Berlin im Jahr 1715
01. 01. Das Glockenspiel der Parochialkirche, ein Geschenk König Friedrich Wilhelms I., erklingt für die Bewohner Berlins zum erstenmal.
08. 01. In einer königlichen Resolution wird angeordnet, daß »zu Bestellung der Nachtwachen in denen Residentzien« auch die »Eximirten« (von den städtischen Lasten Befreite) ihren Beitrag leisten sollen. Hausbesitzer sollten monatlich einen Groschen entrichten.
09. 01. Da die Refugiés (Hugenotten) in Berlin seit 1705 bereits drei Kirchen, aber keine Parochialeinteilung hatten, sieht sich König Friedrich Wilhelm I. veranlaßt, in einem Reskript auf Antrag des Oberkonsistoriums die Bildung von drei Parochien anzuordnen.
12. 01. König Friedrich Wilhelm I. läßt ein »Patent wieder das falsche Spargement (Gerücht) von Erhöhung der Accise (Verbrauchssteuer) in denen Residentzien« veröffentlichen. Personen, die Urheber solcher Gerüchte anzeigten, erhielten 100 Dukaten Belohnung.
17. 01. Benjamin Wilhelm Daniel Schulze wird in Berlin geboren. Der Gymnasialprofessor wurde mit Arbeiten zur Textkritik des Alten Testaments bekannt.
19. 02. Ungeachtet der von seiten der Refugiés (Flüchtlinge) erhobenen Einsprüche gegen die am 9. Januar 1715 in einem königlichen Reskript angeordnete Bildung von drei Parochien in Berlin, bestätigt König Friedrich Wilhelm I. dieses Reskript.
04. 03. König Friedrich Wilhelm I. befiehlt der Stromaufsicht für die Spree in den Residentzstädten, den Fluß von Bau- und anderem Holz, das die Schiffahrt behindert und den Brücken Schaden zufügen kann, zu befreien.
   
17. 06. Der königlich preußische Hof- und Leibmedicus Andreas von Gundelsheimer, der sich um die Gründung des Anatomischen Theaters verdient gemacht hatte, stirbt in Stettin.
05. 07. Der hugenottische Jurist und Staatsmann Charles Ancillon stirbt in Berlin. Er war Inspektor aller Gerichtshöfe der französischen Flüchtlinge in Preußen, verfaßte eine Geschichte der Hugenotten und erhielt 1699 den Titel »Historiograph des Kurfürsten«.
12. 07. Die Stadt- und Parochialkirche in Charlottenburg, die spätere Luisenkirche, wird eingeweiht. Sie wurde nach Plänen von Philipp Gerlach errichtet.
25. 07. Jacob Immanuel Pyra wird in Cottbus geboren. Der Dichter und Kritiker studierte Theologie und wurde 1742 als Lehrer und Subrektor an das Cöllnische Gymnasium zu Berlin berufen.
30. 07. Mit dem Ober-Mühleninspektor Johann Paul Stecher wird ein Vertrag zum Bau von vier Walkmühlen und zwei Lohmühlen am Landwehrgraben geschlossen.
     
01. 11. König Friedrich Wilhelm I. erläßt eine verschärfte »Verordnung, keinen Schaden denen auf den Strassen zu Berlin gesetzten Laternen zuzufügen, und wie solches zu bestraffen«, in der auf Beschädigungen derselben 50 Taler Buße bzw. Staupenschläge standen.
08. 11. Elisabeth Christine, Prinzessin von Braunschweig-Bevern, wird in Wolfenbüttel geboren. Sie heiratete am 12. Juni 1733 Kronprinz Friedrich von Preußen, den späteren König Friedrich II., und wurde nach dessen Thronbesteigung 1740 Königin.
19. 11. Der Rechtsgelehrte und Archivar beim Geheimen Kabinettsarchiv zu Berlin, Johann Jakob Julius Chuno d. Ä., gibt aus gesundheitlichen Gründen das Amt des Zensors der Berliner Zeitungen ab, das er seit zehn Jahren innehatte.
30. 12. Der 1661 in Kassel geborene Archivar am Geheimen Kabinettsarchiv zu Berlin, Johann Jakob Julius Chuno d. Ä., der im Jahr 1713 Vizepräsident der Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften geworden war, stirbt in Berlin.

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