Berlin im Jahr 1843
01. 01. In einem vom König geschenkten Haus bei den ehemaligen Pulvermühlen wird das vom »Verein zur Besserung weiblicher Strafgefangener« eingerichtete »Magdalenenstift« durch die Vereinspräsidentin Gräfin von Bohlen eröffnet.
02. 01. Moritz Fleischer wird in Kleve geboren. Der Chemiker wurde 1891 als Professor für Chemie an die Landwirtschaftliche Hochschule in Berlin berufen.
11. 01. Adolf Philippi wird in Osterholz bei Bremen geboren. Philippi studierte Philologie und Geschichte, legte 1864 in Göttingen das höhere Lehrerexamen ab und promovierte hier 1865. Von 1867 bis 1871 war er Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin.
16. 01. Richard Rödiger wird in Halle/Saale geboren. Rödiger studierte Philologie, promovierte 1866 in Berlin und bestand hier 1868 das höhere Lehrerexamen. Von 1868 bis 1910 wirkte er als Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin. 1893 wurde er Professor.
21. 01. Otto Heubner wird in Mühltroff (Sachsen) geboren. Der Begründer des »Zeitalters des Kindes« an der Berliner Charité vollbrachte in Berlin große Leistungen bei der Bekämpfung der Diphtherie und auf dem Gebiet der Säuglingsfürsorge.
23. 01. Der Oberbibliothekar an der Königlichen Bibliothek in Berlin, Georg Heinrich Pertz, wird zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften gewählt.
31. 01. Eine Zensurinstruktion der preußischen Regierung legt fest, welche Angelegenheiten nicht in der Presse behandelt werden dürfen.
04. 02. Eine Kabinettsorder setzt die Zensurinstruktion vom 31. Januar in Kraft, nach der bestimmte Themenkreise in der Presse nicht veröffentlicht werden durften.
06. 02. Peter Joseph Lenné reicht beim Berliner Polizeipräsidium einen Bebauungsplan für das Stralauer Viertel um den Frankfurter Bahnhof (Ostbahnhof, Friedrichshain) ein.
11. 02. Der Apotheker Johann Daniel Riedel, Besitzer der Schweizer Apotheke in der großen Friedrichstraße (Mitte) und einer chemischen Fabrik, stirbt in Berlin.
01. 03. Der Kommandeur des Ersten Garde-Regiments zu Fuß Karl Ludwig Wilhelm Ernst von Prittwitz wird zum Kommandeur der gesamten Garde-Infanterie mit Dienstort Berlin ernannt. In der Märzrevolution 1848 sollte er den Aufstand mit Waffengewalt niederschlagen.
09. 03. Adolph Friedrich Carl Streckfuß, preußischer Beamter, Schriftsteller und Übersetzer, wird Berliner Ehrenbürger.
15. 03. Der Leichnam des 1814 gefallenen Karl Friedrich Friesen, Lehrer und Angehöriger des Lützowschen Freikorps, der von seinem Freund August von Vietinghoff verwahrt worden war, wird auf dem Invalidenfriedhof (Mitte) beigesetzt.
17. 03. Der Berliner Jurist Georg Wilhelm von Raumer wird Direktor der preußischen Staatsarchive.
17. 03. Karl Seydelmann stirbt in Berlin. Seydelmann war »einer der bedeutendsten Schauspieler aller Zeiten«. Der Berliner Hofbühne gehörte er die letzten fünf Jahre seines Lebens an.
21. 03. Das »Collosseum«, ein Vergnügungsetablissement in der Alten Jacobstraße 64, brennt ab.
01. 04. Rudolf Ludwig Karl Virchow wird Unterarzt (Assistent) der Charité, einer der 19 Charité-Chirurgen, die zu diesem Zeitpunkt 1 036 Patienten versorgten.
01. 04. Das Königliche Polizei-Präsidium gibt die Berliner Scharfrichter-Taxe bekannt. Sie enthielt eine Auflistung der Gebühren, die dem Scharfrichter und seinen Gehilfen für Staupenschläge, Hinrichtungen durch den Strang, das Beil und durch Rädern zustanden.
01. 04. In der Großen Frankfurter Straße (Karl-Marx-Allee, Mitte) werden mit der Aufnahme der ersten Hospitaliten die Stiftungshäuser der »Weydingerschen und Schreinerschen Stiftungen«, benannt nach Vater und Mutter des Stifters, eröffnet.
06. 04. Für das Neue Museum von Friedrich August Stüler, einem Schinkel-Schüler, wird der Grundstein gelegt.
18. 04. Hermann Gallee wird in Guben geboren. Gallee war von September 1881 bis Dezember 1894 erster Vorsitzender, dann Ehrenvorsitzender des 1880 gegründeten Berliner Lehrervereins.
18. 04. Ernst Hermann von Dryander wird als Sohn eines Konsistorialrats und Oberpfarrer in Halle an der Saale geboren. Der evangelische Pfarrer lebte ab 1882 ständig in Berlin und wurde 1898 (letzter) kaiserlicher Oberhof- und Domprediger.
20. 04. König Friedrich Wilhelm IV. bestätigt durch Allerhöchste Kabinettsorder das Statut der jüdischen Waisen-Anstalt für Mädchen.
20. 04. Friedrich Carl Glaser wird in Neunkirchen an der Blies geboren. Der Ingenieur kam 1871 nach Berlin. Er gründete die Zeitschrift »Annalen für Gewerbe und Bauwesen« (Glasers Annalen«) und war Mitbegründer des Vereins Deutscher Maschinenbau-Ingenieure.
25. 04. Die Schöneberger Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
26. 04. Der Bäcker- und Konditormeister August Schilling gründet das später weit über Berlin hinaus bekannte Konditorei-Unternehmen und Kaffeehaus A. Schilling an der Friedrich-/Ecke Kochstraße.
01. 05. Der Fabrikant Johann Caspar Hummel, mit Firmensitz in der Kalkscheunenstraße 5, kauft das Nachbargrundstück, Kalkscheunenstraße 4 (Mitte), und erweitert das Produktionsgebäude seiner Maschinenfabrik.
08. 05. Der Naturforscher Christian Gottfried Ehrenberg hält in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über Verbreitung und Einfluß des mikroskopischen Lebens in Afrika.
10. 05. Karl Wichert wird in Königsberg geboren. Der Techniker studierte in Berlin Maschinenbau und war aktiv im Eisenbahnmaschinenwesen tätig. Er wirkte wesentlich an der Vollendung der Berliner Stadtbahn mit.
13. 05. Hans Ernst Freiherr von Kottwitz, führende Gestalt der Erweckungsbewegung in Berlin, Gründer der »Freiwilligen Beschäftigungs-Anstalt«, stirbt im 86. Lebensjahr. Beigesetzt wurde er auf dem alten Friedhof der St.-Georgen-Gemeinde, Landsberger Allee 48.
14. 05. Hermann Stahl wird in Fränkisch-Krumbach (Großherzogtum Hessen) geboren. Nach dem Studium der Mathematik und Physik war er ab 1866 am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin als Lehrer tätig und wurde 1875 Oberlehrer. Stahl promovierte 1882 in Berlin.
15. 05. Der Berliner Theologe Posselt gründet in Südafrika die evangelische Missionsstation »Emmaus«.
18. 05. Der Chemiker Heinrich Rose hält in der Gesamtsitzung der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über die Yttererde.
06. 06. Carl Lorenz wird in Hannover geboren. Der Techniker kam 1870 nach Berlin und gründete 1880 eine Telegraphenbauanstalt.
17. 06. Der Historienmaler Karl Ludwig Rosenfelder wird ordentliches Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin aufgrund seines Gemäldes »Die Befreiung des Danziger Reformators Pancratius Klein aus den Händen der Bischöfe«.
26. 06. Der Pädagoge und Rektor der Schweriner Domschule Johann Gotthilf Schmidt stirbt in Berlin.
28. 06. Für den Neubau des Neuen Hospitals (Kreuzberg), welches die acht männlichen und die acht weiblichen Hospitaliten der »Fanny- Stiftung« aufnehmen soll, die auf einer Schenkung des Bankiers Magnus beruht, wird der Grundstein gelegt.
29. 06. Die Alexandrinenstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen.
11. 07. Alfred Dietrich wird in Pirna geboren. Dietrich war Chefkonstrukteur der deutschen Kriegsflotte, Professor an der Gewerbe-Akademie und später an der Technischen Hochschule zu Berlin.
19. 07. Der 1779 im Schloß Friedrichsfelde geborene Prinz August von Preußen stirbt während einer Inspektionsreise in Bromberg. Der Generalinspekteur der Armee und Chef der preußischen Artillerie galt als reichster Grundbesitzer Preußens.
24. 07. In Berlin wird der Vertrag zwischen Preußen und Sachsen über die Errichtung einer Eisenbahnverbindung zwischen Breslau und Dresden geschlossen.
29. 07. Der Münzmeister Bernhard Gottfried Loos stirbt in Berlin. Loos hatte 1809 das sogenannte caldarische Erz erfunden, eine Legierung, die vor allem das Silber bei der Besteckherstellung ablöste.
11. 08. Friedrich Hebbel übersendet das Theaterstück »Maria Magdalene« von Paris aus an Auguste Crelinger, gefeierte Schauspielerin am Berliner Hoftheater.
15. 08. Nachdem am 1. August 1842 die Strecke Berlin - Eberswalde und am 25. November 1842 der Abschnitt Eberswalde - Angermünde dem Verkehr übergeben worden waren, erfolgt die Eröffnungsfeier für die Gesamtstrecke Berlin - Stettin in Gegenwart des Königs.
16. 08. Die Stadt Berlin erhält die königliche Genehmigung, Gaslicht an Privatpersonen und öffentliche Gebäude abzugeben.
16. 08. Friedrich Wilhelm IV. bewilligt ein weiteres Darlehen von 10 000 Talern für den Zoologischen Garten.
18. 08. In der Nacht zum 19. August bricht in der Königlichen Oper Unter den Linden (Mitte) während der Aufführung des Balletts »Der Schweizer Soldat« ein Brand aus und zerstört das Gebäude. Nach dem Neuaufbau wurde die Oper am 7. Dezember 1844 wiedereröffnet.
21. 08. Friedrich Wilhelm IV. befiehlt den sofortigen Wiederaufbau des in der Nacht vom 18. zum 19. August niedergebrannten Königlichen Opernhauses Unter den Linden (Mitte).
22. 08. Der Architekt Karl Theodor Ottmer stirbt in Berlin. Ottmer erbaute u.a. das Königstädtische Theater und die Singakademie in Berlin.
06. 09. Dem preußischen General Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell wird die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Borstell hatte entscheidenden Anteil an den Siegen über die napoleonische Armee in den Schlachten von Großbeeren und Dennewitz.
16. 09. Die Bahnlinie Berlin - Stettin, mit einer Gesamtlänge von 133,89 km, wird von der Berlin-Stettiner-Aktiengesellschaft eröffnet. Teilstrecken waren schon 1842 in Betrieb. Eröffnungsfeier in Anwesenheit Friedrich Wilhelms III. war bereits am 15. August.
16. 09. Julius Friedrich Pajeken wird in Bremen geboren. Der Konstrukteur war als Betriebsingenieur bei den Berliner Maschinenbaufirmen Schwartzkopff bzw. Loewe tätig. Er führte den Serienbau von Werkzeugmaschinen statt der Einzelanfertigung in Deutschland ein.
18. 09. Julius Hirschberg wird in Potsdam geboren. Der Ophthalmologe war Schüler Albrecht von Graefes und betrieb eine eigene Ausbildungsklinik in Berlin.
28. 09. Der Berliner »Enthaltsamkeitsverein«, der wie andere Berliner Gründungen dieser Art 1844 einem preußischen Zentralvorstand unterstellt werden sollte, hält seine erste Versammlung ab.
01. 10. Der »Berliner Unterstützungsverein für hülfsbedürftige Handlungsdiener«, der Berufsgenossen gegen einen Jahresbeitrag von vier Talern in Notlagen unterstützt, zählt einen Kassenstand von 6 515 Talern.
05. 10. Sieben Männer beschließen die Gründung des »Vereins zur Förderung christlicher Sitte und Geselligkeit unter jungen Leuten des Gewerbestandes« nach dem Vorbild von derartigen Vereinen in anderen Städten.
23. 10. Der Mediziner Rudolf Ludwig Karl Virchow verteidigt seine in lateinischer Sprache verfaßte Dissertation »De rheumate praesertim corneae«.
02. 11. Der Topograph Karl Wilhelm von Oesfeld stirbt in Berlin. Von Oesfeld besaß eine Sammlung sämtlicher gestochener und gezeichneter Landkarten des preußischen Staates und der Mark Brandenburg, die später durch Kauf an die Königliche Bibliothek überging.
03. 11. Die Berliner Missionstheologen Reuther, Hübner und Dröse beginnen ihre Missionstätigkeit in Ostindien. Sie hielten sich bereits knapp ein Jahr im Lande auf. In dieser Zeit hatten sie die Landessprache erlernt und sich verheiratet.
09. 11. Der »Actien-Verein des zoologischen Gartens bei Berlin« gründet sich.
23. 11. Der Diplomat und Schriftsteller Alfred von Reumont erhält erstmals eine Einladung zur Tafel König Friedrich Wilhelms IV. nach Charlottenburg. Er überreichte einen Aufsatz über den Johanniterorden und verschiedene aus Italien mitgebrachte Werke.
23. 11. Oskar Frölich wird in Bern (Schweiz) geboren. Der Techniker wirkte in Berlin auf den Gebieten der Elektrotechnik, Telegraphie, Elektrochemie und Sonnenwärme.
01. 12. Das »Elisabeth-Stift« in Pankow beherbergt zu diesem Zeitpunkt zwölf arme und gebrechliche Kinder. Die private Stiftung erhielt neben Spenden einen jährlichen Zuschuß der Armendirektion zu Berlin von 50 Talern.
05. 12. Durch den Magistrat wird das gedruckte Statut der »Gutenberg-Stiftung« bestätigt, die aus einem aus Ausstellungseinnahmen und durch die Innungsmeister gefüllten Fonds bedürftige Buchdrucker und Schriftgießer unterstützen soll.
11. 12. Robert Koch wird in Clausthal-Zellerfeld geboren. Der Mediziner wurde 1882 an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin berufen. Er war Nobelpreiträger und wurde 1890 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
12. 12. In Berlin wird ein Ortsverein des Gustav-Adolf-Vereins (Verein zur Unterstützung evangelischer Minderheiten) gegründet, dem der Theologe Ludwig Jonas bis zu seinem Tode angehörte.
12. 12. Die Geistlichen Berlins unterzeichnen den Entwurf zu den Statuten des »Evangelischen Vereins der Gustav-Adolph-Stiftung« für die preußische Hauptstadt nach einem Aufruf des Darmstädter Hofpredigers Zimmermann an die protestantische Welt.
15. 12. Hugo Koch wird in Oppeln (Schlesien) geboren. Koch studierte an der Bauakademie, wurde Architekt und war nach seiner Ausbildung an verschiedenen Institutionen in Berlin tätig.
22. 12. Auf Anregung von Dr. B. Köhne, Dozent an der Berliner Universität, erfolgt die Gründung der Numismatischen Gesellschaft zu Berlin, deren erster Präsident Generalmajor Fürst Wilhelm Radziwill wurde.
26. 12. Die Königliche Regierung zu Potsdam bestätigt das gedruckte Statut der Berliner »Gutenberg-Stiftung«, aus deren Mitteln bedürftige langjährige Handwerker einschlägiger Berufe Unterstützung erhalten sollen.
28. 12. Zwischen der Stadtgemeinde und dem Bankier Martin Magnus wird ein Vertrag abgeschlossen, der im Neuen Hospital als integrierenden Bestandteil für 20 000 Taler die »Fanny-Stiftung« für 16 Hospitaliten entstehen läßt.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de