Berlin im Jahr 1906
07. 01. Gerhard Boetzelen wird geboren. Der Ruderer des Berliner Ruder-Clubs errang bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 die Silbermedaille im Doppelzweier. Deutscher Meister war er in dieser Bootsklasse 1931 sowie im Einer 1929 und 1930.
17. 01. Der Geograph Albrecht Penck wird zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der Berliner Universität ernannt.
21. 01. Die Sozialdemokraten halten im Feldschlößchen (Müllerstraße, Wedding) eine Protestveranstaltung gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht und für »allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlen« ab.
31. 01. Der Kongreß der Tabakarbeiter aller Branchen der Tabakindustrie in Berlin spricht sich entschieden gegen die geplante Einführung der Tabaksteuer aus.
01. 02. Der Unterricht in Bienenzucht wird in den Lehrplan der Gärtnerlehranstalt in Dahlem aufgenommen. Dafür wurde ein Pavillon mit Raum für 60 Bienenvölker auf dem Gelände der Anstalt errichtet.
01. 02. Die Astronomen Arthur Auwers und Karl Hermann Struwe besichtigen das Gelände der zukünftigen Sternwarte in der Nähe des Schloßparks Babelsberg.
02. 02. Am Deutschen Theater in der Schumannstraße hat Hofmannsthals »Ödipus und die Sphinx«, inszeniert von Max Reinhardt, Premiere. Darsteller waren Albert Steinrück als Vater Laios, Alexander Moissi als Kreon und Adele Sandrock als Ahnfrau.
04. 02. Dietrich Bonhoeffer wird als Sohn von Karl Bonhoeffer in Breslau geboren. Als evangelischer Geistlicher war er u.a. 1929 Pfarrer in Berlin (Wedding). Wegen seiner antifaschistischen Haltung wurde er 1943 verhaftet und 1945 hingerichtet.
14. 02. Prof. August von Borries, der seit 1902 der Technischen Hochschule in Charlottenburg als Lehrer für das Verkehrsmaschinenwesen angehört, stirbt in Berlin.
21. 02. Alfred Heinrich wird geboren. Der Berliner Eishockeyspieler gewann bei den Olympischen Winterspielen in Lake Placid 1932 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.
21. 02. In der Aula der Berliner Universität findet unter Vorsitz von Prof. Emil Fischer eine Versammlung zur Beratung des Projektes »Chemische Reichsanstalt« statt.
22. 02. Der letzte Bauteil der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, die Reliefgestaltung in der Gedächtnishalle, wird etwa zehn Jahre nach der Einweihung der Kirche feierlich enthüllt.
24. 02. Eine Kommission des preußischen Kriegsministeriums berät über die Vorzüge gasgefüllter Luftschiffe und Möglichkeiten zu ihrem Bau durch den Grafen Zeppelin.
05. 03. Kaiser Wilhelm II. eröffnet in Berlin das Institut und Museum für Meereskunde. Die Gründung und Eröffnung des Instituts und Museums für Meereskunde waren flankierende Maßnahmen zum Flottenbauprogramm.
08. 03. Berliner Professoren machen eine Immediateingabe an Kaiser Wilhelm II., in der sie darauf hinweisen, daß die wissenschaftliche Weiterentwicklung die Gründung von Forschungsinstituten ohne Lehraufgaben erzwingen wird.
12. 03. Paul Diergart lädt Berliner Freunde der Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften zu einem geselligen Abend in das Restaurant »Heidelberger« ein. Es wurde beschlossen, sich häufiger zur Pflege fachlicher Studien zu treffen.
14. 03. Albert Friedrich Wilhelm Haack stirbt in Berlin. Haack war über 36 Jahre ununterbrochen ehrenamtlicher Stadtrat und seit 1905 Ehrenbürger der Stadt.
17. 03. Der Physiologe und Biochemiker Otto Heinrich Warburg promoviert an der Berliner Universität zum Dr. phil.
18. 03. Russische Studenten besuchen zum Jahrestag der Revolution von 1848 den Ehrenhain im Friedrichshain. Von der Polizei als politisch verdächtige Elemente angesehen, wurden im April zwölf von ihnen aus Berlin und Preußen ausgewiesen.
19. 03. Der 1866 in Berlin gegründete »Verein zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) beteiligt sich an der Internationalen Buchbinderei-Ausstellung in Frankfurt am Main.
19. 03. Der Akademische Verein »Hütte« wird unter der Nummer 596 in das Vereinsregister des Königlichen Amtsgerichts Berlin II eingetragen.
28. 03. Boleslaw Barlog wird in Breslau geboren. Der Regisseur und Theaterleiter war 1945 bis 1972 Intendant des Schloßpark-Theaters (Steglitz) und 1951 bis 1972 auch des Schiller-Theaters (Charlottenburg). Seine Erinnerungen nannte er »Theater lebenslänglich«.
30. 03. Kurt Weiß wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille. Als Leichtathlet war er 1927 bis 1929 und 1930 Deutscher Meister im Zehnkampf.
01. 04. Im Haus der Landesversicherungsanstalt am Köllnischen Park 8 (Mitte) wird die erste Geschäftsstelle des Deutschen Städtetages eröffnet. Leitender Direktor der sogenannten Zentralstelle war der Berliner Magistratsrat Schalhorn.
01. 04. Der Geodät Karl Fuhrmann, Oberbergamtsmarkscheider in Dortmund, übernimmt den Lehrstuhl für Markscheidekunde und Geodäsie an der Bergakademie in Berlin.
01. 04. Die vier Straßenbahnstrecken Lichterfelde-Ost - Kadettenanstalt, Lichterfelde-Ost - Stahnsdorf, Lichterfelde - Mariendorf und Steglitz - Grunewald werden durch den Kreis Teltow unter dem Namen Teltower Kreisbahnen übernommen.
01. 04. Prof. Albrecht Penck übernimmt die Leitung des Instituts und Museums für Meereskunde der Berliner Universität.
04. 04. Für ein Gelände in der Nähe des Schloßparks Babelsberg wird durch Wilhelm II. die Nutzungserlaubnis für die Berliner Sternwarte erteilt.
05. 04. Die Brüder Alfred und Kurt Wegener starten mit einem Ballon in Berlin-Reinickendorf in Richtung Norden bis Jütland, von wo aus sie über Hamburg bis Kassel getrieben wurden.
07. 04. Die Brüder Alfred und Kurt Wegener, die mit einem Ballon zwei Tage zuvor in Berlin gestartet waren, landen in Aschaffenburg.
17. 04. In der Turmstraße in Moabit wird das neue Kriminalgericht seiner Bestimmung übergeben.
21. 04. Die Gründung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« wird vom Freundeskreis der Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften beschlossen.
23. 04. Hans Münzner wird in München geboren. Münzner war ab 1956 als Professor für Statistik an der Freien Universität Berlin (FU) tätig und Direktor des Instituts für Statistik und Wirtschaftsmathematik an der FU.
29. 04. Eugen von Szantho wird in Schäßburg/Siebenbürgen geboren. Der Bergbauingenieur war seit 1963 Ordinarius und Direktor des Instituts für Aufbereitung, Brikettierung und Veredlungstechnik an der Technischen Universität Berlin.
01. 05. Der Große Rat, gutachterliches Organ des Ältesten-Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft betreffend die Probleme der Handels- Hochschule Berlin, tritt zu seiner ersten Sitzung zusammen.
02. 05. Rolf Mumbrauer wird in Berlin geboren. Der Chemiker war ein Schüler Otto Hahns.
03. 05. Der Apotheker Carl Lobs eröffnet an der Ecke Warschauer/Romintener Straße die Warschauer Apotheke.
03. 05. Der Abteilungsleiter am Institut für Infektionskrankheiten August von Wassermann stellt dem Verein für Innere Medizin seine blutdiagnostische Methode, die spätere »Wassermann-Reaktion«, zur Erkennung der Syphilis vor.
14. 05. Der Lehrer Paul Mattiae, der seit 1902 am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin fest angestellt war, stirbt in Berlin.
14. 05. Der U-Bahn-Abzweig vom Knie (Ernst-Reuter-Platz) zum Wilhelmplatz (Richard-Wagner-Platz) wird eingeweiht. Dadurch erhielt das Rathaus Charlottenburg eine U-Bahn-Anbindung.
18. 05. In Berlin konstituiert sich die »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« mit über 40 Mitgliedern. Zum Vorsitzenden der Gesellschaft wurde Karl von Buchka gewählt.
19. 05. Die »Berlin-Passage Bau A.G.« wird gegründet. Sie schuf auf den Grundstücken Friedrichstraße 110-112 und Oranienburger Straße 54 (Mitte) nach Vorbild der »Kaiser-Passage« das »W. Wertheim Passage-Kaufhaus« (später »Haus der Technik«).
20. 05. Bernhard Schmidt wird in Magdeburg geboren. Schmidt war ab 1953 an der Freien Universität Berlin tätig. Er war Professor für Hygiene und Direktor des Instituts für Hygiene und medizinische Mikrobiologie.
26. 05. Auf dem Schießplatz Tegel gelingt dem Ingenieur und späteren Professor für Luftschiffahrt an der Technischen Hochschule zu Berlin (Charlottenburg) August von Parseval der erste Aufstieg mit dem von ihm gebauten lenkbaren Luftschiff PL I.
02. 06. Der Teltowkanal wird von Kaiser Wilhelm II. mit der kaiserlichen Yacht »Alexandria« seiner Bestimmung übergeben. Der Bau des Kanals, der mit einer elektrischen Treidelbahn ausgestattet war, hatte im Dezember 1900 begonnen.
04. 06. Alice Treff wird in Berlin geboren. Die Schauspielerin wirkte in mehr als 150 Filmen mit.
07. 06. Prof. Emil Fischer legt im Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes den Plan des Projektes »Chemische Reichsanstalt« vor.
09. 06. Die Mitglieder des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft unternehmen einen Ausflug zu dem im Bau befindlichen magnetischen Hilfsobservatorium am Seddiner See (13 km südlich von Potsdam).
11. 06. Die Grashof-Gedenkmünze wird anläßlich des 50jährigen Bestehens des »Vereins Deutscher Ingenieure« (VDI) an Kaiser Wilhelm II. verliehen. Franz Grashof war Mitbegründer und Direktor des VDI.
15. 06. Die Brommystraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
15. 06. Die erste wissenschaftliche Sitzung der neugegründeten »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« findet im Hörsaal des 1. Chemischen Institutes der Berliner Universität statt.
17. 06. Nach einem 1905 begonnenen Umbau durch Otto March wird der Französische Dom wieder eingeweiht.
22. 06. Auf der Rückreise von einem Kongreß stirbt in Hamburg Fritz Richard Schaudinn. Seit 1904 war er Direktor des Instituts für Protozoologie am Gesundheitsamt in Berlin, wo ihm die Entdeckung der Erreger der Syphilis und der Amöbenruhr gelang.
24. 06. Eine Grönland-Expedition, unter deren Teilnehmern sich der Berliner Geophysiker Alfred Wegener befindet, verläßt mit dem Schiff »Danmark« Kopenhagen in Richtung grönländische Ostküste.
28. 06. Der Physiko-Chemiker Walther Nernst hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
28. 06. Der Physiker Paul Drude hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
30. 06. Max Reinhardt gibt die Direktion des Neuen Theaters am Schiffbauerdamm (Mitte) auf.
01. 07. Das Unternehmen »Straßenbahn der Gemeinde Friedrichshagen« hat Betriebseröffnung (elektrisch betriebene Bahn).
03. 07. Hilde Körber wird in Wien geboren. Die Staatsschauspielerin und Theaterpädagogin kam 1924 zu Max Reinhardt nach Berlin und spielte hier an fast allen Bühnen. 1951 übernahm sie bis 1968 die Leitung der neugegründeten Max-Reinhardt-Schule.
05. 07. Der Physiker Paul Karl Ludwig Drude, in Berlin Professor für die Spezialgebiete Optik, Elektrizität und Elektrochemie, stirbt in Berlin (Freitod).
09. 07. Der Astronom Paul Guthnick beginnt auf einem Gelände in der Nähe des Schloßparks Babelsberg mit Probebeobachtungen über die Durchsicht der Luft und die Bildschärfe sowie den Einfluß der benachbarten Havelseen auf die astronomischen Beobachtungen.
21. 07. Das »Kaiser-Panorama« in Berlin bringt neben einer Reise durch die Schweiz die erste Wanderung am Garda-See zur Aufführung. Diese »Optischen Reisen« erfreuten sich beim Publikum eines außerordentlichen Zuspruchs.
23. 07. In der Deutschen Chemischen Gesellschaft wird erstmals eine Frau als Vortragende begrüßt - die Genfer Chemikerin Irma Goldberg.
24. 07. Professor Hermann Thoms, der bereits die interimistische Leitung des 1902 eröffneten Pharmazeutischen Instituts der Berliner Universität innehatte, wird endgültig zum Direktor des Instituts ernannt.
03. 08. Der Philologe Hermann Diels hält in der Berliner Universität eine Rektoratsrede zum Thema »Internationale Aufgaben der Universität«.
07. 08. Der Physiko-Chemiker Hans Max Jahn stirbt in Berlin. Jahn war bei Hans Landolt an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin und am II. Chemischen Institut der Berliner Universität tätig.
07. 08. Das »Berliner Tageblatt« meldet, daß Steinwürfe von Schülern gegen die Stadt- und Ringbahn nicht enden, und kommentiert: «... wahrscheinlich hat die ... Schundliteratur, die sich hauptsächlich mit Verbrechen beschäftigt, den Schülern die Köpfe verdreht.
08. 08. Berlin hat eine neue Bedürfnisanstalt. Das Häuschen, das aus gußeisernen Platten bestand, enthielt je ein Klosett erster und zweiter Klasse sowie ein Freiklosett.
20. 08. Der Gemeinde Wilmersdorf wird durch eine königliche Verordnung Stadtrecht verliehen.
27. 08. Die Führerin der deutschen Mutterschutzbewegung und Vertreterin des radikalen Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung, Helene Stöcker, erläßt den »Aufruf zur Gründung eines Schwangerenheims in Berlin« für unterkunftslose Schwangere.
01. 09. Der 1866 gegründete Lette-Verein beteiligt sich an der Ausstellung »Kindeswohl« der Gesellschaft zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit in Berlin. Der Verein erhielt die goldene Medaille.
11. 09. Der Wasserturm in Altglienicke, der nach einem Entwurf des Architekten Heinrich Scheven erbaut wurde, wird in Betrieb genommen.
19. 09. Für den Bau des Großschiffahrtsweges Berlin - Stettin erfolgt der erste Spatenstich.
29. 09. Bernhard Rose eröffnet mit Max Kretzers Stück »Millionenbauern« das von ihm erworbene Ostendtheater (Rose-Theater) in der Großen Frankfurter Straße 132 (Friedrichshain).
01. 10. Die Krankenabteilung des Instituts für Infektionskrankheiten wird aufgelöst. Im Rudolf-Virchow-Krankenhaus war dafür eine Infektionsabteilung eingerichtet woden.
01. 10. Der Kaufmann Otto Asseburg überläßt der Stadt Köpenick sein Grundstück Schloßstraße 20 mit der Auflage, dort einen »Schmuckplatz zu Ehrung des Gedächtnisses meiner in Gott ruhenden Schwester Luise« zu errichten. Es entstand der »Luisenhain«.
01. 10. Am Augustenburger Platz (Wedding) wird das mit einem Kostenaufwand von 19,1 Millionen Reichsmark erbaute Rudolf-Virchow-Krankenhaus als viertes städtisches Krankenhaus eröffnet. Mit seinen 1 600 Betten war es das größte Krankenhaus Deutschlands.
01. 10. Das Gemeindekraftwerk Köpenick eröffnet den Betrieb.
03. 10. In Berlin beginnt die erste »Welt-Funkkonferenz«, auf der die beteiligten 27 Nationen ein Abkommen über die Aufnahme und Weitergabe jeglicher Funkmeldungen unterzeichneten.
07. 10. Der Schauspieler Paul Wegener debütiert in Berlin.
09. 10. Der italienische Tenor Enrico Caruso tritt erstmals in Berlin auf.
15. 10. Der Physiker Heinrich Rubens scheidet infolge der Berufung an die Berliner Universität aus dem Lehrkörper der Technischen Hochschule in Charlottenburg aus.
16. 10. Der als Hauptmann verkleidete Schumacher Wilhelm Voigt verhaftet mit zehn Soldaten den Bürgermeister von Köpenick und beschlagnahmt die Stadtkasse.
18. 10. Der Magistrat von Köpenick hält im Stadttheater eine Volksversammlung ab, in der Bürgermeister Georg Langerhans - nach dem spektakulären Auftritt des falschen »Hauptmanns von Köpenick« rücktrittsentschlossen - zum Verbleiben im Amt aufgefordert wird.
27. 10. In der Aula der Handels-Hochschule in der Spandauer Straße 1/Heiligegeistgasse (Mitte) findet die feierliche Eröffnung der »Handels-Hochschule Berlin« statt. Zuvor war das Gebäude seiner Bestimmung übergeben worden.
28. 10. Die neugegründete »Motorluftschiff-Studiengesellschaft mbH« in Berlin gewährt Ferdinand Graf von Zeppelin ein zinsloses Darlehen zum Bau von Luftschiffen.
01. 11. Das Ergebnis von Probebeobachtungen des Astronomen Paul Guthnick auf dem Gelände nahe dem Schloßpark Babelsberg, das für den Neubau der Berliner Sternwarte vorgesehen war, wird an das Kultusministerium eingereicht.
07. 11. Der Ingenieur Heinrich Seidel, Miterbauer des Anhalter Bahnhofs, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Lichterfelde, Moltkestraße 42 (Steglitz).
08. 11. Max Reinhardt eröffnet das neu eingerichtete Haus der Kammerspiele in der Schumannstraße (Mitte) mit Henrik Ibsens Stück »Gespenster«. Der norwegische Maler Edvard Munch lieferte den Entwurf des Bühnenbildes.
12. 11. Wegen der Veröffentlichung angeblich unsittlicher Anzeigen beginnt in Berlin ein Prozeß gegen den Verleger der politisch-satirischen Wochenschrift »Simplicissimus«, Albert Langen.
13. 11. Das Umformwerk Koppenplatz, Auguststraße 56/57 (Mitte), nimmt den Betrieb auf.
14. 11. Der Orthopäde Konrad Biesalski richtet in einer Etagenwohnung in der Freiligrathstraße (Kreuzberg) eine »Krüppelheil- und Erziehungsanstalt für Berlin-Brandenburg« ein.
15. 11. Die Reichsparteischule der deutschen Sozialdemokratie in der Lindenstraße 3 (Kreuzberg) wird durch August Bebel eröffnet.
23. 11. Auf einer außerordentlichen Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« im Hörsaal des Physikalisch-Chemischen Institutes der Berliner Universität wird die Satzung der Gesellschaft angenommen.
24. 11. Kaiser Wilhelm II. genehmigt die Durchführung einer Geldlotterie im ganzen Deutschen Reich, deren Erlös zur Finanzierung des Baues von Luftschiffen durch Graf Ferdinand von Zeppelin dienen soll.
28. 11. Ernst Pistulla wird geboren. Der Berliner Boxer gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 die Silbermedaille im Halbschwergewicht. Pistulla war 1928 Europa- und Deutscher Meister. Als Profi bestritt er 41 Kämpfe, 1931 war er Europameister.
30. 11. Max Planck hält in der Sitzung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Berlin die Gedächtnisrede auf den Physiker Paul Drude.
03. 12. Prof. Adolf Göring, der 1877 als Dozent für das Lehrgebiet Eisenbahn- und Tunnelbau nebst Bahnhofsanlagen an der Bauakademie (später Technische Hochschule) tätig war, stirbt in Berlin.
03. 12. Im Wappensaal des Restaurants »Zum Prälaten« (Schöneberg) findet die konstituierende Versammlung des Rektorenverbandes im Berliner Lehrerverein statt. Eingeladen waren alle Berliner Schulleiter, soweit sie dem Lehrerverein angehörten.
10. 12. Die »Neue Straßenbahn Nordost AG« übernimmt die »Straßenbahn Hohenschönhausen«.
14. 12. Das Verkehrs- und Baumuseum wird im umgebauten ehemaligen Empfangsgebäude des Hamburger Bahnhofs eröffnet.
15. 12. Die Berliner Dachdecker gehen mit der Forderung nach Einführung des Achtstundentages und von 90 Pfennig Stundenlohn in die Verhandlungen mit den Bauunternehmern.
16. 12. Die Straßenbahn der Gemeinde Friedrichshagen wird von der »Städtischen Straßenbahn Cöpenick« übernommen. Gleichzeitig erfolgte die Umspurung auf Köpenicker Spurweite.
17. 12. Die städtische Schuldeputation von Berlin gibt bekannt, daß von den 225 237 Schulkindern im Vorjahr 276 gerichtlich bestraft wurden, davon 261 Knaben und 15 Mädchen. 72 Kinder wurden zu Gefängnisstrafen bis zu sechs Monaten verurteilt.
24. 12. Paul Mehlitz wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Berlin 1936 mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille. Er bestritt 26 Länderspiele.
25. 12. Der Arbeiter-Athletenbund Deutschlands wird in Berlin gegründet.
27. 12. Erwin Geschonneck wird in Bartenstein (Ostpreußen) als Sohn eines Flickschusters geboren. Der von den Nationalsozialisten verfolgte Schauspieler feierte auf der Bühne im Berliner Ensemble und in Filmen der DEFA-Produktion seine größten Erfolge.
28. 12. Die Berliner Grundbesitzervereine erhalten die »Generalschutzliste«, in der vor »faulen Mietern« gewarnt wird. Die Liste enthielt 10 543 Namen von »böswilligen Schuldenmachern«, die ihre Miete nicht bezahlt hatten.
29. 12. Wegen starker Schneefälle stellen die Große Berliner Straßenbahn und die städtischen Behörden Hunderte von Arbeitslosen zum Schneefegen ein. Sie erhielten 2,80 Mark pro Tag.

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