 06. Der Berliner Zweigverein der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft besichtigt die Räume und Einrichtungen der Kaiserlichen Normal- Eichungskommission.
01. 07. Die Zentrale der (Deutschen) Versuchsanstalt für Luftfahrt (Luft- und Raumfahrt, DVL bzw. DVLR) wird mit Direktion, Verwaltung, Wissenschaftlicher Hauptstelle und Normenstelle von Adlershof in die Stadtmitte Berlins (Belle-Alliance-Platz 2) verlegt.
02. 07. Der Chemiker Konrad Wilhelm Jurisch stirbt in Berlin. Er war von 1899 bis 1913 Professor an der Technischen Hochschule zu Berlin. Er gehörte zu den wenigen Chemikern, die schon vor der Jahrhundertwende die Bedeutung des Umweltschutzes erkannt hatten.
06. 07. Auf der Senatssitzung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird beschlossen, daß die Vorschläge über die Organisation des zu gründenden Physik-Institutes als vorläufige Satzung gelten sollen.
13. 08. Der Chemiker Eduard Buchner, von 1898 bis 1909 Direktor des Chemischen Instituts der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, stirbt in Focsani. Buchner arbeitete auf den Gebieten der Biochemie und der organischen Chemie, 1907 erhielt er den Nobelpreis.
20. 08. Der Chemiker Adolf von Baeyer stirbt in Starnberg. Baeyer war von 1860 bis 1875 Professor an der Gewerbeakademie. Für seine Forschungen über organische Farbstoffe erhielt er 1905 den Nobelpreis für Chemie.
25. 08. Die Operette »Schwarzwaldmädel« von Leon Jessel wird an der Komischen Oper an der Weidendammer Brücke (Mitte) uraufgeführt.
01. 09. Der Geheime Medizinalrat Max Georg Beninde wird Anstaltsleiter der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin.
05. 09. Der in Berlin geborene Matrose Max Reichpietsch wird hingerichtet. Er hatte sich maßgeblich an der Vorbereitung des Matrosenaufstands der kaiserlichen Flotte beteiligt.
12. 09. Auf einer vom Schöneberger Bürgermeister Alexander Dominicus einberufenen Versammlung beschließen rund 200 Teilnehmer, den »Bürgerausschuß Groß-Berlin« zu gründen. Der Ausschuß wirkte maßgeblich an der Bildung der neuen Stadtgemeinde (Groß- )Berlin mit.
25. 09. Der Ruderer Bernhard von Gaza stirbt. Er gewann bei den Olympischen Spielen in London 1908 als Berliner Teilnehmer der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille im Einer. Er war Deutscher Meister im Einer 1907 und 1911, im Doppelzweier 1907, 1908 und 1913.
30. 09. Paul Lincke dirigiert im Schauspielhaus sein Stück »Stahl und Gold«. Damit warb er für die 7. Kriegsanleihe.
01. 10. Bei der Stromversorgung wird die Zählermiete wieder eingeführt. Es erfolgt ein Teuerungszuschlag von 25 % für Niederspannung mit Ausnahme von zwei Tarifgruppen (Pauschal- und Einheitstarif). Weitere Zuschläge erfolgten in immer kürzeren Abständen.
01. 10. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik wird in Berlin gegründet. Direktor wurde Albert Einstein.
01. 10. Die »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« (StEW) nehmen bei der Stadt Berlin eine Anleihe von 26 Millionen Mark bei einer Verzinsung von 4 % und einer Tilgung mit 20 % ab 1. Dezember 1918 auf.
19. 10. Die 4. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft tagt im Hotel »Kaiserhof« (Mitte). Präsident Adolf von Harnack hielt einen Vortrag zum Thema »Die Institute und Unternehmungen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften«.
22. 10. Der Chemiker Prof. Emil Fischer spricht für die Lautsammlung der Königlichen Bibliothek in den Archiv-Phonographen.
23. 10. In der Bismarckstraße (Charlottenburg) wird das Bosch-Verkaufshaus in Betrieb genommen.
03. 11. Die »Vossische Zeitung« gibt bekannt, daß Kartoffeln zur Streckung des Brotes mit verbacken werden dürfen und daß 125 g Faustkäse an solche Personen verteilt werden, die in den Speisefettkundenlisten eingetragen sind.
08. 11. Die Gemeinde Tempelhof tritt der »Berliner Vorortgemeinschaft im Kreis Teltow« (BVG) bei, die eine Eingemeindung nach Berlin ablehnte.
15. 11. Im Haus des 1866 in Berlin gegründeten »Vereins zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) in Berlin findet eine Obst- und Gemüseausstellung statt.
19. 11. Der Holzturm der Versuchsanstalt für Luftfahrt brennt mit wesentlichen Teilen der hölzernen Flugzeughalle ab.
21. 11. Rudolf Fuess, Mechaniker und Gründer der gleichnamigen Berliner Instrumentenfirma, die sich besonders mit dem Bau meteorologischer Präzisionsinstrumente befaßte, stirbt in Berlin.
29. 11. Der Reichskanzler Georg Graf von Hertling gibt in der Sitzung des Reichstages bekannt, daß der russische Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Trotzki und der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare Lenin zu Friedensverhandlungen bereit sind.
30. 11. Ilse Steppat wird in Barmen geboren. Die Schauspielerin, Gattin des Filmregisseurs Max Nosseck, stand seit 1932 in vielen klassischen Rollen auf der Bühne. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit dem Film »Ehe im Schatten« (1947) ihre Filmkarriere.
01. 12. Ein kriegsgeschädigter Tierarzt wird mit der Bibliothekarstätigkeit an der Bibliothek der Tierärztlichen Hochschule Berlin betraut.
03. 12. Bei der Daimler-Benz AG in Marienfelde streiken etwa 500 Dreher, um gegen die unzureichende Lebensmittelversorgung und die Erhöhung der zu erbringenden Leistung zu protestieren.
13. 12. Die »Deutsche Luftreederei GmbH« (DLR) wird in Berlin gegründet.
15. 12. Die »Arbeitsgemeinschaft für praktische Pädagogik« des Berliner Lehrervereins wird gegründet. Sie sollte dem Ruf nach der »Arbeitsschule« und nach neuzeitlichen Unterrichtsformen Rechnung tragen.
18. 12. Die Universum-Film-AG wird in das Handelsregister Berlins eingetragen. Sie wurde von einem Konsortium unter Führung der Deutschen Bank gegründet. Ab 1937 Staatsunternehmen, wurden 1942 alle deutschen Filmgesellschaften in der Ufa zusammengeschlossen.
18. 12. Die 18. Hauptversammlung der Pharmazeutischen Gesellschaft beschließt, eine Arzneibuchkommission zur Beteiligung an den Vorarbeiten für das DAB 6 (Deutsches Arzneimittelbuch) zu ernennen.
22. 12. Der Normenausschuß der deutschen Industrie (NADI) wird in Berlin gegründet. Zu den Initiatoren zählten der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und Walther Rathenau.
23. 12. Das von Max Reinhardt inszenierte Stück »Der Bettler« von Reinhard Sorge wird im Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) aufgeführt.
30. 12. Finnische Spitzenpolitiker treffen in Berlin zu Verhandlungen mit dem deutschen Reichskanzler Georg Graf von Hertling ein. Sie wollten die Anerkennung der Unabhängigkeit Finnlands durch die deutsche Reichsregierung erreichen.

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