Berlin im Jahr 1862
02. 01. Michail Dolivo-Dobrovolsky wird in St. Petersburg (Rußland) geboren. Der Elektrotechniker konstruierte den ersten brauchbaren Drehstrommotor und war in Berlin Chef-Elektriker der Deutschen Edison-Gesellschaft (AEG).
13. 01. Die Britzer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 31. August 1949 wurde sie in Kohlfurter Straße umbenannt.
15. 01. In Berlin wird die zweite Droschkenordnung erlassen.
08. 02. Das Statistische Büro nimmt seine Tätigkeit auf. 1881 wurde es in »Statistisches Amt der Stadt Berlin« umbenannt.
15. 02. Durch Allerhöchste Kabinettsorder werden die Parochialkirchgasse, die Kronengasse und die Reetzengasse zur Parochialstraße zusammengefaßt.
28. 02. Der Astronom Wilhelm Foerster, der seit 1865 Direktor der Berliner Sternwarte ist, hält im »Wissenschaftlichen Verein« in der Singakademie einen Vortrag zum Thema »Johann Kepler und die Harmonie der Sphären«.
06. 03. Preußen und Sachsen schließen einen Vertrag über die Errichtung einer direkten Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Dresden.
16. 03. Der im »Königlichen Statistischen Bureau« tätige Dr. Hermann Schwabe legt dem Magistrat einen Plan über eine Statistik von Berlin vor.
19. 03. Der Literat August Heinrich Braß erwirbt die Eigentumsrechte an der in Berlin erscheinenden »Norddeutschen Allgemeinen Zeitung«. Braß zog u.a. Wilhelm Liebknecht zur Mitarbeit heran, der für die auswärtige Politik zuständig wurde.
25. 03. Die Mühlenstraße (Kreuzberg) wird in Teltower Straße umbenannt. Am 24. August 1936 erhielt sie den Namen Obentrautstraße.
25. 03. Der Seidenwarenfabrikant Johann Adolf Heese stirbt in Steglitz.
12. 04. Ferdinand Lassalle spricht in der Borsigstraße 20 vor dem Handwerkerverein der Oranienburger Vorstadt und damit zugleich erstmals vor Berliner Arbeitern.
22. 04. Die Deutsch- bzw. Christkatholische Gemeinde Berlins benennt sich in »Freireligiöse Gemeinde« um.
25. 04. Adolf Miethe wird in Potsdam geboren. Der Naturwissenschaftler kam 1899 als Leiter des Photochemischen Laboratoriums an die Technische Hochschule in Charlottenburg, wo er u.a. künstliche Edelsteine herstellte sowie Speziallampen konstruierte.
08. 05. Hugo Erdmann wird in Preußisch-Holland (Ostpreußen) geboren. Der Naturwissenschaftler wurde 1901 an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
13. 05. Georg Herter wird in Kremmen (Brandenburg) geboren. Herter trat 1882 als Lehrer in den Berliner Schuldienst ein. Er war zehn Jahre lang 1. Vorsitzender des Berliner Lehrervereins und wurde im Januar 1915 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
29. 05. Die Dennewitzstraße (Kreuzberg), innerhalb der Stadtmauer vom Oranienplatz bis zu ihrer winkeligen Ausbuchtung (im Volksmund: »Bullenwinkel«) verlaufend, erhält ihren Namen. Am 31. Oktober 1864 wurde sie in Naunynstraße umbenannt.
22. 06. In Berlin werden Droschken unbeschränkt zugelassen.
24. 06. In der Nähe des 1825 vom Gutsherrn Carl von Treskow angelegten Vorwerks, dem er mit »Carlshorst« seinen eigenen Namen gab, findet das erste preußische Armeejagdrennen um den Ehrenpreis des Königs statt: 17 Reiter galoppierten über den Sturzacker.
02. 07. Charlottenburg stimmt dem gemeinsamen »Bebauungsplan von den Umgebungen Berlins und Charlottenburgs« (Hobrechtplan) zu. Der Plan wurde am 2. August in Kraft gesetzt.
03. 07. Anläßlich der Einweihung der Eisenbahn nach Thale im Harz, zu der Vertreter der Berliner Presse eingeladen waren, wird von Schriftstellern und Journalisten, u.a. Heinrich Pröhle und Karl Frenzel, die Idee geboren, einen Berliner Presseverein zu gründen.
06. 07. Innerhalb einer Stunde beträgt die Niederschlagshöhe an diesem Tag in Berlin 13,3 mm.
09. 07. Der Rektor der Berliner Universität gibt seine Einwilligung zur Gründung eines mathematischen Vereins.
15. 07. Ludwig Anton Salomon Fulda wird in Frankfurt am Main geboren. Bekannt wurde Fulda, der seit 1888 in Berlin ansässig war, als Lustspieldichter und Übersetzer. In seinen Werken stand er dem Naturalismus nahe.
26. 07. Der Bebauungsplan für Berlin von James Hobrecht wird vom Polizeipräsidenten genehmigt.
26. 07. Die »Berliner Burschenschaft Germania« wird »auf dem Mohrenkeller (dem Stammlokal der alten Berliner Burschenschaft in der Mohrenstraße 26/Ecke Gendarmenmarkt in Mitte) von acht Studenten durch Anlegen des schwarz-rot-goldenen Bandes gestiftet«.
29. 07. In einem Brief an den Geheimen Rat Kette äußert der Minister für landwirtschaftliche Angelegenheiten von Itzenplitz seine Meinung zur Ausgestaltung des Berliner Landwirtschaftlichen Instituts.
31. 07. Die Berliner Burschenschaft Germania wird durch den Rektor und den Senat der Berliner Universität genehmigt.
31. 07. Der Weinmeisterweg (Kreuzberg) wird in Kreuzbergstraße umbenannt.
02. 08. Der von James Hobrecht entwickelte »Bebauungsplan von den Umgebungen Berlins und Charlottenburgs« (Hobrechtplan) wird in Kraft gesetzt.
13. 08. Die Redakteure Dr. Alexis Schmidt von der »Spenerschen Zeitung«, Dr. Johann Georg Ludwig Hesekiel von der »Kreuzzeitung« und Dr. Alexander Meyer legen das Statut für den geplanten Verein »Berliner Presse« vor, der sich am 20. August konstituiert.
16. 08. Ludwig Plate wird in Bremen geboren. Der Zoologe wurde 1905 als Professor für Zoologie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
20. 08. In Karlsbad verstirbt der Berliner Genremaler Eduard Karl Gustav Lebrecht Pistorius. Pistorius war ab 1830 in Berlin tätig und seit 1833 Mitglied der Königlichen Akademie zu Berlin.
20. 08. Im ehemaligen Café Belvedere hinter der Hedwigskirche (Mitte) konstituiert sich der Verein »Berliner Presse« mit anfangs 43 Mitgliedern. Sein erster Vorsitzender wurde der Redakteur der Spenerschen Zeitung, Dr. Alexis Schmidt.
20. 08. Der Lehrer für Kunstgeschichte an der Akademie, Ernst Karl Guhl, stirbt in Berlin.
20. 08. Der Berliner Mediziner und Philantrop Nicolaus Heinrich Julius stirbt.
07. 09. Georg Foth wird in Berlin geboren. Der Ingenieur war Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
23. 09. Die Landwirtschaftliche Hochschule zu Berlin erhält ein neues Statut.
24. 09. Nachdem am Vortag die Zweite Kammer des preußischen Abgeordnetenhauses den Heeresetat ablehnte, wird Otto von Bismarck vom König zum Interimsvorsitzenden des preußischen Staatsministeriums ernannt.
07. 10. In Berlin konstituiert sich ein »Zentralkomitee zur Berufung eines allgemeinen deutschen Arbeiterkongresses«.
08. 10. Otto von Bismarck wird vom preußischen König zum Ministerpräsidenten und Außenminister berufen.
10. 10. Otto von Bismarck, neuer preußischer Ministerpräsident und Außenminister, bezieht das Ministerium des Auswärtigen in der Wilhelmstraße 76 (Mitte) zu Wohn- und Arbeitszwecken.
14. 10. Friedrich Rudolf Hasse, Lehrer und Kirchenhistoriker, stirbt im Alter von 54 Jahren.
20. 10. Die »Berliner Burschenschaft Germania« hält ihren zweiten »Convent« ab.
26. 10. Die Mitglieder der »Berliner Burschenschaft Germania« führen »die schwarze Sammetmütze mit schwarz-rot-goldenem Rande (von unten) und silberner Einfassung« sowie ein schwarz-rot-goldenes Band mit silberner Einfassung als Kennzeichen ein.
29. 10. Friedrich Theodor Otto Kühling wird in Berlin geboren. Kühling studierte in Berlin und Halle. Seit 1892 war er Dozent für organische und analytische Chemie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
30. 10. Friedrich Meinecke wird in Salzwedel (Altmark) geboren. Der Historiker war 86jährig einer der Gründer der Freien Universität Berlin und nach der Gründung 1948 bis zum Sommersemester 1949 erster Rektor.
11. 11. Die im Juli des Jahres gegründete »Berliner Burschenschaft Germania« begeht ihren »Stiftungskommers« (Stiftungsfest) im »Mohrenkeller«, einem Lokal in der Mohrenstraße 26/Ecke Gendarmenmarkt (Mitte).
15. 12. Der Geologe und Chemiker Dr. Justus Ludwig Adolph Roth, einer der ersten Mitglieder des Mathematischen Vereins an der Berliner Universität, wird zum ersten Ehrenmitglied ernannt.
15. 12. Friedrich Hebbels Tragödientrilogie »Die Nibelungen« wird im Königlichen Schauspielhaus in glänzender Inszenierung aufgeführt.
28. 12. Auf einer Versammlung in der »Tonhalle« wird der Berliner Arbeiterverein gegründet. Er stand unter dem Einfluß der Fortschrittspartei und zählte nach einem halben Jahr bereits über 1 700 Mitglieder.
30. 12. Heinrich Wilhelm Krausnick, 1834 bis 1848 Berliner Oberbürgermeister, wird zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.

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