Berlin im Jahr 1810
01. 01. Wilhelm Ludwig Georg Graf zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein wird zum ersten Oberkammerherrn am preußischen Hofe ernannt.
05. 01. Aufgrund des Paragraphen 19 des Polizeireglements wird das »Legitimationszeichen für Polizeioffizianten« eingeführt. Die Medaille für die unteren Dienstgrade war aus Kupfer, die für die Kommissare aus Silber gefertigt.
18. 01. F. W. Gustav Radicke wird in Berlin geboren. Radicke war Physiker und hatte eine Professur in Bonn.
18. 01. Friedrich Wilhelm III. empfiehlt der Akademie der Wissenschaften auf Rat Wilhelm von Humboldts, dem Leiter der Königlichen Bibliothek Johann Erich Biester das Amt eines Sekretärs der philosophischen Klasse zu verleihen, was dieser jedoch nicht annahm.
15. 02. Johann August Eduard Mandel wird in Berlin geboren. Er gilt als Meister der modernen Kupferstecherkunst und Vertreter des strengen Linienstiches. Mandel war Vorsteher des Ateliers für Kupferstechkunst der Berliner Akademie der Künste.
17. 02. König Friedrich Wilhelm III. gründet die »Allgemeine Kriegsschule« in Berlin.
28. 02. Die jährliche Zuwendung für die Königliche Bibliothek in Berlin wird von 2 000 auf 3 500 Taler erhöht und bleibt neun Jahre lang auf dieser Höhe. 2 000 Taler davon waren für Bücheranschaffungen bestimmt.
05. 03. Hermann Schmidt wird in Berlin geboren. Schmidt war königlich-preußischer Hofkomponist und Ballettdirigent.
17. 03. Die Servis- und Einquartierungs-Deputation wird als Magistratsbehörde eingerichtet. Ihre Aufgabe bestand seit 1815 auch darin, die Haus- und Mietsteuer einzuziehen.
26. 03. Wilhelm von Humboldt überreicht als Chef der Sektion für öffentlichen Unterricht dem Innenministerium eine Denkschrift mit dem Ziel, die Tierarzneischule wegen ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung in die Universität einzugliedern.
27. 03. Adolf Brennglas (Adolf Glaßbrenner) wird in Berlin, Leipziger Straße, als Sohn eines Putzfederfabrikanten geboren. Ab 1828 trat er mit journalistischen und literarischen Arbeiten hervor. Er gab u.a. die Reihe »Berlin, wie es ist und - trinkt« heraus.
27. 03. Zum Andenken an den nach dem Tilsiter Frieden erfolgten Einzug König Friedrich Wilhelms III. in Berlin am 23. Dezember 1809 erhalten das Bernauer Tor und die Bernauer Straße die Bezeichnungen neues Königstor und Neue Königstraße (Otto-Braun-Straße).
23. 04. Der Entomologe Johann Karl Wilhelm Illiger wird als Leiter des neu gegründeten Zoologischen Museums nach Berlin berufen.
15. 05. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel wird zum Geheimen Oberbau-Assessor berufen.
20. 05. Der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten, seit 1789 Dozent für Mineralogie und Bergbauwissenschaften an der hiesigen Bergakademie, stirbt in Berlin.
23. 05. Wilhelm von Humboldt überreicht König Friedrich Wilhelm III. einen Generalbericht zur Ausführung der Kabinettsorder vom 16. August 1809, die als Stiftungsurkunde der Berliner Universität gilt.
30. 05. Eine Kommission »zur Errichtung der Universität« in Berlin, bestehend aus Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden, Johann Wilhelm Süvern und Friedrich Daniel Schleiermacher, wird durch eine Kabinettsorder eingesetzt.
04. 06. Karl August Fürst von Hardenberg wird zum Staatskanzler ernannt.
14. 06. Das Abschiedsgesuch, das Wilhelm von Humboldt, Leiter der Sektionen des Kultus und des öffentlichen Unterrichts, eingereicht hatte, wird bewilligt. Humboldt hatte wegen Verwässerung des Steinschen Verfassungsplanes seinen Abschied eingereicht.
18. 07. Der Mathematiker Carl Friedrich Gauß von der Universität Göttingen wird zum auswärtigen Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften gewählt.
18. 07. König Friedrich Wilhelm III. begibt sich auf die Nachricht von der schweren Erkrankung der Königin Luise zusammen mit Kronprinz Friedrich Wilhelm und Prinz Wilhelm von Charlottenburg zum Aufenthaltsort der Königin nach Hohenzieritz.
19. 07. Königin Luise stirbt um 9.00 Uhr an einer Lungenentzündung im Alter von 34 Jahren bei einem Besuch ihres Vaters in Hohenzieritz bei Neustrelitz.
27. 07. Der Trauerzug mit der sterblichen Hülle der preußischen Königin Luise, die am 19. Juli auf Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz verstorben war, trifft in Berlin ein. An den darauffolgenden Tagen war die Verstorbene im Schloß aufgebahrt.
30. 07. Die am 19. Juli verstorbene Königin Luise wird zunächst in der Domgruft beigesetzt. Ihr Sarg verblieb dort bis zur Fertigstellung des Mausoleums im Charlottenburger Schloßpark.
10. 08. Die Einrichtungskommission beschließt, den Heidelberger Theologen Philipp Konrad Marheineke an die neugegründete Berliner Universität zu berufen.
11. 08. Der Philologe Friedrich Heinrich von der Hagen trägt seinen Wunsch vor, an der neu zu gründenden Berliner Universität eine außerordentliche Professur für das deutsche Altertum einzurichten.
29. 08. Der Mediziner Carl Ferdinand von Graefe wird an die medizinische Fakultät der Berliner Universiät berufen und begann im Oktober des Jahres mit Vorlesungen.
18. 09. Die Sektion des öffentlichen Unterrichts im Ministerium des Innern veröffentlicht das erste Vorlesungsverzeichnis der Berliner Universität.
21. 09. Friedrich Heinrich von der Hagen wird als außerordentlicher Professor der deutschen Sprache und Literatur, ohne Gehalt, an der Berliner Universität angestellt. Von der Hagen führte das Altdeutsche in den Kreis der Universitätsstudien ein.
22. 09. Die Einrichtungskommission der Berliner Universität bittet kurz vor der Eröffnung König Friedrich Wilhelm III. um Ernennung des ersten Rektors, der Dekane und der berufenen Professoren sowie um Bestätigung des vorläufigen Reglements.
22. 09. In einem Abschlußbericht an den König zu Einrichtungen und Berufungsverhandlungen für die neue Berliner Universität stellt die damit beauftragte Kabinettssektion deren Einzigartigkeit und Vielfalt im Vergleich zu anderen deutschen Universitäten heraus.
28. 09. Eine Kabinettsorder genehmigt den Bericht der Unterrichtssektion vom 22. September zur Universitätsgründung und ernennt Theodor Anton Heinrich Schmalz zum Rektor der Universität.
01. 10. Die erste Ausgabe der »Berliner Abendblätter«, gegründet und herausgegeben von Heinrich von Kleist, erscheint in Julius Eduard Hitzigs Verlag.
01. 10. Die Unterrichtssektion fordert den Rektor der Berliner Universität, Theodor Anton Heinrich Schmalz, auf, die Immatrikulation zu beginnen.
03. 10. Die »Berliner Abendblätter« berichten, daß der Schreiber Seidler, wohnhaft Friedrichstraße 56 (Mitte), am Vortag einen sogenannten Brandbrief gefunden hat, in dem angedroht wurde, Berlin binnen weniger Tage an allen acht Ecken anzuzünden.
06. 10. Die ersten sechs Studenten werden an der Berliner Universität »ordentlich immatrikuliert«. Im Palais des Prinzen Heinrich waren Hörsäle eingerichtet worden. Im Lektionsverzeichnis waren 58 Dozenten eingetragen. Die Zahl der Studierenden betrug 256.
10. 10. Mit der Wahl des ersten Senats wird im Universitätsgebäude die Eröffnung der Berliner Universität vollzogen. Der Rektor Prof. H. Schmalz verpflichtete die Professoren zum Gehorsam gegen den König und zur Treue im Beruf.
15. 10. Der Vorlesungsbetrieb an der neu gegründeten Berliner Universität (ab 1828 Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin) beginnt mit Vorlesungen des Mediziners Christoph Wilhelm Hufeland.
18. 10. Durch eine Kabinettsorder wird die Mineralogische Sammlung der Bergakademie zur Universitätssammlung erklärt. Ab 1814 führte sie den Namen »Mineralogisches Museum der Universität zu Berlin« und wurde im Universitätsgebäude Unter den Linden untergebracht.
21. 10. Johann Gottlieb Fichte beginnt mit seinen Vorlesungen an der neu gegründeten Berliner Universität.
27. 10. Die Technische Deputation für Handel und Gewerbe wird vom Geheimen Staatsrat Gottlob Johann Christian Kunth ins Leben gerufen.
29. 10. Die Berliner Universität (ab 1828 Friedrich-Wilhelms-Universität) nimmt den vollen Lehrbetrieb auf.
29. 10. Ernst Eduard Kummer wird in Sorau geboren. Der Mathematiker wurde 1855 als Nachfolger von Gustav Peter Lejeune-Dirichlet an die Berliner Universität berufen.
02. 11. Durch ein Edikt wird die Gewerbefreiheit für Apotheken eingeführt. Der Erwerb eines Gewerbescheins berechtigte unter der Voraussetzung der fachlichen Qualifikation zum Betrieb einer Apotheke.
14. 11. Im Ausflugslokal »Dusterer Keller«, einem ehemaligen Kelterhaus in einer Schlucht am Rande des Tempelhofer Berges, wird der »Deutsche Bund« (auch Jahn-Friesen-Verein) gegründet, der sich den Kampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft zum Ziel stellt.
15. 11. Der seit April 1804 als Archivassistent am Geheimen Staatsarchiv zu Berlin angestellte Carl Wilhelm Cosmar bittet in einem Gesuch um seine Ernennung zum Archivar.
22. 11. König Friedrich Wilhelm III. empfängt eine Abordnung der ersten Studenten an der Berliner Universität. Er erinnerte sie an Zweck und Pflichten des Studiums und ermahnte sie, in der Residenzstadt nicht das rohe Wesen anderer Universitäten zu treiben.
24. 11. In einer Schenkungsurkunde von Friedrich Wilhelm III. wird das Palais des verstorbenen Prinzen Heinrich von Preußen, welches »von dem Opernplatz, dem Festungsgraben, der Letzten und der Stallstraße begrenzt wird«, der Berliner Universität übereignet.
23. 12. Die sterblichen Überreste der Königin Luise, die am 27. Juli von Hohenzieritz nach Berlin gebracht worden waren, werden vom Dom in Berlin in das für sie errichtete Mausoleum im Schloßpark Charlottenburg umgebettet.
23. 12. Karl Richard Lepsius wird in Naumburg an der Saale geboren. Der Professor für Archäologie war ab 1865 Direktor des Ägyptischen Museums und ab 1851 Mitglied der 1809 gegründeten »Gesetzlosen Gesellschaft zu Berlin«.

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