Inschrift auf der kreisrunden Tafel:
BIENHEUREUX SONT LES MISÉRICORDIEUX, /
CAR LA MISÉRICORDE LEUR SERA FAITE. /
SELIG SIND DIE BARMHERZIGEN, /
DENN SIE WERDEN BARMHERZIGKEIT ERLANGEN. /
MATTH. EVGL. 5,7 /
AN DIESE GIEBELINSCHRIFT /
DES KRIEGSZERSTÖRTEN HOSPITALGEBÄUDES /
ERINNERT DIE FRANZÖSISCHE KIRCHE ZU BERLIN /
ANLÄSSLICH DER AUFSTELLUNG DIESES GEDENKZEICHENS /
AM 29. OKTOBER 1994, /
DEM TAG DES EDIKTS VON POTSDAM 1685. /
DIE WBM WOHNUNGSBAUGESELLSCHAFT /
BERLIN-MITTE mbh /
HAT DIE VERWIRKLICHUNG DIESES PROJEKTES /
ENTSCHEIDEND GEFÖRDERT.
Technische Daten:
runde Bronzetafel
Standort:
Claire-Waldoff-Straße 10 (Mitte) Besondere Ortsangabe: im Durchgang zum 2. Hinterhof
Verkehrsanbindung S-Bahn bis Friedrichstraße, U-Bahn bis Oranienburger Tor
Französisches Hospital Das Hospital gilt als die älteste Einrichtung der seit 1672 in Berlin bestehenden Französischen Gemeinde. In jenem Dreieck, das heute von der Hannoverschen Straße, der Friedrich- und der Claire-Waldoff-Straße gebildet wird, entstand im 17. Jahrhundert das erste Gebäude des Französischen Hospitals. Es war nicht die erste humanitäre Einrichtung der Französischen Gemeinde. Die Kurfürstin Dorothee von Brandenburg (1636-1689) hatte dem 1676 nach ihr benannten Stadtteil schon vor der großen Zuwanderungswelle hugenottischer Flüchtlinge einen Bauplatz in der Mittelstraße für das "Maison d'Orange" - das Armenhaus - zur Verfügung gestellt. Aus Unterlagen der Gemeinde ging hervor, daß im März 1685 ein Chirurg und 1686 der leitende Arzt Isaac Roussel des Hospitals zu bezahlen waren. Es ist wahrscheinlich, daß zwischen 1676 und Frühjahr 1685 das erste Haus des Hospitals eingerichtet wurde. Die Führung der Gemeinde protokollierte nämlich am 2.3.1687 die Idee, das bestehende Hospitalgebäude niederzureißen, um ein zweckmäßigeres zu errichten. Nur ungefähr 30 Patienten konnten damals aufgenommen werden. Ab 26.7.1710 gehörte der Gemeinde dann das Grundstück am Damm (heute Friedrichstraße). Nach einigen Streitigkeiten mit den Nachbarn über den Zugang zum künftigen Krankenhaus konnte zwischen 1732 und 1734 der Neubau mit zwei Flügeln errichtet werden. Schon am 14.6.1733 wurde die zum Gebäudekomplex gehörende Hospitalkirche feierlich eingeweiht. Ab 1779 verfügte die Gemeinde über ein Kinderwaisenhaus, das direkt am Grundstück an der heutigen Friedrichstraße 129 stand. Die Gemeinde war zahlenmäßig gewachsen. Am 21.8.1805 erfolgte die Grundsteinlegung für einen weiteren Neubau auf dem schon genannten großen Grundstück, der 1807 eingeweiht wurde. Hier wurden bedürftige Alte und Kranke sowie geistig Verwirrte aufgenommen und versorgt. Zugleich verfügte das Hospital über ein eigenes Schlachthaus, eine Bäckerei und einen Gemüse- und Obstgarten. Das 1779 bezogene Vordergebäude an der Friedrichstraße wurde 1872 abgerissen. Die Entwürfe für den Neubau hatten die Architekten Soedel und Cabanis geliefert, die Ausführung des Baus oblag dem Maurermeister Heinrich. Bezogen wurde er im Oktober 1878, seine feierliche Einweihung fand hingegen erst am 15.12.1878 statt. Über dem Portal war zu lesen "Hôspital français", an den Seitenpfeilern des Mittelportals stand: "Bienheureux sont les miséricordieux, car la miséricorde leur sera faite. Ev. Matth. V.,7." Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Gebäudekomplex zerstört.
Einweihung 29.10.1994
Förderer WBM
Sponsoren Französische Kirche zu Berlin, Gedenktafel-Kommission der BVV Mitte
Literaturhinweise
Geschichte der französischen Kolonie in Brandenburg-Preußen, unter besonderer Berücksichtigung der Berliner Gemeinde. Aus Veranlassung der Zweihundertjährigen Jubelfeier am 29. Oktober 1885 im Auftrage des Konsistoriums der Französischen Kirche zu Berlin und unter Mitwirkung des hierzu berufenen Komitees auf Grund amtlicher Quellen bearbeitet von Dr. Ed. Muret, Oberlehrer an der Luisenschule in Berlin. Berlin 1885
Nicolai, Friedrich: Beschreibung der Königlichen Residenzstadt Berlin, a. a. O.