Berlin im Jahr 1863
05. 01. Johann Wilhelm Zinkeisen, ehemaliger Hauptredakteur der bis 1843 herausgegebenen Staatszeitung und der bis 1848 erschienenen Allgemeinen Preußischen Zeitung sowie des seit 1848 publizierten Preußischen Staatsanzeigers, stirbt in Berlin.
18. 01. In einer großen Versammlung konstituiert sich der Berliner Arbeiterverein. Im Juli 1863 gehörten dem Verein bereits 1 072 eingeschrieben Mitglieder und im Mai 1864 über 2 000 Mitglieder an.
19. 01. Werner Sombart wird in Ernstleben (Harz) geboren. Der Nationalökonom lehrte ab 1906 als Professor an der Handels-Hochschule und später an der Universität in Berlin. Bedeutend sind seine Untersuchungen über den deutschen Sozialismus und Kapitalismus.
19. 01. Im Hause des ehemaligen Kultusministers Moritz August von Bethmann Hollweg versammeln sich 15 Männer aus den Bereichen Kunst und Wissenschaft zur Begründung der »Freien Gesellschaft für wissenschaftliche Unterhaltung« (Mittwochs-Gesellschaft).
28. 01. Das erste allgemeine Mathematikerfest findet statt. Veranstalter war der Mathematische Verein an der Berliner Universität.
 
04. 03. Die Wörlitzer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 16. Januar 1869 wurde sie in Flottwellstraße umbenannt.
04. 03. Die Luckenwalder Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
04. 03. Die Trebbiner Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
08. 03. Die Schriftstellerin Aline von Schlichtkrull stirbt in Berlin.
10. 03. Karl Fuhrmann wird in Hörde (Westfalen) geboren. Der Geodät wurde 1906 an die Bergakademie in Berlin berufen.
17. 03. König Wilhelm I. und Königin Augusta wohnen der Einweihung der St.-Lukas-Kirche (Bernburger Straße, Kreuzberg) bei.
17. 03. Für das Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms III. im Lustgarten (Mitte) wird der Grundstein gelegt.
30. 04. Alexander Weiß wird in Berlin geboren. Weiß besuchte von 1881 bis 1883 die Königliche Gärtnerlehranstalt und wurde 1888 mit der Leitung der Anlage des Viktoriaparks (Kreuzberg) betraut. 1912 erhielt er den Titel Königlicher Gartenbaudirektor.
30. 04. Max Skladanowski, Filmpionier und Erfinder des Bioskops, wird in Berlin geboren.
23. 05. Die Berliner Stadtverordnetenversammlung beschließt die Gründung einer Realschule im Spandauer Viertel, die Errichtung einer Gewerbeschule in der Luisenstadt und die Eröffnung zweier Gymnasien in diesen beiden Stadtteilen.
30. 05. Der Afrikaforscher Johann Heinrich Barth wird als außerordentlicher Professor an die Berliner Universität berufen.
31. 05. Georg Wegener wird in Brandenburg geboren. Der Geograph erhielt 1910 einen Ruf an die Handels-Hochschule Berlin, dem er 1911 folgte.
29. 06. Der Gastwirt Schulze gibt seine Exmittierung bekannt und löst damit die sogenannten »Moritzplatz-Krawalle« aus.
29. 06. Mit genauen Angaben hinsichtlich ihrer Verwendung übergibt der Rentner Johann Christoph Karl Grebbin dem Vorsteher der 17. Armenkommission 300 Taler in Wertpapieren für einen Bezirksfonds.
01. 07. Zum erstenmal wird ein Gremium zur Schlichtung von Mietstreitigkeiten gebildet.
02. 07. Im Rahmen Berliner Mieterproteste kommt es zu Krawallen an der Schillingbrücke.
03. 07. Im Zusammenhang mit Berliner Mieterprotesten schließt die Polizei die Verkaufs- und Schankstätten in den betroffenen Stadtgebieten ab 20.00 Uhr.
04. 07. Adolf Spilker wird in Vilsen (Hannover) geboren. Spilker studierte an der Berliner Universität Chemie. 1889 trat er in das wissenschaftliche Laboratorium der Teerproduktenfabrik in Erkner ein.
12. 07. Paul Karl Ludwig Drude wird in Braunschweig geboren. Der Physiker war in Berlin Professor für die Spezialgebiete Optik, Elastizität und Elektrochemie. Drude war ab 1905 Direktor des Physikalischen Instituts der Berliner Universität.
18. 07. Hermann Ernst Louis Beushausen wird in Elbingerode geboren. Der Geologe war seit 1887 als Hilfsgeologe bei der Geologischen Landesanstalt und der Bergakademie in Berlin beschäftigt.
18. 07. Ein im Rahmen der Berliner Mieterproteste ausgewiesener Apothekengehilfe nimmt sich vor aller Augen in einem vielbesuchten Lokal, nachdem er je einen Abschiedsbrief an seine Eltern und den Polizeipräsidenten geschrieben hat, das Leben.
23. 07. Der Apotheker und Geschäftsgründer der Spandauer Löwen-Apotheke Rudolph Serger, welcher auch aktiv am politischen Leben Spandaus teilnimmt, wird in sein Amt als Stadtverordneter eingeführt.
30. 07. Die Armendirektion erklärt sich bereit, die Schenkung des Rentners Johann Christoph Karl Grebbin von 300 Talern anzunehmen und nach dem Wunsch des Gebers im Bereich der 17. Armenkommission einzusetzen.
05. 08. Bei der Hauptarmenkasse werden 300 Taler eingezahlt, deren Zinsverwendung zu wohltätigen Zwecken durch genaue Schenkungsbedingungen des Rentners Johann Christoph Karl Grebbin festgelegt sind.
12. 08. Vertreter der im Juli 1862 gegründeten »Berliner Burschenschaft Germania« nehmen am »Ersten Burschentag in Eisenach« teil.
12. 08. Karl Theodor Dunker wird in Bremen geboren. An der 1906 gegründeten Handels-Hochschule Berlin erhielt er die Facherziehungsprofessur.
14. 08. Carl Johann Heinrich Eduard von Gerlach, Berliner Polizeipräsident von 1832 bis 1839 sowie Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin.
18. 08. Die philosophische Fakultät der Universität Göttingen fertigt die Promotionsurkunde für den Photochemiker Hermann Wilhelm Vogel aus, der am Mineralogischen Museum der Berliner Universität beschäftigt ist.
26. 08. Der Mechaniker David Friedrich Lewert stirbt in Berlin. Lewert hatte eine Telegraphen-Werkstatt gegründet, mit der er die Morse-Telegraphie in Preußen erfolgreich verbreitete.
28. 08. Der Chemiker Eilhard Mitscherlich, ab 1825 ordentlicher Professor für Chemie an der Berliner Universität, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Alten Kirchhof der St.-Matthäus-Gemeinde, Großgörschenstraße 12-14/Monumentenstraße (Schöneberg).
29. 08. In Berlin wird die Astronomische Gesellschaft gegründet. Einer der Initiatoren und Mitbegründer war der Astronom Wilhelm Julius Foerster.
10. 09. Oskar Bierbach wird in Berlin geboren. Bierbach, der von 1884 bis 1886 die Gärtnerlehranstalt besuchte, war u.a. in der Stadtverwaltung Humboldthain und in der Flora zu Charlottenburg tätig und später Garteninspektor im Botanischen Garten in Belgrad.
20. 09. Jacob Ludwig Carl Grimm, der Begründer der germanischen Sprachwissenschaft, stirbt in Berlin. Er war 1851 einer Berufung an die Berliner Akademie der Wissenschaften gefolgt und gab hier mit seinem Bruder Wilhelm u.a. das »Deutsche Wörterbuch« heraus.
28. 09. In Anwesenheit König Wilhelms I. wird die Börse eingeweiht.
28. 09. Durch »Allerhöchsten Erlaß« wird den Studierenden der Berliner Universität und des Gewerbeinstituts die Teilnahme am Lehrbetrieb der Bergakademie genehmigt.
01. 10. Theodor Fontane bezieht mit seiner Familie eine Wohnung im Haus Hirschelstraße 14 (Stresemannstraße, Kreuzberg).
05. 10. Ludwig Borchardt wird in Berlin geboren. Der Ägyptologe fand bei Ausgrabungen im ägytischen Amarna die Büste der Nofretete. Prof. Dr. Borchardt erforschte die altägyptische Baugeschichte und leitete von 1906 bis 1929 das Deutsche Institut in Kairo.
05. 10. Der Telegrammverkehr in der Telegraphen-Betriebsstelle Börse wird in Betrieb genommen.
23. 10. Theodor Echtermeyer wird in Marienburg (Westpreußen) geboren. Echtermeyer besuchte von 1884 bis 1886 die Königliche Gärtnerlehranstalt in Wildpark bei Potsdam und war von Oktober 1894 bis September 1903 Inspektor und Leiter dieser Anstalt.
26. 10. Die Berliner Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins treffen sich erstmals im »Admiralsgarten«, Friedrichstraße 102, dem späteren Standort des Admiralspalastes.
28. 10. In einem Brief an den Chemiker August Wilhelm Hofmann teilt Gustav Magnus (vormals Direktor der Berliner Universität) mit, daß dessen Berufung nach Berlin so gut wie feststehe.
28. 10. Der Astronom Wilhelm Julius Foerster wird zum außerordentlichen Professor an die Berliner Universität berufen.
13. 11. Der Berliner Parlamentarier Johann Jacoby erklärt vor Berliner Wählern: »Soll Preußen als Rechtsstaat erstehen, muß nothwendig der Militär- und Junkerstaat Preußen untergehen.« Jacoby wurde deshalb (Majestätsbeleidigung) zu sechs Monaten Haft verurteilt.
20. 11. In einem Schreiben an die Regierung fordert die Philosophische Fakultät der Berliner Universität die Berufung eines namhaften Chemikers auf den verwaisten Lehrstuhl für Chemie.
22. 11. Otto Doeltz wird in Göttingen geboren. Der Metallurge wurde 1906 als Professor für Metallhüttenkunde an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
28. 11. Die »Berliner Burschenschaft Alemannia« konstituiert sich. Sie war die dritte Vereinigung dieser Art neben der »Berliner Burschenschaft« (Brandenburgia) und der »Berliner Burschenschaft Germania«.
30. 11. Eugen Jahnke wird in Berlin geboren. Der Mathematiker war Gründer der Berliner Mathematischen Gesellschaft.
01. 12. Das Hofpostamt gliedert das Paketpostamt aus und siedelt es in der Oranienburger Straße 70 (Mitte) an.
13. 12. Der Dichter Christian Friedrich Hebbel stirbt in Wien. Hebbel, der in Hamburg und Wien lebte, kam 1847 nach Berlin, um für die Aufführung seines Trauerspiels »Maria Magdalene« an einer der königlichen Bühnen zu kämpfen, die am 27. April 1848 erfolgte.
27. 12. Robert Meier wird in Berlin geboren. Meier besuchte von 1884 bis 1886 die Königliche Gärtnerlehranstalt, arbeitete danach u.a. im Botanischen Garten zu Berlin, wurde 1889 Obergärtner und war bis 1906 Verwalter der Königlichen Villa Alexander in Potsdam.

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