Revolutionsdenkmal auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde
Inschrift:
AUF DIESEM FUNDAMENT /
STAND DAS /
REVOLUTIONSDENKMAL /
<Reliefdarstellung des ehemaligen Denkmals> /
FÜR /
KARL LIEBKNECHT /
ROSA LUXEMBURG /
UND VIELE ANDERE /
REVOLUTIONÄRE KÄMPFER /
DER DEUTSCHEN ARBEITERBEWEGUNG /
1926 ERRICHTET VON DER /
KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS /
NACH PLÄNEN VON /
LUDWIG MIES VAN DER ROHE /
1935 VON DEN FASCHISTEN ZERSTÖRT
Technische Details: Metalltafel ca. 120 cm x 130 cm
Standort:
Gudrunstraße 20
Ortsteil Friedrichsfelde Besondere Ortsangabe: am nördlichen Ende des Friedhofs, Grabfeld 64
Verkehrsanbindung U 5 oder S 5, 7, 75 bis Bhf. Lichtenberg, Bus 193 bis Zentralfriedhof
Gedenkstätte der Sozialisten, Revolutionsdenkmal Am 21.05.1881 wurde der nach Plänen des Stadtgartendirektors Hermann Mächtig (18371909) auf 25 Hektar fertiggestellte "Berliner Gemeindefriedhof zu Friedrichsfelde" eröffnet. Über Berlin hinaus wurde der "Armenfriedhof" am 12.8.1900 durch die Beisetzung von Wilhelm Liebknecht (18261900) bekannt. Im Februar 1911 wurde Paul Singer (18441911) und später andere bekannte Sozialdemokraten auf dem vorderen Teil des Friedhofs beerdigt. Der Volksmund verlieh ihm bis zum ersten Weltkrieg den Beinamen "Sozialistenfriedhof". 1919 weigerte sich der Berliner Magistrat, Kämpfer, die während der Novemberrevolution von 1918/19 gefallen waren, bei den Gefallenen vom März 1848 bestatten zu lassen. Der Vorwand war, im Friedrichshain sei kein Platz mehr vorhanden. Auf dem fern der Innenstadt - bis 1920 sogar außerhalb der Stadt - gelegenen Friedhof Friedrichsfelde wurde die weitab vom Haupteingang - und damit auch von den Gräbern der hier beerdigten Sozialdemokraten - gelegene Abteilung 64 als Begräbnisstätte angewiesen. Dieses Terrain war ursprünglich als abgesonderter Ort für Beerdigungen im Falle einer Epidemie vorgesehen. Am 25.1.1919 bestattete man hier unter großer Anteilnahme der Berliner Bevölkerung die 32 Revolutionäre, darunter Karl Liebknecht. Symbolisch wurde der leere Sarg für den nach ihrer Ermordung noch nicht gefundenen Leichnam Rosa Luxemburgs in die Erde gesenkt. Ihre sterblichen Überreste, die erst am 31.5.1919 gefunden wurden, bestattete man im Beisein von mehr als 100.000 Menschen am 13.6.1919. Wilhelm Pieck (1876-1960) legte am 15.6.1924 den Grundstein für das dann von Mies van der Rohe (1886-1969) gestaltete Revolutionsdenkmal. Es wurde durch Spenden finanziert und am 13.6.1926 der Öffentlichkeit übergeben. In Nähe des Denkmals wurden u.a. die am 1.5.1929 von der Polizei getöteten Demonstranten beerdigt. In den ersten Monaten der Naziherrschaft wurde das Denkmal geschändet, 1935 zusammen mit den meisten umliegenden Grabsteinen von den Faschisten zerstört. Anfang 1941 wurden die Gräber eingeebnet, ab Juni der Bereich zur "Neubelegung" freigegeben. Nach der Befreiung fand hier am 13.1.1946 wieder die erste Demonstration zu den Gräbern von K. Liebknecht, R. Luxemburg und vieler anderer Opfer staatlichen Terrors statt. An der Stelle des alten Mahnmals war aus diesem Anlaß eine hölzerne Nachbildung des Monuments Mies van der Rohes errichtet worden. Der Magistrat von Berlin beauftragte im September 1949 die Architekten Richard Jenner und Hans Mucke sowie den Gartenarchitekten Reinhold Lingner (1902-1968) mit dem Bau einer geeinten Gedenkstätte der Sozialisten nahe dem Haupteingang. Am 14.1.1951 wurde sie durch den Präsidenten der DDR, W. Pieck, eingeweiht. Die von den Faschisten geschändeten Gräber aus Abteilung 64 waren hier neu angelegt, Erde war symbolisch vom Platz des Revolutionsdenkmals überführt worden. Auf einer großen Tafel, die von Hans Kies (1910-1984) gestaltet wurde, stehen die Namen derer, die wegen ihrer politischen Auffassungen während der Weimarer Republik, vor allem aber während der zwölf Jahre der faschistischen Diktatur ums Leben gebracht wurden. 1983 wurde ein von Günter Stahn entworfenes Erinnerungsmal am Ort des zerstörten Revolutionsmonuments mit oben zitierter Tafel von Gerhard Thieme errichtet.
Einweihung 1983
Künstler Gerhard Thieme (* 1928)
Literaturhinweise
Hoffmann, Joachim: In deinem Friedrichsfelde ruht... Der Berliner Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der deutschen Geschichte, herausgegeben von der Vereinigung ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener (BVVdN) e. V., Berlin 1996
Voigt, Uwe: Der Städtische Zentralfriedhof Friedrichsfelde in der Gudrunstraße in: Volker Mörl u.a., Seelen der Stadt, Elefanten Press Verlag GmbH, Berlin 1993, herausgegeben vom Luisenstädtischen Bildungsverein e. V.
Berlin und seine Bauten, hrsg. v. Architekten-Verein zu Berlin und der Vereinigung Berliner Architekten. Faks. der 2. Ausgabe von 1896, Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften, Band I, Berlin 1988
Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin, Bd. II, a. a. O.
Gedenk- und Erinnerungsstätten der Arbeiterbewegung in Berlin-Lichtenberg, (1973), a. a. O.
Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933,...1983, a. a. O.
Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike, 1992
Spaeth, David. Mies van der Rohe, a. a. O.
Neumeyer, Fritz. Mies van der Rohe, a. a. O.
Revolution und Realismus, a. a. O.
Berliner Zeitung vom 13.1.1995
Biographisches Handbuch der SBZ/DDR 1945-1990. Hrsg. v. Gabriele Baumgartner und Dieter Hebig, in zwei Bänden, KG Saur München-London-New Providence-Paris 1996/1997