12 Probleme/Projekte/Prozesse | Geschichte des Festungsbaus |
Herbert Schwenk
Ein Riesenbauwerk, das sich als Riesenflop erwies Zur Geschichte des Berliner Festungsbaus Im Dezember 1661 beschwerten sich Bürgermeister und Ratmänner von Berlin und Cölln bei Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688). Sie verwiesen energisch darauf, daß Berlin und Cölln nicht alleine die Kosten für ein Projekt tragen könnten, das zum aufwendigsten Bauwerk in der Geschichte Berlins werden sollte: den Bau einer mächtigen Festungsanlage für die kurfürstlichen Residenzstädte. Wieso, fragten die Bürgermeister und Ratmänner beider Städte im dritten Jahr der »Schanzarbeit«, sollen eigentlich Berlin und Cölln alleine die Kosten tragen, wo doch auch »in andern Oertern die Guarnison vom gantzen Lande unterhalten werden«? Und im übrigen - so argumentierten sie - profitieren die Städte gar nicht so sehr von der Verstärkung der Garnison ... Summa summarum: »Nun were es aber eine große unbilligkeit, wann die Städte solche Kosten alleine tragen und nicht hinwieder vom gantzen Lande«; »alle historien« seien voll, daß zum Bau einer Festung das ganze Land oder die Provinz haben etwas hergeben müssen, »daß ihme seine LandesStände zur fortification und verwahrunge seiner Königl. Burg geholffen habenn«.1) |
So nachdrücklich die Bitte vorgetragen war - sie bewirkte nichts. Die sogenannte Fortifikation sollte zu einer der bedeutendsten bautechnischen Leistungen, aber auch zur größten Belastung für die Bewohner Berlins und Cöllns werden. Ohne ihren praktischen Nutzen jemals unter Beweis gestellt zu haben, hat sie die Hauptstadt städtebaulich stark geprägt. Die sternförmige Umwehrung der mittelalterlichen Stadt beeinflußte erheblich die Richtung der Stadterweiterungen zwischen 1650 und 1750. Und die aufwendige Befestigung entschied auch endgültig über das Schicksal Berlins als kurfürstliche Haupt- und Residenzstadt mit allen davon ausgehenden Wirkungen auf die »Physiognomie« der Stadt - die hohe Zahl von Hof- und Staatsdienern sowie Soldaten und Offizieren sollte auf lange Zeit das städtische Leben und das seiner Bürger prägen. Historiker sehen in dem Festungswerk den sichtbaren Abschluß der ersten 400 Jahre städtebaulicher Entwicklung: Die Stadt innerhalb der Befestigung sei »eine harmonische Ganzheit, ein streng umrissener Organismus geworden«.2)
Befestigungsanlagen waren in Berlin keine Neuheit. Möglicherweise existierten schon in der Frühzeit Anlagen als »Ringwälle« und »Wendenburgen« im Bereich des heutigen Stadtkerns.3) Die älteste Befestigung der Stadt bestand wahrscheinlich nur aus einem palisadierten Wall und Graben, die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu einer kompakten Ummauerung ausgebaut wurde. |
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Diese Stadtmauer ist erstmals in einer Urkunde vom Jahre 1319 erwähnt worden, indem das Heilig-Geist- Hospital als »domus St. Spiritus intra muros« bezeichnet wird. Die damalige Stadtmauer bestand aus fest vermauerten Feldsteinen, im oberen Teil aus Backsteinen, durchbrochen von zahlreichen kleinen Schießlöchern.
Nach den häufig zitierten Angaben von Friedrich Holtze hatte die mittelalterliche Stadtmauer durchaus stattliches Ausmaß: Sie war »meist 6 Fuß dick« (das entspricht 1,88 Metern), an einigen Stellen höchstens 3 Fuß, mit niedrigen, zum Teil später hinzugefügten Strebepfeilern, ohne sorgfältige Fundamentierung und kunstreichen Zinnenbau, bei einer Höhe von etwa neun Metern. In ihr befanden sich in unregelmäßigen Abständen mehrere bis zu 25 Meter hohe Türme und etliche halbrunde, nach innen offene sogenannte Weichhäuser. Im 15. Jahrhundert hatte man vor der Mauer zwei etwa 15 Meter breite Gräben ausgehoben, die durch einen etwa 7,50 bis 10 Meter breiten Erdwall getrennt waren.4) Über den doppelten Wassergraben führten Brücken, die durch fünf Torhäuser (»Stadttore«) geschützt waren. |
Schon die älteste Befestigung umfaßte beide Teile der Doppelstadt als Ganzes: Berlin im Osten und Norden als »Berlinische Mauer«, Cölln im Süden und Südwesten als »Cöllnische Mauer«.
Von ganz anderer Qualität hingegen war die Befestigungsanlage aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als politisches Prestigeprojekt der brandenburgischen Hohenzollern entsprang und entsprach sie ganz dem militärischen Denken jener Zeit. Die brandenburgischen Herrscher hatten in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ihr Territorium beträchtlich vergrößert. 1614 wurden durch Erbschaft u. a. Kleve, 1618 Ostpreußen und 1648 Hinterpommern erworben. Sie strebten nun nach innerer Festigkeit und »Befestigung«, zumal nach den leidvollen Erfahrungen des Dreißigjährigen Krieges. Denn seit 1626 war die Mark Brandenburg fast ständig Kriegsschauplatz gewesen. Während sich Kurfürst Georg Wilhelm (1619-1640) in Königsberg in Sicherheit gebracht hatte, bekamen die Bewohner Berlins und Cöllns den Krieg hart zu spüren. Versuche, die Residenz hinter teilweise respektablen Erdwerken zu verschanzen und zu palisadieren, blieben Stückwerk. |
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Berlin mit der Festungsanlage nach dem Plan von La Vigne (1685; Bezeichnungen ergänzt) | ||
Zwar verschonten sowohl die kaiserlichen als auch die schwedischen Truppen Berlin und Cölln vor direkter militärischer Verwüstung, allein die Schäden bei der Brandschatzung der Vorstädte durch die Kaiserlichen 1634 und auch den kurfürstlichen Statthalter Adam Graf zu Schwarzenberg (1583-1641), Berater und Vertrauter des Kurfürsten Georg Wilhelm, der 1640 beim Anrücken der Schweden voreilig und unnötig die Niederbrennung veranlaßt hatte, waren sehr hoch. Die Einwohnerzahl der Residenzstädte sank von rund 12 000 vor dem | Krieg auf 6 000 danach (manche Quellen nennen »etwa« 7 500, aber auch 9 000 bis 10 000); von 845 Häusern in Berlin standen im Jahre 1642 insgesamt 300 »wüst«, wie die Chronik vermerkt; in Cölln waren es von 364 Häusern 150. Hoch waren auch die von den Schweden erpreßten Freikaufsummen und die Kriegsabgaben, die Graf Schwarzenberg der Bevölkerung auferlegt hatte. Mehrfach wüteten Pest und Hungersnot und forderten allein in den Jahren 1630/31 insgesamt 2 066 Menschenleben in beiden Städten. |
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Aus alledem zog Kurfürst Friedrich Wilhelm nach dem Dreißigjährigen Krieg drastische Schlußfolgerungen. Noch auf dem Sterbebett hatte er seinem Nachfolger
nächst Gottesfurcht »eine eiserne Hand und ein stehendes Heer« ans Herz gelegt. Im Ergebnis der Teilnahme Brandenburg- Preußens am Schwedisch- Polnischen Krieg (1655-1660) und später am Französisch- Niederländischen Krieg (1672-1678) war der schon
am Ende des Dreißigjährigen Krieges begonnene Übergang vom Söldnerheer zu einem stehenden Heer vollzogen worden, wobei Georg von Derfflinger (1606-1685) die Reiterei und Otto Christoph Freiherr von Sparr (1605-1668) die Artillerie organisierten.
Seit 1657 war die Residenz in eine Garnisonstadt umgewandelt worden. Waren während des Dreißigjährigen Krieges nur 1 000 Mann des Regiments von Oberst Dietrich von Kracht in Berlin/ Cölln stationiert und nach dem Westfälischen Frieden sogar nur eine kurfürstliche Trabanten- Leibgarde, die 1653 ganze 360 Mann umfaßte, so wurde die Garnison 1656 auf 2 000 Soldaten verstärkt; 1710 waren es bereits 5 000. Bei seinem Regierungsantritt hatte Friedrich Wilhelm 4 650 Soldaten übernommen, bei seinem Tode im Jahre 1688 hinterließ er ein Heer von 30 000 Mann. Die Einwohnerzahl von Berlin/ Cölln erhöhte sich von etwa 10 000 (1654) auf 17 500 (1685). |
Bedeuteten bereits die Einquartierungen der Soldaten mit ihren fast 600 Frauen und Kindern in den Häusern der Bürger (durchschnittlich ein bis zwei Soldaten pro Bürgerhaus - Kasernen kamen erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf) sowie deren Versorgung und Ausrüstung einen großen Aderlaß für das städtische Gemeinwesen, so gilt dies erst recht für den über zwei Jahrzehnte dauernden Bau der Festungsanlage. Berlin und Cölln hatten nicht nur das für die Festungsanlage benötigte Gelände bereitzustellen und einen Großteil der Baukosten zu übernehmen, sondern vor allem die Arbeitskräfte zu stellen. Werner Hegemann spricht in seinem Klassiker »Das steinerne Berlin« davon, daß »die Berliner Bürger wie leibeigene Bauern zur Schanzarbeit gezwungen wurden, was anfangs noch viel Bitterkeit auslöste. Der Kurfürst teilte die Bürgerschaft in vier Viertel, von denen täglich eines zur Schanzarbeit antreten mußte.«5) Außerdem wurden Soldaten der Garnison und auch Bauern der umliegenden Dörfer zur harten Bauarbeit gezwungen. Insgesamt soll das Bauvorhaben 70 bis 80 Millionen Arbeitsstunden verschlungen haben.6) Demnach waren 25 Jahre lang täglich durchschnittlich etwa 700 bis 1 000 Arbeitskräfte mit dem »Schanzen« beschäftigt, in Spitzenzeiten sogar 4 000. Kein Wunder, daß es auch zu Arbeitsverweigerungen und Unmutsbekundungen kam. |
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Um die Bauarbeiten zu sichern, wurde sogar Militärgewalt angewendet.
Der Bau der für damalige Verhältnisse gigantischen Anlage begann in Gegenwart des Kurfürsten im August 1658, nachdem er die Grundzüge des Bauplanes selbst - nach Ratschlägen des Feldmarschalls Sparr - vorgegeben hatte. Entsprechende Anregungen hatte der junge Kurprinz Friedrich Wilhelm schon während seines vierjährigen Aufenthalts in den Niederlanden erhalten, als er seine lebenslange Vorliebe für Wasser und Wasserbauten entdeckte. Die Zeichnungen zum Bau der Berliner Festungsanlage fertigte ihm der kurfürstliche Ingenieur Johann Gregor Memhardt (1607-1678) an. Memhardt, geboren in Linz an der Drau, war um 1622 mit seinen Eltern in die Niederlande emigriert, hatte dort - ähnlich wie 12 Jahre später der Kurprinz - eine Ausbildung erhalten und sich etwa 1638 in brandenburgische Dienste begeben. Seit 1650 befand er sich in Berlin, wo er auf der Grundlage einer Stadtvermessung den ältesten erhaltenen Grundriß der beiden kurfürstlichen Residenzstädte Berlin und Cölln anfertigte, der 1652 in der Merian- Zeillerschen Topographie von Brandenburg erschien. 1656 erhielt Memhardt die Aufsicht über sämtliche kurfürstliche Gebäude, bevor ihn der Kurfürst zum Direktor der Festungswerke berief. |
Auch die Memhardt zur Seite gestellten Ingenieure waren Niederländer. Seinen Prinzen legte Friedrich Wilhelm die Fortifikation gewissermaßen schon in die »Wiege«: Der bereits 1674 verstorbene Kurprinz Karl Emil hatte neuneinhalbjährig einen »fortificatorischen Cursus« bei Memhardt zu absolvieren; sein Bruder Prinz Friedrich, der spätere erste König in Preußen, mußte 14jährig unter Anleitung
»Schanzen in Wachs modellieren«. Für beide Prinzen baute man auf einem Gut bei Alt- Landsberg eine »mit Geschütz armierte Übungsschanze«, wobei unter
Hinzuziehung von Soldaten »Belagerungsmanöver« trainiert wurden ...
Das Festungswerk entstand als Wasserfestung in Form eines riesigen Sterns nach alt- niederländischem System unter dem Einfluß einschneidender Veränderungen im Kriegswesen des 17. Jahrhunderts, namentlich der verstärkten Angriffsmittel der Artillerie. Der Hauptwall war etwa acht Meter hoch und an der Oberkante sechs Meter breit. Um die Artillerie wirkungsvoller zur Geltung zu bringen, wurden im Mauerring 13 Bollwerke, »Bastione« genannt, keilförmig eingebaut, fünf auf der Berliner und acht auf der Cöllner Seite. Später gesellten sich noch sogenannte Ravelins hinzu, kleinere Mauervorsprünge, die die Feuerkraft der Festungsanlage weiter erhöhen sollten. |
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Allgemein waren die »Bastione« mit sechs Geschützen armiert, die Bollwerke beiderseits des Georgen- Tores (seit 1701 Königstor) allerdings mit je neun (»Kloster- Bollwerk« Nr. 9 und »Königs- Bollwerk« Nr. 10), das »Stralauer Bollwerk« Nr. 8 sogar mit zehn Geschützen. Am 6. Mai 1701, beim prunkvollen Einzug des frisch gekürten Königs Friedrich I. durch das Königstor, sollen »fast 300« Geschütze von den Wällen geballert haben.7)
Die geradlinigen Mauerwälle zwischen den Bastionen hießen »Courtinen«. An der Außenseite des Hauptwalls verlief ein Gang. Davor lag noch ein niedrigerer Nebenwall, der von einem tiefen, teilweise über 50 Meter breiten |
Wassergraben umgeben war. Der Wasserstand der Festungsgräben wurde durch Schleusen reguliert, die durch Türme (»Bären«) gedeckt waren. Das gesamte Festungswerk erreichte über 80 Meter Breite. Es war nur an sechs Stellen durch Tore passierbar.
Während das Stralauer Tor (Ecke Stralauer/ Waisenstraße) und das Georgen- oder Bernauer Tor (etwa an der heutigen S-Bahn- Überführung am Alexanderplatz) an den alten Stellen belassen wurden, die sie schon in der mittelalterlichen Stadtmauer eingenommen hatten, mußten das Spandauer Tor (an der Spandauer Brücke) und das Köpenicker Tor (Wallstraße/ Roßstraße) weiter vorverlegt werden. | |
Ansicht Berlins, von Bernhard Schultz (1688; Ausschnitt) |
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Das alte Gertraudentor im Südwesten wurde geschlossen; an seiner Stelle entstand weiter nördlich das Leipziger Tor (in westlicher Verlängerung der später so benannten Jungfernbrücke). Hinzu kam als sechstes das Dorotheenstädtische oder Neue Tor (Unter den Linden/ Oberwallstraße), das die Verbindung zu der 1674 gegründeten Dorotheenstadt herstellte.
Mit den Bauarbeiten wurde auf dem besseren Baugrund der Berliner Seite begonnen. Da der nahe gelegene Höhenrand des Barnim es nicht zuließ, die Umwehrung weiter auszubauen, folgte die neue Festungsanlage vorgelagert dem Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer, heute etwa durch den Bahnkörper der S-Bahn zwischen Jannowitzbrücke und Hackeschem Markt markiert. Bereits 1662 war dieser Teil der Fortifika-tion fertiggestellt, und es begannen die Bauarbeiten auf dem weitaus schwierigeren sumpfigen Gelände der Cöllner Seite, was gewaltige Erdaufschüttungen erforderlich machte. Aber bereits 1666 konnten die von einer Reise zurückkehrenden Prinzen Karl Emil und Friedrich mit Salutschüssen der Hauptwall- Geschütze der Cöllnischen Seite begrüßt werden. |
Unter dem Druck ständiger schwedischer Bedrohung sowie Witterungsunbilden (Hochwasser im Jahre 1670) streckte sich der Festungsbau noch einige Zeit hin, bis 1683 als »Schlußstein des Ganzen« das prächtige Leipziger Tor durch Johann Arnold
Nering (1659-1695) entstanden war.
Besonders die Bastionen Nr. 7 (»Bollwerk im Morast«, etwa an der Stelle des heutigen Märkischen Museums) und Nr. 13 (»Bollwerk im Lustgarten«) bereiteten größte Schwierigkeiten. Denn im Unterschied zur Ostseite konnte der Mauerring auf der Westseite gegenüber der alten Stadtmauer wesentlich weiter hinausgeschoben werden - etwa auf eine Linie, die dem Verlauf der heutigen Oberwall-, Niederwall- und Wallstraße entspricht. Dadurch gelang es, den 1658 zur Bebauung freigegebenen, jenseits des Cöllnischen Stadtgrabens (seit 1662 in seinem Oberlauf Friedrichsgraben oder Friedrichsgracht, ab Schloßbrücke Kupfergraben genannt) gelegenen »Werder«, der als Friedrichswerder 1662 Stadtrecht und 1669 einen eigenen Magistrat erhalten hatte, in die Befestigung der Stadt einzubeziehen und sukzessive in das Stadtgebiet zu integrieren. |
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Die beiden anderen neu angelegten Städte, die Dorotheenstadt (seit 1674 Stadtprivilegium und seit 1690 mit eigenem Magistrat) sowie die Neue Friedrichstadt (1692) lagen freilich schon außerhalb der Fortifikation. Pläne, nach denen auch diese neuen Städte teilweise in die Umwehrung einbezogen werden sollten, wurden nicht mehr realisiert.
So war einem von dem Architekten Jean Baptist Broebes (um 1660- nach 1720) überlieferten Idealplan der Stadtentwicklung (um 1698) zufolge eine große Verkehrs- und Architekturachse vorgesehen, die vom Georgen- (Königs-) Tor über den Schloßplatz mit seiner dort geplanten neuen Domkirche und weiter über den Friedrichswerder, die Wallanlagen im Südwesten und den Friedrichstädtischen Markt (später Gendarmenmarkt) hinaus durch die Friedrichstadt zu einer neu projektierten Wallanlage unter Einschluß der neuen Städte geführt werden sollte.8) Allein dieses nie verwirklichte Projekt verdeutlicht, daß der Festungsbau bereits zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung strategisch überholt war; schon 1680 war in Cölln mit seinem Abbruch begonnen worden. Das Riesenbauwerk hatte sich als Riesenflop erwiesen. Ohne jede Rücksicht auf Besitz- und Verkehrsverhältnisse erbaut, konnten die Festungsanlagen den außerhalb entstandenen neuen Städten, der Dorotheenstadt und der Friedrichstadt, keinerlei Schutz gewähren. Darüber hinaus machten die wachsenden Vorstädte die Festungswerke zunehmend zu einem großen Hindernis der weiteren Stadtentwicklung. »Sie erwiesen sich als veraltet, bevor sie fertig wurden«, resümiert Hegemann, als »ein Millionen verschlingender Mißgriff des >Großen< Kurfürsten.«9) |
Quellen:
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 8/1996
www.berlinische-monatsschrift.de