Scheunenviertel

Inschrift:
Unterschrift der Karte 1:
- Karte 1 -/
Ausschnitt aus dem Berlin- Plan von J. F. Walther, 1737 /
(Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz)
- Überschrift der Karte 2: - Karte 2 -/
Ausschnitt Berlin- Mitte, heute

Text:
1672 erließ Kurfürst Friedrich Wilhelm für die /
Doppelstadt Berlin und Cölln eine Feuerordnung. /
Danach durften die Ackerbürger ihre brennbaren /
Ernteprodukte nur noch außerhalb der Festungs-/
mauern der Stadt lagern. So entstand ein /
Scheunenfeld mit zirka 30 Scheunen. /
Um 1750 wurde dieses Gebiet begrenzt südlich /
von der Hirtengasse, nördlich von der Linienstraße, /
westlich von der Verlohrnen Straße und östlich von /
der Langen Scheunengasse (Karte 1). /
Um die Wende zum 19. Jahrhundert wurden die /
Scheunen teilweise zu Wohnhäusern ausgebaut, /
daneben entstanden Wohnquartiere für Arme. /
Der größte Teil des dicht bebauten Gebietes /
wurde abgerissen und blieb bis 1926 weitgehend /
unbebaut. Ein weiterer Teil des historischen /
Scheunenviertels, hinter der Volksbühne, wurde /
1934/35 vollständig abgerissen und /
durch Neubauten ersetzt. /
Als S C H E U N E N V I E R T E L /
wurde im allgemeinen Sprachgebrauch seit Beginn dieses /
Jahrhunderts das gesamte Gebiet zwischen Prenzlauer /
Straße (heute: Karl-Liebknecht- Straße) im Osten und der /
Alten Schönhauser Straße im Westen bezeichnet (Karte 2). /
Die Gegend galt als dichtbevölkertes Elendsquartier - die /
Belegung der miserablen Unterkünfte war teilweise doppelt /
so hoch wie in den umliegenden Stadtvierteln. Prostitution /
und Kleinkriminalität waren verbreitet, Razzien und Polizei-/
einsätze an der Tagesordnung. Der Ruch des Verbotenen /
machte einen Besuch dieses Gebietes allerdings für manche /
Zeitgenossen interessant. /
Insbesondere seit der Jahrhundertwende wurden einige /
Straßen um die Grenadierstraße (heute: Almstadtstraße) /
durch einen starken Anteil osteuropäischer Juden geprägt, /
die vor den Pogromen in ihren Heimatländern nach Berlin /
geflüchtet waren. Sie unterhielten hier eine Vielzahl von /
Betstuben, Religionsschulen und Privatsynagogen, /
betrieben kleine Geschäfte und gaben der Gegend mit der /
Zeit eine besondere Atmosphäre. /
1933 begann mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten /
die systematische Diskriminierung und später die voll-/
ständige Ausrottung der Juden auch dieses Gebietes. /
Das Jüdische Altersheim und die Jüdische Knabenschule /
in der Großen Hamburger Straße sowie der Gestapokeller /
in der Burgstraße wurden Sammelstellen vor der /
Deportation in die Vernichtungslager.

- Unterschrift der Tafel:
Unterstützt von der Wohnungsbaugesellschaft Mitte mbH und dem Verein zur Vorbereitung einer Stiftung Scheunenviertel Berlin e. V.

Technische Daten:
Metalltafeln an einer Konstruktion mit 2 Karten und Text, 152 cm x 152 cm

Standort:
Rosa-Luxemburg-Platz (Mitte)
Besondere Ortsangabe: links neben der Volksbühne
Verkehrsanbindung U2 bis Luxemburgplatz

Einweihung 1.9.1995
Initiatoren WGB Mitte, Verein zur Vorbereitung einer Stiftung Scheunenviertel Berlin e. V., Gedenktafel-Kommission der BVV Mitte

Literaturhinweise
Weiß, Gittel: Ein Lebensbericht, a. a. O.
Das falsche Scheunenviertel, a. a. O.
Informationsmaterial der BVV Mitte von Berlin, Gedenktafel-Kommission der BVV Mitte vom 8.6.1999


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