Inschrift:
BERLINER GEDENKTAFEL /
Auf diesem Grundstück befand sich die /
VERMÖGENS-/
VERWERTUNGSSTELLE /
beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg. /
Sie war zuständig für die Registrierung des /
Vermögens rassisch und politisch Verfolgter durch das Nazi-/
Regime, ab November 1941 auch für dessen Einzug. /
Mit diesen Maßnahmen fungierte sie als Handlanger /
der SS und wichtiges Glied in der organisatorischen /
Kette der Deportation insbesondere /
jüdischer Mitbürger in die Vernichtungslager.
Technische Daten:
weiße Porzellantafel mit blauer Aufschrift und dem blauen Zepter - Signet der KPM, 60 cm x 43 cm, an zwei Rohrständern befestigt
Standort:
Alt-Moabit 143-145 (Tiergarten)
Verkehrsanbindung Bus 245 bis Ottostraße; U 9 bis Turmstraße
Enteignung jüdischer Bürger An dieser Stelle befand sich während der Jahre der faschistischen Diktatur die Oberfinanzdirektion Berlin-Brandenburg. Mit der 11. Verordnung zum "Reichsbürgergesetz" vom 25.11.1941, Paragraph 3, wurde vom Reichsinnenminister verfügt, daß das Vermögen von jüdischen Bürgern, welche die Staatsangehörigkeit "verloren hatten", dem Deutschen Reich zufällt. Die Voraussetzungen für den "Verfall des Vermögens" hatte der Chef des Sicherheitsdienstes der SS (SD) zu prüfen. Die Verwaltung dieses Vermögens, so wurde im Paragraph 8 bestimmt, oblag dem Oberfinanzpräsidenten zu Berlin. Diese staatliche Behörde hatte also gemeinsam mit dem SD des Reichsführers SS die Aufgabe, das Eigentum der Bürger jüdischer Herkunft und der aus politischen Gründen verfolgten Deutschen zu registrieren. Die Festlegung über den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit war so breit gefaßt, daß eigentlich der Staat sich an sämtlichen Vermögen dieses Personenkreises bereicherte.
Bemerkungen:
Die Tafel hatte bereits am 8.6.1994 dort gestanden. Aufgrund einer Intervention der Oberfinanzsdirektion Berlin, der Eigentümerin des Grundstückes, mußte die Einweihung auf den 24.6.1994 verschoben werden. Anwesend bei der Enthüllung der Gedenktafel war u. a. Jerzy Kanal, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Nach Zeitungsberichten wurde die Gedenktafel am 26.10.1999 von bisher unbekannten Tätern zerschlagen.
Literaturhinweise
Berliner Morgenpost vom 20.1.1994
Jüdische Geschichte in Berlin. Bilder und Dokumente. Herausgegeben von Reinhard Rürupp, Berlin 1995
Eckhardt, Ulrich/Nachama, Andreas: Jüdische Orte in Berlin. Mit Feuilletons von Heinz Knobloch. Fotografien von Elke Nord. Berlin 1996