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Marlies Ebert
Großes Motiv auf kleinen Karten

Das Berliner Stadtschloss auf Postkarten

»Mein Versprechen zu halten sende ich Euch allen herzliche Grüße v(on) hier. Uns gefällts hier großartig, gestern waren wir im König(lichen) Schloß u(nd) Marstall u(nd) Dom, ach ist es dort herrlich«, so steht es auf einer Ansichtskarte aus dem Jahre 1909.
     Das Berliner Stadtschloss war für die Ansichtskartenindustrie ein lukratives Objekt. Mit seinen Maßen von 192 m Länge, 116 m Breite und einer Höhe von ca. 25 m sowie seinen über 1 000 Zimmern, den unendlich vielen Kunstwerken und der prachtvollen Umgebung bot es Dutzende Kartenmotive, die gerne gekauft wurden. Die größte Anzahl der Schlossansichtskarten kam zwischen 1900 und 1918 auf den Markt. Es war die Zeit, in der sich die Ansichtskartenindustrie auf ihrem Höhepunkt befand.

Berlin-Postkarten wurden auch in Hamburg und Karlsruhe hergestellt

Zu den Berliner Verlagen, die Postkarten herstellten, zählte auch die Kunstanstalt von J. Miesler, die in Berlin um 1875 die ersten bebilderten Karten überhaupt produzierte. Aber die Herstellung von Ansichtskarten mit

Berliner Motiven lag nicht ausschließlich in den Händen von Berliner Verlagen oder Kunstanstalten, sie wurden u. a. auch in Karlsruhe und Hamburg gefertigt. Diese Karten wurden wie andere Ansichtskarten auch benutzt als Andenken für zu Hause, als Sammlungsgut oder als Nachrichtenübermittler, wie z. B.: »Liebe Elise! Wenn Du kommst, so bringe bitte den Fahrplan mit«, oder »Liebe Mutter, befinde mich heute bei Wertheim und habe schon 4 M(ark) alle gemacht. Hier und in Schöneberg geht es leidlich. Du hast nichts versäumt, wenn Du am Sonntag nicht kommst. herzliche Grüße Ella.« Die wenigsten Kartengrüße mit einem Schlossmotiv beziehen sich direkt auf das Schloss oder dessen Umgebung.
     Vom Berliner Schloss sind zahlreiche Postkarten erhalten. Das Bauwerk wurde besonders seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn der Vierzigerjahre des 20. Jahrhunderts umfassend vermarktet.
     Mit ausgewählten Ansichtskarten aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin ist es möglich, den Werdegang des Berliner Schlosses darzustellen, das mit seiner in 500 Jahren gewachsenen Architektur eindrucksvoll die Geschichte der brandenburgischen Kurfürsten, preußischen Könige und deutschen Kaiser mit der Geschichte Berlins und der Stadtentwicklung verbindet. Als eigenständige Bildgattung geben sie mit den allgemeinen Ansichten des Schlosses, den Architekturdetails, den Innenansichten und den Motiven aus dem Umfeld einen besonderen Eindruck von der Gesamtanlage des Bauwerkes wieder.
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Das Schloss auf einer Karte von 1912
Dies ist umso wichtiger, da mit der Sprengung des Schlosses für alle Zeit nicht nur »die steinerne Geschichte der Hohenzollern«, sondern auch die eines der bedeutendsten deutschen Architekturdenkmale und ein eindrucksvolles Zeugnis Berliner Geschichte verloren ging. Zudem zeigen die Karten heute noch erhaltene Architekturteile und Kunstwerke als Spuren der einstigen Anlage.

Backsteinportal des »Hohen Hauses« heute im Märkischen Museum

Bis zum Bau eines ersten Schlosses wohnten die Landesherren der Mark Brandenburg, weilten sie in der Doppelstadt Berlin/ Cölln, anfänglich in der 1261 erstmals erwähnten »Aula Berlin« nahe dem Oderberger Tor in der Nähe der alten Stadtmauer.

Hier liegt auch der spätere landesherrliche Sitz, das »Hohe Haus«. Es entstand um 1290. Von der »Aula Berlin« sind keinerlei Abbildungen vorhanden. Anders vom »Hohen Haus« in der Klosterstraße, das mehrmals umgebaut und u. a. als Lagerhaus genutzt wurde. Eine Ansicht mit der Abbildung des Nachfolgebaus gab der Postkartenverlag Alt-Berlin, Poststraße 12, um das Jahr 1920 mit der Aufschrift heraus: »Hier wohnten bis zur Erbauung des Berliner Schlosses (1451) die Markgrafen von Brandenburg«. Bei Abbrucharbeiten 1931 wurden im Erdgeschoss Teile des ursprünglichen »Hohen Hauses« entdeckt; ein monumentales Backsteinportal erhielt im Märkischen Museum seinen neuen Standort. Es befindet sich heute im 2. Obergeschoss des Museums in der Gotischen Kapelle.
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Das Schloss mit Dom und Denkmal des Großen Kurfürsten
     Der Grundstein zu einem ersten Schlossbau in der Doppelstadt Berlin/ Cölln wurde am 31. Juli 1443 eigenhändig von Kurfürst Friedrich II. (1413-1471, Kurfürst 1440-1470) gelegt, 1451 bezog er die neue Residenz. Von diesem ersten Bau sind keinerlei Gesamtansichten vorhanden. Als bauliches Fragment existierte bis zur Sprengung des Schlosses der so genannte Grüne Hut, der ursprünglich zur Cöllner Stadtmauer gehörte und in den Bau des Schlosses einbezogen wurde. Er ist auf den verschiedensten Postkarten zu entdecken, auf denen die Spreefront des Schlosses seit Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen ist.
     Das Schloss wurde unter Kurfürst Joachim II. (1503-1571, Kurfürst ab 1535) durch Caspar Theyß (gest. um 1550) zu einem
der schönsten mittel- und norddeutschen Renaissanceschlösser umgestaltet. Über das Äußere können ebenfalls nur Vermutungen angestellt werden. Vorlagen, die sich zur Veröffentlichung von Postkarten geeignet hätten, sind nicht bekannt.

Ein beliebtes Motiv war die Schlossapotheke

Anders verhält es sich mit dem unter Kurfürst Johann Georg (1525-1598, Kurfürst ab 1571) durch Graf Rochus von Lynar (1525-1597) errichteten Dritten Haus als Wohnhaus des Kurfürsten, dem Herzogin-Haus als Wohnhaus der Schwester des Kurfürsten, dem Apothekenflügel und dem Quergebäude im Schlosshof.

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Diese Bauten überstanden den Dreißigjährigen Krieg, die Umbauten des Schlosses zum Barockschloss und weitere Veränderungen. Ansichtskarten mit diesen Anbauten sind daher häufig zu finden. Ein besonders beliebtes Motiv war die Schlossapotheke, die u. a. von Paul Schnabel aus Berlin um 1905 auf einer Ansichtskarte gezeigt wurde. Allerdings ist es ausschließlich das Gebäude der Schlossapotheke nach den einschneidenden baulichen Veränderungen von 1885, das auf Postkarten überliefert ist. Von dem ursprünglichen Äußeren der Apotheke vor 1885 sind bisher keine Postkarten bekannt. Um 1900 wurde als Motiv auch die Umgebung der Schlossapotheke gewählt. So lassen Karten z. B. mit den imposanten Eckhäusern der Burgstraße mit ihren Kuppeln oder die Kaiser-Wilhelm-Brücke die ehemalige Prunkhaftigkeit von Berlins Mitte erahnen.

»Viele liebe Grüße sendet Dir Deine liebe süße Irmi«

Die Lustgartenseite des Schlosses mit dem Alten Museum und dem Neuen Dom war immer wieder repräsentativ für die Postkartenkäufer. Auf einer Karte mit Blick vom Lustgarten zum Schloss aus dem Jahr 1915 steht geschrieben: »Lieber Fritz! Bin heute Sonntag hier in Berlin auf Urlaub, es ist hier sehr schön.« Eine andere Karte, die zweieinhalb Jahrzehnte später mit einer Abbildung vom Lustgarten mit dem Alten Museum und dem Dom vom Verlag Ferd. Ashelm, Kom.-Ges., Berlin,

herausgegeben worden war, heißt es:
     »Lieber Werner! Höre im Radio so eine schöne Tanzmusik; 15 Minuten mit Dir allein, ja möchtest Du da nicht bei mir sein? Sonntag war ich ins Kino und habe einen alten Film gesehen; der hat mir aber so gut gefallen daß ich ihn mir 2x angesehen hab >Es leuchten die Sterne<. Viele liebe Grüße und alles Gute sendet Dir lieber Werner Deine süße liebe Irmi.«
     Beliebtes Motiv für die Ansichtskartenschreiber war auch der Schlossplatz mit dem Schlossbrunnen, dem angrenzenden Marstall und der Kurfürstenbrücke mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter. Der Schlossbrunnen von Reinhold Begas (1831-1911) war ein Geschenk des Magistrats für Kaiser Wilhelm II. Er wurde 1891 vor der Schlossfassade in der Achse Breite Straße aufgestellt. Nach Abbruch des Schlosses erhielt er seinen neuen Standort zwischen Rotem Rathaus und Marienkirche. Er wird bis heute gern für Postkartenaufnahmen gewählt.

Die alte Schlossfreiheit musste dem Nationaldenkmal weichen

Nach 1897 kam ein Motiv hinzu, das besonders beliebt wurde: das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms I. Im Jahr 1890 hatte Kaiser Wilhelm II. (1859-1941, König und Kaiser 1888-1918) die alte Schlossfreiheit abbrechen und seit 1895 für Kaiser Wilhelm I. das so genannte Nationaldenkmal errichten lassen.

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Das Schloss und der Lustgarten mit der Granitschale - ein beliebtes Motiv
Es entstand nach Entwürfen von Reinhold Begas. Die Einweihung fand am 22. März 1897 zum 100. Geburtstag Wilhelms I. statt. Postkarten mit dem pompösen Nationaldenkmal waren natürlich lukrativer als die mit der alten Schlossfreiheit.
     Auf einer Karte mit dem Nationaldenkmal von 1897, herausgegeben vom Kunstverlag J. Goldiner, Berlin, äußerte der Schreiber seine besondere Freude über das neue Monument: »Geehrter Herr Schubert! Bin jetzt wieder in Berlin und habe mir heute das Kaiser Wilh(helm) Denkmal angesehen, welches ein großes Prachtstück ist, erlaube Ihnen eine kleine Ansicht davon zu senden. Herzlichen Gruß Ed. Junghans.«
     Eine Postkarte mit Blick auf den Dom, die Westseite des Schlosses und das gegenüberliegende Denkmal für Friedrich-Wilhelm III. aus dem Jahre 1916 schickte der Gefreite Reutsch an seinen Kameraden
Walter Schauroth aus dem Lazarett in Friedrichshagen bei Berlin. »Lieber Walter! Ich befinde mich seit dem 26. 9. hier u(nd) es geht mir ganz gut ... Gestern war ich in Berl(in) im Theater des Westens ... Heute bin ich wieder in Berlin u(nd) habe mir die Stadt mal genauer angesehen ... Auf Wiedersehen und herzliche Grüße dein Karl.«

Historische Bauwerke als Kulisse für die Schlosswache

Um 1900 bis 1914/18 waren Karten mit dem Aufziehen der Schlosswache, die jeden Tag um 12 Uhr mit Musik abgelöst wurde, sehr beliebt. Hierbei wurde die Zeremonie in der Straße Unter den Linden genau verfolgt und das Vorbeimarschieren der Schlosswache an den historischen Bauwerken wie der Universität, der Königlichen Wache, dem Zeughaus oder dem Alten Museum genutzt.

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So lauten die Kartentitel u. a.: »Zeughaus - Die Schloßwache zieht auf«, »Aufziehen der Wache am Opernplatz« oder »Ablösung der Wache im Königlichen Schloß«.
     Glanzpunkte für die Bildpostkarte zwischen 1900 und 1918 waren vor allem auch Abbildungen des Herrscherpaares mit seinen Kindern. Besondere Anlässe, wie die Silberhochzeit des Kaiserpaares, die Hochzeit des Kronprinzen oder die 25. Jubiläumsfeier des Regierungsantritts Kaiser Wilhelms II. wurden auf vielfältigste Weise auf Postkarten vermarktet. Natürlich spielte hierbei das Schloss als äußere Verkörperung der Machtposition Kaiser Wilhelms II. eine große Rolle.

Nach 1914 wird die Postkarte zum Ideologieträger

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges eröffnete der Postkartenindustrie neue Möglichkeiten bei ihrer Motivsuche. Besonders waren es die patriotischen Postkarten, die jetzt zur Massenware und zum Ideologieträger avancierten. Aktuelle Ereignisse wurden schnell aufgegriffen und auf dem Markt angeboten, wie z. B. die Ansprache Kaiser Wilhelms an das Volk. Auf der Ansichtsseite einer Karte der Kunstanstalt Charles Lehmann, Berlin, mit der Aufschrift: »Huldigung des Volkes vor dem Schloß«

aus dem Jahr 1914 stehen folgende Worte: »Der Kaiser spricht: Aus tiefem Herzen danke ich Euch für den Ausdruck Eurer Liebe, Eurer Treue. In dem jetzt bevorstehenden Kampf kenne ich in meinem Volke keine Parteien mehr. Es gibt unter uns nur noch Deutsche, und welche von den Parteien auch im Laufe des Meinungskampfes sich gegen mich gewendet haben sollten, ich verzeihe ihnen allen ...«
     Zum Gloria-Victoria-Album, Sammel- und Nachschlagewerk des Völkerkrieges, wurde von der Kriegshilfe München 1914 die Karte: »Wilhelm II. hält nach dem Bekanntwerden der russischen Mobilmachung vor dem Schloss eine Rede an das Volk« herausgegeben. Sie wurde als Feldpostkarte von Leutnant Brennecke an seine Frau Anna geschickt. Er schrieb u. a.: »Liebes Pellchen, endlich gibt es wieder die Möglichkeit dir regelmäßig Nachricht zukommen zu lassen. Es geht mir sehr gut, ich werde sogar wieder arbeiten können ...«

Auch die Kämpfe der Novemberrevolution wurden auf Postkarten vermarktet

Kein anderes politisches Ereignis wurde auf Postkarten so vermarktet wie die Revolution 1918. Auch hier spielte das Schloss als Motiv eine wichtige Rolle. Nach Abdankung Kaiser Wilhelms II. am 9. November 1918 wurde das Schloss erstürmt und sogar etwas geplündert.

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   138   Im Detail Schloss auf Postkarten  Voriges BlattNächstes Blatt
Der darauf folgende Einsatz von Teilen der Volksmarinedivision zum Schutz des Schlosses endete in einer militärischen Auseinandersetzung. Am 24. Dezember stürmten etwa 1 200 Mann der Gardekavallerieschützendivision und der Potsdamer Gardejäger das Schloss, wobei zwei Tote unter der Schlossbesatzung und schwere Schäden am Portal IV und an der Südecke zur Schlossfreiheit zu beklagen waren. Postkarten, die Zerstörungen am Mittelportal des Schlosses zeigen, sind z. B. von den Fotografen W. Gircke und Willi Ruge aus Berlin aufgenommen worden, Maschinengewehrfeuer auf dem Schlossplatz war von A. Grohs fotografiert worden.
     Seit dem Ende der Monarchie befand sich das Schloss im Besitz des Staates und diente in der Folgezeit hauptsächlich als Schloss- und Kunstgewerbemuseum. Teile des Gebäudes wurden an wissenschaftliche Institute und an Privatleute vermietet.

Farbaufnahmen zeigen Innenräume um 1700

Eine Reihe von Karten zeigt vor allem die Innenräume des Schloss- und Kunstgewerbemuseums. Unter diesen ist eine Postkartenserie, die sechs verschiedene Räumlichkeiten des Schlosses in Farbaufnahmen zeigt, von besonderem Interesse.

Es sind der Thronsaal und die Schwarze Adlerkammer um 1700, von Andreas Schlüter (1659-1714) ausgeführt, der Konzertsaal von Karl Philipp Christian von Gontard (1731-1791), die Gobelin-Galerie von Eosander von Göthe (1696-1728), die Blaue französische Kammer von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff (1736-1800) und Karl Philipp Christian von Gontard sowie der Speisesaal, von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff geschaffen.
     Während der Zeit zwischen 1933 und 1945 war das Berliner Schloss nach wie vor auf Ansichtskarten gefragt, so z. B. als Kulisse für das olympische Feuer 1936 oder mit Fahnenschmuck zur 700-Jahr-Feier der Stadt.
     Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges führte zuerst zur Schließung der historischen Wohnräume, die übrigen Ausstellungsräume kamen im Herbst und Winter 1940/41 hinzu. Im Mai 1944 wurde das Schloss von einer Sprengbombe getroffen, die an der Lustgartenseite große Schäden hervorrief. Nach dem Luftangriff vom 3. Februar 1945 brannte das Schloss - mit Ausnahme der Nordwestseite mit dem Weißen Saal und einigen kleinen Raumfluchten - aus. Die Zerstörungen der Stadt sind wenig auf Postkarten dokumentiert. Zaghaft wurden einige Motive veröffentlicht, u. a. das Schloss mit der Schlossbrücke um 1945, vom Druck Sachsenverlag G.M.B.H., Zweigwerk Plauen.
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An Lieschen in Rackith an der Elbe schrieb Martha 1899
Der Abriss des Schlosses wurde auf Postkarten nicht gezeigt

Der erste Nachkriegsstadtrat für Bauwesen beim Berliner Magistrat, Hans Scharoun (1893-1972), kämpfte um Mittel für eine Notreparatur der unzerstörten Teile und für die Bergung von Kunstwerken des Schlosses. Im Frühjahr 1950 fiel die Entscheidung der SED- und Staatsführung über den totalen Abriss des Gebäudes zu Gunsten eines großen Demonstrationsplatzes. Alle Rettungsversuche namhafter Personen des In- und Auslandes waren umsonst. Am 6. September 1950 begannen unter Leitung des Kunsthistorikers Gerhard Strauß die Sprengungen. Auf Postkarten wurde der Abriss nicht festgehalten.
     Seit Mitte der 60er Jahre wurden stattdessen Karten produziert, die das Staatsratsgebäude der DDR zeigen und damit auch ein Rudiment des Schlosses, denn das ehemals zum Lustgarten gewandte Portal IV des Stadtschlosses war in die Fassade des von 1962 bis 1964 errichteten Staatsratsgebäudes eingefügt worden.

Nach 1987 konnte die Bronzegruppe des Heiligen Georg von August Kiss im Nikolaiviertel nahe der Spree bewundert werden. Sie befand sich seit 1865 im äußeren Schlosshof und war ursprünglich ein Geschenk an die Stadt Berlin, die sie an König Wilhelm I. weiterverschenkte. Nach Abriss der Schlossanlage erhielt die Gruppe im Friedrichshain einen neuen Standort, 1987 kam sie ins Nikolaiviertel. Sie ist heute wieder ein beliebtes Postkartenmotiv.

Bildquelle:
Stadtmuseum Berlin, Märkisches Museum

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 7-2/2001
www.berlinische-monatsschrift.de