Balthasar Boytin

+ 1484

Oberbürgermeister Wappen von Boytin
von 1449 bis 1450

Die Beschränkung der städtischen Privilegien und Freiheiten durch Friedrich II. Eisenzahn nach der Trennung Berlins und Cöllns im Jahre 1442 sowie der verhaßte Schloßbau hatten im Laufe der Zeit in der Bevölkerung immer größeren Unmut ausgelöst, der schließlich zum offenen Aufruhr Ende 1447/Anfang 1448 führte. Die inneren Konflikte, die zwischen patrizischem Rat und gemeiner Bürgerschaft bestanden, waren zugunsten eines gemeinsamen Vorgehens gegen die landesherrlichen Maßnahmen zurückgestellt worden (siehe Henning Strohband, Amtsantritt 1401). Doch hatte der Kurfürst auch Anhänger in der Stadt, wenngleich deren Zahl gering gewesen sein muß. An der Spitze dieser kleinen Partei stand Balthasar Boytin, Lehnsmann und Hauptstütze des Kurfürsten im Berliner Rat, der alles daransetzte, die frühere Uneinigkeit zwischen Bürgerschaft und Rat neu zu beleben und weiter zu schüren, um der sich immer sichtbarer abzeichnenden Rebellion den Boden zu entziehen. Auch vor Drohungen schreckte er nicht zurück. Die Feindseligkeit der Bevölkerung ihm gegenüber steigerte sich aber dadurch derart, daß er um sein Leben fürchten mußte und unter Zurücklassung allen Hab und Guts aus der Stadt flüchtete.

In Beantwortung eines ihm daraufhin vom Rat zu Berlin und Cölln nachgesandten Schreibens, in welchem er zur Stellungnahme hinsichtlich seiner ausgesprochenen Drohungen aufgefordert wurde, verlangte er als Voraussetzung für sein Erscheinen in Berlin freies Geleit, das auch für die Zeit gelten sollte, die er für den Verkauf seines in der Stadt zurückgelassenen Eigentums benötigte. Da die Erwiderung des Rates diese Zusicherung nicht eindeutig enthielt, erklärte Balthasar Boytin Ostern 1448 Berlin und Cölln die Fehde. Er verband sich in dem zwischen den beiden Städten und dem Kurfürsten unterdessen offen ausgebrochenen Kampf endgültig mit letzterem und besetzte und plünderte mit seinen Helfershelfern Berliner und Cöllner Bürgern gehörende Ortschaften.

Nach der Beilegung des Aufruhrs wurde Balthasar Boytin für seine "getreuen und beflissenen Dienste" am 12. Mai 1448 mit den Einnahmen von Wartenberg belehnt und 1449 zum Bürgermeister ernannt, dessen Amt er aber nur ein Jahr versah.

Er stand weiterhin in der Gunst Friedrich II. Eisenzahn und auch in der von dessen Nachfolger Albrecht III. Achilles, der 1470 nach dem Tode seines Bruders Friedrich die Herrschaft in der Mark Brandenburg angetreten hatte. Offenbar war Balthasar Boytin in deren Dienste aufgenommen worden, denn 1476 wird er als kurfürstlicher Rat erwähnt.

Bei seinem Tod 1484 hinterließ er einen unmündigen Sohn mit Namen Joachim, der aus der Ehe mit seiner zweiten Frau Elisabeth hervorgegangen war.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de