Hochschule für die Wissenschaften des Judentums

Inschrift:
IN DIESEM HAUS BEFAND SICH /
IN DEN JAHREN VON 1907 BIS 1942 /
DIE 1872 GEGRÜNDETE HOCHSCHULE /
FÜR DIE WISSENSCHAFT DES JUDENTUMS.

Technische Daten:
Schwarzer Marmor, 100 cm x 50 cm

Standort:
Tucholskystraße 9 (Mitte)
Verkehrsanbindung S 1, S 2, S 25 bis Oranienburger Straße, Tram 1 oder 3 oder Bus 157 bis S Oranienburger Straße

Hochschule für die Wissenschaften des Judentums Nachdem die jüdische Gemeinde mit am 25.7.1848 mit einer Bitte um die Einrichtung eines Lehrstuhls für jüdische Geschichte und Literatur an der hauptstädtischen Universität gescheitert war, wurde am 1.5.1870 ein Kuratorium für die Gründung einer Hochschule für die Wissenschaft des Judentums gebildet, dessen Vorsitz der Kulturphilosoph Moritz Lazarus (1824-1903) hatte. Zwei Jahre später - am 6.5.1872 - wurde An der Spandauer Brücke 8 (nahe der heutigen Neuen Promenade) die Schule feierlich eröffnet. Stifter der Einrichtung waren der Berliner Stadtrat Moritz Meyer (1811-1869) und der Sozialhygeniker Salomon Neumann (1819-1908). Leopold Zunz und Abraham Geiger (1810-1874) gehörten zu den ersten Dozenten. Am 1.4.1874 zog die Hochschule in das Gebäude des Jüdischen Brüdervereins Unter den Linden 4a. Am 1.5.1883 mußte sie in ihrem Titel den Begriff "Hochschule" durch "Lehranstalt" ersetzen. Am 1.10.1892 zog die Schule erneut um. Sie fand jetzt in einem Nebengebäude der Kreuzberger Synagoge Lindenstraße in Kreuzberg ihr Domizil. Am 22.10.1907 konnte die Einweihung des von Johann Höniger (1850-1913) entworfenen Gebäudes in der Artilleriestraße 14 (heute Tucholskystraße 9) begangen werden. Die Schule, die sich ab 1919 wieder Hochschule nennen durfte, bestand hier bis 1942. 1933 nahmen die faschistischen Behörden ihr den Status einer Hochschule. Einer der letzten Dozenten war Leo Baeck (1873-1956). Die Bemühungen der nächsten Jahre, die Schule nach London zu verlegen, scheiterten an den immer wieder verschärften rassistischen Bestimmungen. Im Sommer 1942 wurde die Einrichtung geschlossen. Die wertvolle Bibliothek, die rund 60.0000 Bände umfaßte, wurde von der Gestapo beschlagnahmt.

Einweihung 5.11.1988

Literaturhinweise
Neues Deutschland vom 8.11.1988
Fehrs, Jörg H.: Von der Heidereutergasse zum Roseneck, a. a. O.
Knobloch, Heinz: Stadtmitte umsteigen, a. a. O.
Eckard, Ulrich/Nachama, Andreas: Jüdische Orte in Berlin, a. a. O.


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