Berlin im Jahr 1827
01. 01. Beide Häuser der »Reichwaldtschen Stiftung« in der Schützenstraße werden an Schlachtermeister Rothhämmel verkauft. Die Kapitalzinsen gingen weiter an die Benefiziatinnen entsprechend den Festlegungen der Stifterin Wilhelmine Reichwaldt.
11. 01. Nach einer Untersuchung über den physischen und moralischen Zustand der Bewohner der Wülknitzschen Familienhäuser wird ein Bericht vorgelegt, und es werden Vorschläge zur Abhilfe unterbreitet.
19. 01. Der Stadtkommandant und Gouverneur von Berlin, Ludwig von Brauchitsch, Ehrenbürger der Stadt, stirbt in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Garnisonfriedhof.
12. 02. Die Gebrüder Alberti bestätigen, daß unter Leitung des Maschinenbauers Johann Friedrich August Borsig die Aufstellung einer vom Berliner Unternehmer Anton Egells hergestellten Dampfmaschine in der Maschinenspinnerei Alberti (Schlesien) erfolgt ist.
16. 02. Carl Bernhard Wilhelm Scheibler wird in Gemeret bei Eupen geboren. Der Chemiker, der sich mit den chemischen Problemen der Zuckertechnologie beschäftigte, richtete 1866 in Berlin ein chemisches Laboratorium für Forschungen in der Zuckerindustrie ein.
18. 02. Heinrich Ferdinand Karl Brugsch wird in Berlin geboren. Der Ägyptologe Brugsch war ab 1854 in Berlin Privatdozent, ein Jahr später Assistent am ägyptischen Museum. Er wurde 1881 durch Khedive Tecofik Pascha mit dem Pascha-Titel geehrt.
 
16. 04. Die Albrecht-, Karl- (Reinhardtstraße), Luisen-, Marien- und Schumannstraße erhalten ihre Namen.
29. 04. Die fünfte Oper von Felix Mendelssohn Bartholdy (Die Hochzeit des Camacho) gelangt in Berlin zur Aufführung.
01. 05. Die »Städtische Sparkasse« legt ihre Zinssätze neu fest. Die Spareinlagen wurden nun um ein Prozent niedriger verzinst als im Gründungsjahr 1818 festgelegt.
12. 05. Der Naturforscher Alexander von Humboldt, der auf Geheiß des Königs nach fast zwanzigjähriger Abwesenheit von Paris nach Berlin zurückkehrte, beginnt mit Vorlesungen über physische Weltbeschreibung. Damit begann die naturwissenschaftliche Volksbildung.
20. 05. Der Jurist Dr. Carl Gustav Homeyer, der seit 1822 an der Berliner Universität lehrt, wird zum außerordentlichen Professor der Universität ernannt. Homeyer blieb sein ganzes Leben der Universität treu.
30. 05. Professoren der Berliner Universität protestieren durch ein Memorandum beim Kultusministerium gegen finanzielle Einschränkungen, die die Königliche Bibliothek betreffen.
29. 06. Der Rabbiner Jacob Joseph Oettinger weiht den nach Plänen des Stadtbaurats Friedrich Wilhelm Langerhans angelegten neuen Jüdischen Friedhof an der Chaussee nach Pankow (Schönhauser Allee 23-25) mit der Beerdigung von Sara Meyer ein.
03. 07. Alexander von Humboldt hält in einer öffentlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften einen Vortrag über »die Hauptursachen der Temperatur-Verschiedenheit auf dem Erdkörper«.
08. 07. In der Luisenstadt nimmt eine Sonntagsschule für Mädchen den Unterricht auf. Ein knappes Jahr zuvor war bereits eine Sonntagsschule für Knaben in der Luisenstadt eröffnet worden.
22. 07. Madame Dutitre, eines der Alt-Berliner Originale, stirbt. Sie wurde auf dem Französischen Friedhof (Mitte) beigesetzt.
13. 08. Die königliche Regierung des Regierungsbezirks Potsdam bietet in einer Zirkularverfügung an alle Superintendenten und Schulinspektoren den Seidenanbau für Schullehrer und Küster als Nebenverdienst an.
26. 08. Der Magistrat berichtet über das »Fremden-Geschenk« der Berliner Schlächter-Gewerke für eingewanderte Gesellen zu deren Unterstützung und über Begründungen für die Beibehaltung dieser Maßnahme.
02. 09. In acht Sälen der Akademie der Wissenschaften wird die bis zum 15. Oktober andauernde zweite Berliner Gewerbe-Ausstellung eröffnet. Von den 208 Ausstellern stammten 105 aus Berlin. Die erste Berliner Gewerbe-Ausstellung (182 Aussteller) fand 1822 statt.
09. 09. Durch »Kabinettsordre« werden für den Etat 1828-1830 der Königlichen Bibliothek in Berlin folgende Stellen festgelegt: 1 Oberbibliothekar, 1 Bibliothekar, 4 Kustoden, 3-4 Gehilfen oder Assistenten, 2 Sekretäre (Schreiber) und 2 Bibliotheksdiener.
09. 09. Durch »Kabinettsordre« wird der Anschaffungsetat (Erwerbungsfonds) für die Königliche Bibliothek auf 7 000 Taler hinaufgesetzt. Dazu kamen 1 000 Taler zur Anschaffung von Handschriften und Prachtwerken.
14. 09. Der in Berlin geborene Physiker, Chemiker und Technologe Heinrich Gustav Magnus erhält für seine Dissertation »De Tellurio« den Doktorgrad von der Philosophischen Fakultät in Berlin.
15. 10. Johann Heinrich Friedrich Adler wird in Berlin geboren. Adler studierte an der Berliner Bauakademie, wurde 1854 Baumeister und 1859 als Lehrer an die Bauakademie berufen, der er bis 1903 angehörte. Er baute u.a. die Christus- und Thomaskirche.
20. 10. Durch eine ministerielle Verfügung wird den Zöglingen der höchsten Stufe der Gärtnerlehranstalt gestattet, bei ihrer Ausbildung zu »Kandidaten der botanischen und bildenden Gartenkunst« geeignete Vorlesungen an der Berliner Universität zu besuchen.
29. 10. Das Diorama der Gebrüder Gropius in der Georgenstraße 12 (Mitte) wird eröffnet. Große Gemälde konnten hier von hinten in verschiedener Weise beleuchtet werden und somit wechselnde Stimmungen für den Betrachter erzeugen.
01. 11. Der klassische Philologe Wilhelm Dindorf, Sohn eines Leipziger Bibliothekars, wird zum ersten Custos der Königlichen Bibliothek in Berlin ernannt. Dindorf übte dieses Amt jedoch nur ein Jahr lang aus.
19. 11. Ein Major von Oesfeld fordert in der Vossischen Zeitung die Besitzer von Heberbarometern auf, sich an vergleichenden Wetterbeobachtungen zu beteiligen.
01. 12. Die Berliner Stadtpost wird mit 36 Postbezirken und 60 Briefsammelstellen eröffnet.
01. 12. Der Bibliothekar Philipp Buttmann, Stifter und erster »Zwingherr« der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«, führt einen seiner Söhne, den »studiosus August«, als Gast in diese Gesellschaft ein.
06. 12. Nach langwierigen Verhandlungen wird beschlossen, die philosophische Klasse der Akademie der Wissenschaften mit der historisch-philologischen Klasse unter dem Namen »philosophisch-historische Klasse« zu verschmelzen.
29. 12. Der Chemiker Friedrich Wöhler, seit 1825 Dozent an der Gewerbeschule, macht dem Kuratorium gegenüber seine Forderung nach Erhöhung seines Gehaltes von 800 auf 1 000 Taler deutlich, da er sich sonst möglicherweise nach einer anderen Stelle umsehen würde.

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