Berlin im Jahr 1829
08. 01. Alexander von Humboldt hält in der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag mit dem Thema »über den Stoff, der als Manna in Persien gefallen ist und andere naturhistorische Gegenstände«.
11. 01. Hugo Freiherr von Gillern (Hugo Krüger) wird in Breslau geboren. Als Sohn eines preußischen Offiziers erlernte er zunächst das Baufach, gab jedoch diesen Beruf auf, um Sänger (Tenor) zu werden. 1852 wurde er für fünf Jahre Mitglied der Berliner Hofbühne.
11. 01. Der preußische Minister Friedrich Freiherr von Schuckmann wird Ehrenbürger der Stadt.
22. 01. Der Hofmaler Wilhelm Hensel verlobt sich in Berlin mit Fanny Mendelssohn Bartholdy, Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
02. 02. Alfred Brehm wird in Renthendorf geboren. Der Zoologe, der 1867 nach Berlin kam, richtete Unter den Linden/Ecke Schadowstraße das erste Aquarium ein.
10. 02. Simon Schwendener wird in Buchs (Kanton St. Gallen) geboren. Der Botaniker wurde 1878 als Professor für physiologische Botanik nach Berlin berufen.
24. 02. Friedrich Spielhagen wird in Magdeburg geboren. Der Schriftsteller und Publizist war u.a. Redakteur der »Deutschen Wochenschrift« in Berlin.
25. 02. Rektor und Senat der Berliner Universität stellen gemeinsam mit dem Oberbibliothekar der Königlichen Bibliothek an das Preußische Kultusministerium einen Antrag zur Errichtung einer eigenen Universitätsbibliothek.
02. 03. Alexander von Humboldt hält vor der physikalischen Klasse der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag »Über das Indische Zahlensystem nach Dezimalklassen«.
11. 03. Eine von Oberbibliothekar Friedrich Wilken angefertigte Übersicht besagt, daß zu diesem Tag 667 Personen Bücher aus der Königlichen Bibliothek in Berlin entliehen hatten.
11. 03. Im Konzertsaal der Singakademie im neuen Gebäude bei der Neuen Wache leitet Felix Mendelssohn Bartholdy die erste Wiederaufführung der Matthäus-Passion Bachs seit dessen Tod in Anwesenheit des Königs, von Schleiermacher, Hegel und Droysen.
14. 03. Aus der St.-Hedwigs-Kirche werden die sterblichen Überreste von Fürst-Bischof Krasicky, der 1773 die Kirche geweiht hatte, in die Gruft der Kathedrale zu Gnesen überführt.
16. 03. König Friedrich Wilhelm III. spricht sich für die gemeinsame Nutzung der nach einem Entwurf von Schinkel errichteten neuen Friedrichswerderschen Kirche durch die französisch-reformierte und die deutsch-reformierte Kirchengemeinde aus.
21. 03. Im Konzertsaal der Singakademie im neuen Gebäude in der Nähe des Schlosses bei der Neuen Wache leitet der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy eine zweite Aufführung (die erste fand am 11. März statt) der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach.
02. 04. Alexander von Humboldt behandelt in einem Akademievortrag unter dem Thema »Über den periodischen Wechsel der Magnetnadel« geomagnetische Erscheinungen. Der Geomagnetismus war eines der Hauptinteressengebiete Humboldts.
07. 04. Alexander von Humboldt wird von König Friedrich Wilhelm III. beauftragt, durch den Baumeister Karl Friedrich Schinkel ein neues Sternwartengebäude projektieren zu lassen und die Pläne mit dem gewünschten Standort einzureichen.
12. 04. Richard Lucae wird in Berlin geboren. Lucae studierte von 1850 bis 1852 an der Bauakademie. Als Architekt lehrte er seit 1859 an dieser Einrichtung und wurde 1873 deren Direktor.
12. 04. Alexander von Humboldt verläßt im Rahmen einer Expedition der russischen Regierung Berlin und fährt über Petersburg, Moskau und Kasan nach Jekaterinenburg. Ziel der Unternehmung war eine Untersuchung der russischen Gold- und Platinlagerstätten im Ural.
29. 04. Eine Kabinettsorder genehmigt die Einführung der Hundesteuer in allen Stadtgemeinden der preußischen Monarchie. Die Steuer mußte von den Kommunalbehörden acht Wochen zuvor angekündigt werden, in Berlin wurde sie ab Oktober 1830 erhoben.
11. 05. Die Rosenthaler und die Oranienburger Vorstadt werden in das städtische Weichbild eingegliedert.
19. 05. Friedrich Cerf wird Direktor des Königstädtischen Theaters.
26. 05. Der Magistrat beschließt, die Hundesteuer einzuführen. Mit dieser neuen kommunalen Abgabe wurden die Finanzen aufgebracht, die die Stadt mit zwei Dritteln der Kosten der Belegung der Bürgersteige mit Granitplatten zu tragen hatte.
27. 05. In Berlin wird der Vertrag über die Zollvereinigung zwischen Preußen-Hessen(-Darmstadt) und Bayern-Württemberg abgeschlossen.
10. 06. Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, Braut des Prinzen Wilhelm von Preußen, des späteren Kaisers Wilhelm I., hält Einzug in Berlin.
11. 06. Prinz Wilhelm, der spätere König Wilhelm I. von Preußen und deutsche Kaiser, heiratet in Berlin die 17jährige Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar.
15. 06. Rudolf Weber wird in Halberstadt geboren. Der Chemiker war 1859 Dozent an der Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte) und Vorsteher des 1884 eingerichteten Laboratoriums an der Technischen Hochschule in Charlottenburg.
17. 06. Das erste Pferderennen des »Vereins für Pferdezucht und Pferdedressur« findet zwischen Lichterfelde und Lankwitz statt.
20. 06. Friedrich Gustav Gauß wird in Bielefeld geboren. Gauß war Geodät und langjährig im preußischen Finanzministerium tätig.
21. 06. Der Bibliothekar Philipp Buttmann, Stifter und bis 1829 erster »Zwingherr« der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin« stirbt in Berlin.
24. 06. Auf der Jahresfeier des »Hauptvereins für christliche Erbauungsschriften in den Preußischen Staaten« predigt in der Bethlehemskirche Prediger Johannes Evangelista Goßner.
23. 07. Aus Anlaß des 50jährigen Dienstjubiläums des Architekten Johann Albert Eytelwein wird von den im Staats- und Kommunaldienst angestellten Baumeistern ein »Eytelwein-Stipendium« begründet.
31. 07. Friedrich Carl Ludwig von Gontard, insgesamt 33 Jahre Platzmajor von Berlin, wird Ehrenbürger der Stadt.
01. 08. Eine erstmals gebildete städtische Schuldeputation erhält den Auftrag, alle 127 städtischen Schulen zu verwalten und zu beaufsichtigen. Damit begann die mehrere Jahrzehnte andauernde Reorganisation des Berliner Schulwesens.
30. 08. George Friedländer wird in Dorpat (Tartu, Estland) geboren. Friedländer war lange Jahre als städtischer Armenarzt tätig. Er schenkte der Stadt Berlin seine umfangreiche Privatsammlung von Flugschriften-Literatur des Jahres 1848.
04. 09. Der Chemiker und Dozent an der Berliner Gewerbeschule Friedrich Wöhler teilt seinem ehemaligen Lehrer Jöns Jacob Berzelius, Professor in Stockholm, in einem Brief die Einrichtung seines neuen Laboratoriums mit.
06. 09. Luise Schulz (verheiratete Luise Northmann) wird in Potsdam geboren. Die Blindgeborene gehörte zu den Berliner Originalen und wurde als Harfenjule bekannt.
09. 09. Eine Verordnung untersagt bei Androhung von Geld- bzw. Gefängnisstrafe, auf Straßen und in öffentlichen Passagen Drachen steigen zu lassen.
30. 09. Franz Reuleaux wird in Eschweiler geboren. Der Maschinenbauingenieur war von 1868 bis 1879 Direktor der Gewerbeakademie in Berlin.
02. 10. In der Großen Hamburger Straße (Mitte) wird die erste Altersversorgungsanstalt der Jüdischen Gemeinde eröffnet. Die Hospitaliten, Männer ab 60, Frauen ab 50, erhielten freie Wohnung sowie Verpflegung, Bekleidung und drei Mark Unterstützung pro Monat.
03. 10. Der Hofmaler Wilhelm Hensel heiratet in Berlin die Musikerin Fanny Mendelssohn Bartholdy, die Schwester des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy.
28. 10. Der Musiker und Chorleiter Otto Friedrich Gustav Hansmann, der 40 Jahre als Organist an der St.-Petri-Kirche wirkte, wird Ehrenbürger der Stadt.
22. 11. Der preußische Staatsmann Gottlob Johann Christian Kunth stirbt in Berlin. Er war u.a. Erzieher der Gebrüder von Humboldt. Im Staatsdienst gehörte er dem Manufaktur- und Commerzcollegium an.
25. 11. Jenny Hirsch wird in Zerbst geboren. Sie war Vorkämpferin der Frauenbewegung und Schriftführerin des Berliner Lette-Vereins von seiner Gründung (1866) an bis zum Jahre 1883.
26. 11. Stadtrat August Karl Friedrich Hollmann erklärt dem Magistrat, daß er das Hospital St. Georg auf seine Kosten ausbauen und erweitern lassen möchte.
15. 12. Rudolf Brandt wird in Berlin geboren. Brandt besuchte von 1846 bis 1850 die Königliche Gärtnerlehranstalt. Der Königliche Gartenbaudirektor war ab 1895 Stadtrat und gründete 1865 eine Kunst- und Handelsgärtnerei in Charlottenburg.
19. 12. Anna Schepeler-Lette, die älteste Tochter des Sozialpolitikers Wilhelm Adolf Lette, wird in Soldin (Neumark) geboren. Ab 1872 war sie Vorsitzende des nach seinem Gründer benannten Lette-Vereins in Berlin.
21. 12. In Berlin wird eine Schneehöhe von 80 cm gemessen. Das langjährige Mittel der maximalen Schneehöhe in der Stadt lag nur bei 40 cm.
28. 12. Alexander von Humboldt kehrt zusammen mit seinen Begleitern, dem Biologen Christian Gottfried Ehrenberg und dem Mineralogen Gustav Rose, von seiner russisch-sibirischen Forschungsreise zurück.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de