Berlin im Jahr 1700
10. 01. In Brandenburg-Preußen und damit auch in Berlin wird der Apotheker-Eid eingeführt.
30. 01. Das Konsistorium der Französisch-Reformierten Gemeinde erhält die Erlaubnis zum Bau einer Kirche in der Friedrichstadt.
03. 02. Durch kurfürstliches Patent wird vorgeschrieben, »zu welchen Stunden die Accise alhier ausgegeben werden soll«. So waren die Einwohner der Residenzstädte gehalten, diese »in den Frühstunden« zu erlegen.
10. 03. Die Spandauer Apotheker Daniel Erasmus und Joachim Ernst Zander werden vom Rat aufgefordert, sich innerhalb von vier Wochen nach Berlin zu begeben, um ihren Apotheker-Eid zu leisten. Der Eid war in Brandenburg im Januar eingeführt worden.
19. 03. Kurfürst Friedrich III. stimmt endgültig der Gründung einer »Societät der Wissenschaften« in Berlin zu. Ihren Platz sollte sie in der Dorotheenstadt finden.
19. 03. Der Hofprediger Daniel Ernst Jablonski wird vom Entschluß des Kurfürsten unterrichtet, »ein Observatorium und eine Academie des Sciences in Berlin zu etablieren«. Damit begann die beurkundete Geschichte der Akademie der Wissenschaften.
23. 03. Der Berliner Hofprediger Daniel Ernst Jablonski teilt mit, daß Kurfürst Friedrich III. der Gründung eines »Observatorii« und einer »Academiae Scienciarium« in der »Chur-Brandenburgischen Residentz« zugestimmt habe.
03. 04. Es ergeht ein »Anderweitiges Edict von der Wagen- und Peruquen-Steuer« in den Residenzstädten.
08. 04. Durch kurfürstliches Patent wird das »Hôtel de Refuge« (Asyl für Kranke, Arme und Alte) der Französisch-Reformierten Gemeinde zu Berlin gegründet.
19. 04. Die Krämergilde beschwert sich bei den Behörden über die Praktiken der jüdische Kaufleute und Gewerbetreibenden, die sie als lästige Konkurrenz empfanden.
27. 04. Kurfürst Friedrich III. erläßt ein Reskript, demzufolge die neue Friedrichstadt einen Markt erhalten solle. An dessen Seiten sollten zwei Kirchen liegen, eine deutsche südlich und eine französische nördlich.
10. 05. Kurfürst Friedrich III. erläßt eine Verfügung, nach der die zu gründende Societät der Wissenschaften mit der Herausgabe amtlicher Kalender beauftragt wird. Vom 18. Februar 1700 an galt für die evangelischen deutschen Länder der Gregorianische Kalender.
11. 05. Kurfürst Friedrich III. verleiht Johann Kasimir Kolbe, Reichsgraf von Wartenberg, durch Patent das Amt eines »General-Erb-Post- Meisters«.
17. 05. Der Sozietät der Wissenschaften (AdW) wird ein Kalendermonopol genehmigt. Sie hatte das ausschließliche Recht auf Herstellung und Vertrieb von Kalendern und erzielte dadurch Einnahmen, die sich im ersten Jahr ihres Bestehens auf 6 500 Taler beliefen.
18. 05. Der Astronom Gottfried Kirch wird Mitglied der Societät der Wissenschaften. Er erhält den Auftrag, alljährlich »allein gültige Kalender« herauszugeben, astronomische Beobachtungen anzustellen und Ephemeriden (Stellungen der Gestirne) zu berechnen.
31. 05. Bei der Hochzeit der brandenburgischen Prinzessin Luise Dorothea wird »in dem Saale über der Grotte des Schloßgartens in Berlin des abends Tafel gehalten ... von da man ... die Blumenbeete ... wie auch die vielen Wasserkünste übersehen konnte«.
03. 06. Aus Anlaß der Feierlichkeiten zur Hochzeit der Prinzessin Luise Dorothea Sophia mit dem Erbprinzen Friedrich von Hessen-Kassel findet im Königlichen Hetzgarten in der Neuen Friedrichstraße eine große Bärenhatz statt.
19. 06. Während einer Audienz bei Kurfürst Friedrich III. in Schönhausen wird der Gelehrte Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz mit der Abfassung der Stiftungsurkunde für die Akademie der Wissenschaften betraut.
23. 06. Kurfürst Friedrich III. verfügt, daß die zur kirchlichen Versorgung der französischen Flüchtlinge aus der Schweiz von Amtskammerrat Merian bereitgestellte Scheune in der Luisenstadt zu einer Kirche ausgebaut wird.
11. 07. Die Kurfürstlich-Brandenburgische Sozietät der Wissenschaften (ab 1711 Akademie der Wissenschaften) wird in Berlin gegründet. Kurfürst Friedrich III. ernannte Gottfried Wilhelm von Leibniz zu ihrem ersten Präsidenten.
17. 07. Prediger François Fétison weiht die Behelfskapelle in der Scheunenstraße (Luisenstadt), der späteren Kommandantenstraße, ein. Sie existierte unabhängig vom französischen Konsistorium und war dem Maison de Refuge (Altersheim) unterstellt.
27. 07. Es wird ein »Patent« erlassen, »daß ausser dem verpflichteten Aufschwemmer niemand Holtz in denen Residentzien aufschwemmen soll«.
31. 07. Berlin und Hamburg treffen ein Abkommen über die Schiffahrt auf Spree, Havel und Elbe.
04. 08. Kurfürst Friedrich III. erteilt dem Provisor Christoph Schmedicke das alleinige Privileg, in den neuen Berliner Vorstädten St.- Jürgen-, Stralauer und Spandauer Vorstadt Apotheken zu betreiben.
12. 08. Kurfürst Friedrich III. bestätigt das am 31. Juli 1700 zwischen Berlin und Hamburg geschlossene Abkommen über die Schiffahrt auf Spree, Havel und Elbe.
16. 08. Der erste Direktor der Berliner Sternwarte, Gottfried Kirch, beginnt in der Letzten Straße (Dorotheenstraße, Mitte) erste meteorologische Beobachtungen durchzuführen und aufzuzeichnen.
23. 08. Kurfürst Friedrich III. erläßt ein verschärftes Edikt, demzufolge in den Residenzstädten mit Einbruch, Einsteigen oder anderer Gewaltanwendung begangene Diebstähle mit dem Strange zu bestrafen sind.
27. 08. Charles Etienne Jordan (Carl Stephan Jordan) wird in Berlin geboren. Der Gelehrte war Berater und Vertrauter Friedrichs II. sowie Mitbegründer der Loge »Aux trois Globes«, die zur Mutterloge der Berliner Freimaurer wurde.
30. 08. Das »Fuhr-Reglement in denen Residentzien« wird erlassen. Wer »mit Pferden, Carossen, Chaisen, Land-Kutschen und Caleschen« in den Residenzstädten ein Fuhrgewerbe betreiben wollte, mußte sich beim »General-Erb-Post-Ambt« in eine »Rolle« eintragen lassen.
 
28. 10. Es wird ein Patent (eine Verordnung) bekanntgegeben, demzufolge auf Befehl von Kurfürst Friedrich III. eine Allee nach Friedrichsfelde angelegt werden soll.
 
01. 12. Kurfürst Friedrich III., der spätere König Friedrich I., erläßt eine Anordnung, nach der die Berliner künftig die Straßen zweimal wöchentlich zu reinigen haben.
07. 12. Das »Reglement vor die in hiesigen Residenzien sich aufhaltenden Juden« wird erlassen.
14. 12. Es ergeht eine kurfürstliche »Resolution, wegen derer Wachten und Einquartierung in denen Residentz-Städten und wegen Freyheit der Eximirten« (Freigestellten).
31. 12. Am Silvestertag wird in Berlin ein Regenbogen beobachtet. Dieses »war ein liebliches Zeichen bei Beschluss des alten Jahres, ja gar eines Seculi«.

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