Erinnerung an 38 Abgeordnete Berlins

Inschrift:
DEM EHRENDEN GEDENKEN DER /
STADTVERORDNETEN, DIE VON 1920 BIS 1933 /
IN DIESEM HAUSE WIRKTEN UND DIE /
NACH 1933 OPFER DES /
FASCHISTISCHEN TERRORS WURDEN

Technische Daten:
Metalltafel

Ehemaliger Standort:
Rathausstraße (Mitte)
Besondere Ortsangabe: Am Roten Rathaus

Erinnerung an 38 Abgeordnete und 2 Magistratsmitglieder Berlins Der Stadtverordnetenversammlung gehörten zwischen 1920 und 1933 837 Abgeordnete an. Von den 63 Magistratsmitgliedern gehörten im gleichen Zeitraum 31 auch dem Stadtparlament an. Die Gedenktafel erinnerte an jene Abgeordneten und Magistratsmitglieder, die in den Jahren von 1933 bis 1945 unter dem Terror und der Verfolgung durch das NS-Regime zu leiden hatten, vertrieben bzw. ermordet wurden. 23 der aufgeführten Kommunalpolitiker kamen in der Haft ums Leben, zwei starben an den Folgen der Haft, drei richtete man hin, fünf wählten angesichts der Folter den Freitod, fünf flohen ins Ausland. Es waren namentlich folgende Mandatsträger

Alexander, Eduard (KPD), Stadtverordneter
Asch, Bruno (SPD), Magistratsmitglied
Ausländer, Fritz (KPD), Stadtverordneter
Behrendt, Konni (KPD), Stadtverordneter
Bublitz, Karl (USPD/SPD), Stadtverordneter
Buchholz, Emil (SPD), Stadtverordneter
Clajus, Hermann (USPD/SPD), Stadtverordneter
Elsas, Fritz (DDP), Magistratsmitglied
Friedlaender, Leo (KPD), Stadtverordneter
Fröhlich, Horst (KPD), Stadtverordneter
Gärtner, Kurt (SPD), Stadtverordneter
Gentsch, Erich (KPD), Stadtverordneter
Golke, Arthur (KPD), Stadtverordneter
Henschke, Martha (DDP), Stadtverordnete
Hoffmann, Gotthard (KPD), Stadtverordneter
Holz, Leonhard (SPD), Stadtverordneter
Holzfäller, Kurt (KPD), Stadtverordneter
Kautsky, Luise (USPD), Stadtverordnete
Kawerau, Siegfried (SPD), Stadtverordneter
Lichtenberg, Bernhard (Zentrum), Stadtverordneter
Ludewig, Johanna (USPD/SPD), Stadtverordnete
Moses, Julius (USPD/SPD), Stadtverordneter
Nawrocki, Joseph (USPD/KPD), Stadtverordneter
Olbrych, Karl (KPD), Stadtverordneter
Oldenburg, Otto (KPD), Stadtverordneter
Oppel, Georg (SPD), Stadtverordneter
Perl, Rudolf (KPD), Stadtverordneter
Rosenthal, Frieda (KPD), Stadtverordnete
Rosenthal, Moritz (DDP), Stadtverordneter
Scheffler, Hermann (KPD), Stadtverordneter
Scholze, Paul (KPD), Stadtverordneter
Sellheim, Max (KPD), Stadtverordneter
Stock, Jenny (SPD), Stadtverordnete
Stolt, Georg (USPD/KPD), Stadtverordneter
Streiter, Georg (DVP), Stadtverordneter
Wollstein, Röschen (SPD), Stadtverordnete
Wygodzinski, Martha (SPD), Stadtverordnete
Zachert, Eduard (SPD), Stadtverordneter

Einweihung September 1989
Demontage 1991
Herausgeber Magistrat von Berlin

Bemerkungen:
Die Gedenktafel war 1991 demontiert worden und ist nach mündlicher Auskunft aus dem Senat nicht mehr auffindbar. Das Abgeordnetenhaus von Berlin (West) hatte in seinen Sitzungen vom 23.5. und 27.6.1985 beschlossen, im Rathaus Schöneberg eine Erinnerungstafel mit den Namen der von den deutschen Faschisten ermordeten Stadtverordneten anzubringen. Nach eingehenden Recherchen, die in Auftrag gegeben worden waren, wurde am 24.1.1989 ein Schlußbericht vorgelegt. In den Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 12.11.1992 wurde der Beschluß gefaßt, diese Tafel sowohl am Berliner Rathaus als auch am Gebäude des Preußischen Abgeordnetenhauses anzubringen. Die Tafeln sind noch nicht vor Ort. In derselben Sitzung sprach die Mehrheit der Abgeordneten sich dafür aus, Erinnerungstafeln für die vom Stalinismus und von der SED-Diktatur verfolgten Stadtverordneten und Magistratsmitglieder an den o. g. Orten anzubringen. Im Ergebnis der Recherche wurde allerdings festgestellt, daß zwischen 1946 und 1948 keiner der gewählten Stadtverordneten und kein Magistratsmitglied ums Leben gekommen waren. Die beabsichtigte Parallelität der Darstellung der Opfer des NS-Regimes und der angenommenen Opfer in der SBZ bzw. der DDR mit den geplanten Gedenktafeln, so die Feststellung des Senats für Kultur, fand in den untersuchten "...historischen Tatbeständen keine Grundlage".

Literaturhinweise
Berliner Morgenpost vom 28.9.1989
Der Tagesspiegel vom 13.9.1989
Heimatmuseum Mitte, Gedenktafel-Liste, Stand 10. 02. 1993
Abgeordnetenhaus Berlin. 10. Wahlperiode. Mitteilungen des Präsidenten Nr. 329 über Erinnerungstafeln im Rathaus Schöneberg für die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Stadtverordneten Berlins
Abgeordnetenhaus Berlin. 13. Wahlperiode. Mitteilungen des Nr. 12/21155 über Erinnerungstafeln für die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Stadtverordneten und Magistratsmitglieder, 9.1.1996


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