Berlin im Jahr 1879
01. 01. Otto Alfred Stolzenberg wird in Strelno (Posen) geboren. Er studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule zu Berlin sowie Nationalökonomie an der Berliner Universität. Er arbeitete als Dozent im Gewerbe- und Berufsschulbereich in Charlottenburg.
01. 01. Als Nachfolger von Ernst Fidicin übernimmt Dr. Paul Clauswitz neben der Leitung des städtischen Archivs und der Magistratsbibliothek die technische Verwaltung der Berliner Volksbibliotheken.
04. 01. Für das Astronomische Recheninstitut tritt ein neues Reglement in Kraft.
08. 01. In der 202. Sitzung der Berliner Mittwochs-Gesellschaft für wissenschaftliche Unterhaltung gibt Wilhelm Julius Foerster einen Überblick zur internationalen Organisation der Grundlagen des Maß- und Gewichtswesens.
13. 01. August Wilhelm Hofmann spricht während der Sitzung der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin Gedächtnisworte für den Physiker Heinrich Buff (Gießen).
18. 01. Der Maler Eduard Friedrich Meyerheim stirbt in Berlin.
28. 01. Hermann Friedrich Waesemann, der Erbauer des Roten Rathauses, stirbt in Berlin.
01. 02. Der Verein Berliner Presse gibt seinen zweiten Presseball im »Hotel de Rome« Unter den Linden/Charlottenstraße (Mitte).
05. 02. In einem Brief an Hermann Helmholtz bittet Hermann Wilhelm Vogel um Unterstützung seines Antrages an die Akademie, ihm für konstruktive Veränderungen an seinen Geräten (photographische Aufnahmen von Spektren) Mittel zur Verfügung zu stellen.
05. 02. Ernst Mangold wird in Berlin geboren. Mangold war ab 1913 Direktor des Instituts für Tierernährungslehre und arbeitete auf dem Gebiet der Ernährungs- und Verdauungsphysiologie der landwirtschaftlichen Nutztiere. Er war bis 1954 Direktor des Instituts.
06. 02. Carl Ramsauer wird in Osternburg/Oldenburg geboren. Der Physiker war Professor in Berlin und auf dem Gebiet der Atomphysik tätig. Er war langjähriger Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und seit 1927 bei der AEG in Berlin beschäftigt.
19. 02. Die Arndtstraße und die Schenkendorfstraße (Kreuzberg) erhalten ihren Namen.
19. 02. Die Straße An der Jerusalemer Kirche (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Seit 1963 gibt es sie nicht mehr.
23. 02. Der langjährige Berater und Vertraute von Kaiser Wilhelm I., Albrecht von Roon, Feldmarschall und ehemaliger Kriegsminister, stirbt 76jährig in Berlin.
26. 02. Der Chemiker Franz Leopold Sonnenschein stirbt in Berlin. Sonnenschein leitete ein Laboratorium, an dem Pharmazeuten unterrichtet wurden und experimentell arbeiten konnten.
04. 03. Bernhard Kellermann wird in Fürth geboren. Der Schriftsteller, 1933 von der Akademie der Künste ausgeschlossen, war Gründungsmitglied bei der Neugründung der Akademie und erhielt 1949 den Titel eines Professors der Humboldt-Universität zu Berlin.
08. 03. Otto Hahn wird in Frankfurt am Main geboren. Der Chemiker und Kernforscher lebte und arbeitete von 1906 bis 1944 in Berlin.
12. 03. Per Gesetz wird eine Anleihe zur Verbesserung Märkischer Wasserstraßen bewilligt. Zunächst wurden 600 000 Mark für die Regulierung der Unterspree bereitgestellt.
14. 03. Albert Einstein wird in Ulm geboren. Der Physiker und Nobelpreisträger lebte und arbeitete von 1914 bis 1933 in Berlin.
17. 03. Das provisorische Verfassungsstatut der aus der Vereinigung von Bau- und Gewerbeakademie hervorgegangenen Technischen Hochschule tritt in Kraft.
31. 03. Es wird begonnen, die Grundstücke der neuen Stadtteile im Norden, Westen und Süden der Stadt in annähernd vollständiger Zahl an die zentrale Wasserversorgung anzuschließen.
31. 03. Das Deutsche Gewerbemuseum in Berlin wird in »Kunstgewerbemuseum« umbenannt.
01. 04. Die Arbeitsräume des 1877 gegründeten Kaiserlichen Patentamtes befinden sich jetzt in der Königgrätzer Straße (ab 31. Juli 1947 Ebertstraße, Mitte) unweit vom Brandenburger Tor.
01. 04. Die »Königliche Technische Hochschule zu Berlin« wird gegründet. Sie ging aus der Bauakademie und der Gewerbeakademie hervor und war dem »Königlichen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten« unterstellt.
01. 04. Der 1850 in Berlin geborene Wilhelm Erman, der nach dem Studium in Berlin und Leipzig im März 1874 als Hilfsarbeiter in die Königliche Bibliothek eingetreten war, wird Kustos in dieser Bibliothek.
01. 04. Die Große Internationale Pferde-Eisenbahn AG nimmt ihren ersten Streckenabschnitt Potsdamer Brücke - Potsdamer Straße/Ecke Lützowstraße (Tiergarten) in Betrieb.
04. 04. Der Physiker und Meteorologe Heinrich Wilhelm Dove, langjähriger Direktor des 1847 gegründeten Preußischen Meteorologischen Institutes, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der St.-Nicolai- und St.-Marien-Gemeinde, Prenzlauer Allee 1.
07. 04. Der Geologe Felix Wahnschaffe wird zum etatmäßigen Assistenten bei der Geologischen Landesaufnahme in Berlin ernannt.
15. 04. Die Wetzlarer Eisenbahngesellschaft eröffnet den Güterverkehr auf der 195 km langen Strecke Berlin - Blankenheim (bei Eisleben) ab Charlottenburg über Grunewald, Wannsee und Beelitz.
07. 05. Lauchlan Maclean, Geheimer Oberregierungsrat und von 1874 bis 1879 siebenter »Zwingherr« der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«, der er seit 1855 angehörte, stirbt in Berlin.
11. 05. Der Zeitungsverleger Bernhard (Benda«) Wolff (Vossische Zeitung, Nationalzeitung) stirbt in Berlin.
11. 05. Der Verleger Bernhard Wolff, Begründer des Wolffschen Telegraphenbüros, der ersten deutschen Nachrichtenagentur, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde (1880 geschlossen), Schönhauser Allee 23-25 (Prenzlauer Allee).
15. 05. Die Wetzlarer Eisenbahngesellschaft eröffnet den Personenverkehr auf der 195 km langen Strecke Berlin - Blankenheim (bei Eisleben) ab Dresdener Bahnhof (Luckenwalder Straße, Kreuzberg) über Grunewald, Wannsee und Beelitz.
31. 05. Das Unternehmen Siemens & Halske führt auf der Berliner Gewerbeausstellung am Lehrter Bahnhof (Tiergarten) auf einer ca. 300 m langen Strecke erfolgreich die erste elektrisch betriebene Lokomotive der Welt vor.
05. 06. Der Hochschullehrer August Karl Krönig stirbt in Berlin. Krönig unterrichtete u.a. Technik, Chemie und kinetische Gastheorie.
08. 06. Die Vereinigung der Berliner Architekten wird gegründet.
11. 06. Die »Berliner Burschenschaft Germania« beteiligt sich bei den Feierlichkeiten anläßlich der goldenen Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. »in vollem Wichs« an der Spalierbildung.
17. 06. Kaiser Wilhelm I. wohnt der Feier des 25jährigen Jubiläums des Domkandidatenstifts in der Oranienburger Straße 76 a (Mitte) bei.
26. 06. Der Bahnhof Buch wird eröffnet.
29. 06. Hermann von Nathusius, Vorsitzender des Kuratoriums des Landwirtschaftlichen Instituts in Berlin und Lehrer für Tierzucht an diesem Institut, stirbt in Berlin.
30. 06. Otto Lilienthal wird in Berlin geboren. Nach einer Gärtnerlehre von 1906 bis 1908 in Wildpark bei Potsdam und dem Besuch der Höheren Gärtnerlehranstalt in Dahlem war Lilienthal in einer Baumschule in Stendal und in Hoffnungstal tätig.
06. 07. Durch eine Verfügung des Generalpostmeisters Heinrich Stephan werden die Geheime Oberhofbuchdruckerei und die Preußische Staatsdruckerei unter dem neuen Namen »Direktion der Reichsdruckerei« vereinigt.
13. 07. Der Botaniker Simon Schwendener, seit 1878 Professor für physiologische Botanik an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
14. 07. Die Kartensammlung der Königlichen Bibliothek - der späteren Staatsbibliothek zu Berlin -, die sich im nördlichen Flügel des Schlosses befunden hatte, wird zusammen mit der Musikabteilung in die Börse am Lustgarten verlegt.
25. 07. Adolf Held wird als Professor für Nationalökonomie an die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin berufen.
28. 07. Der in Berlin tagende internationale Kongreß der Leiter der Blindenschulen einigt sich auf die weltweit einheitliche Anwendung der Brailleschen Punktschrift für Blinde.
01. 08. Die Bahnhöfe Hundekehle (Halensee) und Schönhauser Allee (Prenzlauer Berg) werden für den Personenverkehr eröffnet. Der Haltepunkt Schönhauser Allee bot günstige Bedingungen für den Ausflugverkehr nach Pankow und Niederschönhausen.
01. 08. Erich Harbort wird in Elbingerode geboren. Der Geologe war seit 1906 Mitarbeiter der Geologischen Landesanstalt in Berlin.
26. 08. Walther Ulrich Eduard Friedrich Gothan wird in Woldegk geboren. Der Geologe war seit 1913 Kustos an der Paläobotanischen Abteilung der Preußischen Geologischen Landesanstalt in Berlin. Seit 1915 war Prof. Gothan an der Technischen Hochschule tätig.
01. 09. Mit der Inbetriebnahme des Rangierbahnhofs Rummelsburg kommen erstmalig geneigte Ablauf- und Verteilergleise zur Anwendung.
01. 10. Die Spar- und Darlehnskasse des Berliner Lehrervereins wird aus einer wirtschaftlichen Notlage des Vereins heraus gegründet.
01. 10. Der Meteorologe Gustav Hellmann wird Mitarbeiter des Königlichen Meteorologischen Institutes in Berlin.
03. 10. Teile des Tiergartens, die bislang zu Charlottenburg gehörten, werden nach Berlin eingemeindet.
04. 10. In Berlin beginnt die erste Tagung der deutschen Städtestatistiker unter dem Vorsitz des »Altmeisters der Berliner Statistik« und Direktors des Berliner Statistischen Amtes von 1875 bis 1902, Prof. Richard Böckh, die drei Tage dauerte.
06. 10. Im City-Hotel findet die Gründungsversammlung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller statt.
09. 10. Max von Laue wird in Pfaffendorf bei Koblenz geboren. Der Physiker promovierte 1903 an der Berliner Universität und wurde 1919 als Professor für theoretische Physik an die Berliner Universität berufen. 1914 wurde ihm der Nobelpreis für Physik verliehen.
20. 10. Wilhelmine Bier läßt durch den Prediger Belcke 1 200 Mark bei der Hauptstiftungskasse einzahlen, die als »Wilhelmine- Biersche Stiftung« bei der Armendirektion geführt werden und - zinsbar angelegt - für Konfirmationsgeschenke verwendet werden sollen.
31. 10. Der Generalinspekteur der Artillerie, Eugen Anton Theophil von Podbielski, stirbt im Alter von 65 Jahren in Berlin infolge eines Herzschlages.
11. 11. Die Große Berliner Pferde-Eisenbahn eröffnet die Strecke Potsdamer Brücke (Tiergarten) - Leipziger Platz (Mitte). Damit wurde eine durchgängige Linie durch die Potsdamer Straße geschaffen.
19. 11. Friedrich Wilhelm Deichmann stirbt in Swinemünde. Deichmann war Direktor des am 25. Juni 1848 als Parktheater (Sommertheater) eröffneten Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters in der Schumannstraße (Mitte).
26. 11. Hans Bredow wird in Schlawe (Pommern) geboren. Der Techniker und Ministerialbeamte nahm 1904 eine Tätigkeit bei Telefunken in Berlin auf. Von 1919 bis 1933 war er einer der wichtigsten Protagonisten auf der rundfunkpolitischen Bühne.
28. 11. König Christian IX. von Dänemark und seine Gemahlin weilen zu Besuch in Berlin.
30. 11. Willi Prion wird in Haspe (Westfalen) geboren. Prion war 1913 an die Handels-Hochschule Berlin berufen worden. Sein bevorzugtes Arbeitsgebiet waren Vorgänge und Einrichtungen des Geld- und Kreditwesens sowie deren Finanzierung.
10. 12. Ein »Verfahren zur Herstellung von Gerbsäure in kristallnadelähnlicher Form« der Berliner »Chemischen Fabrik auf Actien vormals E. Schering« wird beim Kaiserlichen Patentamt patentiert (Deutsches Reichspatent Nr. 10076).
12. 12. Das »Niederbarnimer Kreisblatt« berichtet über die Gewinnung von Natureis auf dem Rummelsburger See: »Hunderte von Menschen sind ... damit beschäftigt, das durch Sägen, die von einem Pferd gezogen werden, in Tafeln geschnittene Eis ... heranzubringen.
12. 12. Der Akademisch-bauwissenschaftliche Verein, der 1871 an der Bauakademie gegründet worden war, tritt dem Berliner akademischen Verein »Hütte« bei.
13. 12. Der Reichstag trifft endgültig die Entscheidung für »die Errichtung eines ... der Vertretung des Deutschen Volkes würdigen Reichstagshauses« auf dem Königsplatz (Platz der Republik, Tiergarten).
20. 12. Per Gesetz werden die Bahnen Berlin - Stettin und Berlin - Lehrte verstaatlicht.
20. 12. Im Sitzungssaal des Reichspostamtes findet auf Initiative von Werner Siemens und unter der Schirmherrschaft des Generalpostmeisters Heinrich Stephan die Gründungsversammlung des Elektrotechnischen Vereins statt. Wilhelm Foerster war Mitbegründer.
28. 12. Heinrich Sigismund Sinogowitz stirbt in Neustadt an der Dosse. Sinogowitz war viele Jahre als erfahrener Irrenarzt in Berlin tätig.

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