Berlin im Jahr 1897
07. 01. Franz Riedel, der die Apotheke in der Friedrichstraße 173 (Mitte) im Jahre 1874 von seinem Vater Johann Daniel Gustav Riedel übernommen hatte, stirbt in Potsdam.
10. 01. Ernst Oskar Müller wird in Hanau geboren. Der Kaufmann wurde nach langjähriger Tätigkeit in den Junkers-Flugzeug-Werken 1927 Leiter der Verwaltungsabteilung der Versuchsanstalt für Luftfahrt (später Luft- und Raumfahrt). 1941 wurde er Leiter der Anstalt.
22. 01. Die Königliche landwirtschaftliche Hochschule wird dem Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten direkt unterstellt.
12. 02. Hans Lassen wird in Alsen geboren. Lassen war Direktor des Physikalischen Instituts der Freien Universität Berlin (FU) und ordentlicher Professor für Physik an der FU ab 1949.
13. 02. Zu Ehren von Franz Grashof, dem Direktor und Mitbegründer des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), wird eine von Karl Friedrich Moest geschaffene Büste am Haus Charlottenstraße 43 enthüllt.
18. 02. Als erster Vertreter der Berliner Lehrerschaft wird der »verdiente Vorsitzende der Wissenschaftlichen Vorlesungen des Berliner Lehrervereins«, Ernst Ewald, in die Schuldeputation eingeführt.
19. 02. Der Mathematiker Prof. Karl Theodor Wilhelm Weierstraß, seit 1856 am Berliner Gewerbeinstitut tätig und 1864 an die Universität berufen, stirbt in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Kirchhof der St.-Hedwigs-Gemeinde, Liesenstraße 8 (Mitte).
06. 03. Die Eröffnung des Testaments des Justizrats Julius Joel Lazarus weist 50 000 Mark aus dem Nachlaß der Armendirektion zu. Die jährliche Zinsverwendung sah ein gemeinschaftliches Essen würdiger Armer jährlich am 10. März vor.
11. 03. Kaiser Wilhelm II. genehmigt eine Gesetzesvorlage über die Neugestaltung des Charité-Krankenhauses. Der Entwurf war im Preußischen Landtag von Ministerialdirektor Prof. Friedrich Theodor Althoff mit hohem Einsatz vertreten worden.
12. 03. Auf Betreiben ehemaliger Mitglieder entsteht der 1895 aufgelöste Verein »Freie Volkskbühne« erneut. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Conrad Schmidt gewählt.
22. 03. Das Denkmal Kaiser Wilhelms I., geschaffen von Reinhold Begas, wird aus Anlaß des 100. Geburtstages des ersten Hohenzollern-Kaisers am 22. März 1797 gegenüber dem Schloß enthüllt.
22. 03. Auf der Dorfaue in Buch und auf dem Platz vor der Kirche in Karow werden anläßlich der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. »Kaisereichen« gepflanzt.
23. 03. Hugo Kunheim, der 1864 in die Firma Kunheim & Co. eingetreten war, stirbt in Berlin. Während seiner Mitarbeit entwickelte sich die Firma zum führenden Ammoniakproduzenten in Deutschland vor der Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens.
27. 03. Johannes Stumm wird in Berlin geboren. Stumm war von 1948 bis 1962 Polizeipräsident in Berlin.
01. 04. Prof. Otto Reichel wird zum etatmäßigen Professor der Mathematik an der Landwirtschschaftlichen Hochschule Berlin ernannt.
01. 04. Die Feuerwache in der Rankestraße (Charlottenburg) wird eröffnet.
01. 04. Karl Heinrich von Buchka, Vorsteher der naturwissenschaftlichen Abteilung im Reichs-Gesundheitsamt, wird als Dozent für Chemie der Nahrungsmittel an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
08. 04. Der Generalpostmeister der Deutschen Reichspost, Heinrich von Stephan, stirbt in Berlin. Stephan erwarb sich u.a. Verdienste um die Einführung der Postkarte, die Gründung des Weltpostvereins und die Anwendung und Verbreitung der Telegraphie.
08. 04. Gründung der »Elektricitäts-Lieferungs-Gesellschaft« (ELG) als Tochtergesellschaft der »Allgemeinen Elektricitäts- Gesellschaft« (AEG). Die ELG übernahm den Betrieb des 1896/97 erbauten Gemeinde-Elektrizitätswerks Zehlendorf.
13. 04. Die Firma Siemens & Halske gründet gemeinsam mit der Deutschen Bank die »Gesellschaft für elektrische Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin«, die sogenannte »Hochbahngesellschaft«, mit einem Aktienkapital von 12,5 Millionen Mark.
13. 04. Die Statuten des »Königlichen Astronomischen Recheninstituts«, das vollständig von der Königlichen Sternwarte getrennt wurde, treten in Kraft.
28. 04. Der »Verein zur Förderung des Gartenbaues in den Königlich Preußischen Staaten« eröffnet im Treptower Park eine Gartenbauausstellung, die bis zum 9. Mai dauerte und dem Verein und den Berliner Gärtnern großen Erfolg brachte.
01. 05. Das Marmorstandbild des Generalpostmeisters Heinrich von Stephan, geschaffen von dem Bildhauer Joseph Uphues, wird im Lichthof des Reichspostmuseums, Leipziger Straße/Ecke Mauerstraße, enthüllt.
01. 05. Die Ende des Vorjahres in Berlin gegründete »Deutsche Eisenbahn-Speisewagen-Gesellschaft« (DESG) nimmt ihren Betrieb auf.
01. 05. Die Bahnhöfe Ebersstraße (an der Ringbahn, Schöneberg) und Heiligensee werden eröffnet; der Bahnhof Schulzendorf-Heiligensee wird in Schulzendorf umbenannt.
09. 05. Die vom »Verein zur Förderung des Gartenbaus in den Königlich Preußischen Staaten« im Treptower Park veranstaltete Gartenbauausstellung, die am 28. April eröffnet worden war, schließt ihre Pforten.
10. 05. Das Denkmal Otto Fürst von Bismarcks in der Gestalt des »Gutsherrn von Friedrichsruh«, geschaffen von Max Klein, wird im Grunewald enthüllt.
12. 05. Der »Alte-Herren-Ausschuß« des Berliner akademischen Vereins »Hütte« wird gegründet. Er hatte die Aufgabe, die »Vereinsbestrebungen zu fördern und die Alten Herren im Vereine zu vertreten«.
17. 05. Die erste Omnibuslinie der Omnibus-Gesellschaft »Reform« zwischen Belle-Alliance-Platz und Hausvogteiplatz - wegen des geringen Fahrpreises von fünf Pfennig auch »Sechser-Omnibus« genannt - wird eröffnet.
25. 05. Die städtische Flußbadeanstalt an der Abzweigstelle »Kleine Jungfernbrücke« wird eröffnet.
28. 05. Bruno Boche wird geboren. Der Berliner Hockeyspieler errang bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.
29. 05. Mitglieder des Berliner Zweigvereins der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft machen einen Ausflug nach Eberswalde und besuchen die von der Hauptstation des forstlichen Versuchswesens unterhaltenen meteorologischen Beobachtungsstationen.
01. 06. Der Astronom Friedrich Simon Archenhold berichtet vom »tadellosen Funktionieren des Riesenfernrohrs« im Treptower Park.
12. 06. Während einer Luftschiffprobefahrt mit einem Benzinmotor kommt es über dem Tempelhofer Feld zu einem tragischen Unglück, bei dem der Luftschiffer Hermann Wölfert und sein Mechaniker tödlich verunglücken.
16. 06. Per königlichen Erlaß wird der Stadt die Annahme der testamentarisch zu wohltätiger Zinsverwendung bestimmten 50 000 Mark aus dem Nachlaß des Justizrates Dr. Julis Joel Lazarus genehmigt.
17. 06. Auf der Karlshorster Rennbahn findet das erste Trabrennen statt.
24. 06. Am Rohrdamm (Spandau) wird das Wasserwerk Jungfernheide seiner Bestimmung übergeben.
28. 06. Bei der Hauptstiftungskasse werden 50 000 Mark aus dem Nachlaß des Justizrats Julius Joel Lazarus, zu wohltätiger Zinsverwendung bestimmt, eingezahlt.
04. 07. Heinrich Schallbroch wird in Huckingen/Niederrhein geboren. Der Maschinenbauingenieur wurde 1953 an die Technische Universität in Berlin berufen.
26. 07. Der Lohmühlen-Weg (Kreuzberg, Treptow) wird in Lohmühlenstraße umbenannt. Der im Stadtbezirk Kreuzberg liegende Straßenteil wurde 1978 entwidmet.
03. 08. Die erste Pferdebahnstrecke der Berlin-Charlottenburger Straßenbahn wird auf den Betrieb mit Akkumulatortriebwagen umgestellt.
04. 08. Die Straße Nr. 17, Abt. II des Bebauungsplanes, erhält den Namen Lehniner Straße (Kreuzberg). Am 13. Mai 1929 ging sie als Teilstück in die Lilienthalstraße ein.
04. 08. Die Jüterboger Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
04. 08. Die Straße Nr. 18, Abt. II des Bebauungsplanes, erhält den Namen Siboldstraße (Kreuzberg). Am 13. Mai 1929 wurden die Siboldstraße und die Lehniner Straße in Lilienthalstraße umbenannt. Die Lilienthalstraße hatte bereits ab 7. Januar 1928 diesen Namen.
27. 08. Kaiser Wilhelm II. läßt sich von Adolf Karl Heinrich Slaby und dessen Assistenten Georg Wilhelm A. Graf von Arco den ersten »Strahlapparat« vorführen, eine Vorrichtung zur drahtlosen Ausstrahlung von Nachrichten.
01. 09. Das erste Kraftwerk außerhalb Berlins, die Drehstrom-Überlandzentrale Oberspree in Oberschöneweide (Köpenick), nimmt mit einer Anfangsleistung von 1 000 kW und einer Betriebsspannung von sechs kV den Betrieb auf. Der Erbauer war die AEG.
11. 09. Im Lokal »Zum dusteren Keller« in der Bergmannstraße (Kreuzberg) wird als Organisation des Berliner Fußballsports der »Verband der Deutschen Ballspielvereine« (später Berliner Fußball-Verband) gegründet.
15. 09. In der Kantstraße (Charlottenburg) wird ein neues Gefängnis für weibliche Jugendliche eröffnet.
17. 09. Anna Schepeler-Lette, die älteste Tochter von Wilhelm Adolf Lette, des Gründers des »Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit für das weibliche Geschlecht« (Lette-Verein), und Vorsitzende des Lette-Vereins ab 1872, stirbt in Berlin.
24. 09. Max Wilhelm Meyer, Initiator und Gründer der Gesellschaft Urania, scheidet aus der Gesellschaft aus. Meyer selbst bezeichnete diesen Tag als »den größten Unglückstag in meinem vielbewegten Leben«.
27. 09. Das Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 bezieht die neue Kaserne an der Friesenstraße (Kreuzberg).
30. 09. Unter den Linden wird die erste Automobilausstellung in Berlin eröffnet.
01. 10. Am Städtischen Gewerbesaal wird eine besondere Abteilung unter dem Namen »Fachhochschule für Maschinenbauer« eingerichtet.
01. 10. Der Bau von Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin durch Siemens & Halske beginnt. Die ersten Strecken wurden 1902 in Betrieb genommen.
01. 10. Der Bahnhof Friedrichsberg an der Ringbahn (Friedrichshain) wird in Frankfurter Allee umbenannt.
01. 10. Akkumulatoren-Anschlußanlagen (Trafostationen) werden eingeführt. Die Transformatoren wurden zu festgelegten Zeiten geladen und beliebig zur Licht- oder Kraftstromversorgung ans Netz geschaltet.
07. 10. Die Ingenieure Adolf Karl Heinrich Slaby und Georg Wilhelm A. Graf von Arco erzielen mit der ersten drahtlosen Telegraphie zwischen Schöneberg und Rangsdorf einen Weltrekord.
11. 10. Der Chemiker Otto Hermann August Pufahl erhält die Berufung zum etatmäßigen Professor für Metallhüttenkunde, Probierkunst und Chemische Technologie an der Bergakademie Berlin.
22. 10. Nach dem Tode von Anna Schepeler-Lette im September des Jahres übernimmt Elisabeth Kaselowsky das Amt der Vorsitzenden des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins.
22. 10. Clara von Simson wird in Berlin geboren. Sie wirkte von 1952 bis 1958 als Direktorin in Lette-Verein-Schulen.
01. 11. Der Bahnhof Hankels-Ablage an der Görlitzer Eisenbahn wird in Zeuthen umbenannt.
03. 11. Auf dem Tempelhofer Feld steigt ein von dem Holzhändler David Schwarz gebautes Luftschiff auf. Es bestand aus Aluminiumverstrebungen und Aluminiumhülle, wurde von einem 12-PS-Daimler-Motor angetrieben und war weltweit das erste seiner Art.
03. 11. Das von einem 800 Pfund schweren 12-PS-Petrolmotor angetriebene Luftschiff, das auf dem Tempelhofer Exerzierfeld aufgestiegen war, kann von Ernst Jagels nicht sicher manövriert werden und stürzt ab. Der Ballon war defekt, der Pilot blieb am Leben.
19. 11. In Berlin-Friedenau wird die erste soziale Einrichtung der Heilsarmee, ein Rettungsheim für Mädchen, eröffnet. Schon 1886 hatte die Heilsarmee begonnen, ihr weltweites Missions- und Sozialwerk auch auf Deutschland auszudehnen.
08. 12. In der Luisenstadt wird die Simeonkirche in der Wasserthorstraße (Kreuzberg) eingeweiht.
12. 12. Gerd Stranzen wird geboren. Der Hockeyspieler gewann bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928 mit der deutschen Mannschaft die Bronzemedaille.

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