"Arisierung" des Restaurants Kempinski

Inschrift:

HIER STAND SEIT 1928 EIN /
KEMPINSKI-RESTAURANT. /
ES WAR EIN WELTWEIT /
BEKANNTES SYMBOL /
BERLINER GASTLICHKEIT. /
WEIL DIE BESITZER JUDEN /
WAREN, WURDE DIESE /
BERÜHMTE GASTSTÄTTE /
1937 "ARISIERT", /
UNTER ZWANG VERKAUFT. /
ANGEHÖRIGE DER /
FAMILIE KEMPINSKI /
WURDEN UMGEBRACHT, /
ANDERE KONNTEN FLIEHEN. /
DAS 1952 ERÖFFNETE /
BRISTOL HOTEL KEMPINSKI /
MÖCHTE, DAß DAS SCHICKSAL /
DER GRÜNDERFAMILIE /
NICHT VERGESSEN WIRD.

Technische Details: Messing, ca. 40 cm x 60 cm

Standort:
Kurfürstendamm 27/Fasanenstraße
Ortsteil Charlottenburg
Besondere Ortsangabe: links vom Eingang des Bristol-Hotels Kempinski in der Fasanenstraße
Verkehrsanbindung U 2, S 3, S 5, S 7, S 75, S 9 bis Zoologischer Garten, U 9 bis Kurfürstendamm, Bus 149 bis Uhland-/Kantstraße

"Arisierung" des Restaurants Kempinski Das Weinrestaurant Kempinski befand sich ab 1926 am Kurfürstendamm 27. Berthold Kempinski war 1872 nach Berlin gekommen. Sein erstes Lokal eröffnete er in der Kronenstraße. Bald darauf wurde unter der Bezeichnung "M. Kempinski & Co." das Weinrestaurant Friedrich-/Ecke Leipziger Straße eröffnet. 1889 weihte man in der Leipziger Straße ein weiteres Speiserestaurant ein. Nach B. Kempinskis Tod wurden die Unternehmungen von seinen Erben weitergeführt. 1928 eröffneten sie das "Haus Vaterland" am Potsdamer Platz. Es war ein beliebter Treffpunkt für die damals in Berlin tätige Prominenz, wie Max Reinhardt, Heinrich Mann, Roda Roda u. a. Der von den Faschisten für den 1.4.1933 anberaumte Boykott jüdischer Geschäfte und Unternehmen traf die Inhaber auch dieses Restaurants. Einem Teil der Familie Kempinski gelang es, aus Deutschland in die USA zu emigrieren. Sie mußten ihren Besitz verkaufen. Das Restaurant Kempinski wurde "arisiert" und unter dem Namen "F. W. Borchardt" weitergeführt. Ein Enkel des eigentlichen Inhabers kehrte 1950 aus den USA zurück. Das Haus, das im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wurde wieder aufgebaut und ab 1952 unter dem Firmenschild "Bristol Hotel Kempinski" eröffnet. Ab 1953 ging das Unternehmen "M. Kempinski & Co." in der Firma "Kempinski Hotel-Betriebs-AG" auf.

Einweihung 31.05.1994
Initiator Fritz Teppich

Bemerkungen:
Der Initiator für das Anbringen dieser Gedenktafel, Fritz Teppich, will an die von den Faschisten ermordeten Mitglieder der Familie Kempinski erinnern. Die Tafel wurde in Anwesenheit von J. Kanal am Hotel eingeweiht. Die Gedenktafel war im August 1997 wegen Bauarbeiten nicht vor Ort, wurde dann aber wieder angebracht. Im Mai 2000 war die Gedenktafel nach Auskunft des Hotel-Managements für einige Tage zur Restaurierung in einer Werkstatt, im Juni 2000 dann wieder am Gebäude.

Literaturhinweise
Die Tageszeitung (taz) vom 3.3.1994
Berliner Morgenpost vom 1.6.1994
Juden am Ku'damm "...als wäre es nie gewesen." Günther-Kaminski, Michael/Weiß, Michael. Berliner Geschichgswerkstatt, 2. überarb. Auflage, Berlin 1990
Jüdische Geschichte in Berlin, a. a. O.
NDB
Osborne, Sidney: Germany and her Jews. London 1939


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