Neue Wache

Inschriften:
Tafel rechts vom Eingang:
DIE NEUE WACHE IST DER ORT DER ERINNERUNG /
UND DES GEDENKENS AN DIE OPFER /
VON KRIEG UND GEWALTHERRSCHAFT. /

WIR GEDENKEN /
DER VÖLKER, DIE DURCH KRIEG GELITTEN HABEN. /
WIR GEDENKEN IHRER BÜRGER, DIE VERFOLGT WURDEN /
UND IHR LEBEN VERLOREN. /
WIR GEDENKEN DER GEFALLENEN DER WELTKRIEGE. /
WIR GEDENKEN DER UNSCHULDIGEN, /
DIE DURCH KRIEG UND FOLGEN DES KRIEGES /
IN DER HEIMAT, DIE IN GEFANGENSCHAFT UND /
BEI DER VERTREIBUNG UMS LEBEN GEKOMMEN SIND. /

WIR GEDENKEN DER MILLIONEN ERMORDETER JUDEN. /
WIR GEDENKEN DER ERMORDETEN SINTI UND ROMA. /
WIR GEDENKEN ALLER, DIE UMGEBRACHT WURDEN /
WEGEN IHRER ABSTAMMUNG, IHRER HOMOSEXUALITÄT /
ODER WEGEN KRANKHEIT UND SCHWÄCHE. /
WIR GEDENKEN ALLER ERMORDETEN, DEREN RECHT AUF /
LEBEN GELEUGNET WURDE. /

WIR GEDENKEN DER MENSCHEN, /
DIE STERBEN MUSSTEN UM IHRER RELIGIÖSEN ODER /
POLITISCHEN ÜBERZEUGUNG WILLEN. /
WIR GEDENKEN ALLER, /
DIE OPFER DER GEWALTHERRSCHAFT WURDEN /
UND UNSCHULDIG DEN TOD FANDEN. /

WIR GEDENKEN DER FRAUEN UND MÄNNER, /
DIE IM WIDERSTAND GEGEN DIE GEWALTHERRSCHAFT /
IHR LEBEN OPFERTEN. /
WIR EHREN ALLE, DIE EHER DEN TOD HINNAHMEN, /
ALS IHR GEWISSEN ZU BEUGEN. /

WIR GEDENKEN ALLER FRAUEN UND MÄNNER, /
DIE VERFOLGT UND ERMORDET WURDEN, WEIL SIE SICH TOTALITÄRER DIKTATUR NACH 1945 /
WIDERSETZT HABEN.

Inschrift links vom Eingang:

IN DEN JAHREN 1816 BIS 1818 WURDE DIE NEUE WACHE /
NACH PLÄNEN VON KARL FRIEDRICH SCHINKEL FÜR DEN /
PREUSSISCHEN KÖNIG FRIEDRICH WILHELM III. ERRICHTET. /
VON 1818 BIS 1918 WAR HIER DIE KÖNIGLICHE WACHE /
UNTERGEBRACHT. /

1931 LIESS DIE PREUSSISCHE REGIERUNG DIE NEUE WACHE /
UMGESTALTEN. HEINRICH TESSENOW SCHUF EINE /
»GEDÄCHTNISSTÄTTE FÜR DIE GEFALLENEN DES /
WELTKRIEGES«. IM MITTELPUNKT DES ZUR BESINNUNG /
EINLADENDEN RAUMES STAND EIN GRANITBLOCK MIT /
SILBERNEM EICHENKRANZ. /

KURZ VOR ENDE DES ZWEITEN WELTKRIEGES WURDE DIE /
NEUE WACHE DURCH BOMBEN SCHWER BESCHÄDIGT. /

SEIT 1960 DIENTE DAS RESTAURIERTE GEBÄUDE DER DDR /
ALS »MAHNMAL FÜR DIE OPFER DES FASCHISMUS UND /
MILITARISMUS«. AB 1969 STAND EINE EWIGE FLAMME IN /
DER MITTE DES RAUMES. /

1969 WURDEN DIE STERBLICHEN ÜBERRESTE EINES /
UNBEKANNTEN SOLDATEN UND EINES UNBEKANNTEN /
KZ-HÄFTLINGS BEIGESETZT. SIE SIND UMGEBEN VON /
ERDE AUS SCHLACHTFELDERN DES ZWEITEN WELTKRIEGES /
UND AUS KONZENTRATIONSLAGERN. /

SEIT 1993 IST DIE NEUE WACHE ZENTRALE GEDENKSTÄTTE /
DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND. /

DIE RAUMGESTALTUNG AUS DER WEIMARER REPUBLIK /
WURDE WEITGEHEND WIEDERHERGESTELLT. IM ZENTRUM /
DER GEDENKSTÄTTE STEHT DIE VERGRÖSSERTE SKULPTUR /
VON KÄTHE KOLLWITZ »MUTTER MIT TOTEM SOHN«. /
SIE WURDE VON HARALD HAACKE AUSGEFÜHRT.

Technische Daten:
á 60 cm x 100 cm

Standort:
Unter den Linden 4 (Mitte)
Besondere Ortsangabe: Am Eingang zum Gedenksaal der Neuen Wache
Verkehrsanbindung Bus 100, 157, 348 bis Am Festungsgraben

Neue Wache Das Gebäude der Neuen Wache wurde nach Entwürfen von K. F. Schinkel in den Jahren von 1816 bis 1818 im klassizistischen Stil erbaut. Bis 1918 diente es als Wache. Der Architekt H. Tessenow (1876-1950) gestaltete 1930/31 die Wache zu einem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Ein zwei Meter hoher schwarzer Granitfindling, gekrönt mit einem Lorbeerkranz aus Edelstahl, wurde in der Halle des Denkmals aufgerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges war das Bauwerk schwer beschädigt worden. 1957 wurde es als Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Militarismus eingeweiht. Den Innenraum, der 1969 neu gestaltet worden war, schmückte ein Kristallwürfel mit der ewigen Flamme. Davor standen die Urnen mit der Asche eines unbekannten Widerstandskämpfers und eines unbekannten deutschen Soldatens. Man bewahrte auch die blutgetränkte Erde von den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges sowie die Erde aus den Vernichtungslagern der deutschen Faschisten.

Einweihung 1990

Bemerkungen:
Die Gedenktafel, die früher hier angebracht worden war, hatte die Inschrift "Den Opfern des Faschismus und Militarismus".

Literaturhinweise
Maur, Hans: Traditionsstätten der Arbeiterbewegung im Zentrum Berlins, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, a. a. O.
Berliner Geschichte. Dokumente, Beiträge, Informationen. Stadtarchiv der Hauptstadt der DDR, 1985, Heft 6
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 1994


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