Balthasar Züls

+ 1541

Oberbürgermeister
von 1536 bis 1537,
1538 bis 1539, 1540 bis 1541

Die Luthersche Lehre hatte in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts bereits eine so weite Verbreitung und Unterstützung innerhalb der Bevölkerung der Mark Brandenburg und besonders auch der von Berlin und Cölln gefunden, daß die Räte der Städte auf das Drängen der Bürger hin am 13. Februar 1539 von Kurfürst Joachim II. Hector die Einführung des Abendmahls in evangelischer Form, das heißt in beiderlei Gestalt (Brot und Wein), forderten. Der Landesherr, der das Vordringen des neuen Glaubens in seinen Residenzstädten stillschweigend geduldet hatte, obgleich er von seinem Vater, Joachim I. Nestor, verpflichtet worden war, der katholischen Lehre treu zu bleiben, ließ am 1. November 1539 in Spandau für den Adel, am folgenden Tag in der Berliner Nikolaikirche für die Bürgerschaft Predigten und Abendmahlsfeiern in der neuen Form durchführen. Die Einweihungspredigt zum neuen Gottesdienst hielt der Melanchthonschüler Georg Buchholz. Für Berlin und Cölln war somit der 2. November zum eigentlichen Reformationstag geworden.
Joachim II. Hector, der die neue Form des Abendmahls für vereinbar mit dem katholischen Bekenntnis hielt, hatte bereits am 5. Oktober in der Domkirche zu Cölln das Abendmahl in beiderlei Gestalt empfangen. Das bedeutete für ihn aber nicht den Übertritt zum Protestantismus, sondern war nur als Zugeständnis an die Einwohnerschaft zu verstehen. Die vollständige Abkehr vom Katholizismus vollzog er erst 1563 durch die Einführung des ersten Reformationsfestes.

Neben der Nikolaikirche wurden auch bald die anderen Pfarrstellen mit evangelischen Geistlichen besetzt, 1540 eine neue Kirchenordnung eingeführt - sie enthielt sowohl Elemente der alten wie auch der neuen Lehre - und 1543 das landesfürstliche evangelische Konsistorium gebildet.

In die Amtszeit Balthasar Züls' fiel nicht allein die Einführung der Reformation, sondern 1539 auch die Gründung der ersten Buchdruckerei in Berlin durch Christoph Weiß aus Wittenberg - nahezu 100 Jahre nach der Erfindung des Buchdrucks.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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