Berlin im Jahr 1844
01. 01. Der 98. Psalm, eine Komposition von Felix Mendelssohn Bartholdy, wird im Berliner Dom uraufgeführt.
16. 01. Paul Singer wird als Sohn eines Berliner Kaufmanns geboren. Er war sozialdemokratischer Arbeiterführer, Stadtverordneter und Reichstagsabgeordneter.
23. 01. Die Eröffnung der letztwilligen Verfügungen des Oberfinanzrates a. D. Friedrich August Ludolff nennt ein Legat von 9 000 Talern zur Zinsverwendung durch die Armendirektion für Unterstützungen und Pensionen.
24. 01. Die Köthener Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
24. 01. Die Bernburger Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
24. 01. Die Dessauer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
01. 02. Das Grundstück Johannisstraße 4 (Mitte) wird von Dr. phil. Moritz Veit und Joseph Lehfeldt, den Gründern der Verlagsbuchhandlung Veit & Co., für 32 000 Taler erworben. Ab Sommer 1844 wurde es Sitz des Berliner Handwerkervereins.
07. 02. Der Askanische Platz (Kreuzberg) erhält seinen Namen.
08. 02. Eine Gründungsversammlung zur Schaffung eines Berliner Gesellenvereins findet in der Münzstraße 16 statt.
10. 02. Der Berliner Historiker Ernst Curtius (1814-1896) spricht in der Singakademie (Mitte) über die Akropolis von Athen. Unter den 1 000 interessierten Zuhörern befanden sich auch die Mitglieder des königlichen Hauses.
10. 02. Nach Abschluß der ministeriellen Vorverhandlungen erfolgt die offizielle Ankündigung der Allgemeinen Deutschen Gewerbe-Ausstellung, die am 15. August im Zeughaus eröffnet wurde.
13. 02. Karl Wilhelm Mayer, der als »der Armenarzt von Berlin« bezeichnet wird, gründet die geburtshülfliche Gesellschaft in Berlin.
15. 02. Am Rande des Tiergartens wird »Krolls Wintergarten« - errichtet nach Entwürfen von Ludwig Persius und Carl Ferdinand Langhans - feierlich eröffnet.
18. 02. Der »Gesellen-Verein zur Belehrung und geselligen Unterhaltung«, Blumenstraße 9 (Mitte), veröffentlicht seine Statuten.
13. 03. Die Besselstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
13. 03. Der Encke-Platz (Kreuzberg) erhält seinen Namen. Er wurde um 1900 in die Enckestraße einbezogen.
13. 03. Die Enckestraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
15. 03. Eine neue Benutzungsordnung für die Königliche Bibliothek in Berlin, die von Oberbibliothekar Georg Heinrich Pertz erarbeitet worden war, tritt in Kraft. Sie umfaßte sechs Kapitel und 47 Paragraphen.
21. 03. Über 100 Personen nehmen teil, als der »Verein zur Förderung christlicher Sitte und Geselligkeit unter jungen Leuten des Gewerbestandes« sein Vereinslokal in der Brunnenstraße 17 (Mitte) eröffnet.
01. 04. Der Apotheker und spätere Schriftsteller Theodor Fontane beginnt in Berlin sein Militärdienstjahr.
04. 04. Hermann Johannes Müller wird in Putbus auf Rügen geboren. Müller hatte von Ostern 1884 bis Ostern 1908 als Direktor die Leitung des Luisenstädtischen Gymnasiums in Berlin inne.
16. 04. Während der Konstituierung des Handwerkervereins tritt der unter dem Gesangslehrer und Komponisten Hermann Hauer ebenfalls neu gegründete Sängerchor des Vereins zum erstenmal auf.
16. 04. Ein Handwerkerverein, der vorwiegend aus Gesellen besteht, konstituiert sich unter Leitung des Stadtsyndikus Heinrich Hedemann in der Oranienburger Straße 18.
17. 04. In der Oranienburger Straße 18 (Mitte) nehmen etwa 250 Mitglieder an der Eröffnung des Vereinslokals des am Vortag gegründeten »Handwerker-Vereins« teil.
21. 04. Die unter dem Namen »Hospiz« bekannt gewordene Einrichtung der Französischen Gemeinde von Berlin im Hospitalgarten in der Friedrichstraße (Mitte), in dem das Waisenhaus, die Armenschule und das Kinderhospital vereinigt wurden, wird feierlich eingeweiht.
26. 04. Viktor von Podbielski wird in Frankfurt (Oder) geboren. Der Offizier und Beamte wurde nach dem Tode von Heinrich Stephan (1897) Reichspostminister. Er leitete die Vorbereitungen der Olympischen Spiele, die 1916 in Berlin stattfinden sollten.
30. 04. Zur Fondsbildung für den »Verein Berliner Künstler zur Unterstützung seiner hülfsbedürftigen Mitglieder und deren Hinterbliebenen« findet im Gebäude der Königlichen Akademie der Künste die Verlosung eines Bildes des Marine-Malers Güdin statt.
30. 04. Der erste Brauer des »baierischen Bieres« in Berlin, Georg Leonhard Hopf, stirbt.
03. 05. Die eröffneten letztwilligen Verfügungen des verstorbenen Stadtältesten Johann Friedrich Beck enthalten ein Legat von 5 000 Talern für das Neue Hospital.
09. 05. Der preußische General und Ehrenbürger der Stadt, Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell, stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Garnisonfriedhof, Linienstraße 207-212/Kleine Rosenthaler Straße 3-7 (Mitte).
15. 05. Christian Peter Wilhelm Beuth, Direktor des Berliner Gewerbeinstituts und der Bauakademie, wird zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat »Excellenz« ernannt.
16. 05. Friedrich Hebbel erhält vom Berliner Hoftheater die Ablehnung seines Stücks »Maria Magdalene«, weil es »unaufführbar« sei. Das Stück war beim Generalintendanten von Karl T. Küstner sowie bei Ludwig Rellstab von der Vossischen Zeitung auf Kritik gestoßen.
19. 05. Die Eisenbahnstrecke von Berlin nach Hannover über Wittenberg, Cöthen, Magdeburg, Braunschweig wird eröffnet.
31. 05. Der Berliner Lokalverein des »Evangelischen Vereins der Gustav-Adolph-Stiftung« wählt in der Neuen Kirche nach einer religiösen Feier und einer Ansprache des Bischofs Daniel Amadeus Neander über die Zwecke der Stiftung 24 Vorstandsmitglieder.
26. 06. Ein neuer Turnplatz in der Hasenheide (Neukölln) wird eingeweiht. Erst nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. (7. Juni 1840) war das Turnen in Preußen wieder zugelassen worden.
02. 07. Zum Bau der St.-Jacobi-Kirche in der Oranienstraße wird der Grundstein gelegt. Die Pläne stammten vom Hofbaurat Friedrich August Stiller.
08. 07. Franz Ritter von Felbinger wird in Hainburg (Österreich) geboren. Der Kunstmaler und Ingenieur wurde u.a. durch den Bau der Rohrpostleitungen in Wien, Paris und Berlin (1876) bekannt.
08. 07. Die preußische Regierung bewilligt in einer Kabinettsorder den Bau einer zweiten katholischen Kirche in Berlin.
23. 07. Die Armendirektion beginnt mit den Rentenzahlungen aus dem Stiftungskapital, die der Stifter, Oberfinanzrat a. D. Friedrich August Ludolff, in seinem Testament genau bestimmt hatte.
26. 07. Der ehemalige Bürgermeister von Storkow, Heinrich Ludwig Tschech, verübt auf dem Berliner Schloßhof ein mißglücktes Attentat auf den preußischen König Friedrich Wilhelm IV.
01. 08. Der »Zoologische Garten« bei Berlin, der erste Zoo Deutschlands, wird eröffnet. Gegründet wurde er von dem Zoologen und Afrikareisenden Martin Hinrich Lichtenstein in Zusammenarbeit mit Alexander von Humboldt und dem Gartengestalter Peter Joseph Lenné.
12. 08. Die Einsendefrist für die Gewerbeausstellung läuft - nach Verlängerung - aus.
13. 08. Prof. Martin Lichtenstein berichtet in den Berliner Blättern, daß täglich mehr als 100 Personen den Zoologischen Garten, der am 1. August 1844 eröffnet wurde, besuchen.
15. 08. Die erste Allgemeine Deutsche Gewerbe-Ausstellung öffnet im Zeughaus Unter den Linden (Mitte) ihre Tore. Insgesamt beteiligten sich 3 040 Aussteller, darunter 685 Berliner Fabrikanten. Bis 15. Oktober wurden 260 000 Besucher gezählt.
15. 08. Alexander von Humboldt trägt vor der Akademie der Wissenschaften die ihm zugegangenen Mitteilungen des Astronomen und Mathematikers Friedrich Wilhelm Bessel über »die Veränderlichkeit der Bewegung der Sterne« vor.
15. 08. Die 24. Lokomotive von August Borsig mit dem Namen »Beuth« wird auf der Deutschen Gewerbeausstellung im Zeughaus erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Die »Beuth« war die erste deutsche Lokomotive, die als Prototyp einer ganzen Serie ausgelegt war.
12. 09. Nach einer religiösen Feier in der Bethlehemskirche konstituiert sich der »Zentral-Vorstand der Mäßigkeits- und Enthaltsamkeitsvereine in Berlin und in der Provinz Brandenburg« im Missionshaus.
29. 09. Theodor Fontane wird von dem preußischen Offizier und Dichter Bernhard von Lepel in den Literatenverein »Tunnel über der Spree« eingeführt.
07. 10. Der Archivar Carl Wilhelm Cosmar, der von 1804 bis 1812 beim Königlich-Preußischen Geheimen Staats- und Kabinettsarchiv angestellt war, stirbt in Berlin nach langem Krankenlager an den Folgen eines Wundbrandes.
09. 10. Die erste Generalversammlung des »Vereins für das Wohl der unteren Volksklassen« findet im Hotel du Nord, Unter den Linden 35 (Mitte), statt.
11. 10. Ernst Leopold Salkowski wird in Königsberg geboren. Er studierte Medizin, wurde 1872 Mitarbeiter Rudolf Virchows und arbeitete im pathologischen Institut (seit 1880 Vorsteher). Er war auf dem Gebiet der physiologischen und pathologischen Chemie tätig.
14. 10. Auf der ersten Generalversammlung des Berliner Handwerkervereins wird ein Vorstand gewählt.
15. 10. Testamentarisch bestimmt Hirsch Jacob Brandenburg ein Legat von 8 000 Talern zur Unterstützung von Armen ohne Beachtung der Religion, 20 Jahre nach dem Tode seiner Schwester, der zunächst sein Vermögen zufallen soll.
19. 10. Ein Architektenwettbewerb zum Wiederaufbau der 1809 abgebrannten St.-Petri-Kirche wird ausgeschrieben. Der erste Preis betrug 500 Taler in Gold.
26. 10. Adolph Bannow wird in Wismar geboren. Bannow war ab 1868 im Laboratorium von August Wilhelm Hofmann an der Berliner Universität tätig und arbeitete später in der Chemischen Fabrik C. A. F. Kahlbaum.
11. 11. Die Leichensektion der Witwe Zack läßt den jungen Prosektor der Charité, Rudolf Virchow, zwei neue Krankheitsbilder, das der Thrombose und der Embolie, begrifflich fixieren und praktisch belegen.
14. 11. Paul Förster wird in Delitzsch (Sachsen) geboren. Er studierte u.a. in Berlin Philologie und Geschichte, bestand 1868 das Staatsexamen und promovierte 1873. Von 1873 bis 1880 war er am Luisenstädtischen Gymnasium Berlin tätig. 1893 wurde er Professor.
25. 11. Per Königlichen Erlaß wird der Stadt die Annahme eines Legats von 9 000 Talern zur Zinsverwendung für Stipendien und Renten aus dem Nachlaß des Oberfinanzrates a. D. Friedrich August Ludolff gestattet.
07. 12. Die nach dem Brand von 1843 wiederaufgebaute Königliche Hofoper Unter den Linden (Mitte) wird mit der Uraufführung der Repräsentationsoper »Ein Feldlager in Schlesien« von Giacomo Meyerbeer wiedereröffnet.
08. 12. In der Nikolaikirche begeht der aus sieben Zweigvereinen der Berliner Gemeinden gebildete »Hauptverein zur Beförderung einer würdigen Sonntagsfeier« erstmals sein Stiftungsfest mit Predigt und Arbeitsberichten.
13. 12. Der frühere Storkower Bürgermeister Heinrich Ludwig Tschech, der am 26. Juli 1844 ein Attentat auf König Friedrich Wilhelm IV. verübt hatte, wird in Spandau mit dem Beil hingerichtet.
18. 12. Die Stadt Berlin erhält die Genehmigung von König Friedrich Wilhelm IV., 5 000 Taler aus der Hinterlassenschaft des verstorbenen Stadtältesten Johann Friedrich Beck zu wohltätigen Zwecken im Neuen Hospital zu verwenden.
30. 12. Heinrich Wilhelm Dove, von 1849 bis 1879 Direktor des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts, wird ordentlicher Professor für Physik an der Berliner Universität.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de