IN DIESEM HAUSE /
BEFAND SICH /
VON 1935 BIS 1938 /
DAS ERSTE FERNSEHSTUDIO /
DER DEUTSCHEN REICHSPOST
Technische Details: Messingtafel, ca. 60 cm x 50 cm
Standort:
Rognitzstraße 9
Ortsteil Charlottenburg
Verkehrsanbindung U 2 bis Kaiserdamm
Erstes Fernsehstudio der deutschen Reichspost Am 22.03.1935 wurde von E. Hadamovsky (1904-1944) der Beginn des "regelmäßigen Fernsehprogrammbetriebes" des "nationalsozialistische(n) Rundfunk(s) in Zusammenarbeit mit der Reichspost und der deutschen Industrie" verkündet. Der erste Fernsehsender befand sich in Berlin und wurde am 29.05.1935 nach Paul Nipkow (1860-1940) benannt. Der Sender hielt seinen regulären Betrieb bis zum 26.11.1943 aufrecht. Die faschistische Propaganda baute die "deutsche Fernsehlegende" auf, stilisierte Paul Nipkow zum "deutschen Erfinder des Fernsehens". Auf ihn geht der Grundgedanke vom punktweisen Abtasten einer Bildvorlage und die Umwandlung optischer in elektrische Signale zurück. Das Fernsehen setzte sich erst mit Entwicklung der Kathodenstrahlröhre durch. Zu Zeiten des faschistischen Regimes erreichte es seine größten Zuschauerzahlen mit den Olympischen Spielen von 1936, von ihnen wurde etwa acht Stunden lang täglich übertragen. In Berlin, Potsdam und Leipzig waren Fernsehstuben (bis 1939 wurden nur 200 Heimfernsehgeräte verkauft) eingerichtet, in denen ca. 150.000 Zuschauer insgesamt 48 Sendungen verfolgten. 1935 bestand das lediglich wöchentlich wechselnde Programm vorwiegend aus Spielfilm-Zusammenschnitten, Kulturfilmen und Wochenschauen. Nach einem Brand auf der Funkausstellung 1935 erfolgte die Programmherstellung vom Fernsehlabor des Reichspostzentralamtes in der Rognitzstraße. Der Aufnahmeraum des dortigen Studios war aufgrund der technischen Gegebenheiten nicht größer als eine Telefonzelle, so daß nur eine einzelne Person als Brustbild aufgenommen werden konnte. Ab Mitte 1936 wurde der Raum auf 6 Quadratmeter erweitert, Personen konnten nun auch in voller Größe dargestellt werden. Allerdings mußten die Darsteller - aufnahmetechnisch bedingt - in völliger Dunkelheit vor gänzlich unbeweglichen Aufnahmegeräten agieren. Anspruchslose kurze Fernsehspiele bedienten bis 1937 das ideologische Konzept der Machthaber, später ließen sich auch etwas bekanntere Autoren dingen. Ende 1937 wurden die Arbeiten in das Deutschlandhaus verlagert. Mit Kriegsbeginn 1939 wurde der Sender militärisch verwendet, der Programmbetrieb eingestellt, dann aber, nicht zuletzt aus propagandistischen Gründen, wieder aufgenommen.
Literaturhinweise
Die Anfänge des Deutschen Fernsehens: kritische Annäherungen an die Entwicklung
bis 1945 /
William Uricchio (Hg.), Tübingen: Niemeyer, 1991 (Medien in Forschung
und Unterricht: Ser. A; Bd. 30)
Berlinische Lebensbilder. Hrsg. v. Treue, Wilhelm/Winau, Rolf, In:
Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Band 60,
Berlinische Lebensbilder. Hrsg. v. Wolfgang Ribbe, Band 6: Techniker /
hrsg. von
Wilhelm Treue und Wolfgang König, Berlin 1990
Enzyklopädie des Nationalsozialismus, herausgegeben von Wolfgang Benz, Hermann
Graml und Herrmann Weiß, Deutscher Taschenbuchverlag, München 1997
NDB