Opfer des Reichskriegsgerichts

Inschrift:

Zum Gedenken /
In diesem Hause, Witzlebenstraße 4-10, /
befand sich von 1936-1943 das Reichskriegsgericht. /
Die höchste Instanz der Wehrmachtjustiz /
verurteilte hier /
über 260 Kriegsdienstverweigerer /
und zahllose Frauen und Männer des Widerstands /
wegen ihrer Haltung gegen Nationalsozialismus und Krieg /
zum Tode /
und ließ sie hinrichten.

Technische Details: Blechtafel, 30 cm x 90 cm,

Standort:
Witzlebenstraße 4-5
Ortsteil Charlottenburg
Besondere Ortsangabe: auf dem Bürgersteig vor dem Kammergericht
Verkehrsanbindung U 2 bis Sophie-Charlotte-Straße

Opfer des Reichskriegsgericht Das Gebäude hatte ab 1910 der Militärgerichtsbarkeit des Deutschen Kaiserreichs als Standort gedient. Nachdem am 12.5.1933 die Militärgerichtsbarkeit wieder eingeführt wurde, schufen die Faschisten durch Erlaß vom 5.9.1936 das Reichskriegsgericht. Am 1.10.1936 bezog es als oberste juristische Instanz der Wehrmacht dieses Haus. Während des Zweiten Weltkrieges war es zuständig sowohl für die Militärgerichtsbarkeit als auch für die Verhandlung von Vergehen von staatspolitischer Relevanz. Es entschied in erster und letzter Instanz bei Fällen von Hoch- und Landesverrat, von Kriegsverrat, bei Angriffen auf Hitler bzw. bei Tötung von Regierungsbeamten sowie bei Nichtanzeige schwerer Straftaten, Wehrkraftzersetzung sowie Verweigerung des Wehrdienstes. In seinen Zuständigkeitsbereich fielen Offiziere der Wehrmacht, aber auch Zivilisten. Das Reichskriegsgericht verurteilte u.a. Angehörige der - von der Gestapo bei ihren Ermittlungen "Rote Kapelle" genannten - Widerstandsgruppe um Harnack und H. Schulze-Boysen. Die Richter verurteilten auch Menschen, die aus den von den Faschisten okkupierten Staaten kamen. Von ihm wurden zwischen 1939 und 1945 mehr als 1400 Todesurteile gefällt. 1943 zog das Reichskriegsgericht nach Torgau.

Einweihung 1992

Bemerkungen:
Eine provisorische Holztafel wurde am 8.6.1989 durch die damalige stellvertretende Parlamentspräsidentin Hilde Schramm und durch die Bezirksbürgermeisterin Monika Wissel aufgestellt. Am 9.6.1989 wurde die Tafel auf Anordnung von Egbert Weiß, Richter des Kammergerichts, entfernt und zerstört. Am 1.9.1989 wurde eine Gedenktafel mit dem Text: "Zum Gedenken /
In diesem Hause, Witzlebenstr. 4-10, /
befand sich von 1936-1943 das Reichskriegsgericht. /
Die höchste Instanz der Wehrmachtsjustiz /
verurteilte hier /
zahllose Kriegsdienst-Verweigerer /
und Widerstands-Kämpfer /
wegen ihrer Haltung gegen Nationalsozialismus und Krieg /
zum Tode."
angebracht. Sie stand nun auf dem Bürgersteig vor dem Kammergericht. Seit 1992 steht an dieser Stelle die eingangs zitierte Tafel.

Literaturhinweise
Der Tagesspiegel vom 10.6.1989
Berliner Morgenpost vom 8.7.1989
Der Tagesspiegel vom 27.9.1989
Haase, Norbert: Das Reichskriegsgericht und der Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft, a. a. O.
Schönfeld, Martin: Gedenktafeln in West-Berlin, a. a. O.
Scheel, Heinrich: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, a. a. O.
Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, 1994, a. a. O.
Scheel, Heinrich: Vor den Schranken des Reichskriegsgerichts, a. a. O.


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