Berlin im Jahr 1915
04. 01. Der Historienmaler Anton von Werner stirbt in Berlin. 1871 wurde er offizieller Hofmaler des Kaiserhauses und 1875 Direktor der Hochschule für die bildendenden Künste. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Steglitz, Bergmann-/Bismarckstraße.
15. 01. Der Film »Der Golem« mit Paul Wegener in der Hauptrolle hat in Berlin Premiere.
24. 01. Der Astronom Georg Friedrich Julius Arthur von Auwers stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Jerusalems-Gemeinde und der Neuen Kirchen-Gemeinde, Am Blücherplatz/Zossener Straße (Kreuzberg).
24. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) beginnt das erste Radsport-Wohltätigkeitsrennen zugunsten von Kriegsopfern. Bis zum 10. April 1915 fanden 13 dieser Wohltätigkeitsrennen statt.
01. 02. Helmut Radach wird geboren. Der Ruderer der R.G. Wiking Berlin gewann bei den XI. Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit dem deutschen Achter die Bronzemedaille. In dieser Bootsklasse war er 1936 Deutscher Meister.
01. 02. Robert Michaelis von Olshausen, Herausgeber der »Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie«, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er am 5. Februar auf dem Alten Friedhof der St.-Matthäus-Gemeinde (Schöneberg).
01. 02. Das Männer-Hospiz in der Hussitenstraße 4/5 (Wedding) wird wegen kriegsbedingter rückläufiger Einnahmen an den »Verein Wohlfahrt der weiblichen Jugend« vermietet.
09. 02. Der Chemiker Gustav Kraemer stirbt in Berlin. Kraemer hatte 1870 bei August Wilhelm Hofmann promoviert, war dann in der Chemischen Fabrik C. A. F. Kahlbaum tätig. 1880 wurde er Direktor der Teerverarbeitungswerke J. Rütgers in Erkner.
22. 02. In Berlin und 44 Nachbarorten wird die Brotkarte eingeführt.
25. 02. Der Ober-Regierungsrat Justus Hermes, Chefredakteur der »Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung« und von 1912 bis 1915 zwölfter »Zwingherr« der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«, deren Mitglied er seit 1898 war, stirbt in Berlin.
04. 03. Kriegsbedingt darf Wäsche ab sofort nicht mehr gestärkt werden, da Stärke als Nahrungsmittel gilt.
05. 03. Führende linke Sozialdemokraten versammeln sich in der Wohnung Wilhelm Piecks in Steglitz, Schadenrute 2, um über ihren Kampf gegen den Krieg und einen festeren Zusammenschluß der Linken zu beraten.
18. 03. Etwa 200 Berliner Frauen protestieren vor dem Reichstagsgebäude gegen den Krieg und verlangen Frieden und Brot.
23. 03. Der Chemiker Otto Nikolaus Witt stirbt in Berlin. Witt war u.a. in der Farbenchemie tätig. Ab 1888 wirkte er am technisch-chemischen Institut der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Er gründete die populärwissenschaftliche Zeitschrift »Prometheus«.
27. 03. Der Zweckverband für Groß-Berlin kauft vom preußischen Staat für 50 Mill. Goldmark Teile des Grunewaldes, des Tegeler Forstes, der Jungfernheide und der Waldungen um den Müggelsee (ca. 10 000 Hektar) um die Entwaldung der Berliner Umgebung zu verhindern.
01. 04. Geheimrat Rudolf Abel, von 1910 bis 1915 Anstaltsvorsteher der Königlichen Landesanstalt für Wasserhygiene in Berlin, übernimmt den Lehrstuhl für Hygiene an der Universität Jena.
05. 04. Hans-Joachim Hannemann wird geboren. Der Ruderer der R.G. Wiking gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit dem deutschen Achter die Bronzemedaille. In dieser Bootsklasse war er 1938 Europameister, 1936, 1938 und 1941 Deutscher Meister.
08. 04. Die Stadt Berlin beschließt endgültig die Übernahme der Stromversorgungsanlagen der »Berliner Elektricitäts-Werke« (BEW).
10. 04. Werner Kubitzki wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille.
13. 04. Stephan Hermlin (eigtl. Rudolf Leder) wird als Sohn eines jüdischen Textilhändlers in Chemnitz geboren. Hermlin war 1933 - 1936 Drucker in Berlin, emigrierte 1936, übersiedelte 1947 wieder nach Berlin und war als freischaffender Schriftsteller tätig.
26. 04. Ludwig Schweikert wird geboren. Der Ringer gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 die Silbermedaille im klassischen Stil, Mittelgewicht. Er war Deutscher Meister 1937 bis 1942 im klassischen Stil, 1940 und 1941 im Freistil.
12. 05. Professor Wilhelm Werner stirbt in Berlin. Werner war seit 1902 Inhaber des Lehrstuhls für Geodäsie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
15. 05. Die Mitglieder des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft besichtigen im Rahmen ihrer Sitzungen die Königliche Sternwarte in Neu-Babelsberg.
28. 05. Vor dem Reichstag findet eine Friedensdemonstration mit etwa 1 500 Teilnehmern, vorrangig Frauen, statt. Es kursierte das Flugblatt von Karl Liebknecht »Der Hauptfeind steht im eigenen Land«. 20 Personen wurden verhaftet, darunter Wilhelm Pieck.
03. 06. Der Chemiker Martin Goldschmidt, der in Berlin bis kurz nach der Jahrhundertwende eine chemische Fabrik mit Oxalsäure- und Kaliumnitritproduktion betrieb, stirbt in Dresden.
20. 06. Der Techniker und Gründer der »Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft« (AEG), Emil Moritz Rathenau, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Städtischen Friedhof Oberschöneweide an der Wuhlheide.
01. 07. Der Bahnhof Wilhelmshorst wird eröffnet.
08. 07. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften legt Max Planck eine Abhandlung »Über Quantenwirkungen in der Elektrodynamik« vor.
15. 07. In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften überreicht der Chemiker Richard Willstätter eine Abhandlung »Über die Assimilation ergrünender Blätter«.
24. 07. Der Chemiker Bernhard Proskauer, Leiter des Städtischen Untersuchungsamtes für hygienische und gewerbliche Zwecke, stirbt in Berlin.
01. 08. Der Chemiker Hermann Reisenegger, bisher stellvertretendes Vorstandsmitglied der Farbwerke in Hoechst, erhält die etatmäßige Professur für technische Chemie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
16. 08. Prof. Emil Struve, Schriftleiter der Tageszeitung für Brauerei der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, der sich 1914 freiwillig zum Heeresdienst gemeldet hatte, stirbt im Felde.
04. 09. Auf dem Königsplatz (Tiergarten) wird ein von 72 Bildhauern geschaffenes hölzernes Standbild des Generals Paul von Hindenburg in Anwesenheit des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg eingeweiht. Für die Kriegsopferhilfe wurden Nägel verkauft.
21. 09. An der meteorologischen Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem werden -0,5°C gemessen. Das war das früheste Auftreten von Frost im Beobachtungszeitraum 1908 bis 1924.
01. 10. Bei den neu gegründeten »Städtischen Elektrizitätswerken Berlin« (StEW, vormals BEW) wird der Vorstand mit E. Wikander, K. Coninx und Dr. H. Passavant gewählt. Stellvertreter waren G. Wilkens und Dr. L. Brühl.
01. 10. Die Kraftwerke und Anlagen der »Berliner Elektricitäts-Werke« (BEW) gehen in den Besitz der Stadt Berlin unter dem Namen »Städtische Elektrizitätswerke Berlin« (StEW) über. Die Kaufsumme betrug rund 132,4 Millionen Mark.
01. 10. Die Gemeinde Lichterfelde übernimmt das Stromverteilungsnetz ihres Gebietes von der »Berliner Vororts-Elektricitäts-Werke G.m.b.H.« (BVEW) und errichtete ein eigenes Elektrizitätsamt. Die Stromversorgung erfolgte weiter durch die BVEW.
03. 10. Der Jugendruderverband wird in Berlin gegründet.
11. 10. Das Viktoria-Studienhaus, ein Wohnheim für Studentinnen, wird im Auftrage der Ottilie-von-Hansemann-Stiftung in der Berliner Straße (ab 3. September 1957 Otto-Suhr-Allee) eingerichtet.
15. 10. In einigen Berliner Stadtgebieten und Vororten brechen erste Unruhen wegen der Lebensmittelknappheit aus.
15. 10. Der Schriftsteller und Publizist Paul Karl Wilhelm Scheerbarth (Pseudonym: Bruno Küfer) stirbt in Berlin. Scheerbarth wurde auf dem Parkfriedhof Lichterfelde beigesetzt. Das Grab wurde bereits eingeebnet.
18. 10. Die 22. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft beginnt in Berlin.
01. 11. Durch einen Erlaß des Kriegsministeriums erhält der 1866 in Berlin gegründete Lette-Verein die Berechtigung für die systematische Ausbildung von Röntgenassistentinnen.
06. 11. Die 25-Jahr-Feier der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft findet im Pharmazeutischen Institut in Berlin-Dahlem statt. Prof. Hermann Thoms, der Gründer der Gesellschaft, hielt den Eröffnungsvortrag.
09. 11. Mit der Beförderung von Zeitungen beginnt der Gütertransport auf der Berliner Straßenbahn.
28. 11. In einem Brief an Arnold Sommerfeld teilt Albert Einstein erstmalig die Formeln der »Allgemeinen Relativitätstheorie« mit.
10. 12. Richard Martin Willstätter, Direktor des Chemischen Instituts der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, erhält den Nobelpreis für Chemie.
11. 12. Der »Verein Modemuseum«, der von Vertretern der Bekleidungsindustrie gegründet wurde, führt seine erste Versammlung in Berlin durch. Der Verein trat für die Errichtung eines Museums für die deutsche Mode ein.
18. 12. Der Arzt und unbesoldete Stadtrat Paul Ferdinand Straßmann wird zum Berliner Ehrenbürger ernannt.

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