Berlin im Jahr 1847
01. 01. Die erste Pferde-Omnibus-Linie nimmt auf der Strecke Alexanderplatz - Tiergarten ihren Betrieb auf.
01. 01. Die städtische Gasanstalt am Stralauer Platz nebst einer Gasbehälteranstalt am Koppenplatz und die städtische Gasanstalt am Hellweg (Gitschinerstraße 39-49) nebst einer Gasbehälteranstalt an der Georgenstraße gehen in Betrieb.
01. 01. Das seit 1826 bestehende Gasversorgungsmonopol der englischen Firma Imperial Continental Gas Association endet. Die Gesellschaft hatte vom Königlichen Innenministerium für 21 Jahre das Recht erhalten, in Berlin Straßen und Plätze zu beleuchten.
02. 01. Die Berliner Mechaniker F. M. Bötticher und Johann Georg Halske erhalten von Werner Siemens, damals Artillerieleutnant, den Auftrag, einen Zeigertelegraphen nach seinen Entwürfen zu bauen.
08. 01. Die Schuldeputation schlägt geeignete Räume in Berliner städtischen Schulgebäuden für die Einrichtung von Volksbibliotheken vor.
21. 01. Die Adalbertstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
29. 01. Auf Drängen Humboldts, Jacobis sowie der Philosophischen Fakultät wird das Gehalt des Mathematikprofessors Gustav Peter Lejeune- Dirichlet von 800 auf 1 500 Taler im Jahr erhöht. Lejeune-Dirichlet entschloß sich daraufhin, in Berlin zu bleiben.
04. 02. Richard Block wird in Penkun bei Stettin geboren. Block besuchte von 1865 bis 1867 die Königliche Gärtnerlehranstalt in Berlin. Ab 1874 war er als Landschaftsgärtner in Bonn tätig, wo er 1898 starb.
09. 02. Der Chirurg Johann Friedrich Dieffenbach operiert erstmals an der Charité unter Äthernarkose.
11. 02. Der preußische Minister Johann Philipp von Ladenberg, Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er im Familiengrab in Halle.
04. 03. Die Stadtverordnetenversammlung beauftragt sieben ihrer Mitglieder, ein Gutachten über die Errichtung von Volksbibliotheken in Berlin zu erarbeiten und vorzulegen.
05. 03. Der Professor der Chemie und Pharmazie Johann Friedrich John stirbt in Berlin.
20. 03. Der Privatverein »Gemeinnützige Baugesellschaft« wird gegründet. Er stellte sich das Ziel, die Ausführungen für Staatsbauten zu erhalten, um dann die zur Zeit arbeitslosen Arbeiter zu beschäftigen. Dem Verein gehörte auch August Borsig an.
27. 03. Der Seidenfabrikant Johann Adolph Heese kauft den Gesamtkomplex Raulés Hof in der Alten Leipziger Straße auf dem Friedrichswerder. Er betrieb darin eine Seidenhandlung.
01. 04. Die Pferde-Omnibus-Linie Potsdamer Straße - Köpenicker Straße wird in Betrieb genommen.
02. 04. In Berlin stirbt Karl Philipp Heinrich Pistor. Seine Werkstätte Pistor & Martins versorgte über lange Zeit die europäischen Sternwarten mit vorzüglichen Instrumenten.
06. 04. Auf seinen Antrag hin wird Rudolf Ludwig Karl Virchow aus dem militärärztlichen Dienst entlassen.
11. 04. Im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses findet die erste Versammlung des aus den acht Provinziallandtagen geschaffenen »Vereinigten Landtages« statt. Sie wurde von König Friedrich Wilhelm IV. eröffnet.
19. 04. Aufgrund erheblich gestiegener Preise für Kartoffeln, Getreide und andere Grundnahrungsmittel kommt es auf den Berliner Märkten zu Tumulten (Kartoffelrevolution«). Die Unruhen dauerten bis zum 22. April an.
19. 04. Hermann Rietschel wird in Dresden geboren. Der Ingenieur für Heizungs- und Lüftungstechnik gründete 1871 in Berlin ein gesundheitstechnisches Geschäft und wurde 1885 an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
01. 05. Die Pferde-Omnibus-Linie von der Universität nach Charlottenburg wird in Betrieb genommen.
08. 05. Eleven der Bauschule zu Berlin bringen ihrem Lehrer Prof. Wilhelm Stier vor seinem Haus, der »Stierburg«, ein Geburtstagsständchen. An diesem Tag wurde die Idee zur Gründung eines Vereins zur Pflege von »Männergesang und Geselligkeit« (Motiv«) geboren.
17. 05. Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Bartholdy, stirbt an Gehirnbluten in Berlin. Die Pianistin, Komponistin und Chorleiterin war die Ehefrau des Hofmalers Wilhelm Hensel und Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
22. 05. Die Bahnhofstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 31. August 1949 wurde sie in Güstener Straße umbenannt. 1987 wurde sie wegen eines Schulneubaus als öffentliche Straße eingezogen.
01. 06. In der Wohnung des Bauschülers H. F. Natus treffen sich gleichgesinnte Bauschüler und entwerfen die Statuten zu einem Verein, der »die Ausbildung des Männergesangs bezwecken sollte«, um bei Feiern an der Berliner Bauschule würdig auftreten zu können.
05. 06. Die am 1. Juni entworfenen Statuten des Gesangvereins, gegründet an der Berliner Bauschule, werden von 14 Bauschülern, den Stiftern des Vereins, unterzeichnet. Der Bauschüler H. F. Natus wurde als »Liedervater« bestimmt.
07. 06. Der Mathematiker Gustav Adolph Goepel stirbt in Berlin. Er war u.a. Lehrer am Werderschen Gymnasium und an der Königlichen Realschule in Berlin. Er besorgte die erste Korrektur des »Grunertschen Archivs der Mathematik und Physik«, das seit 1841 erschien.
14. 06. Der erste Kommunistenprozeß in Berlin findet statt.
26. 06. Im Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses findet die letzte Versammlung des »Vereinigten Landtages« statt.
01. 07. Das Amt des Archivars wird eine selbständige Stelle.
06. 07. Der von Werner Siemens entwickelte Zeigertelegraph wird auf der Strecke Berlin - Potsdam vorgeführt. Seine Geschwindigkeit war drei- bis viermal höher als die des Leonhardtschen Telegraphen.
14. 07. Friedrich Hebbel und seine Frau Christine treffen in Berlin ein.
20. 07. Max Liebermann wird in Berlin geboren. Der Maler und Graphiker war ein Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Nach umfangreichen Studienreisen kam er 1884 nach Berlin. Als Sitz wählte er sein »Schloß am See«, Am Großen Wannsee 42 (Zehlendorf).
23. 07. Hermann Helmholtz stellt in einer Versammlung der Berliner Physikalischen Gesellschaft seine Abhandlung »Über die Erhaltung der Kraft« (Satz von der Erhaltung der Energie, Energieprinzip) vor.
27. 07. Eugen von Putkammer, Berliner Polizeipräsident, wird Ehrenbürger der Stadt.
31. 07. Leopold Loewenherz wird in Czarnikau geboren. Der Präzisionsmechaniker war Initiator des Berliner Vereins zur Stiftung der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt. Er führte 1893 ein genormtes Gewinde, das sogenannte »Loewenherzgewinde«, ein.
03. 08. Der Philologe August Boeckh hält in der Berliner Universität eine Rektoratsrede zum Thema »Über die Preußischen Universitäten unter der Regierung Friedrich Wilhelms III.«.
03. 08. König Friedrich Wilhelm IV. stattet der von August Borsig neu errichteten Eisengießerei in Moabit einen Besuch ab.
07. 08. August Prümers wird in Burgsteinfurt (Westfalen) geboren. Nach dem Philologiestudium legte er 1872 in Bonn das höhere Lehrerexamen ab und promovierte im selben Jahr in Rostock. Von 1873 bis 1877 war er Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin.
15. 08. Der »Verein der Zöglinge des Königlichen Gewerbe-Instituts« (später Verein »Hütte«) in Berlin schafft als erste Bücher die fünf Bände »Kosmos« von Alexander von Humboldt an und legt damit den Grundstein zur Bibliothek des Vereins.
28. 08. Der Berliner Gesangsverein, der am 1. Juni von Bauschülern gegründet worden war, erhält den Namen »Motiv«. Das Wort Motiv war ein Lieblingswort von Prof. Wilhelm Stier, der an der Bauschule unterrichtete.
01. 09. Die neu gebaute »Große Mühle« (erstmals in Berlin als Ziegelrohbau und mit englischem Stahl errichtet) nimmt ihren Betrieb auf. Baumeister waren Ludwig Persius und Mühlenbaumeister Johann Friedrich Dannenberg.
10. 09. Ein Berliner Hofschuhmeister stellt den Antrag zur Patentierung eines wasserdichten Schuhs.
11. 09. Die Stallschreibergasse (Kreuzberg) wird in Stallschreiberstraße umbenannt.
23. 09. Carl Saltzmann, der spätere Marinemaler, wird in Berlin geboren.
30. 09. Die »Concessionierte Berliner Omnibus-Compagnie« zeigt in der »Vossischen Zeitung« die Eröffnung ihrer zweiten Berliner Pferdebuslinie Alexanderplatz - Schöneberg an. Die Wagen dieser Linie waren rot gestrichen, daher hatte sie den Namen »Rote Linie«.
01. 10. Der Artillerieleutnant Werner Siemens und der Mechaniker Johann Georg Halske gründen in der Schöneberger Straße 19 eine kleine Telegraphenbauanstalt, ab 12. Oktober Siemens & Halske OHG, und beginnen mit der Produktion von Zeigertelegraphen.
02. 10. Paul von Beneckendorff und von Hindenburg wird in Posen geboren. Hindenburg, seit 1914 Generalfeldmarschall, wurde 1925 zum Reichspräsidenten gewählt. Er berief am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler.
06. 10. Leo Zuntz wird in Bonn geboren. Der Veterinärmediziner wurde 1881 als Professor für Tierphysiologie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
07. 10. Der Ingenieur und Unternehmer Werner Siemens erhält ein preußisches Patent auf seine Konstruktion eines Zeigertelegraphen mit Selbstunterbrechung.
09. 10. Die Pferde-Omnibus-Linie Hallesches Tor (Kreuzberg) - Chausseestraße (Wedding) wird eröffnet.
10. 10. Das Haus Bethanien (Kreuzberg) wird seiner Bestimmung übergeben. König Friedrich Wilhelm IV. übertrug die Leitung dieser Diakonissen-Heil- und Pflegeanstalt der Oberin Marianne von Rantzow.
10. 10. Hermann Bohm wird in Zielenzig geboren. Nach dem Studium - Philologie und Germanistik - in Berlin promovierte er 1874 in Halle und bestand 1875 das höhere Lehrerexamen. Von 1875 bis 1888 war er Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin.
11. 10. Christoph Hehl wird in Kassel geboren. Der Architekt wurde 1894 zum Professor für mittelalterliche Baukunst an die Technische Hochschule in Charlottenburg berufen.
12. 10. Werner Siemens eröffnet mit dem Mechaniker Johann Georg Halske und drei Arbeitern in der Schöneberger Straße 19 (Kreuzberg) die »Telegraphen-Bauanstalt Siemens & Halske OHG«. Das Anlagekapital betrug 6 842 Taler und 20 Silbergroschen.
14. 10. Der Arzt und Naturforscher Robert Remak habilitiert als erster Jude in Deutschland an der Berliner Universität, nachdem sich Alexander von Humboldt für ihn beim König verwandt hatte.
14. 10. Die Stadtverordneten und der Magistrat ehren den Bankier und preußischen Staatsminister Christian Rother anläßlich seines 50jährigen Dienstjubiläums mit der Ehrenbürgerwürde. Friedrich Wilhelm IV. übergab ihm die Insignien des schwarzen Adlerordens.
17. 10. Durch eine Kabinettsorder wird das Meteorologische Institut als eine eigene wissenschaftliche Abteilung des Königlichen Statistischen Büros begründet.
22. 10. Die Literatin Henriette Julie Herz stirbt in Berlin. Ihr Salon übte nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung Berlins zur geistigen Hauptstadt Preußens aus. Lebenslange Freundschaft verband sie u.a. mit den Gebrüdern Humboldt, mit Schadow und Mendelssohn.
29. 10. Der Physiker Karl Daniel Turte (auch Tourte) stirbt in Berlin. Turte war Professor für Physik an der Pépinière, später Extraordinarius an der Berliner Universität.
04. 11. Der Komponist und Dirigent Felix Mendelssohn Bartholdy stirbt im Alter von nur 38 Jahren in Leipzig. Am 7. November wurde der Leichnam nach Berlin überführt. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Dreifaltigkeitskirchhof I, Blücherplatz/Baruther Straße.
08. 11. Der Komponist und Dirigent Felix Mendelssohn Bartholdy wird auf dem Dreifaltigkeits-Kirchhof I, Blücherplatz/Ecke Baruther Straße (Kreuzberg), beigesetzt. Er war am 4. November in Leipzig verstorben.
11. 11. Der Chirurg Johann Friedrich Dieffenbach, Direktor der chirurgischen Universitätsklinik in Berlin, stirbt im Alter von 55 Jahren. Sein Ehrengrab erhielt er auf dem Friedrichswerderschen Kirchhof, Bergmannstraße 42-44 (Kreuzberg).
12. 11. Oberregierungsrat Johann Gottfried Hoffmann, Direktor des Statistischen Büros von 1810 bis 1844, stirbt in Berlin.
18. 11. Die Schriftstellerin Karoline von Woltmann stirbt in Berlin. Ein charakteristisches Merkmal ihrer Werke war die einfache, klare, fließende Sprache. Besondere Beachtung fand ihre Erzählung »Der Ultra und der Liberale«.
19. 11. Am 39. Jahrestag der Städteordnung von 1808 findet die erste öffentliche Sitzung der Stadtverordnetenversammlung im Köllnischen Rathaus statt.
22. 11. Die Singakademie veranstaltet ein Gedächtniskonzert für den am 4. November in Leipzig verstorbenen Komponisten und Kapellmeisters Felix Mendelssohn Bartholdy.
24. 11. Emil Clemen wird in Pförten geboren. Clemen besuchte von 1866 bis 1868 die Gärtnerlehranstalt, war ab 1869 in der Baumschule Späth in Berlin tätig und wurde 1908 zum städtischen Garteninspektor befördert.
30. 11. Ludwig Wilhelm Neumann, Stadtrichter und Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Jerusalem-Gemeinde.

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