Berlin im Jahr 1710
01. 01. Für die auf königliche Anordnung vom 17. Januar 1709 aus den Städten Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt gebildete Einheitsgemeinde Berlin tritt die neue Stadtverfassung in Kraft.
20. 01. Der Gasthof »Königin-Krug« vor dem Spandauer Tor (am Monbijouplatz, Mitte) wird zur Verpachtung ausgeschrieben.
21. 01. Es wird eine einheitliche Berliner Gerichtsordnung eingeführt. Anstelle von sechs Einzelrichtern in den Residenzstädten gab es nunmehr ein mit fünf Richtern besetztes zentrales Stadtgericht, dem ein Bürgermeister als Direktor vorstand.
22. 01. Es wird eine »Instruction vor die Thor-Schreiber in denen Residentzien wegen der Accise« erlassen.
06. 02. Der Residenzstadt Berlin wird ein neues großes Wappen verliehen: In einem in drei weiße Felder eingeteilten Schild waren der brandenburgische rote Adler, der schwarze Adler Preußens und der erstmals aufrecht schreitende Berliner Bär zu sehen.
12. 03. König Friedrich I. bestätigt in einer Anweisung an den Berliner Magistrat den Oberrichter, Hof- und Legationsrat Charles Ancillon als »Director der Policey in hiesigen Residentzien bei der Frantzösischen Nation«.
16. 03. Es ergeht ein königliches »Patent, wegen Grund-Zinß zu Neu-Cölln«, worin den Besitzern der Häuser »von dem Blockhause bis an den Gertrautschen Kirchhoff, unter des Amts Mühlenhoffs Jurisdiction gelegen« befohlen wird, ihren Grundzins zu entrichten.
01. 04. Der Magistrat von Berlin kauft das Dorf Reinickendorf nach dem Tod des damaligen Besitzers, Hofrat Andreas Erasmus Seidel, für 4 341 Taler, 18 Groschen und vier Pfennige zurück.
13. 05. Außerhalb der Berliner Stadtgrenzen wird ein Pesthaus fertiggestellt. Es wurde später Bürgerlazarett und praktische medizinische Unterrichtsstätte mit der Bezeichnung »Lazarett und Hospital vor dem Spandower Thor« (später Charité).
14. 05. Ein Edikt über die Verfahrensweise bei Bauvorhaben in der Residenzstadt Berlin wird erlassen.
03. 06. König Friedrich I. gibt die »Endliche Einrichtung der Königl. Preußischen Societät der Wissenschaften in Berlin« bekannt. Sie wurde am 11. Juli 1700 als Kurfürstlich-Brandenburgische Societät der Wissenschaften gegründet, als Friedrich noch Kurfürst war.
13. 06. Balthasar Friedrich Reimari wird in Stettin geboren. Reimari war nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Halle ab März 1760 als Geheimer Archivar beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin tätig.
25. 07. Gottfried Kirch, der im Juli 1700 als erster Astronom an die Sternwarte der Berliner Societät der Wissenschaften berufen worden war, stirbt in Berlin.
04. 08. In Prenzlau, 70 Kilometer von Berlin entfernt, tritt der erste Pestfall auf, womit die aus dem Osten nahende Epidemie »bis vor die Tore Berlins« gelangt.
08. 08. In der Breiten Straße nahe dem Cöllnischen Fischmarkt, an der Stelle des teilweise abgerissenen alten Cöllner Rathauses, wird der Grundstein für ein neues Rathaus der Residenz Berlin gelegt.
23. 09. Die »Königl. Preußische Ambts-Cammer« gibt mit Patent bekannt, »daß die zur Spandauischen Ambts-Mühlen gewidmete Ambts-Unterthanen, und andere nicht anderwerts mahlen sollen«.
10. 10. Eine Verfügung König Friedrichs I. beschränkt die Benutzung der Königlichen Bibliothek in Berlin außer Haus auf die Wirklich Geheimen Räte. Ursache dieser Verfügung waren Mißbräuche verschiedener Art.
21. 11. Johann Ernst Gotzkowsky wird in Konitz geboren. Der als einer der Begründer der Berliner Textilindustrie Geltende übernahm 1746 die Samtfabrik seines Schwiegervaters. 1761 gründete er mit Hilfe von E. R. Richard die »Aechte Porcelaine-Manufacture«.
26. 11. Der französische Hofbuchdrucker Johann Weßel erhält die Konzession, in Berlin eine französische Zeitung zu drucken.
29. 11. König Friedrich I. schenkt seinem Hofjäger Emmerich ein Grundstück neben dem alten Dorotheenstädtischen Friedhof (Johannisstraße 20/21, Mitte).
08. 12. Der Archivar Johann Jakob Julius Chuno d. Ä. wird erster Leiter des Geheimen Kabinettsarchivs zu Berlin, das durch Vereinigung des Urkundenarchivs mit der »Registratura in publicis«, dem Kabinett der Geheimen Staatsakten, entstanden war.
09. 12. Der um 1690 in Berlin geborene Rechtsgelehrte Friedrich Wilhelm Senning erhält seine Anstellung als Kopist beim Geheimen Staatsarchiv zu Berlin und wird damit Nachfolger von Johann Christoph Börner in diesem Amt.
27. 12. Der Oberhofmarschall Graf Sayn-Wittgenstein wird verhaftet und in die Spandauer Zitadelle eingeliefert. Mit 80 000 Talern konnte er sich freikaufen und ausreisen.
29. 12. Johann Kasimir Kolbe, Reichsgraf von Wartenberg, leitender Minister und Vertrauter König Friedrichs I., zieht sich auf sein Gut Woltersdorf bei Berlin zurück, nachdem sich die Klagen der Bevölkerung über seine korrupte Amtsführung gehäuft hatten.

© Edition Luisenstadt, 1998 - 2002         Stand:        www.berlin-chronik.de