Berlin im Jahr 1813
01. 01. Die erste private Aktiengesellschaft, die Berlinische Feuer-Versicherungs-Anstalt in der Spandauer Straße 81, nimmt ihre Tätigkeit auf.
04. 01. Die Nachricht von der Konvention von Tauroggen, dem am 30. Dezember 1812 geschlossenen Waffenstillstand zwischen Preußen und Rußland, trifft in Berlin ein, wird jedoch nicht veröffentlicht.
22. 01. König Friedrich Wilhelm III. verläßt mit Hof und Zentralregierung das seit Ende März 1812 wieder von napoleonischen Truppen besetzte Berlin in Richtung Breslau.
09. 02. Die Berliner Studenten beschließen, sich bei den freiwilligen Jägerkorps einzuschreiben.
19. 02. Karl Friedrich Friesen und Friedrich Ludwig Jahn treten als erste Freiwillige in das Lützowsche Freikorps ein, das am Vortag in Berlin gegründet worden war.
20. 02. Eine Kosakenabteilung des General von Tschernitschew unter Oberst von Tettenborn erscheint für einen Tag vor dem noch von Franzosen besetzten Berlin und entsendet einzelne Hundertschaften in die Stadt.
20. 02. Freiherr Alexander von Blomberg fällt als erstes Opfer in den deutschen Freiheitskämpfen bei dem Versuch, das Königstor mit einigen Kosaken einzunehmen. Das 1913 aufgestellte Blomberg-Denkmal (Friedenstraße 1, Friedrichshain) erinnert an diesen Vorstoß.
21. 02. Der Physiker Thomas Seebeck entdeckt die sogenannten »entoptischen Figuren«.
03. 03. Russische Truppen schließen die Festung und Stadt Spandau ein, die von napoleonischen Truppen besetzt gehalten wird.
04. 03. Während eines Gefecht zwischen Kosaken und Franzosen schlagen Kanonenkugeln in Zehlendorf ein. Eine Kugel, die dem Müller Lorenz durchs Dach schlug, ist im Zehlendorfer Heimatmuseum zu besichtigen.
04. 03. Die französische Garnison unter Marschall Nicolas-Charles Oudinot verläßt Berlin durch das Hallesche Tor, während gleichzeitg die russische Avantgarde unter Fürst Repnin durch das Oranienburger Tor in die Stadt einmarschiert.
04. 03. Vor Tagesanbruch räumt die französische Garnison die Stadt und verläßt Berlin durch das im Süden gelegene Hallesche Tor. Die fliehenden Franzosen wurden von Kosaken verfolgt. Gegen 6.00 Uhr ziehen russische Truppen von Norden her in Berlin ein.
04. 03. Während des Gefechts zwischen Kosaken und Franzosen wird die Schulstube von Zehlendorf zum Lazarett. Die Toten (acht Franzosen, drei Russen) wurden in der Nordwestecke des Kirchhofs, dem »Franzosenfriedhof«, begraben.
06. 03. Die Berliner Bürgerschaft ruft zur Entgegennahme der patriotischen Gaben auf.
08. 03. In Berlin haben 40 Seifensiedereien, sieben Wachslichtfabriken, 79 Gerbereien, 39 Bier- und 140 Branntweinbrauereien, 17 Tabakfabriken, eine Porzellanfabrik und eine Eisenschmelze ihren Standort.
11. 03. Das russische Korps unter Graf Wittgenstein trifft, vom Prinzen Heinrich begrüßt, in Berlin ein.
17. 03. Das Landwehr-Aufgebot wird verkündet. Eine entsprechende Verordnung trat erst am 8. Mai in Kraft. Sie wurde von den Reformern Gerhard von Scharnhorst, August Neidhardt Graf von Gneisenau und Theodor von Hippel erarbeitet.
17. 03. General Johann David Ludwig Yorck von Wartenberg zieht mit seinem Korps in Berlin ein.
19. 03. Der Chemiker und Pharmazeut Martin Heinrich Klaproth hält vor der Medizinisch-chirurgischen Gesellschaft einen Vortrag über den Blausäuregehalt von Aqua Amygdalarum amararum und Aqua laurocerasi.
20. 03. Die Berliner Polizeibehörden werden angewiesen, keine Pässe für Reisen ins Ausland auszustellen.
26. 03. Mit der Bekanntmachung eines Ausschusses unter der Leitung des Polizeipräsidenten wird die Einberufung der Landwehr in Berlin eingeleitet. Die Landsturmverordnung wurde am 21. April erlassen und trat am 8. Mai in Kraft.
27. 03. General Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenberg verläßt mit seinem Korps Berlin.
01. 04. Das »Russisch-deutsche Volksblatt«, das bis zum 29. Juni 1813 erschien, wird in Berlin herausgegeben. Die Zeitung trat für die deutsch-russische Waffenbrüderschaft ein.
01. 04. Carl Friedrich Rammelsberg wird in Berlin geboren. Rammelsberg studierte an der Berliner Universität Chemie. 1850 war er Lehrer der Chemie und Mineralogie am Gewerbeinstitut und von 1874 bis 1891 Direktor des II. Chemischen Instituts der Universität.
03. 04. Die »Spenersche Zeitung« fordert in einem Aufruf die Bevölkerung zur Finanzierung des Kampfes gegen die napoleonische Fremdherrschaft auf. Daraufhin wurden in Berlin rund 160 000 goldene Ringe, Ketten und andere Schmuckgegenstände abgegeben.
20. 04. In einer Anzeige wird angeboten: »Weil wohlfeiler als Fleisch: Klippfisch, den auch die Russen gern essen ...
21. 04. Die Verordnung über den Landsturm wird erlassen. In Kraft trat diese Verordnung erst am 8. Mai.
27. 04. Spandau wird von der napoleonischen Besetzung befreit.
02. 05. Philipp Heinrich Wolff wird in Berlin geboren. Der Ohrenarzt veröffentlichte neben seiner Arzttätigkeit Gedichte und zahlreiche dramatische Werke unter dem Pseudonym Ernst Walter.
03. 05. Das aufgrund der Landwehrverordnung vom 17. März gebildete erste Berliner Landwehr-Bataillon wird in der Marienkirche vereidigt.
08. 05. Hermann von Boyen, Generalstabschef des Korps Bülow, trifft im Auftrag des preußisch-russischen Oberkommandos in Berlin ein, um u.a. den Bau von Verteidigungsanlagen zu beschleunigen.
10. 05. Der Entomologe (Insektenkundler) Johann Carl Wilhelm Illiger stirbt. Illiger war Professor der Naturgeschichte und erster Direktor des Zoologischen Museums der Berliner Universität. Bekannt wurde er durch sein Magazin für Insektenkunde.
28. 05. Die Brandstifter Peter Horst und Christiane Delitz, die u.a. das Dorf Schönerlinde eingeäschert hatten, werden vor dem Oranienburger Tor auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
01. 06. Arthur Lutze wird in Berlin geboren. Der herzoglich-anhaltinische Sanitätsrat, Doktor der Medizin und Chirurgie, beschäftigte sich vorrangig mit Homöopathie und Magnetismus.
07. 06. Maximilian Friedrich Karl Franz Graf von Hatzfeld zu Trachtenberg-Schönstein wird in Berlin geboren. Der Diplomat war u.a. preußischer Gesandter in Paris beim Präsidenten der Französischen Republik, Louis Napoleon, und bei Kaiser Napoleon III.
08. 06. Carl Friedrich Leopold von Gerlach, erster Oberbürgermeister der Stadt, stirbt in Berlin.
29. 06. Prinz August von Preußen begibt sich nach Spandau, um sich den Fortgang der Arbeiten an der Festung anzusehen.
01. 07. Aufgrund der Verordnung zur Verteidigung des Vaterlandes und zur Errichtung der Landwehr vom 17. März wird in Berlin der Personenkreis bekanntgegeben, der Abgaben zu leisten hat.
06. 07. Auf Einladung der Prediger Dr. Mann und Friedrich A. Pischon versammeln sich in der Garnisonschule mehrere Berliner Lehrer, um erstmalig Fragen der Erziehung und des Unterrichts gemeinsam zu besprechen. Daraus entstand der Berlinische Schullehrerverein.
06. 07. Conrad Gottlieb Ribbeck, Oberkonsistorialrat und Propst zu Berlin, wird zum ersten Ehrenbürger der Stadt ernannt.
16. 07. Der Berlinische Schullehrerverein (älterer Berliner Lehrerverein) legt in 18 Sätzen die Statuten des Vereins fest, die als Hauptinhalt die Einstellung auf eine ernste erziehungswissenschaftliche Arbeit hatten.
24. 07. Das Gebäude der Köllnischen Schule wird eingeweiht. Die Schule wurde mit dem am 13. Juli 1574 gegründeten Gymnasium zum Grauen Kloster zum Berlinisch-Köllnischen Gymnasium vereinigt.
11. 08. Der Mediziner Karl Asmund Rudolphi wird zum vierten Rektor der Berliner Universität gewählt.
16. 08. In Berlin wird eine Übersicht zu Straßenumbenennungen veröffentlicht. Die neuen Straßennamen mußten auf Blechtafeln, die an die Eckhäuser angebracht wurden, kenntlich gemacht werden.
18. 08. Das öffentliche Tabakrauchen auf den Straßen und Promenaden in Berlin, Charlottenburg und Tiergarten wird bei Androhung von Geldstrafe verboten.
19. 08. Der Musiker Johann Karl Friedrich Rellstab stirbt in seiner Vaterstadt Berlin. Er hinterließ dem Berliner Kunstleben musiktheoretische Werke und Kompositionen, darunter Oratorien, Kantaten, eine Oper und viele Lieder.
23. 08. In der Schlacht bei Großbeeren, im Süden von Berlin, erringen Preußen und Russen den ersten größeren Sieg über die auf Berlin marschierende napoleonische Armee und wenden damit für die Residenzstadt die Gefahr einer erneuten Besetzung ab.
24. 08. Der Stralauer Fischzug wird trotz strenger behördlicher Verhaltensvorschriften sehr ausgelassen begangen.
26. 08. Der Feldweg vom Halleschen Tor zur Hasenheide (Kreuzberg) erhält den Namen Pionierweg. Am 31. Oktober 1864 wurde er in Blücherstraße umbenannt.
06. 09. In der Schlacht bei Dennewitz wird der zum neuen Angriff auf Berlin ansetzenden napoleonischen Armee eine empfindliche Niederlage beigebracht. Der Bedrohung Berlins durch Napoleon wurde damit ein Ende gesetzt.
13. 09. Der Zehlendorfer Lehrer Schäde listet den ihm zugefügten Schaden während der Schlacht von Großbeeren (23. August 1813) auf. Bei Zehlendorf standen preußische, russische und schwedische Truppen unter dem Kommando des schwedischen Kronprinzen Bernadotte.
24. 09. Der Chemiker und Pharmazeut Martin Heinrich Klaproth hält vor der Medizinisch-chirurgischen Gesellschaft Vorträge über die Verfälschung der Chinarinde mit Cortex Hippocastani, die Bereitung des Vanillesirups und zwei Geheimmittel gegen die Krätze.
28. 09. Für die Benutzung der Königlichen Bibliothek wird ein Reglement erlassen.
29. 09. Eine polizeiliche Bekanntmachung legt fest, daß Pferde, andere Tiere und Sachen jeglicher Art von Kriegsschauplätzen nicht mitgenommen werden dürfen. Konnte kein Eigentumsnachweis erbracht werden, galten mitgeführte Dinge als geplündert oder gestohlen.
29. 09. Eine Verordnung legt fest, daß die bei den Gefechten gegen die französischen Truppen zurückgebliebenen Lazarett-Gegenstände, wie chirurgische Instrumente, wertvolle Arzneimittel usw., in der Kaserne an der Weidendammer Brücke abzugeben seien.
02. 10. Wie die Vossische Zeitung meldet, hat die Prinzessin Charlotte von Preußen eine Handzeichnung des in den Befreiungskriegen siegreichen Generals Gebhard Leberecht Fürst Blücher von Wahlstatt entworfen, die als Kupferstich herausgegeben wird.
05. 10. Um das Erkennen der Hausnummern zu erleichtern, werden Nummernschilder an den Frontwänden der Häuser dicht neben den Straßenlaternen angebracht. Die großformatigen schwarzen Ziffern waren schwarz eingefaßt und mit einem Richtungspfeil versehen.
12. 10. Meyer Beer (später Giacomo Meyerbeer) bringt den Psalm »Gott ist mein Hirte« für zwei Chöre und fünf Solostimmen in der Berliner Singakademie zur Aufführung.
20. 10. Im Königlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) wird die Siegesnachricht von der Völkerschlacht bei Leipzig verlesen und mit großem Jubel aufgenommen.
23. 10. Die »Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin« feiert »am Tag der frohen Nachricht von der Ankunft Sr. Maj. unseres Königs (Friedrich Wilhelm III.) in Potsdam« den Sieg in der Völkerschlacht bei Leipzig nach.
24. 10. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. kehrt nach der siegreichen Völkerschlacht bei Leipzig nach Berlin zurück.
24. 10. Anläßlich des Sieges über Napoleon in der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 18. Oktober 1813 wird in sämtlichen Kirchen Berlins ein feierliches Dankfest begangen.
26. 10. Der nach der Schlacht bei Leipzig gefangengenommene König Friedrich August I. von Sachsen trifft als Staatsgefangener Preußens in Berlin ein und wird im Schloß einquartiert.
27. 11. Die Berlinische Schulkommission bietet für die Elementarschulen »Biblische Wochensprüche und Liederverse zum Gebrauch für Schulen« an.
12. 12. Die Sperre wegen der Rinderpest in Marienfelde wird aufgehoben. In Tempelhof blieb die Sperre bestehen.
17. 12. Der Chemiker und Pharmazeut Martin Heinrich Klaproth erörtert in einem Vortrag vor der Medizinisch-chirurgischen Gesellschaft verschiedene pharmazeutische Themen, u.a. die chinesische Arzneimittelkunde.
20. 12. Laut einer Königlichen Kabinettsorder bedarf künftig jede Straßenbenennung in Berlin der Zustimmung des Königs.
21. 12. Der Apotheker Hausmann gibt bekannt, daß er die in der großen Friedrichstraße 173 (Mitte) gelegene Schweizer Apotheke an den Administrator der Roseschen Apotheke, Johann Daniel Riedel, verkauft hat und derselbe diese zum 1. Januar 1814 übernimmt.
30. 12. Johann Daniel Riedel, der 1808 in der Valentin Roseschen Apotheke eine Rezeptarstelle erhalten hatte, wird Bürger von Berlin. Im Jahr darauf, 1814, erwarb er die Schweizer Apotheke »Zum Schwarzen Adler« in der großen Friedrichstraße 173 (Mitte).

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