Berlin im Jahr 1861
01. 01. Die Allerhöchste Kabinettsorder vom 28. Januar 1860 über die Eingemeindungen im Norden, Nordwesten und Süden tritt in Kraft. Gesundbrunnen, Wedding, Moabit, Neu-Schöneberg, und Neu-Tempelhof kommen zu Berlin. Berlin wuchs von 3 511 auf 5 923 Hektar.
02. 01. König Friedrich Wilhelm IV. stirbt. Nachfolger auf dem preußischen Thron wurde sein Bruder, der fast 64jährige Prinzregent Wilhelm als König Wilhelm I. Zehn Jahre später, am 18. Januar 1871, wurde Wilhelm I. deutscher Kaiser.
17. 01. Ernst Goldbeck wird in Brandenburg/Havel geboren. Goldbeck, der von 1878 bis 1882 in Berlin Mathematik, Naturwissenschaften und Philosophie studierte und 1884 die Oberlehrerprüfung bestand, war ab 1886 Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin.
18. 01. Vor dem Standbild Friedrichs II. Unter den Linden erfolgt unter dem Kommando des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1888 Kaiser Friedrich III.) die feierliche Weihe von 132 Fahnen und zehn Standarten der durch die Heeresreform neugeschaffenen Regimenter.
18. 01. Franz Goldiner wird in Berlin geboren. Der Ingenieur war wissenschaftlicher Leiter der Glasbläserei des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
18. 01. Hans Wilhelm Goldschmidt wird in Berlin als Sohn des Gründers der chemischen Fabrik Theodor Goldschmidt geboren. Nach dem Chemiestudium trat er 1888 als Teilhaber in die von seinem Bruder Karl Goldschmidt geleitete Theodor Goldschmidt AG ein.
23. 01. Der Mathematiker Leopold Kronecker wird ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften.
 
12. 03. Rudolf Theodor Elkan wird in Hamburg geboren. Der Chemiker gründete 1890 eine Fabrik zur Herstellung hochkomprimierten Sauerstoffs in Berlin.
14. 03. Der Lehrer und Chronist von Zehlendorf Ernst Ferdinand Schäde stirbt in Zehlendorf.
22. 03. Das am 17. Mai 1858 in der Bellevuestraße 15 (Tiergarten) gegründete Gymnasium erhält den Namen Wilhelmsgymnasium.
26. 03. Rudolf Dietz wird in Neuwied geboren. Dietz studierte an der Berliner Universität Pharmazie und war bis 1900 in Berlin tätig.
01. 04. Karl Marx trifft als Gast Ferdinand Lassalles, des Begründers des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, in dessen Berliner Wohnung in der Bellevuestraße 13 (Tiergarten) ein. Marx sollte für die Mitredaktion einer zu gründenden Zeitung gewonnen werden.
05. 04. Fritz Encke wird in Ober-Stedten (Kreis Obertaunus) geboren. Encke besuchte von 1880 bis 1882 die Königliche Gärtnerlehranstalt Wildpark (bei Potsdam) und war von Juni 1890 bis Oktober 1902 Lehrer für Gartenkunst an dieser Anstalt.
05. 04. Der Berliner Mathematiker Ferdinand Joachimsthal stirbt in Breslau.
24. 04. Paul Lindner wird in Gießmannsdorf bei Neiße geboren. Lindner war seit 1887 Mitarbeiter des Instituts für Gärungsgewerbe und Stärkefabrikation an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin.
29. 04. Die Professoren Ernst Eduard Kummer und Karl Eduard Wilhelm Weierstraß fordern die Studenten der Berliner Universität auf, sich an Übungen des mathematischen Seminars zu beteiligen.
03. 05. Der Stadtverordnete Sanitätsrat Salomon Neumann (1819-1907) legt einen Bericht über die geplante Berliner Reform des Volkszählungswesens vor.
05. 05. Die erste Liste des ersten mathematischen Seminars an der Berliner Universität enthält zwölf Namen.
13. 05. Auf dem Schinkelplatz vor der Bauakademie (Mitte) wird das von Friedrich Drake und August Kiß geschaffene Beuth-Denkmal enthüllt.
18. 05. Ernst Täuber wird in Dorfbach (Schlesien) geboren. Nach dem Chemiestudium in Breslau war er Dozent an der Technischen Hochschule zu Berlin und an der Akademie der Künste.
06. 06. Berliner Linksliberale und 48er Demokraten im Preußischen Abgeordnetenhaus gründen die Deutsche Fortschrittspartei. Ihr gehörten u.a. Theodor Mommsen, Werner Siemens, Hermann Schulze-Delitzsch und Rudolf Virchow an.
07. 06. In Vorbereitung des 2. Allgemeinen Deutschen Turn- und Jubelfestes ruft der Berliner Turnrat die Einwohner der Hauptstadt auf, Häuser und Straßen festlich zu schmücken und alles zu tun, um zum Gelingen des Festes beizutragen.
11. 06. Für den Neubau des Berliner Rathauses - des bislang fünften - findet die feierliche Grundsteinlegung in Gegenwart König Wilhelms I. und der Königin Augusta statt. Das Projekt war von dem Architekten Hermann Friedrich Waesemann ausgearbeitet worden.
01. 07. Der Literat August Heinrich Braß übernimmt die verantwortliche Leitung des Berliner »Norddeutschen Wochenblattes«. Drei Monate später ging daraus das von der Regierung subventionierte Tagesblatt »Norddeutsche Allgemeine Zeitung« hervor.
15. 07. Wilhelm Wedding wird in Berlin geboren. Er war Professor der Elektronik und Beleuchtungstechnik an der Technischen Hochschule und viele Jahre Schriftleiter der »Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes«.
28. 07. Hermann Reisenegger wird in Weilheim (Oberbayern) geboren. Reisenegger war 1915 als Nachfolger für Otto Nikolaus Witt als Professor für technische Chemie an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen worden.
10. 08. Am Eröffnungstag des 2. Allgemeinen Deutschen Turn- und Jubelfestes, das bis zum 12. August andauerte, wird in der Hasenheide (Neukölln) der Grundstein für ein Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal gelegt.
16. 08. Der Vedutenmaler Johann Heinrich Hintze stirbt in Berlin. U.a. stellte er die Nikolaikirche und die Marienkirche dar. Letzteres Bild kam in den Besitz der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci.
03. 09. Ein neues erweitertes Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße 14 (Mitte) wird seiner Bestimmung übergeben. Vordem befand sich das jüdische Krankenhaus in der Oranienburger Straße 8 (Mitte).
01. 10. Die von der Regierung subventionierte »Norddeutsche Allgemeine Zeitung« stellt sich in der ersten Ausgabe mit einem großdeutsch und demokratisch ausgerichteten Programm dem Publikum vor. Von anderen Zeitungen wurde sie allerdings »hochoffiziös« genannt.
03. 10. Die Hallesche Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
04. 10. Die Spandauer Löwen-Apotheke wird an ihrem Standort in der Breiten Straße 49 eröffnet.
20. 10. Felix Ernst Wittkowski wird in der Berliner Niederlagstraße 5 a (Mitte) geboren. Der als Maximilian Harden bekannt gewordene Schauspieler und Publizist war der Sohn eines aus Polen eingewanderten jüdischen Seidenhändlers.
22. 10. König Wilhelm I. und Königin Augusta ziehen nach der Königskrönung, die am 18. Oktober in Königsberg stattfand, in Berlin ein. Sie wurden von den Berlinern feierlich empfangen. Es gab aber auch Hungertumulte.
22. 10. Anläßlich des Einzugs König Wilhelms I. in Berlin nach seiner Krönung am 18. Oktober in Königsberg wird der nahe beim Frankfurter Tor gelegene Krönungsbahnhof der Ostbahn (Franz-Mehring-Platz, Friedrichshain) einmalig genutzt.
25. 10. Der Rechtswissenschaftler Friedrich Carl von Savigny, Mitglied der Akademie der Wissenschaften sowie von 1842 bis 1848 preußischer Minister für Gesetzgebung, stirbt in Berlin.
26. 10. Die nach Entwürfen von A. Soller in den Formen der oberitalienischen Renaissance erbaute katholische St.-Michael-Kirche (Michaelkirchplatz, Mitte) wird eingeweiht.
28. 10. Der Dichter Friedrich Hebbel wird im Berliner Schloß von Großherzog Karl Alexander von Weimar, dem Schwager Wilhelms I., und der Großherzogin von Weimar in Audienz empfangen.
24. 11. August Bier wird in Helsen bei Korbach geboren. Der Chirurg und Naturphilosoph, ab 1907 an der Berliner Universitätsklinik tätig, wurde als Begründer der Lumbalanästhesie und mit einem ökologischen Mischwaldexperiment in Sauen/Kreis Beeskow weltbekannt.
25. 11. In Berlin wird der Mathematische Verein gegründet. Die Mitglieder des Vereins trafen sich wöchentlich am Dienstag abends in einem Lokal in der Friedrichstraße (Mitte).
26. 11. Der Hofmaler Wilhelm Hensel stirbt in Berlin.
30. 11. Theodor Mundt, der Professor der allgemeinen Literatur und Geschichte an der Universität Breslau war und am 1. Oktober 1850 zum Kustos und Leiter der Berliner Universitätsbibliothek ernannt wurde, stirbt in Berlin.
03. 12. Nach einer ersten amtlichen Volkszählung leben 523 678 Einwohner in Berlin.
13. 12. Die Fürstenstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 31. August 1949 wurde sie in Bergfriedstraße umbenannt.
25. 12. Georg Krohs wird in Berlin geboren. Hier studierte er von 1880 bis 1883 Mathematik und Naturwissenschaften, bestand im Juli 1886 die Oberlehrerprüfung und promovierte 1891. Er wirkte ab 1894 am Luisenstädtischen Gymnasium und wurde 1906 Professor.

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