Berlin im Jahr 1903
01. 01. In Berlin wird die Tageszeitung für Brauerei gegründet. Sie sollte sich mit den wirtschaftspolitischen Fragen des Braugewerbes befassen.
01. 01. Für Fahrstuhllampen wird der Krafttarif von 16 Pfennig/kWh eingeführt.
03. 01. Die erste Ausgabe der Tageszeitung für Brauerei unter der Schriftleitung von Prof. Emil Struve erscheint als tägliches Vereinsorgan der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin.
06. 01. Boris Blacher wird in Niuzhuang (China) geboren. Seit 1948 lehrte er Komposition an der Musikhochschule Berlin, deren Direktor er 1953 bis 1970 war.
23. 01. In Max Reinhardts Kleinem Theater, Unter den Linden 44 (Mitte), kommt das Stück »Nachtasyl« von Maxim Gorki zur deutschen Erstaufführung.
23. 01. Der Frankfurter Dozent Dr. Arndt hält in der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag über die Handelshochschulbewegung. In der Diskussion trat deren Präsident Prof. Johannes Kämpf für die Errichtung einer Handelshochschule Berlin ein.
27. 01. Durch Kabinettsorder wird die Beseitigung des Festungscharakters von Spandau verfügt.
01. 02. Für Nachtbeleuchtung zwischen 22.00 und 6.00 Uhr wird ein Sondertarif von 35 Pfennig/kWh bei einem Mindestverbrauch von 1 000 Mark/Jahr festgelegt.
07. 02. Im Preußischen Abgeordnetenhaus in Berlin kritisiert der Abgeordnete Theodor Barth von der Freisinnigen Vereinigung die Praxis der Theaterzensur.
18. 02. Der Philiologe und Oberlehrer Prof. Dr. Otto Müller, der von 1866 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1900 am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin tätig war, stirbt in Berlin.
25. 02. Max Reinhardt übernimmt die Direktion des Neuen Theaters am Schiffbauerdamm.
25. 02. In der 521. Sitzung der Berliner Mittwochs-Gesellschaft für wissenschaftliche Unterhaltung spricht Wilhelm Julius Foerster über drahtlose Telegraphie. Ein Demonstrationsapparat wurde von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie zu Verfügung gestellt.
25. 02. Ein Erlaß des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ermöglicht Teilnehmern der Kurse der Lehr- und Versuchsanstalt für Brauerei in Berlin, sich unter bestimmten Voraussetzungen als Studierende der Landwirtschaftlichen Hochschule einzutragen.
07. 03. In der Charlottenburger Ausflugs- und Großgaststätte »Flora« wird die Deutsche Automobilausstellung eröffnet.
14. 03. Die Ältesten der Berliner Kaufmannschaft beschließen unter Zustimmung der Finanzkommission, eine erste Rate von 150 000 Mark für die Errichtung einer selbständigen Handelshochschule in Berlin zur Verfügung zu stellen.
20. 03. Der Vorstand der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin verabschiedet die »Satzungen für die Bildung von Ausschüssen«. U.a. wurde auch ein wissenschaftlicher Ausschuß ins Leben gerufen, der sich mit analytischen Fragen befassen sollte.
22. 03. Jochen Klepper wird als Sohn eines protestantischen Pfarrers im niederschlesischen Beuthen geboren. Der Schriftsteller und Theologe war seit März 1931 in Berlin ansässig.
28. 03. Kurt Moeschter wird geboren. Der Ruderer des Rudervereins Berliner Hellas gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 die Goldmedaille im Zweier ohne Steuermann. Deutscher Meister war er in dieser Bootsklasse 1927 und 1928, im Vierer ohne 1928.
30. 03. Die Gemeinde Groß-Lichterfelde erwirbt das bis an den Teltowkanal reichende 6 035 Quadratmeter große Grundstück Chausseestraße 10 (Hindenburgdamm), um auf ihm eine städtische Freibadeanstalt (Sommerbad Lichterfelde) zu errichten.
01. 04. Prof. Alexander Herzfeld, Leiter des Instituts für Zuckerindustrie, und Prof. Oscar Saare, stellvertretender Leiter des Instituts für Gärungsgewerbe, werden zu Mitgliedern des engeren Lehrerkollegiums der Landwirtschaflichen Hochschule Berlin ernannt.
01. 04. Das freigewerkschaftliche Internationale Sekretariat der Zimmerer wird in Berlin gegründet. Es nahm in Hamburg seinen Sitz.
01. 04. In Potsdam wird eine Behörde, die »Verwaltung der Märkischen Wasserstraßen« geschaffen, der alle Wasserstraßen zwischen Elbe und Oder, mit Ausnahme der Berliner Gewässer, unterstellt werden.
17. 04. Das Realgymnasium Grunewald an der Herbert-/Ecke Caspar-Theyß-Straße wird eröffnet. Erster Leiter der Anstalt wurde der Oberlehrer Dr. Julius Koch.
23. 04. Mitglieder des 1866 in Berlin gegründeten »Vereins zur Förderung höherer Bildung und Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts« (Lette-Verein) halten auf der Fischereivereinsausstellung Vorträge über Fischzubereitung.
24. 04. Ein Erlaß bewilligt für die technische Chemie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg einen Neubau. Durch verstärkten Andrang auf die technische Chemie reichte die bisherige Kapazität von 26 Praktikumsplätzen nicht mehr aus.
01. 05. Die Bahnhöfe Yorckstraße, Röntgental und Stralau-Rummelsburg (Ostkreuz, Ringbahnsteig) werden eröffnet.
27. 05. In Berlin wird die »Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.« aus den Studiengruppen Prof. Slaby, Graf Arco, AEG sowie Prof. Braun, Siemens & Halske gebildet, die später den Namen »Telefunken« erhielt.
27. 05. Die Mitglieder des Zweigvereins Berlin der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft unternehmen einen Ausflug mit Damen nach Tegel und Heiligensee.
01. 06. In Berlin stirbt Prof. Oscar Saare, stellvertretender Leiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation sowie Mitglied des engeren Lehrerkollegiums der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
03. 06. In Berlin beginnt die 10. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft zusammen mit dem 5. Internationalen Kongreß für angewandte Chemie.
15. 06. Dr. Max Apt legt dem Ältesten-Kollegium den Organisationsplan für die zu errichtende Handelshochschule in Berlin vor.
21. 06. Hermann Engelhard wird geboren. Der Leichtathlet des SC Teutonia 99 Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 die Silbermedaille über 4 x 400 m und die Bronzemedaille über 800 m. 1928 war er Deutscher Meister über 4 x 400 m und 800 m.
24. 06. Eduard Neumann wird in Osterholz-Scharmbeck (Niedersachsen) geboren. Neumann war ab 1959 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Freien Universität Berlin und vom Wintersemester 1959/60 bis einschließlich Sommersemester 1961 deren Rektor.
25. 06. Mit Hilfe des »Patent- und Technischen Bureaus C. Kesseler« in Berlin erläßt Ferdinand Graf von Zeppelin einen Aufruf in Zeitungen und an ca. 60 000 ausgewählte Firmen zur Finanzierung des Baus von Luftschiffen.
09. 07. Der Physiker Max von Laue promoviert mit dem Thema »Über die Theorie der Interferenzerscheinungen an planparallelen Platten« an der Berliner Universität. Die mündliche Verteidigung folgte am 25. Juli, die er mit dem Prädikat »magna cum laude« abschloß.
15. 07. An der Wriezener Eisenbahn wird der Bahnhof Magerviehhof, zwischen Friedrichsfelde und Mahrzahn gelegen, eröffnet.
22. 07. Anton Saefkow wird in Berlin geboren. Saefkow war Mitglied der Bezirksleitung Berlin-Brandenburg der KPD und des ZK des kommunistischen Jugendverbandes KJVD. Er baute die antifaschistische Widerstandsgruppe Saefkow-Jacob-Bästlein auf.
22. 07. Der liberale Sozialpolitiker Richard Rösicke stirbt in Berlin.
25. 07. Max von Laue besteht nach der schriftlichen Promotion vom 9. Juli die mündliche Promotionsprüfung mit dem Prädikat »magna cum laude« an der Berliner Universität und erhält die Würde eines Dr. phil. Prüfende waren u.a. Max Planck und Emil Warburg.
04. 08. Eine erste internationale Konferenz zum Funkverkehr findet in Berlin statt. Sie befaßte sich u.a. mit Fragen der Einführung von Normen und Reglements und dem Schiffsfunkverkehr.
11. 08. Der erste Wagen der elektrischen Straßenbahn fährt in Köpenick von der Wagenhalle an der Marienstraße (ab 9. November 1926 Wendenschloßstraße) bis zum Bahnhof.
11. 08. Franz Pawlak wird in Wien geboren. Der Technologe war seit 1931 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut der AEG in Berlin.
11. 08. Die »Cöpenicker Pferde-Eisenbahn« wird stillgelegt. Als »Städtische Straßenbahn Cöpenick« wurde sie in der Folgezeit als elektrische Straßenbahn betrieben.
15. 08. Auf der Eisenbahnstrecke Niederschöneweide - Spindlersfeld beginnen Versuche mit Einphasen-Wechselstrom (25 Hertz, sechs Kilovolt) gegenüber Gleichstrom (550 Volt), der bisher für die elektrischen Eisenbahnen eingesetzt wurde.
21. 08. Joachim Heinrich Schultze wird in Hamburg geboren. Der Geograph hatte sich 1930 in Jena habilitiert und war ab 1956 als Professor für Geographie an der Freien Universität Berlin tätig.
29. 08. Das Berliner Apollotheater bringt zwei Streifen aus dem Atelier des Filmpioniers Oskar Meßter zur Uraufführung: »Der lustige Ehemann« und »Der Specht«.
06. 09. Der Chemiker Martin Rütgers stirbt in Berlin. Rütgers war Leiter der Berliner Holzimprägnierungsanstalt. 1860 legte Rütgers eine eigene Teerdestillation in Erkner bei Berlin an.
29. 09. Im Neuen Theater Berlin findet die Premiere von Oscar Wildes Schauspiel »Salome« unter der Regie von Max Reinhardt statt. Die Titelrolle war zunächst mit Gertrud Eysoldt besetzt, wurde später aber von Tilla Durieux mit großem Erfolg gespielt.
01. 10. Das im Auftrag des Kosmetikfabrikanten und Baritons Johann Ludwig Lechner von Gustav Eberlein angefertigte Denkmal von Richard Wagner wird im Tiergarten feierlich enthüllt.
01. 10. Die Militärtechnische Akademie wird in Charlottenburg gegründet. Sie hatte die Aufgabe, Offizieren die Gelegenheit zur wissenschaftlichen Ausbildung und Berufsbildung zu gewähren und sollte eine Pflegestätte der militärischen Wissenschaften sein.
01. 10. Theodor Echtermeyer, ehemaliger Inspektor und Leiter der Königlichen Gärtnerlehranstalt Wildpark bei Potsdam wird zum stellvertretenden Direktor der neu eingeweihten Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem (früher Wildpark) ernannt.
01. 10. Die Höhere Gärtnerlehranstalt, 1824 als Königliche Gärtnerlehranstalt in Wildpark bei Potsdam gegründet, wird nach Dahlem verlegt und dort am 6. Oktober eröffnet.
01. 10. Die Bahnhöfe Friedrichsfelde-Ost (Lichtenberg) und Wriezener Bahnhof (Friedrichshain) werden eröffnet.
06. 10. Ein Elektrotriebwagen von Siemens & Halske erreicht auf der Versuchsstrecke zwischen Marienfelde und Zossen eine Geschwindigkeit von 201 km/h. Damit war weltweit erstmals die magische 200-km/h-Marke überschritten.
06. 10. Ein neuer Gebäude-Gartenkomplex der Königlichen Gärtnerlehranstalt wird in der Königin-Luise-Straße 22 festlich eingeweiht. Das 6,5 Hektar große Gelände der Domäne Dahlem hatte der Minister für Landwirtschaft, Domäne und Forsten zur Verfügung gestellt.
11. 10. Georg Draheim wird in Berlin geboren. Draheim studierte an der Handels-Hochschule Berlin und erhielt 1929 einen Lehrauftrag an dieser Einrichtung.
11. 10. Der Herkulesbrunnen am Lützowplatz (Tiergarten), ein Werk von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann und Professor Otto Lessing, wird der Öffentlichkeit feierlich übergeben.
22. 10. Das Ältesten-Kollegium der Berliner Kaufmannschaft macht eine Eingabe an den Kultus- und an den Handelsminister, in der der Antrag zur Errichtung einer Handelshochschule in Berlin gestellt wird.
23. 10. Auf der Versuchsstrecke für elektrische Schnellbahnen (Militäreisenbahn Marienfelde - Zossen) wird mit einem elektrischen Triebwagen der Firma Siemens & Halske eine Geschwindigkeit von 206,7 km/h erreicht.
27. 10. Ein AEG-Triebwagen erreicht eine Geschwindigkeit von 210,2 km/h auf der Versuchsstrecke für elektrische Schnellbahnen, einem Teilstück der Militärbahn von Marienfelde nach Zossen. Am 23. Oktober hatte ein Siemens-&-Halske-Triebwagen 206,7 km/h erreicht.
01. 11. Der Jurist und Althistoriker Theodor Mommsen stirbt in Charlottenburg. Mommsen kam 1858 nach Berlin. 1861 - 1887 hielt er an der Berliner Universität Vorlesungen über Alte Geschichte. Am 10. Dezember 1902 hatte er den Nobelpreis für Literatur erhalten.
06. 11. Der Publizist Fritz Stahl fordert in Berlin auf einer Veranstaltung der Vereinigung »Die Kunst im Leben des Kindes« bessere Spielplätze. Er beklagte die Kahlheit der Schulhöfe sowie die Entfremdung der Kinder von der Natur.
18. 11. Auf der Trabrennbahn Weißensee findet das erste Automobilrennen statt.
21. 11. Das Lehrerkollegium der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin berät eine neue Prüfungsordnung für Brauereiingenieure und empfiehlt diese dem Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zur Befürwortung.
12. 12. Die Hauptversammlung der Pharmazeutischen Gesellschaft beschließt, die Gesellschaftsbibliothek in das Pharmazeutische Institut in Dahlem zu verlegen.
13. 12. Die Restaurierung der aus dem frühen Mittelalter stammenden Stadtpfarrkirche St. Nikolai in Spandau wird abgeschlossen.
14. 12. Der Tiermediziner Friedrich Heinrich Julius Wilhelm Dieckerhoff stirbt in Berlin. Dieckerhoff war seit 1870 Lehrer an der Tierarzneischule in Berlin, von 1892 bis 1895 und von 1898 bis 1900 war er Rektor der Einrichtung.
15. 12. In Berlin erscheint die erste Nummer der vom S. Fischer Verlag herausgegebenen Monatszeitschrift »Neue Rundschau«. Die Zeitschrift hieß zuvor »Freie Bühne« und »Neue Deutsche Rundschau«.
19. 12. Max Halbes Schauspiel »Der Strom« gelangt im Neuen Theater, am Schiffbauerdamm (Mitte), mit Agnes Sorma in der Hauptrolle zur Aufführung, die damit ihr Engagement für mehr als 50 Vorstellungen an der Reinhardt-Bühne beginnt.
24. 12. Nach Mitteilung der Berliner Polizei gibt es am Heiligen Abend nur einen Weihnachtsbaumbrand.
25. 12. Die Berliner Zeitung »Der Tag« publiziert unter der Titelzeile »Ausblicke und Wünsche führender Geister« Ergebnisse einer Umfrage unter Prominenten über Wünsche und Vorstellungen für die Zukunft.

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