Synagoge Fasanenstraße
Kontext: Stahl, HeinrichStahl, Heinrich
Kontext: Hirsch, OttoHirsch, Otto


Inschrift:

Zum Gedenken /
<Hebärische Schriftzeichen> /
an die 60 000 jüdischen Bürger Berlins /
HEINRICH STAHL /
und /
DR. OTTO HIRSCH /
stellvertretend für die Mitarbeiter der /
Jüdischen Gemeinde und der Jüdischen Organisationen, /
die in den Jahren 1933 - 1945 ihr Leben durch das /
nationalsozialistische Regime verloren. /
Dezember 1970 Jüdische Gemeinde /
zu Berlin

Technische Details: Messingtafel, 100 cm x 60 cm

Standort:
Fasanenstraße 79/80
Ortsteil Charlottenburg
Besondere Ortsangabe: im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde
Verkehrsanbindung U 2, S 3, S 5, S 7, S 75, S 9 bis Zoologischer Garten, U 9 bis Kurfürstendamm, Bus 149 bis Uhland-/Kantstraße

Liberale Synagoge Fasanenstraße Die Jüdische Gemeinde beschloß im Oktober 1905, das Grundstück in der Fasanenstraße zu kaufen. Fast zwei Jahre später schrieb sie einen Wettbewerb für den Bau der Synagoge aus, den der Berliner Architekt Ehrenfried Hessel mit seinen Entwürfen gewann. Ab 1910 hatte der Gemeindebaumeister Johann Höniger die Leitung des Baus. Es entstand ein Repräsentationsbau mit drei Kuppeln, der 2.000 Menschen in seinem Innern Platz bot. Am 26.8.1912 wurde die Synagoge eingeweiht. In einem Nebengebäude der Synagoge befand sich ab 1912 eine jüdische Religionsschule. Von 1912 bis 1943 war Dr. Leo Baeck Vorsitzender der Jüdische Gemeinde in Berlin und predigte häufig in dieser Synagoge. Schon zu Beginn der dreißiger Jahre hatten die Faschisten sich vor allem auf diese Synagoge mit ihren Anschlägen konzentriert. So waren aufgehetzte Jugendliche am Abend des 12.9.1931 mit Schlaginstrumenten über die Passanten hergefallen, die gerade aus der Andacht gekommen waren. Ein halbes Dutzend SA-Leute sekundierte ihnen. Von 1912 bis 1938 war Dr. Julius Galliner (1872-1949) Gemeinderabbiner in diesem Gotteshaus. In der Pogromnacht verwüsteten die Faschisten auch diese Synagoge sowie das ebenfalls hier befindliche "Jüdische Lehrhaus Berlin". Am 19.8.1939 wurde das Gebäude der Schule von der Reichspost vereinnahmt. Die Abräumarbeiten der ausgebrannten Ruine der Synagoge dauerten bis zum 29.5.1958. Es entstand ein Neubau, in dem sich das heutige Gemeindezentrum befindet. 1955 war das Grundstück an die Stadt Berlin übergegangen, deren Stadtparlament beschloß 1957, den Aufbau des jüdischen Gemeindezentrums zu finanzieren. Die Architekten Dieter Knoblauch und Hans Heise übernahmen den Wiederaufbau. Am 10.11.1957 wurde durch Heinz Galinski (1912-1992) der Grundstein gelegt, und am 27.9.1959 wurde das Gemeindehaus feierlich eingeweiht. Stellvertretend für die gedemütigten, verfolgten, deportierten und ermordeten jüdischen Mitbürger der Hauptstadt werden hier zwei ihrer geistigen Führer - Otto Hirsch und Heinrich Stahl - auf dieser Gedenktafel geehrt.

Einweihung Dezember 1970
Initiator Jüdische Gemeinde zu Berlin
Herausgeber der Tafel Jüdische Gemeinde zu Berlin

Bemerkungen:
Im Juli 2000 war die Tafel nicht vor Ort, im Gebäude werden Umbauarbeiten vorgenommen. Eine Gedenktafel sollte in Alt-Rudow 43 (Neukölln) an H. Stahl erinnern. Der Hausbesitzer des Grundstückes Alt-Rudow 43 verweigerte aus Furcht vor antisemitischen Schmierereien das Anbringen der Gedenktafel. Im Bezirk Tiergarten, Levetzowstraße 7, erinnert eine Gedenktafel an die Synagoge in der Fasanenstraße 79/80. Sie trägt folgende Inschrift: "SYNAGOGE FASANENSTRASSE 79-80 /
1720 SITZPLÄTZE /
GEBAUT 1910-1912, BESCHÄDIGT 1938 /
ZERSTÖRT IM 2. WELTKRIEG, NEUBAU 1959".

Literaturhinweise
Volksblatt Berlin vom 28.9.1994
Jüdische Geschichte in Berlin, a. a. O.
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 1994, a. a. O.
Schönfeld, Martin: Gedenktafeln in West-Berlin, a. a. O.
Lexikon. Biographien zur deutschen Geschichte... a. a. O.
Fehrs, Jörg H.: Von der Heidereutergasse zum Roseneck. Jüdische Schulen in Berlin 1712-1942. Hrsg. Arbeitsgruppe Pädagogisches Museum e.V. In: Reihe Deutsche Vergangenheit Nr. 90, Edition Hentrich, Berlin 1993
Charlottenburg. Geschichtslandschaft Berlin. Orte und Ereignisse, a. a. O.
Gedenkbuch Berlins der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, a. a. O.
Girra, Dagmar: Gedenktafeln im Zentrum Berlins, Mitte, Tiergarten, Wedding. Herausgegeben von Hans-Jürgen Mende, Edition Luisenstadt, Berlin 2000


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