Berlin im Jahr 1688
01. 01. Ein Reglement für die Porte-Chaisen (Sänften) wird erlassen. Das bedeutete de facto die Anerkennung des ersten öffentlichen Verkehrsmittels der Stadt.
01. 01. In Berlin wird die Stiftung »Maison française de Charité« mit dem Zweck ins Leben gerufen, mittellosen französischen Flüchtlingen vorübergehend bis zum Aufbau einer sicheren Existenz eine Unterkunft zu gewähren.
05. 01. Laut Verfügung wird den Hugenotten neben den Lutheranern und den Deutsch-Reformierten gestattet, »in der auf der Dorotheen Stadt erbauten Kirche ins künftige ihren Gottesdienst mit der Teutschen Gemeinde alternative zu verrichten«.
09. 01. Der Bibliothekar Christoph Hendreich regt in einer Denkschrift an, zwischen dem Kurfürsten und den Bibliothekaren der Kurfürstlichen Bibliothek zu Berlin einen »Patronus« als neue Instanz einzuschalten, was jedoch erst 1689 realisiert wurde.
12. 01. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, erläßt ein Reskript (Verfügung) an das Kammergericht zu Cölln, demzufolge die Scharfrichter und Abdecker der Gerichtsbarkeit des Oberjägermeisters und Hausvogts unterstanden.
29. 01. In der von 1678 bis 1687 erbauten Dorotheenstädtischen Kirche, die abwechselnd von den Lutheranern, den Deutsch-Reformierten und den Hugenotten genutzt werden sollte, findet der erste französische Gottesdienst statt.
11. 02. Die Fischer bieten zum erstenmal in ihren neuen Scharren (Marktständen) auf dem Neuen Fischmarkt mitten auf dem Mühlendamm (Mitte) ihre Waren an.
 
29. 04. Die Berliner Französisch-Reformierte Gemeinde feiert zum letztenmal ihren Gottesdienst in der Kapelle des Stadtschlosses. Acht Tage darauf hielt sie ihren ersten Gottesdienst in der ihr eingeräumten Domkirche, die sie bis 1701 nutzte.
09. 05. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, seit Jahren an der Gicht und an Nierenbeschwerden leidend, stirbt in Potsdam an den Folgen einer sich verschlimmernden Wassersucht.
18. 05. Kurfürst Friedrich III. fordert nach dem Ableben des Kurfürsten Friedrich Wilhelm die Lehnsleute auf, ihrer Lehns- und Untertänigkeitspflicht nachzukommen.
14. 06. Bei der Erbhuldigung der brandenburgischen Stände und Städte im Cöllner Schloß entfaltet Kurfürst Friedrich III. eine ungewöhnliche Pracht.
28. 07. Eine Marktordnung legt fest, wo die Verkaufsstände - Scharren genannt - stehen sollen, was verkauft werden darf und wie die Händler abmessen und wiegen müssen.
02. 08. Der hugenottische Goldschmied und Graveur Paul Couet wird zum »Graveur des Hofes« ernannt.
14. 08. Prinz Friedrich Wilhelm wird als einziges Kind des Kurfürsten Friedrich III. und seiner zweiten Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover im Berliner Schloß geboren. 1713 übernahm er als König Friedrich Wilhelm I. die Regentschaft.
27. 08. Der Alchemist und Glasmacher Johann Kunckel wird vom neuen Kurfürsten Friedrich III. aufgefordert, Rechenschaft über alle bisher erhaltenen Zuwendungen abzulegen, die er seit seiner Ernennung zum Geheimen Kammerdiener durch Friedrich Wilhelm bekam.
17. 09. Kurfürst Friedrich III. erläßt ein Reskript (Anordnung), wonach in der Residenzstadt Cölln weder Pagen, Diener, Lakaien noch Handwerksleute Degen tragen sollen.
04. 10. Der 13jährige Marquard Ludwig Freiherr von Printzen wird an der Universität in Frankfurt (Oder) immatrikuliert. Der spätere preußische Diplomat und Minister wurde u.a. 1718 Direktor der Königlichen Bibliothek und 1724 Direktor des Obercollegium medicum.
 
03. 12. Auf kurfürstliche Anordnung wird den lutherischen Predigern in der Cöllner Petrikirche sowie in der Nikolai- und der Marienkirche in Berlin befohlen, jeden Sonnabend vor dem vordersten Altar eine Bußpredigt zu halten und »darnach Beichte zu sitzen«.
07. 12. Kurfürst Friedrich III. ordnet erneut an, daß es Pagen, Lakaien, Dienern und Handwerksleuten in der Residenzstadt Cölln verboten ist, Degen zu tragen.
15. 12. Der französische Refugié (Hugenotte) François le Bert wird mit kurfürstlicher Order gebührenfrei in die Zunft der Posamentenmacher aufgenommen. Er erhielt eine finanzielle Unterstützung und hatte als Hoflieferant einen garantierten Absatz seiner Waren.

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