Erinnerung an ehemalige jüdische Schüler des Grunewald-Gymnasiums

Inschrift:

DEN EHEMALIGEN JÜDISCHEN SCHÜLERN /
ZUM GEDENKEN, /
DIE DER NATIONALSOZIALISTISCHEN /
GEWALTHERRSCHAFT ZUM OPFER FIELEN. /
WALTHER RATHENAU-SCHULE /
29. SEPTEMBER 1988

Technische Details: Bronzetafel, 64 cm x 40 cm

Standort:
Herbertstraße 2-6
Ortsteil Grunewald
Besondere Ortsangabe: auf dem Schulhof des Walther-Rathenau-Gymnasiums vor dem Ginko-Baum
Verkehrsanbindung Bus 110, 129 bis Lynarstraße

Einweihung 29.9.1988
Initiator Walther-Rathenau-Schule

Erinnerung an ehemalige jüdische Schüler des Grunewald-Gymnasiums Das in bester humanistischer Tradition stehende Grunewald-Gymnasium, das am 17.4.1903 feierlich eröffnet worden war und zahlreiche - später weltbekannte - Schüler ausgebildet und erzogen hatte, erlebte 30 Jahre später die Erniedrigung all dessen, was dem Fortschritt der Menschheit dienlich gewesen war. Anfang 1933 wurde in dieser Einrichtung der Satz "Humanität können wir uns nicht mehr leisten!", von dem damaligen kommissarischen Direktor Heiny Hempel geprägt, der dann 12 Jahre die Atmosphäre beherrschte. Diesem Satz folgten Taten. Im April 1933 wurde das Mitglied der NSDAP Wilhelm Waldvogel Schulleiter, blieb dies bis 1945. Er begann sofort mit der Auflistung der Schüler in den Rubriken faschistischer Terminologie "Volljude" und "Halbjude". Er sah seine Aufgabe darin, die jüdischen Schüler aus dieser Einrichtung schnell zu vertreiben. Aufgrund der Schikanen gegen die Jugendlichen nahmen bald viele Eltern ihre Kinder von dieser Schule. Von den einst 49 Abiturienten des Jahrgangs 1934 wurden letztlich nur noch 28 zur Reifeprüfung geführt. Als der letzte jüdische Schüler aus dem damaligen Grunewald-Gymnasium "entfernt" worden war, erhielt die Einrichtung von vorgesetzter Behörde eine Plakette "Eine Schule der 100% arischen Schüler."

Bemerkungen:
Am 29.9.1988 wurde von Lehrern und Schülern des seit dem 24.6.1946 den Namen Walter Rathenaus tragenden Gymnasiums der Gingko-Baum gesetzt. Er soll an die jüdischen Schüler erinnern, die diese Schule verlassen mußten.

Literaturhinweise
Jäger, Gabriele: Wilmersdorfer Portraits, a. a. O.
"Wer sich nicht erinnern will..." Kiezgeschichte Berlin 1933. Hrsg.: Arbeitsgruppe "Kiezgeschichte - Berlin 1933" im Rahmen des Projekts des Berliner Kulturrates "Zerstörung der Demokratie - Machtübergabe und Widerstand". Elefanten Press Verlag, Berlin 1983
Bothe-von Richthofen, Felicitas: Widerstand in Wilmersdorf. a. a. O.
Jüdische Geschichte in Berlin, a. a. O.
100 Jahre Villenkolonie Grunewald 1889-1989, a. a. O.


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