Berlin im Jahr 1916
15. 01. Die Höhere Handelsschule des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins wird als »Lehranstalt zur Ableistung des Probejahres für Handelslehrerinnen« anerkannt.
24. 01. Der Astronom Paul Guthnick wird zum außerordentlichen Professor für Astrophysik an der Berliner Universität ernannt.
03. 02. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften überreicht Albert Einstein die Abhandlung »Eine neue formale Deutung der Maxwellschen Feldgleichungen in der Elektrodynamik«.
07. 02. Die neue Stadtrohrpostzentrale im Haupttelegrafenamt in der Oranienburger Straße (Mitte) wird in Betrieb genommen.
24. 02. Durch einen Erlaß des Handelsministeriums wird die Direktorin des Lette-Vereins zum Mitglied der staatlichen Prüfungskommission für Hauswirtschaftskunde und des Prüfungsausschusses für Handelslehrerinnen ernannt.
29. 02. Im Deutschen Theater in Berlin hat die Neuinszenierung von William Shakespeares »Macbeth« Premiere. Unter der Leitung von Max Reinhardt spielten u.a. Paul Wegener, Hermine Körner und Emil Jannings.
03. 03. Karl von Buchka spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« zum Thema »Die Geschichte der Chemie in Deutschland«.
04. 03. Alfred Stöhr wird in Berlin geboren. Der Professor für angewandte Mathematik lehrte ab 1958 an der Freien Universität Berlin.
13. 03. Ab sofort gilt in Berlin für die Dauer des Krieges ein Kuchenbackverbot.
20. 03. In Berlin muß im Zuge der Kriegswirtschaft die Butterkarte eingeführt werden.
23. 03. In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften spricht Albert Einstein über »Einige anschaulische Überlegungen aus dem Gebiete der Relativitätstheorie«.
01. 04. Alfred Stock, bisher Ordinarius für anorganische Chemie an der Technischen Hochschule in Breslau, tritt die Nachfolge von Richard Willstätter im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie an.
01. 04. Die in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin erarbeiteten Vorschriften für die Temperaturmessung werden fortan allen Prüfungen zugrunde gelegt.
01. 04. Es werden neue Stromlieferungsbedingungen festgelegt. Für häusliche und gewerbliche Zwecke wurden sieben Tarifarten eingeführt. Der Normaltarif wurde nach Verbrauch zwischen 40 und 30 Pfennig/kWh gestaffelt.
01. 04. Der Bahnhof Witzleben wird eröffnet.
03. 04. Das Kriegsministerium erläßt gegenüber den Städtischen Elektrizitätswerken Berlin (StEW) eine Enteignungsorder über 644 200 kg Kupfer. Diese Menge wurde durch Ausschlachten von Maschinen und Anlagen ohne Gefährdung des Betriebs frei gemacht.
07. 04. An ihrem 80. Geburtstag legt Frau Prof. Elisabeth Kaselowsky ihr Amt als Vorsitzende des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins nieder. Sie wurde zur Ehrenvorsitzenden ernannt und blieb dies bis zu ihrem Tod.
30. 04. Paul Schlenther, Theaterkritiker der »Vossischen Zeitung«, stirbt in Berlin. Er wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Wedding, Gerichtsstraße 37-38, beigesetzt.
01. 05. Karl Liebknecht, der bereits im Dezember 1914 als Abgeordneter der SPD im Reichstag gegen die Bewilligung weiterer Kriegskredite gestimmt hatte, wird bei einer Antikriegskundgebung auf dem Potsdamer Platz verhaftet.
04. 05. Werner Löckle wird geboren. Der Ruderer der R.G. Wiking Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit dem deutschen Achter die Bronzemedaille. In dieser Bootsklasse war er 1936 Deutscher Meister.
06. 05. In der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin hält Friedrich Karl Albrecht Penck einen Vortrag über die Ukraine.
11. 05. Das preußische Fischereigesetz wird erlassen.
11. 05. Der Astronom Karl Schwarzschild stirbt in Potsdam. Wenige Wochen vor seinem Tode war Schwarzschild zum ordentlichen Professor für Astrophysik an der Berliner Universität ernannt worden. Schwarzschild war Direktor der Sternwarte in Potsdam.
18. 05. Das jüdische Volksheim in der Dragonerstraße (Max-Beer-Straße, Mitte) wird eröffnet.
23. 05. Ein Schreiben der Abt. II beim Polizeipräsidenten von Berlin informiert die Apothekervorstände, daß durch kriegsbedingten Rohstoffmangel Ersatzstoffe verwendet werden müssen, die nicht immer den Vorschriften des Deutschen Arzneimittelbuches entsprechen.
27. 05. In Berlin wird der Deutsche Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine gegründet, dessen Vorsitz der Ingenieur Carl Georg Busley übernahm.
27. 05. Der Berliner Zweigverein der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft besichtigt bei einem Ausflug nach Eberswalde die Anlagen des Hohenzollernkanals und der Schleusentreppe bei Niederfinow.
31. 05. Unter der Nr. DRP 300617 erhält Walter Schottky, Physiker bei Siemens & Halske in Berlin, ein Patent für die Gitter- Verstärkerröhre.
15. 06. Auf dem Windmühlenberg in Königs Wusterhausen bei Berlin wird eine militärische Funkstation mit vier Lichtbogensendern und Empfangseinrichtungen in Betrieb genommen. Die Anlage wurde später von der Reichspost übernommen.
18. 06. Der Stadtkommandant von Berlin veranstaltet für den Witwen- und Waisenfonds im Deutschen Stadion (Charlottenburg) Aufführungen von »Wallensteins Lager« und des letzten Aktes von »Die Meistersinger von Nürnberg« mit dem Orchester der Königlichen Oper.
24. 06. Ein ministerieller Erlaß verfügt die Angliederung der Bergakademie an die Technische Hochschule. Die Bergakademie ging daraufhin als Abteilung Bergbau in der Technischen Hochschule zu Berlin (Charlottenburg) auf.
27. 06. Als Reaktion auf die am 1. Mai erfolgte Verhaftung von Karl Liebknecht kommt es zu Protestkundgebungen auf dem Potsdamer Platz (Mitte) und zu Arbeitsniederlegungen in Berliner Rüstungsbetrieben, die bis zum nächsten Tag anhalten.
28. 06. Am Eröffnungstag des gegen Karl Liebknecht geführten Prozesses streiken 55 000 Metallarbeiter. Es war der erste politische Massenstreik.
03. 07. Katharina von Haxthausen, die Witwe des kaiserlichen Gesandten und Ministers von Haxthausen, wird vom Gesamtvorstand des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins einstimmig zur Vorsitzenden des Vereins gewählt.
04. 07. Der Berliner Bankier Leopold Koppel, Mäzen der Wissenschaften, schreibt in einem Brief an den Kriegsminister, daß man bei der Gründung einer Einrichtung für kriegstechnische Wissenschaften die Eigenheiten der Gelehrtenarbeit berücksichtigen möge.
08. 07. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften macht Max Planck eine Mitteilung »Über die absolute Entropie einatomiger Körper«.
10. 07. In der ehemaligen Markthalle XIII in der Tresckowstraße (ab 31. Januar 1952 Knaackstraße) nimmt die erste Großküche der neugegründeten städtischen Volksspeisung den Betrieb auf. Die Küche hatte eine Leistungsfähigkeit von 36 000 Litern Mittagessen.
13. 07. Klaus Vetter wird in Berlin geboren. Vetter war Gruppenleiter am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. Der Professor für physikalische Chemie lehrte ab 1951 an der Freien Universität Berlin.
23. 07. Der Dampfer »Hindenburg« stößt auf der Dahme bei Grünau mit dem Motorfährboot »Anna« zusammen, das mit etwa fünfzig Personen besetzt war.
30. 07. Friedrich Adler wird in Rheinhausen am Niederrhein geboren. Der Bergbauingenieur war seit 1964 Ordinarius und Inhaber des Lehrstuhls II für Bergbaukunde an der Technischen Universität Berlin.
31. 07. In Berlin wird eine Reichsstelle für Druckpapier eingerichtet.
08. 08. Lily Braun, Schriftstellerin und Führerin der deutschen Frauenbewegung, stirbt in Berlin.
06. 09. Der Königliche Ökonomierat Theodor Echtermeyer, Direktor der Höheren Gärtnerlehranstalt Berlin-Dahlem (früher Wildpark), wird zum Landesökonomierat ernannt.
11. 09. Mit der Eingliederung der Bergakademie in die Technische Hochschule zu Berlin (Charlottenburg) wird Georg Franke zum ordentlichen Professsor für Bergbauwissenschaften und zum Leiter des Laboratoriums für Aufbereitung und Brikettierung ernannt.
11. 09. Der Geodät Karl Fuhrmann wird bei der Eingliederung der Bergakademie in die Technische Hochschule zu Berlin (Charlottenburg) als besondere Bergbauabteilung der Fakultät für Stoffwirtschaft als ordentlicher Professor übernommen.
11. 09. Die 138 m lange und 27 m breite Hindenburgbrücke (seit 1948 Bösebrücke) in der Bornholmer Straße wird nach vierjähriger Bauzeit dem Verkehr übergeben. Die Brücke überspannt die Gleise der Stettiner und der Nordbahn.
24. 09. In Berlin tagt der Reichsverband der deutschen Presse. Er forderte die Aufhebung der Zensur, da nach seiner Ansicht das Vertrauen der Leser in die Zeitungen durch die eingeschränkte Berichterstattung verlorenzugehen drohte.
25. 09. In Berlin tagt der Hauptausschuß des Deutschen Städtetages unter Vorsitz des Berliner Oberbürgermeisters Adolf Wermuth. Im Mittelpunkt der Beratungen standen die akuten Ernährungsprobleme.
01. 10. Aufgrund eines ministeriellen Erlasses vom 24. Juni 1916 wird die Bergakademie als »Abteilung Bergbau« an die Technische Hochschule angegliedert.
01. 10. Durch militärische Verfügung wird die Versuchsanstalt für Luftfahrt als Prüfstelle für die Luftschrauben der Heeresflugzeuge eingesetzt.
01. 10. Katharina von Haxthausen, die Witwe des kaiserlichen Gesandten und Ministers von Haxthausen, die am 3. Juli 1916 zur Vorsitzenden des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins gewählt worden war, tritt ihr Amt an.
17. 10. Friedrich Schoenfelder wird geboren. Der Berliner Schauspieler feierte herausragende Bühnenerfolge u.a. im Theater des Westens, in der Komödie und im Theater am Kurfürstendamm.
01. 11. Eine behördliche Verordnung legt ein generelles Verbot der Benutzung von Kraftdroschken für Vergnügungsfahrten fest.
01. 11. Erstmalig werden Omnibus-Kutscherinnen eingestellt.
09. 11. Das erste in Staaken - vor den Toren Spandaus im »Haveler Lug« - gebaute Luftschiff »LZ 75« verläßt die Nordhalle des Flugplatzes.
11. 11. In der Nähe von Köpenick fährt der Balkan-Expreß in eine Gruppe von Eisenbahnarbeiterinnen, die dort mit Gleisausbesserungsarbeiten beschäftigt sind. 18 Frauen wurden getötet.
24. 11. Im Sitzungssaal der Deutschen Bank in der Mauerstraße 39 (Mitte) wird die »Mitropa« (Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft) unter Führung der Deutschen Bank und der Dresdner Bank gegründet.
08. 12. Karl Liebknecht wird nach seiner Verurteilung um 8.00 Uhr morgens vom Anhalter Bahnhof aus ins Zuchthaus Luckau abtransportiert.
09. 12. Ruth Halbsguth wird geboren. Die Schwimmerin gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Silbermedaille über 4 x 100 m Freistil. In dieser Disziplin war sie Deutsche Meisterin 1933 und von 1935 bis 1938. Sie brach zehn deutsche Rekorde.
13. 12. Als Ehrung für deutsche Erfinder und Ingenieure wird aus Anlaß des 100. Geburtstages des Berliner Physikers und Industriellen Werner von Siemens der Werner-von-Siemens-Ring gestiftet. Der Techniker Carl von Linde erhielt als erster diese Ehrung.
17. 12. Der 354 m lange und teilweise viergleisige Lindentunnel zwischen Opernhaus und Universität (Mitte) wird in Betrieb genommen. Um das optische Bild der Prachtbauten nicht zu stören, sollten die Straßenbahnen die Straße Unter den Linden unterqueren.
20. 12. In Berlin findet die dreitägige Hauptversammlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für angewandte physikalische Chemie statt.
22. 12. Staatssekretär Helfferich unterbreitet Kaiser Wilhelm II. den Vorschlag, Albert Einstein in das Kuratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zu berufen.
22. 12. Der Physiologe und Biochemiker Otto Heinrich Warburg wird zum Titularprofessor der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt.
25. 12. Ein heftiger Sturm richtet in Berlin erhebliche Schäden an.

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