Berlin im Jahr 1871
01. 01. Eine Darlehenskasse für »alleinstehende, selbständig erwerbstätige Frauen und Mädchen« wird als Lette-Stiftung der Öffentlichkeit übergeben.
02. 01. Albert Friedrich Gottschick, Pädagoge am Friedrichswerderschen Gymnasium, stirbt in Berlin.
06. 01. Wilhelm Henneberg wird in Magdeburg geboren. Henneberg war seit 1898 am Institut für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin tätig.
18. 01. Der preußische König Wilhelm I. wird im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum deutschen Kaiser proklamiert. Auf seinem Palais Unter den Linden wurde die neue Kaiserstandarte gehißt.
18. 01. Mit der Proklamation des Deutschen Kaiserreichs wird die bisherige preußische Hauptstadt Berlin zur Kaiserstadt.
01. 02. Ein Gerät für die Eisenbahn-Sicherungstechnik, der »Elektromagnetische Eisenbahn-Streckenblock«, entwickelt von der Firma Siemens & Halske, wird vorgestellt und zur Einführung auf der Strecke Berlin - Potsdam empfohlen.
01. 02. Die Strecke Spandau - Wustermark - Stendal - Gardelegen der Berlin-Lehrter Eisenbahn wird eröffnet.
10. 02. Im Schauspielhaus wird zum erstenmal das Trauerspiel »Die Gräfin« von Heinrich Kruse aufgeführt.
13. 02. Der Physiker Hermann Helmholtz wird zum Professor für experimentelle Physik an die Berliner Universität berufen und wird Direktor des Physikalischen Instituts.
17. 02. Karl Wilhelm Moritz Snethlage, evangelischer Prediger, stirbt in Berlin. Snethlage war von 1844 Hof- und Domprediger, von 1863 Oberhofprediger und u.a. Mitglied im Kuratorium des Diakonissen-Krankenhauses Bethanien in Berlin.
01. 03. Die Königliche Prüfungsstation für Baumaterialien wird in Berlin gegründet.
02. 03. Das Deutsche Archäologische Institut wird eine Königliche Preußische Staatsanstalt und untersteht dem Auswärtigen Amt. Seinen Sitz hatte es in der Ansbacher Straße 46 (Schöneberg).
03. 03. Bei den Reichstagswahlen erringt die Fortschrittspartei alle sechs Berliner Mandate.
08. 03. Carl Kronacher wird in Landshut geboren. Kronacher wurde 1929 an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen, wo er als Direktor des Instituts für Tierzüchtung und Haustiergenetik tätig war.
09. 03. Der Berliner Magistrat beantragt für Otto von Bismarck und Helmuth von Moltke die Ernennung zu »Ehrenbürgern der Städte des deutschen Reiches«. Die Stadtverordnetenversammlung lehnte diesen Antrag ab. Ehrenbürger der Stadt Berlin wurden sie am 16. März.
11. 03. Es beginnt der bis zum 17. März 1871 dauernde Abriß der Gerichtslaube an der Ecke Königstraße/Spandauer Straße (Rathausstraße/Spandauer Straße, Mitte). Die Gerichtslaube wurde in den Schloßpark Babelsberg umgesetzt.
16. 03. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, daß aus dem Krieg gegen Frankreich zurückkehrende Soldaten je einen Taler, Unteroffiziere je zwei Taler, Kriegerwitwen je 20 Taler, Waisen je fünf Taler erhalten.
16. 03. Die Stadtverordnetenversammlung ernennt Otto von Bismarck zum Ehrenbürger von Berlin. Der Ehrenbürgerbrief wurde am 27. März 1871 ausgefertigt, aber die Urkunde erst am 9. September überreicht.
17. 03. Der nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg am 18. Januar 1871 in Versailles zum Kaiser ausgerufene Wilhelm I. wird in Begleitung von Kronprinz Friedrich Wilhelm in Berlin empfangen. Am 16. Juni folgte der feierliche Einzug der siegreichen Garden.
19. 03. Der Pharmakologe Carl Gustav Mitscherlich stirbt in Berlin. Mitscherlich war seit 1844 Professor für Arzneimittellehre an der Berliner Universität. Sein wissenschaftliches Hauptwerk war das »Lehrbuch der Arzneimittellehre«.
21. 03. Der Reichstag tritt zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammen, vorläufig noch zu Gast im Preußischen Abgeordnetenhaus, dem früheren Hardenbergschen Palais, am Dönhoffplatz in der Leipziger Straße 75 (Mitte).
21. 03. Nach einem Gottesdienst in der Schloßkapelle wird im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses der erste deutsche Reichstag eröffnet. Kaiser Wilhelm I. verlas die vom Reichskanzler Otto von Bismarck vorbereitete Thronrede.
22. 03. Karl Heinrich Schultz, genannt Schulzenstein, Professor der Medizin und botanischer Schriftsteller, stirbt in Berlin.
25. 03. Im Schauspielhaus wird zum erstenmal das Schauspiel »Eine moderne Million« von Bernhard Scholz aufgeführt.
27. 03. Heinrich Mann wird in Lübeck geboren. Der Schriftsteller hatte ab 1925 seinen festen Wohnsitz in Berlin. 1930 wurde er Präsident der Preußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtkunst. Er gilt als der bedeutendste Essayist des 20. Jahrhunderts.
31. 03. Die Berliner Tageszeitung »Die Zukunft« stellt ihr Erscheinen ein.
01. 04. Hermann Helmholtz wird zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
01. 04. Richard Wagners Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« erlebt im Opernhaus Unter den Linden (Mitte) ihre Berliner Premiere, stößt aber sowohl beim Publikum als auch bei der Presse auf Ablehnung.
04. 04. Arthur Rudolph Wehnelt wird in Rio de Janeiro geboren. Der Physiker war von 1906 bis 1939 Professor für technische Physik an der Berliner Universität, wo er die Entwicklung der Elektronenstrahlröhren entscheidend beeinflußte.
05. 04. Der Choreograph, Ballettänzer und Pantomime Michael François Hoguet stirbt in Berlin. Er übte einen großen Einfluß auf die Entwicklung des Balletts in Berlin aus.
09. 04. Der Dramaturg und Ästhetiker Heinrich Theodor Rötscher stirbt in Berlin. Er verfaßte die »Abhandlungen zur Philosophie der Kunst« und »Die Kunst der dramatischen Darstellung«, die auch »Bibel der Schauspieler« genannt wurde.
10. 04. Heinz (Heinrich) Bolten-Baeckers wird in Chemnitz geboren. Er war lange Jahre Theaterdichter in Berlin. Bolten-Baeckers wurde als Textdichter vieler Operetten Paul Linckes bekannt.
11. 04. Die Oper »Frithjof« des Berliner Komponisten Bernhard Hopffer wird in Berlin zum erstenmal aufgeführt. Sie erlebte trotz ihrer musikalischen Schönheit nur zehn Aufführungen, weil sie für die Bühnenpraxis zu breit angelegt war.
16. 04. Die neue Reichsverfassung, durch die Berlin zum Sitz der obersten Verfassungsorgane und damit zur Hauptstadt des Deutschen Reiches erklärt wurde, wird im Reichstag verabschiedet. Sie trat am 4. Mai in Kraft.
17. 04. Im Roten Rathaus gibt der Berliner Magistrat einen Empfang für die Mitglieder des ersten Deutschen Reichstages in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm I., der Kaiserin Augusta und des Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck.
20. 04. Das »Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten« teilt der philosophischen Fakultät der Berliner Universität mit, daß die Leitung und Verwaltung des physikalischen Labors an Prof. Hermann Helmholtz übergeben wird.
23. 04. Der Generaldirektor der königlichen Museen Ignatz Franz Werner Maria von Olfers stirbt in Berlin. Er hatte u.a. Anteil am Erfolg der wissenschaftlichen Expedition, die Prof. Karl Richard Lepsius von 1842 bis 1845 nach Ägypten und Nubien führte.
24. 04. Der Tiermediziner Friedrich Heinrich Julius Wilhelm Dieckerhoff, dem 1870 eine provisorische Anstellung als Lehrer an der Tierarzneischule übertragen worden war, erhält seine endgültige Anstellung.
25. 04. Alfred Brenning wird im Oldenburgischen geboren. Brenning hielt in den zwanziger Jahren Vorlesungen zum Thema »Landwirtschaftliches Genossenschaftwesen« an der Handels-Hochschule Berlin.
26. 04. In Berlin erscheint die letzte Ausgabe des Organs des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins »Social-Demokrat«.
04. 05. Die Verfassung des Deutschen Reiches, die am 16. April im Reichstag verabschiedet wurde, tritt in Kraft. Obwohl sie keine Aussage über die Hauptstadt trifft, ist Berlin als Sitz von Kaiser, Reichskanzler und Reichstag damit Reichshauptstadt.
13. 05. Die Raumersche Bibliothek, d.h. der literarische Nachlaß Friedrich Ludwig Georg von Raumers, wird mit einem Bücherbestand von 3 000 Bänden im Gemeindeschulhaus Alt-Moabit 51 eröffnet. Sie wurde damit die zwölfte Volksbibliothek Berlins.
19. 05. Eine Allerhöchste Kabinetts-Order (AKO) ordnet die Formierung eines »Eisenbahn-Bataillons« an, das sein Quartier in Schöneberg bezieht.
25. 05. August Bebel bekennt sich in seiner Rede im Reichstag zur Pariser Kommune.
06. 06. Der Botaniker Paul Rohrbach stirbt in Berlin. Rohrbach veröffentlichte verschiedene Abhandlungen über die Gattung der Orchideen.
09. 06. General Karl von Prittwitz, dessen Name eng mit der Niederschlagung der 48er Märzrevolution in Berlin verbunden ist, stirbt in Görlitz, wohin er sich nach seinem 50. Dienstjubiläum zurückgezogen hatte.
14. 06. Friedrich Wilhelm Begas wird in Berlin geboren. Begas besuchte 1891 und 1892 die Königliche Gärtnerlehranstalt Wildpark bei Potsdam, war anschließend in England, Frankreich und Holland tätig und wurde später Gartenarchitekt in Elberfeld.
16. 06. Die im Deutsch-Französischen Krieg siegreichen Garden halten unter Führung von Kaiser Wilhelm I. Einzug in Berlin. An seiner Seite waren Prinz Friedrich Wilhelm (später Kaiser Friedrich III.), Prinz Friedrich Karl, von Bismarck sowie General von Moltke.
16. 06. Das von Albert Wolff, Schüler von Reinhold Rauch, geschaffene Reiterdenkmal König Friedrich Wilhelms III. wird im Lustgarten feierlich enthüllt.
19. 06. Fritz Hofmann wird in Berlin geboren. Der Turner und Leichtathlet der Turngemeinde Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Athen 1896 die Goldmedaillen am Barren und Reck in der Mannschaft, Bronze im Hangeln, Silber über 100 m und Bronze über 400 m.
24. 06. Das Wochenblatt »Agitator«, die zweite Berliner Arbeiterzeitung nach dem »Social-Democrat«, stellt mit der Ausgabe Nr. 22 sein Erscheinen ein.
24. 06. In der Leipziger Straße 4 (Mitte) wird, nachdem die Königliche Porzellanmanufaktur verlegt und das Gebäude abgetragen wurde, mit einem Neubau begonnen, der dem Reichstag als provisorische Tagungsstätte dienen soll. Die Bauzeit betrug 116 Tage.
29. 06. Paul Graebner wird in Aplerbeck bei Dortmund geboren. Graebner besuchte 1890 und 1891 die Gärtnerlehranstalt, war Professor und Kustos am Botanischen Garten der Universität Berlin und Dozent an der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem und der Universität.
04. 07. Auf einem 50 Meter breiten Grasstreifen führt Alexander Müller einen Berieselungsversuch auf dem Gelände der für Berlin geplanten Rieselfelder erfolgreich durch.
06. 07. Der Physiker Hermann Helmholtz hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften die Gedächtnisrede auf den Berliner Physiker Gustav Magnus.
15. 07. Der Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wird eröffnet, nachdem von der Berlin-Lehrter Eisenbahn die 13 km lange Strecke von Spandau bis zum Lehrter Bahnhof verlängert wurde. Er war seit Herbst 1869 errichtet worden und galt als »Schloß unter Berlins Bahnhöfen«.
17. 07. Die am 15. September 1851 in Betrieb genommene ebenerdige Verbindungsbahn zwischen den Berliner Fernbahnhöfen wird stillgelegt. Nur das Teilstück vom Frankfurter Bahnhof (Friedrichshain) zu den Gasanstalten an der Gitschiner Straße blieb erhalten.
17. 07. Ernst Tiessen wird in Braunsberg (Ostpreußen) geboren. Seit 1890 studierte er in Berlin und promovierte 1895. Tiessen war Privatgelehrter und Dozent im Fach Geologie an der Handels-Hochschule Berlin.
17. 07. Der östliche Teil der Ringbahn von Moabit über Gesundbrunnen, Stralau (Ostkreuz) und Rixdorf (Neukölln) nach Schöneberg mit Verbindung zur Potsdam-Magdeburger Bahn und einer Länge von 25 km wird für den Güterverkehr in Betrieb genommen.
27. 07. Julius Kochs wird in Berlin geboren. Kochs war seit 1904 als Nahrungsmittelchemiker in Berlin tätig und wirkte seit 1907 an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt in Dahlem.
29. 07. Die 1848 von Heinrich Ferdinand Eckert gegründete Landmaschinenfabrik in der Kleinen Frankfurter Straße wird mit einem Gründungskapital von 1,8 Millionen Mark in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Eckert war bis 1873 Direktor der Aktiengesellschaft.
02. 08. Der Chemiker August Wilhelm Hofmann hält zur Feier des Stiftungstages des »medicinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelm-Instituts und der medicinisch-chirurgischen Akademie für das Militär« den Vortrag »Die organische Chemie und die Heilmittellehre«.
03. 08. Die Normal-Eichungs-Kommission, die ihren Sitz in Berlin hat, erhält die Bezeichnung »Kaiserliche Normal-Eichungs-Kommission«.
09. 08. Erich Metzeltin, der spätere Lokomotivbauer und Industrielle, wird in Berlin geboren.
18. 08. Karl Friedrich Wilhelm von Witzendorff wird zum Generalmajor befördert. Von Witzendorff war seit 1859 persönlicher Adjutant des Prinzen Friedrich Karl von Preußen.
22. 08. Der Maler und Altertumsforscher Wilhelm Johann Karl Zahn stirbt in Berlin.
30. 08. Moritz Eduard Pinder, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Geheimer Regierungsrat und vortragender Rat im Ministerium für geistliche Angelegenheiten, stirbt. In seiner Amtszeit wurden das Rauch-Museum und die Nationalgalerie in Berlin errichtet.
02. 09. Zehlendorfer Kriegsteilnehmer pflanzen nach dem Krieg gegen Frankreich eine Eiche vor dem Kirchhof der Dorfkirche. Die Zehlendorfer nannten sie »Friedenseiche«.
19. 09. Fritz Richard Schaudinn wird in Röseningken (Ostpreußen) geboren. Der Zoologe und Mikrobiologe, der 1890 bis 1894 an der Berliner Universität studierte, entdeckte 1905 die Erreger von Syphilis und Amöbenruhr und prägte den Begriff »Mikrobiologie«.
21. 09. Der Berliner Zoo (Tiergarten) erhält die erste indische Panzernashornkuh.
29. 09. Die Kolonie Charlottenau wird nach Zehlendorf eingemeindet.
30. 09. Der Direktor der Berliner Sternwarte, Wilhelm Foerster, schlägt vor, in der Nähe Berlins eine Beobachtungsstation für Sonnenphysik zu errichten, die auch als magnetische und meteorologische Hauptstation dienen sollte.
10. 10. Der jüdische Schriftgelehrte Joseph Zedner stirbt im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
10. 10. Die Muskauer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
16. 10. Kaiser Wilhelm I. eröffnet den Deutschen Reichstag in Berlin. Das Gremium trat erstmals in seinem neuen Sitzungsgebäude in der Leipziger Straße 4 zusammen, das in nur 116 Tagen auf dem Gelände der Königlichen Porzellan-Manufaktur errichtet worden war.
17. 10. Georg Lockemann wird in Mühle Hollenstedt geboren. Der Chemiker hatte 1907 die Leitung der chemischen Abteilung des Robert-Koch- Instituts in Berlin übernommen. Ab 1921 lehrte er Geschichte der Chemie und Pharmazie an der Berliner Universität.
22. 10. Wilhelm Rommel wird in Frankfurt am Main geboren. Rommel war seit 1899 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
23. 10. Die chemische Fabrik E. Schering in der Müllerstraße (Wedding) wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sie hatte etwa 80 Beschäftigte.
23. 10. Der Berliner Magistrat fordert in einem Bericht an den Handelsminister, die sich immer mehr ausbreitende Stadt mit einem entsprechenden Verkehrsnetz zu versehen.
23. 10. Der Magistrat gibt in einem Schreiben an den Handelsminister zu, daß »die Ausarbeitung des Bebauungsplanes von Berlin zur Preissteigerung der Baustellen wesentlich mitgewirkt« hatte.
01. 11. Das Schlußstück der Berlin-Lehrter Bahn von Gardelegen nach Lehrte wird eröffnet. Damit war die 101,8 km lange Gesamtstrecke Berlin - Lehrte befahrbar; der durchgehende Personenverkehr ab Lehrter Bahnhof (Tiergarten) wurde am 1. Dezember aufgenommen.
01. 11. Der »letzte große Romantiker der deutschen Bühne« Hermann Hendrichs stirbt in Berlin. Hendrichs gehörte viele Jahre dem Berliner Hoftheater als Schauspieler an.
01. 11. Aus Anlaß des 50jährigen Stiftungsfestes erhält die Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte) eine Verfassung mit akademischer Selbstverwaltung. In Paragraph 1 wurde erklärt, daß die Königliche Gewerbe-Akademie eine technische Hochschule ist.
01. 11. Die Pferdebahn der Westend-Gesellschaft H. Quistorp & Co. hat Betriebseröffnung. Die erste Strecke führte vom Pferdebahnhof in Charlottenburg zur Kastanienallee in Westend.
03. 11. Der »Bezirksverband Berlin des Deutschen Lehrer-Vereins« nimmt unter der Leitung des Pädagogen A. Engelien seine Tätigkeit auf.
03. 11. Hanns Heinz Ewers wird in Düsseldorf geboren. Ewers war Schriftsteller (Alraune«), Kabarettist, Dramatiker, Regisseur (Show: »Der unsichtbare Mensch«) und Direktor der Berliner »Deutsche Bioscop GmbH«.
08. 11. Die Große Berliner Pferde-Eisenbahn AG wird als zweite Pferdebahn in der Stadt gegründet.
10. 11. Das Schiller-Denkmal von Reinhold Begas vor dem Schauspielhaus auf dem Gendarmenmarkt (Mitte) wird enthüllt. Den Auftrag zur Ausführung erhielt Begas 1863. Der Grundstein war bereits 1859 gelegt worden.
19. 11. Die Nähmaschinenfabrik von Friester & Roßmann in der Skalitzer Straße 134/135 (Kreuzberg) wird für 2 595 000 Mark von einer neugegründeten Aktiengesellschaft übernommen.
19. 11. Der Tenor Hugo Krüger (eigtl. Hugo Freiherr von Gillern) stirbt in Berlin. Krüger war ab 1852 für fünf Jahre Mitglied der Berliner Hofbühne.
01. 12. Die Volkszählung ergibt 825 937 Einwohner für Berlin, davon 442 668 Berufstätige.
01. 12. Auf der am 1. November fertiggestellten Strecke Berlin - Lehrte wird der durchgehende Personenverkehr ab Lehrter Bahnhof (Tiergarten) aufgenommen. Ab 15. Februar 1892 wurden Schnellzüge eingesetzt, ab 1. Juli 1872 fuhren Schnell- und Expreßzüge täglich.
02. 12. Die Generalversammlung des Lette-Vereins beschließt, daß Mitglieder des Vereins ohne Unterschied des Geschlechts in Ämter des Vorstandes wählbar sein sollten.
04. 12. Der Reichstag verabschiedet in Berlin das Reichsmünzgesetz. Es sah die Einführung der Goldmark zu 100 Pfennig als einziges Zahlungsmittel vor. Das Gesetz trat am 1. Januar 1875 in Kraft.
07. 12. Die Stadtverordnetenversammlung bewilligt zur Bekämpfung einer ausgebrochenen Pockenepidemie 150 000 Mark zum Ausbau der Isolierbaracken in Moabit.
13. 12. Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater (Mitte) wird zum erstenmal das Lustspiel »Betrogene Betrüger« von H. Börnstein aufgeführt.
16. 12. Willibald Alexis (eigtl. Georg Wilhelm Heinrich Häring) stirbt in Arnstadt (Thüringen). Nach einer Tätigkeit als Referendar am Berliner Kammergericht wurde er freier Schriftsteller (u.a. »Der Roland von Berlin« und »Ruhe ist die erste Bürgerpflicht«).
26. 12. Otto Mohr wird in Annaberg geboren. Seit 1901 war Mohr Mitarbeiter im Institut für Gärungsgewerbe und Stärkeproduktion an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
31. 12. Für die Siegessäule findet eine dritte Grundsteinlegung statt.

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