Berlin im Jahr 1770
01. 01. Die Altermänner der kombinierten deutschen und französischen Kaufmannsgilde von Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt bescheinigen Johann D. G. Kleine, daß er sechs Jahre lang in der Seidenhandlung Täuffer gelernt hat.
12. 01. König Friedrich II. ersucht seinen Minister Carl Joseph Maximilian Freiherr von Fürst und Kupferberg, alle Königlichen Universitäten anzuweisen, nicht allein historische und praktische Mineralogie, sondern auch das Fach »Bergrechte« intensiv zu lehren.
07. 02. Es wird eine königliche Verordnung bekanntgegeben, »wie es in Zukunft mit dem zu Berlin und Potsdam zum Verkauf einzubringenden Bauer- Fuder-Holtze gehalten werden soll«.
08. 02. Es wird die »Landesherrliche Erlaubnis für die Assecuranz-Compagnie zu Berlin, auch für Manufacturen, Fabriquen, Waaren und Waaren-Lager und Magazine, Versicherungen für Feuers-Gefahr zu geben« bekanntgegeben.
31. 03. Durch das »Königl. Preuß. General-Post-Amt« ergeht ein »Reglement für die Brief-Träger in den Residentzen Berlin«, das u.a. das zweimalige Briefaustragen pro Tag und das Tragen des Königlichen Post-Schildes auf der Brust verordnete.
05. 04. König Friedrich II. läßt eine »Gerichts-Ordnung, nebst revidirter Sportel-Ordnung (Gerichtsgebührenordnung) für die Stadtgerichte der Königlichen Haupt- und Residentz-Städte Berlin, auch erneuerte Taxe für die Advocaten« veröffentlichen.
09. 04. Thomas Seebeck wird in Reval (Tallin, Estland) geboren. Der Physiker war u.a. auf den Gebieten Elektrizität, Magnetismus und Optik tätig. Seebeck wirkte 13 Jahre an der Berliner Akademie der Wissenschaften.
21. 04. Friedrich II. befiehlt, vor dem Hamburger Tor in der Nähe der Kolonie Neu-Voigtland 100 ausländische Gärtnerfamilien anzusiedeln. Die Gärtner sollten Obstkulturen anlegen und die Sandwüste urbar machen. Die Siedlung wurde als Gärtner-Kolonie bekannt.
30. 04. Die höchsten Minister bitten König Friedrich II., das Verfahren gegen Erich Christoph Edler Herr von Plotho einzustellen, da der ehemalige Gesandte die zurückbehaltenen Gelder allein zu dienstlichen Zwecken verwendet habe.
 
08. 06. Der Naturwissenschaftler Johann Heinrich Lambert wird zum Oberbaurat von Berlin ernannt.
24. 06. Die Ältesten der Kaufmannschaft für Spezerei- und Materialhandel Johann J. Gilles und Johann J. Wetter stellen Johann Daniel Grawe auf Bitten seines Lehrherren Gottlob E. Lippe seinen Lehrbrief aus.
05. 07. Pfarrer Jean Pierre Erman eröffnet das »Séminaire de Théologie« (Prediger-Seminar) in den Schulräumen des Konsistorialgebäudes in der Niederlagstraße. Das Seminar, dessen erster Direktor Erman wurde, bildete Priester der Franz.-Reformierten Kirche aus.
24. 07. Simon Pallas stirbt. Er war Professor der Chirurgie am Berliner Collegium medico-chirurgicum und erster Wundarzt an der Charité.
03. 08. 72 Kanonenschüsse verkünden den Berlinern die Geburt eines Prinzen. Geburtshelfer bei der schwierigen Entbindung des Thronfolgers und späteren Königs Friedrich Wilhelm III. in Potsdam war Hofrat Joachim Friedrich Henckel, Direktor der Charité.
27. 08. Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird in Stuttgart geboren. Der Philosoph kam 1817 als Nachfolger Fichtes an die Berliner Universität, deren Direktor er ab 1820 war. Seine Wohnung befand sich Am Kupfergraben 4.
06. 09. Theodor Heinsius wird in Berlin geboren. Der Grammatiker, Lehrer und Lexikograph war von 1801 bis 1847 Deutsch-Lehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster. Er verfaßte eine Reihe von Grammatik- und Wörterbüchern.
01. 10. Der Botaniker Johann Gottlieb Gleditsch, der 1746 Direktor des Berliner Botanischen Gartens geworden war, wird vom Generaldirektorium beauftragt, in Berlin forstwissenschaftliche Vorlesungen zu halten.
15. 10. Am Berginstitut, der späteren Bergakademie, beginnen die Vorlesungen mit 22 Hörern zunächst in den Wohnungen der fünf Dozenten. Die offizielle Gründung fand am 18. Oktober statt.
18. 10. Auf Anregung von Friedrich II. wird in Berlin die Bergakademie als Berg- und Hüttentechnisches Institut gegründet. Der König benötigte für die Verwaltung wissenschaftlich und technisch geschulte Beamte, vor allem für die schlesischen Gebiete.
09. 11. Der preußische Justizbeamte Philipp Joseph von Jariges, seit 1755 Großkanzler der Justiz in Berlin, stirbt.
21. 11. Der Rechtsgelehrte Christian Philipp Gause stirbt in Berlin. Der 1707 in Berlin gebore Gause war seit Januar 1736 als Geheimer Archivar am Geheimen Staatsarchiv zu Berlin tätig.
24. 12. Sophie Friederike Koch (verh. Sophie Friederike Krickeberg) wird in Magdeburg geboren. Die Schauspielerin gab am 16. Februar 1787 ihr Debüt in Berlin und erhielt zu ihrem 50. Bühnenjubiläum die preußische goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.

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