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105 Geschichte und Geschichten
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Hans Hauser
Stier und Preußenadler friedlich vereint Restaurierte Sänfte von Sophie Luise in Charlottenburg ausgestellt Leute von Rang und Stand benutzten vor 300 Jahren die meist ziemlich verschlammten und holprigen Straßen nur ungern. Man ließ sich, schon aus Statusgründen, in vergoldeten Karossen kutschieren oder in kostbar dekorierten Sänften tragen. Portechaisen waren auch bequem auf langen Wegen durch dunkle Paläste.
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Die restaurierte Sänfte der Königin Sophie Luise, gebaut 1708 einige Medaillen und eben die kostbar ausstaffierte Sänfte, das älteste Tragmobil in der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg. Vermutlich wurde der Holzkasten aus Anlass der Vermählung mit Friedrich I. gefertigt, das aufgemalte preußisch- mecklenburgische Allianzwappen deutet auf freundschaftliche Verbindungen beider Fürstenhäuser. |
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106 Geschichte und Geschichten
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Unter der Königskrone haben sich der schwarze Preußenadler und der mecklenburgische Stier friedlich vereint. Monogramme des Königspaars schmücken die Klammern, durch die die Sänftenträger ihre Holzstangen gesteckt haben. Die Rückfront wird von einer Reliefstickerei auf rotem Samt mit Krone über ineinander verschlungenen Buchstaben bedeckt.
Einzigartiges Zeugnis barocker Hofkultur Solch eine Sänfte war ein ausgesprochenes Luxusobjekt. Sie dürfte um die 380 Taler gekostet haben, was einem heutigen Wert von 76 000 Mark und damit dem Preis einer Nobelkarosse entspricht.
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Um Gefahr von der hochgetürmten Perücke samt Hut und Kopfputz abzuwenden, wurde das Sänftendach schräg nach oben geklappt. Bei Luftknappheit konnte man sogar die Fenster mit einem Lederriemen herunter lassen, so wie man es bei älteren Eisenbahnwaggons noch kennt.
Sie untersagte Tanz und Komödien Neben der berühmten Sophie Charlotte von Hannover (1668-1705), Friedrichs zweiter Gemahlin, die in Charlottenburg einen Musenhof unterhielt und mit berühmten Leuten, darunter dem Philosophen und Berliner Akademiepräsidenten Leibniz (1646-1716), korrespondierte und parlierte, nahm sich die Schweriner Herzogstochter eher kümmerlich aus. Ihr Dasein bei Hofe muss freudlos gewesen sein.
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107 Geschichte und Geschichten
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Sie erschien als weiße Frau im Schloss
Anfang 1713 erschien Sophie Luise weiß gekleidet und nach einem Zusammenstoß mit einer Glastür im Berliner Schloss blutüberströmt im Schlafzimmer ihres Gemahls, worauf der sich zu Tode erschreckte und bald darauf, immer noch aufs Höchste verängstigt, die Unglückliche nach Grabow in ihre Heimat zurück schickte, wo sie, endgültig dem Wahnsinn verfallen, im Jahr 1735 starb.
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Die Sänfte wird im Boisierten Kabinett des Schlosses Charlottenburg Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr, Samstag und Sonntag 10-17
Uhr gezeigt.
Foto: Autor |
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 10/2000
www.berlinische-monatsschrift.de