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Hilmar Bärthel
Zur Geschichte der Wasserkunst

Neuere Erkenntnisse zur Wasserversorgung Berlins im 16. und 17. Jahrhundert

Eine der hauptsächlichen Bedingungen für das Zusammenleben vieler Menschen auf gedrängtem Raum - also in größeren Orten oder Städten - war und ist das Vorhandensein von mengenmäßig ausreichendem und qualitativ brauchbarem Wasser. Zunächst natürlich von Trinkwasser, aber auch von Wasser für gewerbliche oder sonstige Produktionszwecke.
     In einer früheren Veröffentlichung1) hat der Autor nachgewiesen, daß von 1294 bis 1600 im heutigen Deutschland bereits in 145 Orten oder Städten 276 zentralisierte Wasserversorgungsanlagen angelegt wurden. Darunter waren 33 Städte, die insgesamt 58 zum Teil technisch komplizierte Druckanlagen - seinerzeit Wasserkunst2) genannt - betrieben. Fast alle bedeutenden deutschen Städte sind unter diesen, u. a. Nürnberg, Breslau, Lübeck, Braunschweig, Ulm, Hannover, Hamburg, Bremen, Augsburg, Halle, Leipzig, Magdeburg, Rostock sowie auch eine Reihe damals noch weniger bedeutender Orte wie Bautzen, Paderborn, Altenburg, Wismar usw.

Erstaunlich ist zunächst, daß Berlin in dieser statistischen Auswertung fehlt, obwohl es von der damaligen politischen Bedeutung wie auch von der Bevölkerungszahl her durchaus in die Reihe der vorgenannten Städte gehören würde. Die Begründung für diesen scheinbaren Widerspruch ist recht einfach: Alle aufgezählten Städte hatten Schwierigkeiten in der Wasserbeschaffung und mußten zum Teil sehr aufwendige »Kunstanlagen« dafür errichten. In Berlin, in der sandigen Ebene eines Urstromtales gelegen, gab es an jeder Stelle, wo gebaut wurde, in geringer Tiefe ausreichendes und genügend gutes Wasser. Deshalb war Berlin im späten Mittelalter eine ausgesprochene »Brunnenstadt«. Wasserkünste oder Röhrennetze waren in Berlin damals einfach nicht notwendig.

Zur Entstehung der Berliner Wasserkunst

Nun hat es in Berlin aber im späten 16. Jahrhundert doch eine Wasserkunst gegeben, nach Aussagen mancher Geschichtswerke3) sogar zwei: eine 1572 entstandene, durch Johann von Blankenfelde gebaute für die Bürger der Stadt und eine um 1575 oder danach erbaute zur Bewässerung der kurfürstlichen Gärten (beide jeweils ohne Standortangabe). Allgemeine Geschichtswerke4) schweigen sich darüber aus oder enthalten nur kurze, zum Teil sogar widersprüchliche Angaben.

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Lageplan des Turms der Wasserkunst aus dem Memhardt-Plan von 1652
Auch die reiche Literatur zur Geschichte des Berliner Schlosses oder speziell des Lustgartens, in der u. a. die Geschichte der Wasserkunst detailliert beschrieben wird, weist erhebliche Lücken, unterschiedliche Jahreszahlen und Auslegungen der Verfasser auf, die untereinander widersprüchlich und technisch kaum interpretierbar sind.
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Schnitt durch den Turmkörper der Wasserkunst auf dem alten Wartturm Friedrichs II.

Eine erstmalige Richtigstellung vom Autor ist in Kurzfassung 1997 erschienen.5) Anliegen dieses Beitrages ist es, eine technisch exakte und historisch glaubhafte Darstellung der Zusammenhänge zu geben, ohne dabei die genannten Widersprüche jeweils zu zitieren oder im einzelnen zu widerlegen.

Initiator der ersten und zweifelsfrei einzigen Wasserkunst Berlins war der am 3. Januar 1571 mit dem Tode seines Vaters, Kurfürst Joachim II. (geboren 1505, Kurfürst ab 1555), an die Macht gekommene Kurfürst Johann Georg (1525-1598).
     Der neue Kurfürst war zum Zeitpunkt seiner Übernahme der Regierungsgeschäfte bereits 46 Jahre alt, und sein Vater hatte ihn zu Lebzeiten bewußt von allen Staatsgeschäften ferngehalten. Er lebte mit seiner Ansbacher Gemahlin Sabine zurückgezogen in Zechlin und nutzte seine freie Zeit u. a. zu Entwürfen für Gartengestaltungen. Dazu beriet er sich auch mit Fachleuten für Wasserspiele. Auch der spätere Erbauer der Wasserkunst in Berlin, Johann von Blankenfelde, soll unter diesen gewesen sein. Die ersten Pläne zur Anlage und Ausgestaltung des späteren Lustgartens sind sicher bereits in dieser Zeit entstanden. Kurfürst Johann Georg fand jedoch zunächst katastrophale Verhältnisse im Staatsetat vor. Nicht weniger als 4,7 Millionen Taler Schulden hatte ihm sein Vater hinterlassen, an die Verwirklichung seiner Pläne war nicht zu denken. Mit welch pragmatischen und zum Teil rigorosen Mitteln er diese Misere überwand, ist bekannt und gehört nicht zum Thema.
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Eine dieser Maßnahmen - sicher nicht die bedeutendste - war die Idee, nach dem Vorbild anderer großer Städte eine Wasserversorgung für die Stadt anzulegen und dafür bemittelte Bürger kräftig zur Finanzierung heranzuziehen. Mit Sicherheit spielte dabei der Gedanke eine Rolle, damit gleichzeitig (und kostenlos) die technischen Voraussetzungen für den Betrieb von Wasserspielen im künftigen Lustgarten zu schaffen.
     Mit dem Bau wurde noch 1571 begonnen. Die Stadt erhielt ein unterirdisches, relativ flach verlegtes Röhrennetz aus geglätteten durchbohrten Holzstämmen. In den Höfen der anzuschließenden Bürger oder auf der Straße vor öffentlichen Gebäuden wurden »Stender«

Turm der Wasserkunst (G), Kupferstich von Merian, 1652 (Ausschnitt)
 

mit einem gleichmäßig großen »Hanen« zur Wasserentnahme angebracht, die gleichzeitig auch für Feuerlöschzwecke verwendbar waren. Das Röhrholz hatte die Stadt unentgeltlich zu liefern.
     Zur Wasserkunst bzw. zum Wasserturm wurde das Relikt eines Wachturmes in der Nähe der Hundebrücke (spätere Schloßbrücke) genutzt und ausgebaut. Der Turmrest stammte noch aus der Zeit des Kurfürsten Friedrich II. Eisenzahn (1413-1471, Kurfürst 1440-1470). Er bestand aus einem nicht ganz quadratischen
Baukörper, ca. 13,7 x 14,5 m Außenmaß, Wandstärke 2,85 m, Höhe 14 m. Auf diesen wurde ein dreigeschossiger Aufbau von ca. 10,4 x 11 m Außenmaß, Wandstärke 1,15 und Höhe ca. 18 m aufgesetzt, so daß ein Turmkörper von rund 32 m Höhe entstand (ohne Turmhaube, Laterne und Spitzenverzierung). Die nutzbare Druckhöhe für den oder die im Obergeschoß eingebauten Wasserbehälter dürfte also etwa bei 29 m über Gelände bzw. 30,5 m über Wasserspiegel Oberspree gelegen haben.
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Das unterschlächtig betriebene Wasserrad mit den Pumpen (Druckwerk) befand sich vermutlich in einem Anbau an der Ostseite des Turmfußes, da der Turm auf Pfählen gegründet und demzufolge nicht unterkellert war. Die Zuführung des Aufschlagwassers erfolgte durch einen neu angelegten Graben, für den im Schleusengraben in Höhe der Werderschen Mühlen eine »Arche« (Staueinrichtung) eingebaut wurde. Dieser geradlinige Graben endete nach dem Memhardtschen Plan an der Ostseite des Turmes, seine Abführung nach dem Spreearm kurz oberhalb der Hundebrücke ist beschrieben, aber nirgends dargestellt.
     Der geistige Vater des Projektes war Johann von Blankenfelde, von 1549 bis 1572 Ratsherr und Bürgermeister in Berlin, ein technisch und baulich begabter Autodidakt, der schon Jahrzehnte vorher als Berater des Kurfürsten bei den verschiedensten Wasserbauten tätig war (Schleusenbauten in Rathenow, Brandenburg und Cölln, Wasserkünste für die Beelitzer Salzbrunnen usw.). Man kann Johann von Blankenfelde mit Fug und Recht als den ersten Berliner Wasserbauingenieur bezeichnen. Er leitete auch den Bau der Wasserkunst und des Röhrennetzes. Als er im Jahre 1579 starb, hatte der eigentliche Verfall der Anlage schon eingesetzt.
     Bereits gegen Ende 1572 war die ganze Anlage betriebsbereit. Am 16. Dezember dieses Jahres schloß der Rat zu Berlin einen Vertrag mit dem
»Gewerke der Wasserkunst über deren Unterhaltung und die dazu nötigen Beiträge«.6) Darin wurde u. a. festgelegt, daß für jeden Anschluß 20 Taler zu bezahlen sind, weitere zehn Taler jährlich zur Unterhaltung der Einrichtung. Ferner erhielt der Kunstmeister freie Wohnung, 27 Taler Jahresbesoldung und sieben Taler Kleidergeld. Es wurden Strafen in Höhe von zehn Talern für nicht strenge Einhaltung der Wasserentnahmevorschriften angedroht.
     Ab 1573 begann Kurfürst Johann Georg mit der Anlage des Lustgartens. Die »Wasserflüsse und Ströme«, die den Werder zerrissen, wurden eingeebnet, das Terrain erhöht. Vermutlich sind zunächst nur durch Kieswege getrennte, rechteckige Beete angelegt worden. Über die Errichtung von Grotten, Wasserspielen oder gar Fontänen fehlt für diese Zeit jeglicher Hinweis. Es wird lediglich berichtet, daß ein Jahr nach Herstellung der Wasserkunst ein Desiderius Corbianus in die Dienste des Kurfürsten genommen wurde, »um mit zwei Knechten und zwei Mägden unsere Gärten zu verwalten und einen newen Lustgarten ... zu erbauen und zuzurichten. Weiter heißt es: Daß die Gartenanlagen und Springbrunnen nun eingerichtet worden sind, leidet kein Bedenken,«7) obgleich alle weiteren Angaben darüber fehlen. Es kann daher angenommen werden, daß ab etwa 1574 ein oder zwei einfache Springbrunnen betrieben wurden.
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Der Rauminhalt des oder der Wasserhochbehälter (Borrmann: »Wasserbottische«) könnte durchaus nahe 50 Kubikmeter gelegen haben. Damit hätten bei laufendem Betrieb durchaus die Zapfstellen bei den Bürgern als auch wenige kleinere Springbrunnen gleichzeitig versorgt werden können.
     Soweit es die Wasserversorgung der Bürgerhäuser betrifft, hat die gesamte Anlage rund sieben Jahre ordentlich funktioniert. Im Jahre 1579 drohte der Kurfürst der Stadt eine Strafe von 200 Talern an, damit diese »an den Gang der Wasserkunst erinnert werden sollte, ihren Gang habe, gebessert und erhalten werde.« 8)
     In einem über acht Druckseiten langen Gegenbericht vom 24. Juli 1579 verteidigt sich der Rat damit, daß die Anteilseigner zwar das kostenlose Röhrholz der Stadt in Anspruch nehmen, nicht aber das Bohren bezahlen wollen, daß bei Verkauf oder Vererbung von Häusern die Nachfolger aus dem Gewerk austreten, daß die restlichen wegen der schweren Steuern und Schosse auch nicht mehr zahlen wollen, »des Gebens wird kein Aufhören«. Da man überall in sehr mäßiger Tiefe gutes Wasser habe, spare man lediglich das Schöpfen und diese Bequemlichkeit wäre bei weitem nicht so hoch in Anschlag zu bringen, als sie bezahlt werden müsse. Auch sei das (ungereinigte Fluß-) Wasser so schlecht, daß man es nur äußerlich verwenden könne.
Der Verfall der Wasserkunst und die Nutzung für den Lustgarten

Zur Klarstellung: Der in einigen Literaturquellen verschieden datierte Verfall der Wasserkunst betrifft nur das Röhrennetz und die Entnahmeeinrichtungen bei den Bürgern oder in der Stadt. Die eigentliche Wasserkunst (Turm und Druckwerk) waren davon nicht betroffen. Ein Befehl des Kurfürsten von 1580, daß der Rat die Wasserkunst in »baulichen Würden erhalten soll,« zeigte keinerlei Wirkung, da offensichtlich wegen der mangelnden Unterhaltung und des schnellen Faulens der Holzrohre das Netz schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr reparaturfähig war. Ebenso wirkungslos mußte deshalb ein 1618 von Kurfürst Johann Sigismund (1572-1620, Kurfürst 1608-1619) herausgegebener Erlaß bleiben, die Wasserkunst wenigstens so weit instand zu setzen, daß sie als Aushülfe bei einer Feuersbrunst benützt werden könnte.
     1972 sind bei Bauarbeiten auf dem Fischerkiez Teile einer hölzernen Wasserleitung gefunden worden, die höchstwahrscheinlich aus dieser Anlage stammen. Sie sind im Museum im Wasserwerk Berlin- Friedrichshagen und im Märkischen Museum ausgestellt.
     Daß der »Kunstthurm« weiterhin ständig für die Bewässerung des Lust- und Küchengartens in Betrieb war, steht außer Zweifel,

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»Der Mann«, Federzeichnung von Elsholtz, 1657

 
auch wenn über die Gartengestaltung aus dem frühen 17. Jahrhundert nur spärliche Informationen überkommen sind. 1604 wird über die Neuanschaffung von 60 Rosmarienstöcken berichtet. Im Mai 1632 und im Oktober 1639 werden Reparaturen oder Erneuerungen zur Erhaltung der Wasserkunst nachgewiesen. Ab etwa 1643 erhält der Lustgarten eine völlige Neugestaltung, bei der »Wasserbeete« (flache viereckige Teiche) angelegt und mehrere wasserspeiende Figuren aufgestellt wurden: um 1647 der »Mann«, eine liegende »kolossalische Figur« des Wassergottes Neptun, aus dessen Dreizack und umgebenden Felsen Wasserstrahlen hervorschossen, etwa 1651 ein Standbild des Großen Kurfürsten mit zwei Putten am Sockelfuß,

die wasserspeiende Fische im Arm hielten, danach ein Schalenbrunnen, aus dem acht Wasserstrahlen entsprangen, und weitere mehr. Alle diese Wasserspiele hat ein Zeichner im Bild festgehalten,9) und alle wurden vom Turm der Wasserkunst gespeist.
     Die nächstfolgende wesentliche Nachricht über die Nutzung des Gebäudes stammt aus dem Jahre 1680, aber sie hat schon nichts mehr mit dem Lustgarten zu tun.

Aus der Wasserkunst wird der Münzturm

1630 wurde die Kurfürstliche Münze aus dem Hofapothekengebäude im nordwestlichen Teil des Schlosses in bzw. an den Turm der Wasserkunst verlegt. Das geschah wahrscheinlich nicht so sehr aus Raummangel, sondern aus Mangel an Wasserkraft. Für die Münze war bis dahin ein kleines Wasserrad mit Druckwerk in der Spree eingebaut, das schon mehrfach repariert worden war und nicht mehr ausreichend Kraft für den Betrieb der schweren Präge- und Schneidemaschinen entwickelte. Es wurde an der Ostseite des Turmes ein Werkstättengebäude errichtet, die hohen Wasserdruck benötigenden Prägestöcke usw. sind möglicherweise in den ungenutzten Räumen des zweiten bis vierten Turmgeschosses aufgestellt worden. Ab diesem Zeitpunkt bürgerten sich die Bezeichnungen Münzturm für den Turm und Münzgraben für den Wasserzuführungsgraben ein.10)

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Das weitere Schicksal des Münzturmes ist hinreichend bekannt. Kurfürst Friedrich III. beauftragte unmittelbar nach seiner Krönung zum König Friedrich I. in Preußen im Jahre 1701 den begabten Bildhauer und Architekten Andreas Schlüter mit Planungen und Neubauarbeiten zum Berliner Schloß. Der Münzturm sollte dabei zu einer 91 m hohen Stadtkrone mit Uhr, Glockenspiel, Geläut und Wasserkunst aufgehöht werden. Deshalb wurde 1701 zunächst die Münzwerkstatt verlegt und mit Bauarbeiten zur Fundamentverstärkung, Ummantelung und Erhöhung begonnen.
     1704 begann sich das bereits 60 m hohe monumentale Bauwerk nach Westen zu neigen, und es bildeten sich bedenkliche Risse. Daraufhin ist 1705 zur Sicherung des Turmes ein riesiger, auf Pfählen gegründeter Mauerblock, 16 m im Quadrat und 13 m hoch, als Stützfunktion an der Westseite des Turmes angebracht worden. Sogar noch im Frühjahr 1706 ließ Schlüter durch strebepfeilerartige, mit Felsen verkleidete Mauermassen die gefährdete Westseite stützen. Doch waren alle Anstrengungen vergeblich. Schlüter schlug noch am 18. Juli 1706 der vom König eingesetzten Kommission vor, nur den oberen Teil des Turmes abzutragen, den Rest in 35 m Höhe als Aussichtsplattform zu nutzen und im Innern wieder die Wasserbehälter einzurichten.

Nachträgliche Skizze von Broebe zum Bau des Münzturms, etwa 1708; das überdimensionale Wasserrad muß allerdings als irreal angesehen werden

Die Kommission schloß sich dem Vorschlag mit der Einschränkung an: »Wenn sämtliche Architekten es für möglich erklären, soll wenigstens soviel erhalten werden, um die Wasserwerke darin lassen zu können.« 11)

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Aber als die schriftliche Antwort des Königs eintraf, war der Turm schon restlos eingestürzt. Für Schlüter war es das Ende seiner Karriere, für Berlin das Ende einer großen Epoche seiner Baugeschichte.
     Der Münzgraben wurde noch im gleichen Jahr zugeschüttet. Die Wasserkunst des Johann von Blankenfelde hat also mehr als 130 Jahre ihren Dienst getan, ohne daß Änderungen am ursprünglichen Funktionsprinzip oder an der Bauart erfolgten. Deshalb muß man diesen Zeitraum als einen wesentlichen Abschnitt in der Baugeschichte wie auch in der Geschichte der Wasserversorgung Berlins ansehen und entsprechend achten.

Quellen und Anmerkungen:
1 Hilmar Bärthel, Wasser im Mittelalter (3), Wasserwirtschaft/ Wassertechnik 5/1993, S. 39 ff.
2 »Wasserkunst«: Im späten Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung für einen Wasserturm, dessen Hochbehälter mittels Wasserrad und von diesem angetriebenen hölzernen Pumpensatz gefüllt wurde. Das unter Druck stehende Wasser diente zum Betrieb von Fontänen oder zur Versorgung hochgelegener Gebäude. In der vorliegend verwendeten Literatur wird jedoch oftmals der Begriff Wasserkunst für die Gesamtanlage (Wasserkunst und Röhrennetz) gebraucht.

3 U. a.: Roland Bauer, Berlin, Illustrierte Chronik bis 1870, Dietz-Verlag 1988, S. 95 ff.; Knut Schulz, Vom Herrschaftsantritt der Hohenzollern bis zum Ausbruch das Dreißigjährigen Krieges, in: Wolfgang Ribbe, Geschichte Berlins, Beck-Verlag, München 1987, S. 3275
4 U. a.: Wolfgang Ribbe, Jürgen Schmädecke, Kleine Berlin-Geschichte, Stapp-Verlag, Berlin 1988; Uwe Kieling, Berlin - Baumeister und Bauten, Edition Marhold, Berlin/Leipzig 1987; C. von Kerttbeny, Berlin, wie es ist, W. Natorff & Co, Berlin 1831; Ingo Materna u. a., Geschichte Berlins von den Anfängen bis 1945, Dietz-Verlag, Berlin 1987; F. E. Keller, Andreas Schlüter, in: Wolfgang Ribbe, W. Schäcke, Baumeister, Architekten, Stadtplaner, Stapp-Verlag, Berlin 1987
5 Hilmar Bärthel, Wasser für Berlin, Die Geschichte der Wasserversorgung von Berlin, Verlag für Bauwesen, Berlin/ München 1997, S. 18 ff.
6 Ernst Fidicin, Historisch- diplomatische Beiträge zur Geschichte der Stadt Berlin, 4. Teil, Verlag Duncker & Humblot, Berlin, 1842, S. 186 ff.
7 Albert Geyer, Geschichte des Schlosses zu Berlin I, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1936, S. 48 ff.
8 Mit Wasserkunst ist hier die Gesamtanlage einschließlich Röhrennetz gemeint
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9 Johann Siegismund Elßholtz, Hortus Berolinensis, 1657, zitiert bei Folkwin Wendland in: Der Lustgarten am Berliner Schloß, Berliner Gärten und Parke, Propyläen Verlag, Frankfurt/ Main- Berlin- Wien 1979 S. 25 ff.
10Dieser sogenannte Münzgraben ist nicht mit dem späteren Münzgraben in der Nähe der heutigen Unterwasserstraße zu verwechseln, der erst ab 1659 für den neuen Standort der Münze ab 1701 angelegt wurde.
11Robert Dohme, Das Königliche Schloss in Berlin, Verlag E. A. Seemann, Leipzig 1876, S. 43

Weitere benutzte, nicht zitierte Literatur:
- Gerd Peschken u. a., Das Berliner Schloß, Deutscher Kunstverlag, Frankfurt/ Main, Wien, Berlin 1922
- F. Dopp, Bürgermeister Johann von Blankenfelde von Berlin als Förderer von Ingenieurbauwerken, Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 8/1921
- Graf Siegmar Dohna, Kurfürstliche Schlösser in der Mark Brandenburg III, Verlag Karl Siegismund, Berlin 1893
- Karl Friedrich von Klöden, Bibliographien berühmter Baumeister und Bildhauer I, Andreas Schlüter, Verlag Ferdinand Riegel, Berlin/ Potsdam 1855
- Friedrich Nicolai, Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam, Band 1 Berlin, 1786

- Ernst Kaeber, Die Stadt Berlin zu Beginn des 16. Jahrhunderts, Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 48 /1931
- Friedrich Rumpf, Beschreibung der äußeren und inneren Merkwürdigkeiten der Königlichen Schlösser in Berlin, Berlin 1794
- Friedrich Adler, Aus Andreas Schlüters Leben, Zeitschrift für Bauwesen, Jg. 1913
- Richard Borrmann, Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Verlag Julius Springer, Berlin 1893
- Eberhard Cyran, Das Schloss an der Spree, Blanvalet-Verlag, Berlin 1962
- Seidel, Altberliner Ansichten, in: Hohenzollern-Jahrbuch 1910, Verlag Giesecke & Devrient, Berlin/ Leipzig
- Das Berliner Schloß, Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1980
- Lieselotte Wissinger, Drei unbekannte Ansichten des kurfürstlichen Schlosses aus dem 17. Jahrhundert, in: Schlösser- Gärten- Berlin, Tübingen 1980
- Heinrich Herzberg, Mühlen und Müller in Berlin, Verlag für Bauwesen, Berlin 1987

Bildquellen:
Nachstich des Memhardschen Planes von Bodenehr bzw. Stridbeck 1652; Albert Geyer, Geschichte des Schlosses zu Berlin I, 1936

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/2000
www.berlinische-monatsschrift.de